Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

15. September 2008

Großglockner 2008

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 17:18

Mit der Yamaha RD400 zum Großglockner.

P8120002 Seit ich durch einige Touren nach dem Kauf weiß, dass ich meiner kleinen Yamaha RD400 mechanisch vertrauen kann, was bei einem Motorrad mit 32 Jahren am Buckel nicht ganz selbstverständlich ist, spukte mir der Gedanke durch den Kopf, damit zur Großglockner Hochalpenstraße zu fahren und rauf bis zur Franz Josefs Höhe. Man steht dort diesem 3776m hohen, vergletscherten und unglaublich steilP8120007 aufragendem Berg gegenüber, dessen prachtvoller Anblick es mir Wert ist, jedes Jahr wieder mit dem Motorrad hier her zu fahren. Heuer war ich noch nicht am Glockner, daher wurde es einfach Zeit dazu.

Genau eine Woche zuvor hatte ich bei der Fahrt entlang der Hochschwab Bundesstrasse zufällig den Hans auf seiner XJR getroffen. Wir waren zusammen weitergefahren und bei der Rast am Zellerain kamen wir auf meine Idee zu sprechen, mit der alten RD zum Glockner zu fahren. Ohne viel zu überlegen meinte Hans damals, „wenn ich es richten kann, komme ich mit der Honda mit“. Ich P8120009war etwas verdutzt, den ich kannte nur seine dicke Yamaha. Es stellte sich allerdings heraus, dass er seit 1989 neben einer noch älteren Honda 900Bol d´Or auch eine Honda XR600 daheim stehen hat. Ebenfalls Erstbesitz, wie die anderen Eisen, und kaum gefahren, daher in sehr gutem Zustand. Am 11. August ließ mich Hans, wie ausgemacht, per Telefon wissen, dass alles passt. Am nächsten Tag um 7:00 Uhr war Treffpunkt an der Tankstelle in Kematen.P8120014

Recht unspektakulär verlief die Fahrt über Weyer, das Ennstal, den langgezogenen Buchauersattel hinauf und der Stadt Liezen entgegen, womit wir die ersten 100km geschafft hatten. Wir legten einen taktischen Tankstopp P8120024 ein, denn jetzt würden wir ohne weiteres Nachtanken locker die nächsten 150km bis zur Glocknerstraße vorankommen, wo sich die nächste günstig gelegene Tankstelle befand. Bei dieser Pause lernten wir zwei Paare kennen, die mit ihren großen Motorrädern ebenfalls zum Glockner unterwegs waren, die aber anschließend weiter nach Südtirol fahren würden. Vom Alter her dürften sie unsere Klasse gewesen sein, aber mit einer BMW GS1100 und einer Suzuki Bandit 1200 waren sie um einiges stärker motorisiert als wir beide mit unseren jeweils knapp über 40PS leistendenP8120026 Motorrädchen.

Wie leistungsstark diese Geräte waren, zeigte sich wenig später, als wir an einer Baustelle wieder zusammentrafen. Natürlich waren wir mit unseren Maschinen am Stau links vorbeigefahren, bis zur roten Ampel, wo auch schon die beiden dicken Brummer mit ihren Passagieren warteten. Grinsend nickten sie uns zu, legten bei grün den Gang P8120033 ein und mit einem tiefen Wummern verschwanden sie wieder in der Ferne, als wären sie von einem Katapult abgefeuert worden. Noch nie wurde mir so drastisch vor Augen geführt, wie mächtig, wie beschleunigungsstark solche großvolumige Motorräder sind. Aber jetzt, auf der kleinen Yamaha sitzend, hatte sich mein Blickwinkel stark verändert. Die Leistung der RD war 1976, als sie gebaut wurde, für diese Klasse recht ansehnlich. Wenige Jahre zuvor wäre jeder Motorradfahrer noch über diese Leistung ins schwärmen gekommen. Mit glänzenden Augen wären erwachsene Männer davorgestanden. Die Honda CB750 Four und die Kawasaki Z900 hatten allerdings das Leistungsniveau dermaßen in 20080812 009 die Höhe geschraubt, den „Rüstungswettlauf“ dermaßen in Gang gebracht, dass man heute über 43Ps aus knapp einem halben Liter Hubraum nur mehr milde lächelt. Eine kleine 400cm³ Sportmaschine hat heute wenigstens 60Ps zu bieten, eine 600er Supersportler gar 120Ps.

20080812 021 Das alles war uns aber heute völlig egal. Der Leistungswahn interessierte uns nicht, wir waren heute einfach nur zum Motorradfahren in seiner ursprünglichsten Form unterwegs und fühlten uns recht wohl dabei. Wobei mir allerdings noch lange durch den Kopf ging, wie furchtbar erst meine FZR1000 abziehen muß. Denn auf diesem Motorrad sitzend, ist mein einziger Gedanke, falls ich auf eine 1100er oder 1150er GS treffe, dass sie mir beim Beschleunigen nicht im Wege steht. Als wären ihr gerade die Zylinder abgefallen, reißt es meine 4Zylinder Rakete an einer Gummikuh vorbei. Heute war es mehr so, als hätte „ich“ einen Kolbenklemmer gehabt, als die Beiden da vorne P8120037 beschleunigten. Alles nur eine Frage der Perspektive.

fuschertoerl Nach Radstadt, beim Abzweig, der über Wagrain nach St.Johann führt, hatten wir die beiden Dickschiffe und ihre etwas ratlos wirkende Besatzung allerdings schon wieder eingeholt. Vor zwei Jahren wurde dort die Kreuzung neu gestaltet und dabei gleich, verkehrsberuhigend, wie mir scheint, der Wegweiser nach Wagrain weggeräumt. Jetzt wird dort nur mehr der Weg nach Flachau gewiesen, und das liegt in einer anderen Richtung. Wozu das gut war, kann ich mir nicht vorstellen, denn die nahe Autobahn führt einen auch nicht Richtung Zell am See. Um zum Glockner zu gelangen, ist die kürzeste Verbindung von dort über Wagrain. Mir war das aber ohnehin egal, ich war schon vor zwei Jahren hier herumgeirrt und hatte mir mühsam den Weiterweg gesucht. Heute waren die vier Motorradfahrer aus Liezen am yamahhonda Weg suchen, während wir beide, der Hans und ich, an der richtigen Stelle abbogen und das Weite suchten. Motorleistung ist nicht alles, ging es mir bei der Weiterfahrt grinsend durch den Kopf. Das letzte Mal P8120077sahen wir diese beiden Motorräder in Fusch an der Glocknerstrasse. Wir hatten schon getankt und ich paffte eben gemütlich ein Zigarettchen, als sie an uns vorüberfuhren. Etwas überrascht, uns hier zu sehen, wendeten sich die hinten drauf sitzenden Damen um und winkten uns ein letztes Mal zu, dann waren sie entschwunden.

Es war etwa gegen 11:15 Uhr, als wir die Mautstelle erreichten und es war gegen 16:30 Uhr, als wir wieder in Ferleiten an der Mautstelle ankamen, diesmal mit einem Haufen Fotos und Eindrücken dieses wunderschönen Berges beladen. Über 5 Stunden waren wir hier herumgefahren, hatten uns alles mögliche angeschaut und auch eine Kleinigkeit gegessen, wobei uns der Wirt auf die alten Fotos vom Bau der Strasse in seinem Speisesaal aufmerksam machte. Großartig waren sie anzuschauen. Eine Reise in die Vergangenheit, die sich auszahlt.

hansbenzinWieder recht unspektakulär war die Heimreise. Wieder auf den gleichen Straßen wie bei der Hinfahrt. Nach 13,5 Stunden und rund 570km Fahrt waren wir wieder gesund und munter daheim angekommen. Ohne jegliche Probleme hatten uns unsere alten Motorräder zum höchsten Berg Österreichs getragen und auch wieder heimgebracht. Eine wunderschöne Fahrt war zu Ende.

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