Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

11. Mai 2009

Großglockner 2009

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 20:00

Strecke: Amstetten – B121 Waidhofen/Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – B117 Buchauer Sattel – Hall bei Admont – B146 Lietzen – Schladming – Radstatt – L163 Wagrain – St.Johann im Pongau – B311 Bruck an der Glocknerstraße – Großglockner Hochalpenstraße – Heiligenblut

Heiligenblut – Bruck an der Glocknerstraße – B311 Taxenbach – Lend/Abzweig nach Dienten – Dienten am Hochkönig – L164 Saalfelden – B311 Lofer – B312 Unken – Bad Reichenhall(D) – Piding – E52 – A1 Salzburg – Amstetten

Streckenlänge: ca. 620km Dauer: 13.5 Stunden

20090510_glockner_fzr_horst59 Ende der 70er Jahre, als ich mit dem Motorradfahren begann, hat sich eine Tour mit Kollegen – oder einem Kollegen – folgendermaßen ergeben. Wir saßen beim Wirtshaustisch und redeten, wie immer, übers Motorradfahren. Dabei hatte irgend jemand eine Idee, über deren Umsetzung dann geredet wurde, und wenn man auf einen gemeinsamen Nenner kam, dann wurde eben die Tour zusammen gefahren.

Heute, 30 Jahre später, ist das nicht recht viel anders. Es kann aber anders sein. Am Samstag, dem 9. Mai 20090510_glockner_fzr_horst51 „saßen“ auch wir, der Werner, der Horst und ich zusammen, mehr oder weniger. Ich hatte mir heuer vorgenommen, erstmals mit der FZR zum Großglockner zu fahren. Mit diesem Motorrad, das ich schon 20 Jahre besitze, war ich noch nie dort gewesen. Am 1.Mai, dem Termin, an dem sich die Betreibergesellschaft vorgenommen hatte, die Straße zu eröffnen, hat wohl das Wetter nicht mitgespielt, denn bis zum 8. Mai blieb gesperrt. Genau jetzt hatte ich auch zufällig frei, die Wettervorhersage war jedoch nicht gerade ermutigend. Allerdings ließ mich der Eindruck nicht los, als würden sich die Prognosen stündlich ändern. Daher war ich etwas nach 23 Uhr nochmals zum Teletext gegangen, um die Vorhersage für den Sonntag zu prüfen. Angesagt war Kaiserwetter, mit leichten Eintrübungen am Nachmittag. Genau diese Prognose schmiss ich gegen 23:30 Uhr sozusagen in die Runde und wartete auf eine Reaktion. Horst meinte, Zeit hätte er wohl, aber wie machen und wo treffen? So stellten wir in einem kurzen Telefongespräch die ausstehenden Kleinigkeiten klar, dann packte ich die Regenhose nebst einer Flasche Öl – bei einer FZR nie falsch – in den Tankrucksack und ging schlafen, denn etwa um 6 Uhr morgens wollte ich aufbrechen.

20090510_glockner_fzr_horst45 Eigentlich war das gar nicht so anders, als Ende der 70er Jahre, oder? Doch, ganz anders sogar! Der Werner wohnt nämlich bei Tulln im Raum Wien, ich wohne in Amstetten und der Horst gar in München. Das Gespräch, also die Entwicklung der Idee, fand im Internet, im Österreich Teil des FZR Forum, statt. Daher auch das Telefongespräch. So eine Hauruck Partie mit Leuten, die räumlich hunderte Kilometer voneinander getrennt leben, wäre anno dazumals kaum oder gar nicht möglich gewesen. Heute geht das recht einfach, Dank Internet und Mobiltelefon. Die Zeiten ändern sich unaufhörlich und werden sich auch weiterhin unaufhörlich ändern, wenn auch nicht immer nur zum Besten. Aber diese Tour gehörte zum Besten, das man auf einem Motorrad erleben kann.20090510_glockner_fzr_horst56

Um 5:30 Uhr war ich schon wach – wenn man diesen Zustand als wach bezeichnen will – und ging zuerst einmal Baden, um frisch zu werden. Dann zog ich das bereitgelegte Zeug an, krallte mir den Tankrucksack und enterte die Garage. Auch die FZR stand schon abfahrbereit, also gabs keine weiteren Verzögerungen diesbezüglich. Andernfalls hätte ich ja im Halbschlaf, wieder einmal, Probleme mit der Sicherungskette bekommen können, weil ich……..ach was, geht ja keinen etwas an!

20090510_glockner_fzr_horst72 Unglaublich, wie rasch ich voran kam, denn die Straßen waren um 6:15 Uhr noch leer. Auf der ansonsten recht verstopften B121 war ich im Nu in Waidhofen und genau so rasch in Weyer. Die kurvenreiche, aber schnelle Ennstal Bundesstraße ließ ich ebenso hurtig hinter mir wie den Buchauer Sattel und schon nach 75 Minuten waren die ersten hundert Kilometer abgespuhlt. Ich war jetzt in Lietzen bei der Tankstelle, legte den ersten planmäßigen Boxenstop ein und nütze den Halt gleich für einen Morgenkaffee und eine Morgenzigarette. Der nächste Halt würde in Fusch an der Glocknerstraße sein, etwa 120km von hier entfernt. 20090510_glockner_fzr_horst68

Erfrischt vom Kaffee zog ich bis Radstatt, um die kurze, aber recht schöne Querspange über Wagrein nach St. Johann zu meistern. Komisch, beim Abzweig, der wirklich verflixt blöd beschildert ist, gabs letztes Jahr überhaupt kein Problem. Heuer beschlich mich schon nach wenigen hundert Meter das Gefühl, ich würde mich in die falsche Richtung bewegen. So kehrte ich um und ließ mich überraschen, was die andere Richtung zu bieten hätte. Bei einem Hotel in Altenmarkt/Pongau standen mehrere Leute, die mir zwar nicht helfen konnten, aber sie wussten jemand, der den Weg kannte. Es sollte ihr Chauffeur sein, wie die anderen ebenfalls aus Deutschland, aber wegkundig! Klasse! Ein verirrter Österreicher lässt sich in Österreich von einem Deutschen den Weg erklären. Ich, und auch der Busfahrer, dem ich den Irrweg geschildert hatte, nahmen es aber mit Humor. Man hat ja heutzutage, wegen der Finanzkrise, eh nicht mehr so viel zu lachen, also warum nicht eine Kleinigkeit zur allgemeinen Erheiterung beitragen? Grrrrr……..

20090510_glockner_fzr_horst69 Ab nun war es praktisch nur mehr ein Katzensprung bis zur Mautstelle, die ich nach dem zweiten planmäßigem Tankstop so gegen 9:30 Uhr erreichte. Ich war endlich mit der FZR beim Großglockner angekommen. Jetzt fehlte nur mehr der Horst. Also kurz einen SMS geschickt, dass ich schon da wäre, die auch erfreulich rasch beantwortet wurde, dann machte ich mich auf, den Berg zu erklimmen. Der Horst war noch etwa 50km entfernt und würde, meiner Schätzung nach, sicher eine dreiviertel Stunde für diese Strecke brauchen. Wie immer, zockelte ich ganz gemächlich den Berg hoch, blieb zahllose Male stehen, um zu fotografieren und die Gegend zu bewundern, und ließ den Herrgott einfach einen guten Mann sein. Es war schön hier! Kurz, bevor ich den höchsten Punkt der Salzburger Seite, das Fuschertörl, erreichte – sehen konnte ich es schon – drehte ich wieder um, denn bald müsste der Horst kommen und ich wolle mit ihm zusammen dort oben ankommen, nicht alleine. Wir waren ja auch gemeinsam hier her aufgebrochen, wenn auch aus verschiedenen Ländern.20090510_glockner_fzr_horst73

Wieder unten angekommen, hatte ich mir gerade die zweite Zigarette angesteckt und mich in die Wiese gelegt, die verschneiten, über 3000m hohen Berge vor mir, da sah ich auf der anderen Seite der Mautstelle, gut 150 oder 200m von mir entfernt, ein schwarzes Motorrad nahen. „Sieht aus wie eine 1000er Gixxer“, dachte ich, und wartete, was weiter passiert. Dieses Motorrad kannte ich nur von Bildern aus dem Internet, in Original hatte ich es noch nie gesehen, weil Horst sie ja auch erst über den Winter gekauft hatte. Also, der Gixxer Fahrer stellt die Maschine vor der Mautstelle ab – am Leder und am Helm hatte ich ihn schon erkannt – und greift in die Tasche. „Aha, jetzt holt er das Telefon raus und ruft gleich an“, dachte ich und wartete weiter, mein Telefon schon in der AD 33339Hand. Plötzlich schaut der Münchner Kollege hoch und genau zu mir herüber, über, wie gesagt, gut 200m Entfernung. Er hatte mein neues Leder, das ich hier trug, auch noch nie gesehen, ergo war auch er nicht ganz sicher, wer den der da drüben wirklich ist. Ich hob die linke Hand ganz leicht und winkte amüsiert, etwa so, wie der Franzose dem Amerikanischen Polizisten im Film „French Connection“ aus der U-Bahn zugewunken hatte. Sogar aus dieser Entfernung konnte ich sein Grinsen noch sehen, und sofort hob er ebenfalls die Hand, um zu winken. Der Horst war da, es konnte losgehen! Bild links: Professionelles Foto von Heiligenblut mit der berühmten Walfahrtskirche (Bildquelle)20090510_glockner_fzr_horst80

Von 10:45 Uhr bis 15:30 Uhr trieben wir uns hier am Berg herum, erklommen gemeinsam auch die Edelweißspitze – die laut Betreibergesellschaft eigentlich gesperrt sein sollte – und fuhren bis nach Heiligenblut hinüber. Zum MIttagessen nach Kärnten, sozusagen. Ich war schon öfters an Heiligenblut vorbeigefahren, hatte mich auch schon öfters gefragt, wie der Fotograf dieses berühmte Foto wohl geschossen haben mag, denn so schön, wie auf dem Foto, hab ich diese Gegend in Original noch nie gesehen. Im Ort selber war ich noch nie gewesen. Ort ist auch ein wenig hochtrabend, soweit wir das sahen, denn Heiligenblut besteht scheinbar nur aus der Walfahrtskirche, einem Postamt und ein paar Gaststätten. Recht viel mehr Gebäude gibts dort, scheinbar, nicht. Ein Wiener Schnitzel vom Schwein (mit Petersilienerdäpfel und Salat) muß man dort allerdings nicht gegessen haben, da waren wir uns beide einig. Der Geschmack war ja nicht so übel, aber die Festigkeit des Fleisches entsprach mehr der Festigkeit eines Leberkäse als der von Schweinefleisch, und so alt und zahnlos war ja keiner von uns beiden, dass wir uns ein zu Brei gekochtes Fleisch wünschten. Aber die Mägen knurrten nicht mehr, das war das Wichtigste. Der Kaffee war nicht übel.

20090510_glockner_fzr_horst82 Die Rückfahrt verlief ebenso gemütlich wie die Hinfahrt, aber ebenso – leider – wieder an der gesperrten Auffahrt zur Franz Josefs Höhe vorbei. Dort war die Schneeräumung noch nicht vollendet, oder zumindest die Straße noch nicht sicher vor Lawinen, genau wussten wir das nicht. Bis nächster Woche soll aber auch dieses Teilstück für den Verkehr freigegeben sein. Der Verkehr war jetzt, am Nachmittag, noch spärlicher geworden, obwohl der Himmel strahlend blau war und die Sonne dermaßen herunterbrannte, dass ich sogar einen kleinen Sonnenbrand im Gesicht davontrug. Seltsam, sogar die Klapphelm Fraktion, die Vormittag recht zahlreich präsent war, ließ sich nicht mehr blicken! Möglicherweise waren sie aber nur irgendwo eingekehrt, um die Gummikühe zu füttern, ich weiß es nicht. Jedenfalls waren wir recht unbehelligt unterwegs und genossen die Fahrt.

Wieder unten angekommen, wollten wir uns nicht sofort wieder trennen und heimwärts fahren, 20090510_glockner_fzr_111 sondern noch zusammen eine kleine Runde drehen. So zogen wir zuerst Richtung Bischofshofen, um bei Lend nach Dienten am Hochkönig abzubiegen. Meine Güte, war das eine enge Straße. In einem engen Schlauch, in dem gerade der Dientenbach und die Straße Platz haben, kurvten wir dem Hochkönig entgegen, bogen dort wieder nach Westen, nach Saalfelden ab und erreichten recht zügig Lofer, wo wir uns dem kleinen Deutschen Eck zuwendeten. Das ist alles eine recht wunderschöne Gegend, herrlich anzuschauen! Bei der alten Deutsch- Österreichischen Grenze hielten wir nochmals Rast und Tratsch, dann, auf deutschem Gebiet, trennten sich unsere Wege wieder und ich rollte auf der heimischen Autobahn die letzten 200km der Heimat zu. Ein wunderschöner Tag war damit, fast, zu Ende gegangen. Fast deshalb, weil ich dann noch, sicher ist sicher, wegen dem Salz, das zuhauf am Motorrad verteilt war, die FZR penibelst reinigte, damit bloß nicht das gleiche passiert, was mir vor 3 Jahren mit der XJR passiert. Nach einer Tour im Wintersalz war mir das fast neue Motorrad innerhalb weniger Tage dermaßen verrostet, dass man noch heute, nach vielen Reinigungsaktionen, die Fraßspuren am Aluminium deutlich erkennen kann. Das darf bei der alten Kilo unter keinen Umständen passieren, dafür hab ich – hoffentlich gut genug – gesorgt. Jetzt erst war die Tour richtig beendet, und ich war zufrieden.

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