Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

19. September 2008

2008.10.18. – 1. Schnee am Sölkpass

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 11:58

Strecke: Amstetten – Waidhofen/Ybbs – Weyer – Ennstal – Altenmarkt – Hengstpass 985m – Rosenau am Hengstpass – Richtung Gowilalm – Spital am Pyhrn – Pyhrnpass 954m – Liezen – Stainach – Öblarn – Stein an der Enns – Sölkpass 1768m – Baierdorf – St.Peter am Kammersberg – Oberwölz – Oberzeiring – Möderbrugg – Hohentauern 1274m – Trieben – Kaiserau 1100m – Admont – Gesäusebundesstrasse – Hieflau – Mooslandl – Gams – Lassing – Sandgraben – Hollenstein – Waidhofen – Amstetten

Streckenlänge: 373km – Fahrzeit mit allen Pausen: 7 Stunden

winterfahrer Ich wollte nach längerer Zeit so gerne wieder eine Tour fahren. Das Wetter versprach wenigstens heute und morgen Vormittag schön zu werden. Aber da war noch meine Verkühlung, oder was immer das war. Entweder hab ich mir mit irgend etwas den Magen verdorben, oder was weiß ich, jedenfalls schmerzt die Blase und die Blähungen sind auch nicht zu verachten. Das geht nun schon seit Sonntag so dahin, dabei hab ich mir extra zum Motorradfahren Urlaub genommen. Schei……!
Bisher war es ja nicht so schlimm, das Wetter war ohnehin nicht gut. Besser gesagt, es war saumäßig schlecht. Aber die Prognose für heute war gut. Also worauf hätte ich noch warten sollen?
Furzerei hin, Blasenleiden her, ich hab mich dick angezogen, natürlich kam nur Textil in Frage, im Leder wäre ich erfroren, dann das Nummernschild auf die blaue Elise gesteckt und ab Richtung Steiermarkt. Wohin, das wusste ich noch nicht so genau, aber das würde sich schon während der Fahrt entwickeln, da war ich überzeugt.
In Weyer war ich erstmals den weiß verschneiten Bergen ganz nahe und sofort wusste ich, wo ich hinfahren wollte. Hoch hinauf, wo der Schnee liegt, wollte ich fahren, den der Anblick der weißen Hügel im Ennstal war einfach bezaubernd und weiter oben würde es noch schöner sein. Wie in einem Routenplaner lief die Karte in meinem Kopf, oder besser gesagt, vor meinem geistigen Auge ab. In Altenmarkt nahm ich eine nur Insidern bekannte Abkürzung. Eine schmale, steile Straße hinunter zur Enns, die ich aber gleich wieder Richtung Hengstpass verließ. Erst später würde ich wieder auf diesen Fluß stoßen, schon weiter im Westen, westlich von Liezen.

anfahrthengstpassDie Fahrt über den Hengstpass, vor allem um diese Jahreszeit, wenn die Berge weiß sind, kann man nicht beschreiben, man muß es gesehen haben. Die Straße ist auf der Ostrampe sehr kurvenreich, aber anfangs eher flach. Dafür führt sie in einem ganz engen Tal dem Laussabach entlang. Nur die Straße und der Bach haben in diesem engen Tal Platz, daneben kommen sofort steil aufragende Felswände. Es ist wie eine Fahrt in einem Canyon. Während der Fahrt fällt einem fast nicht auf, dass man sich stetig aufwärts bewegt. Aber plötzlich, nach einigen recht engen Kurven, öffnet sich das Gelände, die Straße wird steil und der Blick wird frei auf die nördlichen Abhänge der Haller Mauer, die beim „Großen Maiereck 1764m“ in der Nähe von St.Gallen ihren Anfang nimmt und drüben bei Windischgarsten und Spital am Pyhrn mit dem „Großen Pyhrgas 2244m“ ihr nordwestliches Ende findet. Eigentlich hat sie ihren Namen von der Ortschaft Hall an der Südseite, denn vor dieser steht sie mehrere Kilometer lang wie eine hohe Mauer. Im Norden gibt es keine Ortschaften.

Besonders auffallend von der Hengstpass Straße aus ist der Hexenturm (der genau genommen Bärenkarmauer heißt), der unglaublich steil und abweisend bis 2174m hoch ragt. Schon im Sommer sind diese Wände ein herrlich, aber jetzt, voll mit Schnee, sind sie an Wildheit kaum zu übertreffen. Fast nicht zu glauben, dass man dort im Winter mit Ski bis unter den Gipfel gelangen kann. Dieser Anblick war mit ein Grund, warum ich für die 104km nach Liezen 2 Stunden brauchte. Ständig hielt ich an, schaute und fotografierte, obwohl ich hier schon so oft gefahren bin und die meisten Gipfel auch von oben kenne. Ich liebe diese Berge!

Der Belag der Hengstpass Straße wurde, wie es scheint, auf genau so eigenartige Weise erneuert wie der Belag nach Diembach hinauf. Im Moment traut man sich hier kaum Gas zu geben. Es sieht immer wieder so aus, als liege Sand auf der Strasse, was wohl auch teilweise so sein wird, den Rutschern nach zu urteilen. Im Frühjahr, wenn der Straßendienst den Schnee und den Rollsplitt wieder wegräumt, könnte das einen genau so griffigen Belag ergeben wie im Waldviertel, den dort sah es am Anfang genau so aus. Verglichen mit dem alten Straßenzustand ist es aber sogar jetzt, mit Sand, besser als zuvor. Die Frostaufbrüche waren nicht mehr wirklich lustig, das Motorrad sprang schon wie ein Ziegenbock.

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Bilder oben: Die Gegend um den Hengstpass: Haller Mauer – Sengsengebirge – Totes Gebirge

In Rosenau am Hengstpass (ich wollte eigentlich über Windischgarsten fahren) sah ich eine Tafel am Wegrand, die den Weg zur Gowilalm wies. Die kenne ich, von dort kann man zum kleinen Pyhrgas hochsteigen. Ich bin sie auch schon einmal, irgendwann, gefahren. Ich folgte dieser Straße, deren Verlauf ich schon längst vergessen hatte, und kam in ein Paradies! Steil und kurvenreich führt diese schmale Straße den Berg hinauf zu einer kleinen Siedlung, die aus mehr Pensionen und Jausenstationen besteht als aus Wohnhäusern. Die Lage ist dort königlich. Weit sieht man ins Tal hinunter und drüben ragen hoch die Berge des Stodertales hinauf. Höher als 2500m steilt sich dort der Fels auf, alles ist in Schnee gehüllt. An einer Weggabel stand ein Baum, unter dem mich eine Bank zur Rast einlud. Jedenfalls fasste ich es so auf und hielt zum Verweilen. Wieder zückte ich die Kamera, paffte eine Zigarette und hatte pyhrgasblickwieder Angst, mich auf die kalten Holzlatten der Bank zu setzen, den ich fürchtete wieder die Schmerzen in der Blase und eine weitere Verkühlung. Aber genau genommen war mir egal, ob ich mich weiter verkühle. Der Tag war einfach zu wunderschön, um an morgen zu Denken.
Fröhlich ging die Fahrt weiter. Manchmal nur von Kurve zu Kurve, denn immer wieder tat sich ein neuer Blickwinkel auf, den ich für noch grandioser ansah als den letzten, etwa 300m hinter mir liegenden. Immer wieder zog ich den rechten Handschuh aus, um an der Kamera den Auslöser zu drücken. So kamen im laufe des Tages 114 Bilder zustande. Gelobt sei die Digitaltechnik, den mit Analog Filmen wären die letzten Touren der finanzielle Ruin gewesen, so viele Bilder schoß ich.

spital_pyhrnDer Pyhrnpass ist zwar nicht recht hoch und auch nicht recht aussichtsreich, denn er ist stark bewaldet, aber dafür sind die Kurven schön angelegt. Nicht zu eng und nicht zu weit, immer schön zügig, mit „Schmackes“ zu durchfahren, dass es am Asphalt kratzt. Bei wirklich schlechtem Wetter, also wenn Schnee auf der Straße zu befürchten wäre, könnte man diese Passstraße auch auf der Autobahn umgehen, den gleich nach Spital kann man auf die Phyrnautobahn auffahren, die mit einer über 5km langen Tunnelröhre durch den Bosruck hindurchführt.
Von Liezen, am südlichen Ende des Pyhrnpasses gelegen, ging´s dann im sehr weiten Ennstal die ehlende Ennstal Bundesstrasse entlang, die die meiste Zeit auf 80km/h beschränkt ist. Dafür ist sie recht breit und bar von Kurven. An den Südwänden des Grimming vorbei ging´s bis zum Abzweig nach Öblarn, wo der Sölkpass angeschrieben steht und auch, ob er überhaupt offen ist! Im Süden wurde mir später erzählt, er wäre vor kurzem noch gesperrt gewesen!
In Stein an der Enns tankte ich vorsorglich, damit ich die restliche Tour ohne nachtanken durchkäme, und trank gemütlich in der warmen Sonne einen Kaffee aus dem Automaten. Um 1.50€! In der Firma kostet die gleiche Brühe 45 Cent. Anderswo ist er noch billiger und man verdient scheinbar trotzdem genug daran.

nordrampesoelkapss Was soll ich jetzt über die Fahrt am Sölkpass schreiben? Herrlich, Klasse, traumhaft und dergleichen? Ich bin dort so oft gefahren dass mich jeder Stein, jede Kurve und jede alte Kuh schon von weitem kennt. Glaube ich wenigstens. Auf der kalten Nordseite wurden die Kühe sicherheitshalber schon weiter aus dem Tal hinausgetrieben, weit drinnen sah ich keine mehr. An der Südseite war das etwas anderes. Schon bei den ersten Kehren oben sassen die Kühe neben und auf der Fahrbahn, wie sonst nur im nordrampesoelkpass_2 Norden! An der Südseite war es aber auch beträchtlich wärmer. Schnee war hier kaum zu sehen. Nördlich konnte man dagegen die Jahreszeit leicht für Winter halten, so weiß war alles neben der Straße. Auch Salz lag teilweise Zentimeter dick auf der Fahrbahn, das ich anfangs für Schnee hielt.
Wieder dauerte es eine Weile, bis ich auch diesen Pass überschritten hatte. Wieder waren zahlreiche Foto Stopps und Pausen zum Schauen und Staunen der Grund für die Verzögerungen. Aber es war ja egal. Ich hatte ja nichts gestohlen und auf der Flucht war ich auch nicht. Nur, wenn es dunkel wird, dann kühlt es rapide fast bis zum Nullpunkt ab, das wusste ich. In die Dunkelheit wollte ich, trotz guter nordrampesoelkpass_3 Kleidung, nicht unbedingt kommen, schon wegen meiner Verkühlung.

Drüben im Süden folgte ich wieder, wie immer, der Straße ein Stück Richtung Scheifling, dann bog ich nach Norden ab und erreichte über St. Peter am Kammersberg die Ortschaft Oberzeiring und gleich darauf Möderbrugg. Von dort führt die Bundesstrasse 114 nach Hohentauern hinauf. Heute fuhr ich ohne zu halten über die Triebener Tauern, den diese Berge hab ich nicht nurnordrampesoelkpass_4 schon oft genug fotografiert, dort kenne ich auch fast jeden Zinken von oben. Trotzdem ist und bleibt es eine herrliche Gegend, nur der Strassenverlauf hierher wird immer scheußlicher, je weiter der Ausbau fortschreitet. Fast sämtliche Kuppen und Kurven wurden entschärft und begradigt, übrig blieb ein langweiliges Asphaltband, das erst nahe der 2 Kilo Grenze an Reiz gewinnt. Was wiederum recht teuer werden kann, im Falle des Falles!

Ein ganz anderes Kaliber ist die Kaiserau, die man von Trieben aus erreicht. Eng, teilweise steil, mit Kurven aller Arten gespickt und teilweise relativ gefährlich (falls etwas schief geht), verbindet diese Strecke das Liesingtal mit dem Gesäuse. Bei der Auffahrt sollte man nach einer Rechtskehre Ausschau halten, bei soelkpasssued der sich ein Holztisch mit Bank an der Außenseite vor einem großen Busch befindet! Hier hat man einen herrlichen Ausblick auf die Rottenmanner Tauern. Im Herbst und zeitig am Morgen kann es passieren, dass man hier, bei dieser Bank, am Ufer eines großen Sees zu stehen glaubt. Nebel füllt manchmal das ganze Liesingtal, nur die hohen Bergspitzen lugen heraus. Nie käme ein Fremder an solchen Tagen auf die Idee, dass sich da unten eine Stadt befindet und die breite Pyhrnautobahn A9 das Tal durchzieht.

Ab Admont folgte ich der Gesäuse Bundesstrasse, die sich von Admont bis Hieflau neben der Enns durch das enge Tal zwischen den Gesäusebergen durchschlängelt. Gesäuse heißt es hier übrigens, weil im Frühjahr, wenn die Enns das ganze Schmelzwasser der Berge abtransportiert, dieser Fluß in seinem engen, steinigen Bett, eingezwängt zwischen den hohen Bergen, ein unglaubliches akustisches Spektakel veranstaltet. Es saust und braust, daher der Name. Hier ist die Enns bei Hochwasser wirklich wild und gefährlich. Auch die Eisenbahn, die sich ebenfalls noch durch dieses enge Tal zwängt, kann von ihr gefährdet werden. Eine Fahrt mit der Rudolfsbahn gehört allerdings zu den Attraktionen jedes Eisenbahnfreundes. Speziell der Abschnitt im Gesäuse ist absolut beeindruckend!

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Bilder oben: Kaiserau – Blick zur Haller Mauer Südseite und Eindrücke im Gesäuse

Die Heimfahrt aus Hieflau war für mich wieder Standard Programm. Über Mooslandl folgte ich der Hügel- und Kurvenreichen B25 bis Lassing, dort bog ich ins Mendlingtal, gelangte fast 1000m hoch nach Promau hinauf und fuhr von dort aus weiter, immer einem wilden Bach entlang, bis Hollenstein. Dort brauchte ich nur mehr der Ybbs Flussabwärts zu folgen, die mich fast bis in die heimatliche Garage begleitete. Ein wunderschöner Tag war zu Ende gegangen. Jetzt hoffte ich nur mehr, ruhig und schmerzfrei schlafen zu können – was auch der Fall war.
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