Steirische Tourist Trophy
Strecke: Weißkirchen bei Zeltweg – B78 über den Obdacher Sattel (855m) bis Twimberg in Kärnten – B70 über den Pack Sattel (1169m) nach Köflach – B77 über das Gaberl (1547m) zurück nach Weißkirchen.
Tourenlänge: 113km Weißkirchen – Twimberg: 33km Twimberg – Köflach: 39km Köflach – Weißkirchen: 41km
Gesamte Tour mit Anreise: 435km Dauer: 8 Std
Warum ich die Tour Steirische TT nenne, ist sofort klar, wenn man die drei wichtigsten Ortschaften auf einer Karte markiert. Es ergibt sich eine Rundstrecke von über 110km Länge mit nur sehr wenigen Ortsdurchfahrten.
Gegliedert ist die Rundstrecke in das erste, wenig kurvige, aber wenn man will, Sauschnelle Drittel von Weißkirchen über Obdach nach Twimberg und in die zwei ungemein kurvenreichen Drittel von Twimberg über Köflach zurück nach Weißkirchen.
Begonnen hat die Tour gegen 9:30 Uhr bei Sonnenschein und blauem Himmel.
Die Anfahrt nach Weißkirchen sollte nach Schema „F“ stattfinden, über Waidhofen – Ennstal – Eisenerz – Präbichl – St.Michael – Knittelfeld
Nicht ganz geplant war die Eiseskälte um diese Tageszeit. Gut, dass ich die dick gefütterten Handschuhe im Tankrucksack hatte, sonst könnte ich mir gut vorstellen, dass ich die Tour irgendwo Richtung heimatlichen Norden abgeändert hätte. Dort, wo man im Ennstal den ersten schönen Ausblick auf den Tamischbachturm genießt, hab´ ich erstmals gerastet und mal die Handschuhe ordentlich am Zylinderkopf aufgewärmt. Der Anblick dieses Bergklotzes erfreut mich immer und immer wieder, schon seit vielen Jahren. Nur selten kam es vor, dass ich dort einfach vorbeifuhr, ohne anzuhalten und den Ausblick zu genießen.
Auch der Lugauer zeigte sich wieder von seiner wilden Seite und ließ eine riesige weiße Fahne von seinem verschneiten Gipfel nach Süden wehen.
Nach einigen weiteren Pausen, zwecks wärmen der Finger, erreichte ich die Gegend um Zeltweg und schwenkte mit der dicken blauen Elise Richtung Obdach. Warum das überhaupt Obdacher Sattel heißt, kann man sich an einem schönen Sommertag kaum erklären. Die Straße zieht mit nur wenigen Kurven und auch kaum merklicher Steigung hinauf bis zur Ortschaft Obdach und dann wenige Höhenmeter weiter zum Sattel. Nur die Plätze für die LKW, zum Ketten anlegen im Winter, stimmen bedenklich, wie auch die Erinnerung an die Radio Durchsagen in der kalten Jahreszeit. Immer wieder kommt an diesem unscheinbaren Sattel der Verkehr zum Erliegen, wenn die Lastwagen kreuz und quer stehen, weil die Fahrer die Steigung unterschätzten.
Etwa genau so kurvenarm wie die Auffahrt ist auch die Abfahrt nach Twimberg. Erst in Nähe der Ortschaft beginnt ein sehr kurvenreicher Abschnitt, der unter der bekannten, riesigen Autobahnbrücke vor Twimberg durchführt. Wenige Meter neben den 164m hohen Pfeilern wurde sogar ein Parkplatz eingerichtet, um diese Bauwerk zu bewundern. Allerdings ist diese Brücke auch das Zeichen zur seelischen und körperlichen Vorbereitung auf das Kommende.
Landschaftlich hatte auch die wenig kurvenreiche Strecke von Zeltweg bis hier her einiges zu bieten, wie den Ausblick auf die Seetaler Alpen. Der Abzweig auf die B70, die Pack Bundesstraße, ist allerdings der Startpunkt für eine Kurvenorgie der Sonderklasse. Auf den folgenden 39km hat man die Qual der Wahl. Soll man sich die Landschaft anschauen, oder Gas geben. Die Wahl fällt wirklich schwer, da die Aussicht wie auch die Strecke ausgesprochen reizvoll sind.
Ich hatte mich gestern aber für ein ganz gemütliches Bummeltempo entschieden und war mehr am schauen und staunen, als am Gas geben. Aber man muß ja nicht wie Hinnerk Wippermann „Immer Voll Rohr, Ey!“ unterwegs sein.
So hab´ ich bei dieser Fahrt erstmals, gleich unweit von Twimberg, das heruntergekommene Schloß Waldenstein registriert. Die Inschrift in einem Gedenkstein hat folgendes zu berichten:
„Auf Schloß Waldenstein wurde über Anregung seines damaligen Besitzers, des Wolfsberger Gewerken Joh.Mich.Offner im Jahre 1835 von Jos.v.Rainer zu Harbach das Kärntner Heimatlied „Dort wo Tirol an Salzburg grenzt….“ komponiert.“
Gleich hinter diesem Gedenkstein steht ein verlassenes Gebäude, dessen Aufschrift verkündet, dass es sich einstmals um die Volksschule handelte. Irgend jemand muß in letzter Zeit hier sehr fleißig gewesen sein, denn ein riesiger Haufen frisch gehackten Holzes lag davor. Aber vielleicht war die Schule ja auch nur deshalb so leer, weil die Kinder alle im Wald zum Holzhacken für den Winter waren. Wer weiß?
Wenn dem so wäre, könnten sie ja auch gleich die auf der Wiese grasenden Schafe scheren. In gewissen Regionen heißen diese Tiere, zumindest bei alten Leuten, noch immer „Seckelbär“. Bär wegen dem dicken „Bärenfell“, „Seckel“, weil das der Dialekt Ausdruck für die daraus gestrickten Socken ist.
Das der Österreichische Motorrad Nachwuchs schon fest am trainieren ist, sah ich dann an einem besonders schönen und kurvigen Abschnitt. Kommt mir doch glatt auf meiner Seite, also fast „auf seiner Ideallinie“, ein Moped entgegen. Der Junge hing in wildem Stil mit dem Hinterteil neben der Kiste und war, wie es schien, kurz vor´m abschmieren. Die Situation war für mich völlig ungefährlich, da es langsame Kehren sind und man die Strecke weit einsehen kann. Jung Kenny war aber derart auf seine Fahrerei konzentriert, dass er mich erst sah, als er schon fast neben mir war. Mein blaues Schlachtschiff muss ihn aber derart fasziniert haben, dass er sich lange nach mir umdrehte. Wobei er in der nächsten Kehre fast in den Graben gefahren wäre! Entschuldige, Bürschchen, ich hab´ eh nur leise gelacht.
Die Strecke von Twimberg über Köflach nach Weißkirchen fährt man am besten zweimal. Das erste Mal als Blümchenpflücker Tour zum Fotografieren und kennenlernen der Strecke, und einmal voll konzentriert und schnell.
Im Modus „Voll Rohr Ey“ kann aber passieren, dass die Reifen empfindlich Gummi verlieren. Man fährt abschnittweise praktisch von einer Schräglage in die nächste. Phasen der Ruhe gibt es nur wenige, in den äußerst seltenen Ortsdurchfahrten. Eine dieser Ortsdurchfahrten ist auf der Pack. Man sollte unbedingt auf den Ausblick zum Packstausee achten, er ist beschildert. Wunderschön in den dort allgegenwärtigen Wald eingebettet, liegt der Stausee sozusagen zu Füßen der Pack.
Unten im Tal, wo es „Die Stampf“ heißt, weist ein Hinweisschild den Weg zum See. Ein Abstecher dort hin zahlt sich auf jeden Fall aus. Genau von dort könnte man auch durch die Ortschaft Hirschegg zum Salzstiegelhaus am Hirscheggsattel fahren. Sogar weiter bis Weißkirchen führt dieser Weg. Allerdings sollten sich nur jene auf diese Strecke begeben, denen Motorradfahren auf Schotterstraßen bergauf und bergab nichts ausmacht.Asphalt sucht man dort auf gut 15km vergebens.
In Köflach zweigt unübersehbar an der ersten Ampel links die B77 ab, der ich nun die nächsten 41km bis Weißkirchen folgte. Nur ein einziges Mal kommt man durch eine Ortschaft, ansonsten ist immer „Feuer frei“! Hier machte sich auch mein Vogel deutlich bemerkbar. In der ersten und einzigen Ortschaft verstaute ich die dicken Handschuhe wieder im Tankrucksack, und die Dünnen, Gefühlsechten, Vollgasfesten kamen wieder zum Einsatz. Dieses Handschuh Tausch Manöver war auch taktisch zum richtigen Zeitpunkt, weil ich dadurch den Einheimischen mit seiner 1000er Fazer in meinem Rücken los wurde.
Ja, ich ließ das dicke blaue Ding fliegen bis zum Gaberl rauf. So einigermaßen zumindest, denn auf der mir nicht so bekannten Strecke kann man sich nur zwischen Felswand und Leitplanke entscheiden, wenn was schief geht. Diese Aussichten bremsen doch etwas ein, wenn ich ehrlich bin. Aber Spaß hat es gemacht. Auch wenn mich der Steirer sicher zur Sau gemacht hätte, wenn ich nicht so schlau gewesen wäre. Ganz oben am Gaberl kann man, wenn man will, im Gasthaus einkehren, oder die schöne Aussicht genießen. Es gibt dort aber auch Leute, die den Parkplatz nur zum Wenden benützen und immer wieder rauf und runter sägen. Gegen diese Typen kann man auch als sehr guter Fahrer einpacken, da hilft kein Jammern und Zähneknirschen. Ohne Streckenkenntnis ist das Gaberl, wie auch die Pack, beim „Heizen“ nicht ungefährlich!!
Ich bin allerdings gemütlich bummelnd die lange Abfahrt nach Weißkirchen runtergerollt und hab´ die jetzt warme Sonne und die Landschaft genossen. Da mir die reguläre Strecke über Zeltweg zu weit war, hab´ ich mir gestern über Feldwege den Weg nach Knittelfeld gesucht, und hab´ auch tatsächlich einen gefunden. Werde ich mir hoffentlich merken, das war nämlich ein riesen Abschneider. Schön war die Strecke auch noch dazu! Bild rechts: Nein, nicht Wyoming, sondern zwischen Weißkirchen und Zeltweg.
Am Präbichl, in der Aussichtskurve, hab´ ich mir bei der Heimfahrt noch einen Kaffee gekauft und in Hieflau hab´ ich einen absoluten Top Platz für ein Foto in den östlich Gesäuse Eingang gefunden. Blöder Weise ist die Sonne genau in dieser Richtung gestanden so dass keine brauchbaren Bilder möglich waren. Aber den Platz weiß ich jetzt wenigstens, das ist ja schon ein Erfolg. Problem- und Ereignislos war dann die Fahrt durch das Ennstal, wieder über Weyer und Waidhofen, nach Hause.
War eine wirklich schöne, entspannende Tour.
Eine Lokomotive von 1914 der Tschechischen Breitfeld-Danek Werke, ausgestellt vor dem Bahnhof in Knittelfeld. (Seit 1993 als Leihgabe des Eisenbahnmuseums Leibach/Slowenien)