Jahresabschluss, das hört sich an, als käme danach nichts mehr, als wäre die Saison gelaufen. Dem ist natürlich nicht so. Mit der XJR fahr´ ich das ganze Jahr, wenn es das Wetter erlaubt. Aber für die schwarze FZR wird es Zeit, gereinigt unter der Decke zu verschwinden, den Winterschlaf anzutreten. Sie ist mein Goldschatz unter den Motorrädern, auf sie bin ich sehr heikel. Es macht auch keinen richtigen Spaß mehr, auf teilweise nassen Straßen flott zu fahren. Zu gefährlich! Früher, in der Anfangszeit meines Motorradfahrer-Lebens sagten wir immer, wenn es einen im Herbst zerlegte, „weißt du nicht, dass man im Herbst langsam fährt? Der Most liegt auf der Straße!“ Ja, der Most. Das ist, wenn die Mostäpfel und Birnen von den Bäumen fallen und auf der Straße einen schmierigen Film bilden, dem jährlich zahlreiche Motorradfahrer zum Opfer fallen. Zumindest früher war das so. Vielleicht sind die heutigen Kradfahrer ja gescheiter. Links: An der Sölkpass Südrampe
Der 22. September war allerdings ein wunderschöner Mittwoch, und ich hatte frei. Also stand einer schönen Tour nichts im Wege. Wohin die Fahrt gehen sollte, davon hatte ich, wie so oft, am Anfang keine Ahnung. „Es wird sich schon was finden“, dachte ich, und zog los. Zuerst zum Bachlerhof, einen Kaffee trinken, womit die ersten 4.5km geschafft waren. Das ich gut weitere 550km fahren würde, davon ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Rechts und links unten: Nockalm
Der Himmel war schön blau, das östliche Ennstal sauber und trocken, daher konnte ich es ein kleines Bisschen krachen lassen bei der Fahrt nach Admont. An der Tankstelle ein Kaffee und tanken, dann weitere Überlegungen, wohin die Fahrt führen sollte. Am Sölkpass war ich heuer noch nicht, zumindest nicht mit der schwarzen FZR. Also, auf gehts!
Der Streckenabschnitt von Admont nach Liezen geht ja noch, aber der Teil bis zum Abzweig ins Sölktal ist furchtbar. Da muß man einfach durch, trotz gähnender Langeweile auf der kurvenarmen und 80er beschränkten Ennstal Bundesstraße, so schwer es auch immer wieder fällt. Aber einmal im Sölktal wird man für die vorhergehende Langeweile entschädigt. Einfach wunderschön. Dort wusste ich auch schon, wie es weitergehen soll. Ganz einfach. Drüber über den Pass, dann runter zur Turracher Höhe und zur Nockalm, über Innerkrems zum alten Hochofen bei Bundschuh und zurück nach Tamsweg. Rechts: Irgendwo in Salzburg
Denkste. Als ich nach einer überaus gemütlichen Fahrt über die Nockberge Innerkrems erreichte, versperrte ein Schild die Weiterfahrt zur Abkürzung – Fahrverbot wegen Bauarbeiten. Grumpf. Das war, gelinde gesagt – äh – Scheiße. Also weiter über Vorderkrems zur mächtigen Autobahnbrücke, die der Ortschaft Kremsbrücke den Namen gibt, dann über den engen Schlund der südlichen Katschbergrampe nach Norden. Jetzt wurde die Sache interessant, den Karte hatte ich keine dabei, und jeden Weg kenne ich auch wieder nicht. Hauptstraßen wolle ich so gut es geht vermeiden, also lernte ich so manches Nest kennen, das ich noch nie gesehen hatte. Mariapfarr zum Beispiel. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee kam, dorthin abzubiegen. Wahrscheinlich die Überlegung, dass ich dort noch nie war, oder so. Jedoch fand ich überraschend schnell den Weg nach Tamsweg, von wo aus ich über die südlich gelegene B97 Murau erreichte und wieder den Sölkpass überquerte.
Jetzt war ich also wieder dort, wo ich vor wenigen Stunden auch schon war und musste, wenn ich nicht über das Salzkammergut fahren wollte, was einen Umweg von gut 150km bedeutet hätte, zurück nach Admont. Nochmals einen Kaffee an der Tankstelle, dann durchs Gesäuse nach Hieflau und über mir wohlbekannte Schleichwege zurück zur heimaltichen Garage, die ich gegen 19:30 Uhr einigermaßen müde erreichte. Ein wunderschöner Tag war zu Ende. Rechts: Anfahrt zum Grimming
Am nächsten Tag reinigte ich die FZR, schmierte die Kette, schob sie in die Garage, wo sie aufgebockt wurde und zugedeckt.
Heute, am 8. Oktober, wird das Wetter augenscheinlich wieder besser und es schaut so aus, als könnte ich nächste Woche, wenn ich wieder frei hab, auch mit der bunten Kilo FZR nochmals eine schöne Runde drehen, bevor auch sie nochmals gereinigt und zugedeckt wird. Vielleicht fahr ich auch mit ihr zur Nockalm, denn bei der letzten Tour dorthin ist mir bei der Rückfahrt die Kette gerissen (siehe HIER) und ich (bzw. das Motorrad) beendete die Tour am Abschleppwagen des ÖAMTC. Das gehört noch berichtigt!