Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

13. Oktober 2010

2010. 10. 12. – Oktoberfahrt ins Ausseerland

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 11:25
Amstetten – Waidhofen/Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – B117 Buchauersattel – Admont – B146 Liezen – Stainach/Irdning – B145 Bad Mitterndorf – Tauplitz 1640m – Bad Aussee – Koppenpass – Obertraun – Hallstatt – B145 Bad Goisern – Bad Ischl – Fahrzeug und Flugzeug-Museum – B153 Weißenbach am Attersee – B152 Weyregg – Schörfling – A1 Vorchdorf – L536 Lambach – B1 Wels – A25 Linz – A1 Amstetten
Streckenlänge:
366km

Stellenweise Nebel im Donau- und Ennstal, hieß es im Wetterbericht, ansonsten Sonne und bis zu beinahe 20C°, also ideale Bedingungen für eine nette Motorradtour im Oktober. Sicherheitshalber hatte ich allerdings das Topcase mit Schlechtwetterkleidung gefüllt. Regenschutz zum Wärmen und dicke Handschuhe waren dabei, den sicher ist sicher. Etwas steif von der mehrschichtigen Unterwäsche watschelte ich also gegen 8:45 Uhr in die Garage zur dicken blauen Elise. Irgendwo Tanken und ein Kaffee war das erste Ziel des Tages. „Wie stellen sie sich das den vor mit dem Motorrad?“, war meine Antwort, als ich wieder einmal gefragt wurde, ob ich den Kaffee mitnehmen wolle. „Ich weiß auch nicht?“, meinte sie und schaute mich mit ihren blauen Kulleraugen groß an.  „Ah, dann ist ja alles klar. Wenn das alte Sprichwort stimmt, dann bist du bestimmt eine Wucht im Bett“, dachte ich und verzog mich in die Rumpelkammer, äh, ins Raucherzimmerchen. Bild links: Gesäuseeingang

Beim Abzweig ins Ennstal hielt ich an, um die Handschuhe gegen dickere zu tauschen. Entweder täuschte ich mich, oder der linke Heizgriff war kalt, keine Ahnung, denn anschließend wärmte er eindeutig wieder. Jedenfalls waren mir bis dahin fast die Finger der linken Hand abgefallen vor Kälte. Immer wieder war ich in dicke Nebelfelder eingetaucht, in denen es unheimlich kalt war, aber nach dem Buchauersattel war der Spuk dann endgültig vorbei. Am Gesäuseeingang waberten noch Nebelschwaden in der Sonne, was ein wunderbarer Anblick war.

Kaffeepause in Admont, ohne das jemand fragte, ob ich ihn mitnehmen wolle, dann weiter. Eine relativ kleine Baustelle verursachte an der stark befahrenen B146 Ennstal Bundesstraße nach Liezen beiderseits einen riesigen Stau, der jedoch mit dem Motorrad nicht gar schon schrecklich ist. Man kann ja Gottlob vorbeifahren. Bei Bad Mitterndorf, schon an der gewaltigen Skiflugschanze am Kulm vorbei, konnte ich mir die Fahrt auf die Tauplitz nicht verkneifen. Ich hatte ja ohnehin nichts geplant, jeder gefahrene Meter war purer Zufall. Immer der Nase nach und schauen, wohin mich die Elise tragen würde, war die Devise.  Bild rechts: Fahrt zur Tauplitz Links: Blick zum Dachstein

Ganz gemütlich tuckerte ich die kurven- und aussichtsreiche Mautstraße (5€) rauf, stellte das Motorrad ab und setzte mich in die Sonne. Die warme Sonne, Kaffee und Debreziner mit Senf und Kren stärkten mich, dann ging die Fahrt weiter. Kurz überlegte ich, ob ich auch noch zum Loser rauffahren sollte, denn eigentlich ist die Loser Panoramastraße die aussichtsreichere, aber es war schon nach Mittag, und ich hatte noch einige Kilometer vor mir. Jetzt wird es ja leider gegen 17 Uhr schon wieder sehr kalt, sobald sich die Sonne verzieht. Den Abstecher um den Hallstätter See ließ ich mir allerdings nicht entgehen. Vor Bad Aussee darf man den Wegweiser nach Hallstatt nicht übersehen. Man folgt der Straße bis zum Bahnhof, dann wirds eng. Nach den Gleisen führt der Weg kurz etwas steiler bergauf, dann aber eben und recht kurvenreich zum nicht einmal 700m hoch gelegenen Koppenpass, der jedoch an der Hallstätter Seite mit 23% recht steil abwärts führt. Ich finde es direkt schade, dass die Straße verbreitert wurde, denn die enge, schluchtartige Strecke in der Passgegend war vorher noch wesentlich romantischer. Schön ist die Strecke aber immer noch, wenn auch relativ kurz.

Bei der Ortschaft Obertraun könnte man, wenn man Zeit hat, dem Wegweiser zur Talstation der Seilbahn folgen und mit ihrer Hilfe die Mammuthöhle sowie die Reiseneishöhle besichtigen. (Bei einer kleinen Österreichrundfahrt 1980 haben das Kurt und ich gemacht und nicht gereut. Es war toll.) Ich folgte stattdessen aber dem Weg nach Hallstatt, einem ehemals beinahe unzugänglichen Ort mit etwas mehr als 800 Einwohner, der aufgrund archeologischer Funde aus der Eisenzeit (Hallstattkultur) weltbekannt wurde. So romantisch Hallstatt auch gelegen ist, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso hier dieser Ort entstand. Bis ins 19 Jhdt. konnte man ihn nur mittels Schiffen erreichen, und selbst heute kann man sich gut vorstellen, wie unzugänglich diese Ecke früher gewesen sein muß. Vielleicht stand ja einmal am Abzweig nach Gosau eine Tafel (oder sowas ähnliches) mit dem Hinweis „Ende der Zivilisation“. Jene, die lesen (oder den Hinweis deuten) konnten, zogen nach Gosau oder Bad Goisern, die anderen schlugen sich durch die Büsche den steilen Hängen entlang in den hinteren Seewinkel durch und gründeten, als sie nicht mehr zurück konnten, Hallstatt. Ich weiß es natürlich nicht, aber so könnte es gewesen sein. Heute ist es jedenfalls ein sehenswertes Kleinod im Salzkammergut. Bild links: Blick über den Hallstätter See. Rechts: Hallstatt – Quelle: „Hallstatt Austria Picture“

Bei der Anfahrt nach Bad Ischl bemerkte ich kurz nach der Ortschaft Lauffen rechts neben der Bundesstraße eine Halle, hinter der auf einer Wiese Jagdflugzeuge standen! Sofort drehte ich bei der nächsten Möglichkeit um, um mir das näher anzuschauen. Es ist das „Museum für Fahrzeuge- Technik und Luftfahrt“. Adresse: A4821 Lauffen, Sulzbach 178. 20 Jahre gibts dieses Museum bereits, ergo war ich schon recht oft hier vorbeigefahren, ohne davon Notiz zu nehmen. Doch diesmal war ich nicht blind. Der Eintritt kostet 8€ und ist meiner Meinung nach jeden Cent Wert. Zu besichtigen gibts eine recht breite Palette an Objekten, die allesamt in einem optisch sehr schönen Zustand sind. Angefangen von verschiedenen Automobilen, Motorrädern (hauptsächlich des Österreichischen Bundesheeres), schweren Fahrzeugen der Armeen ehemaliger Ostblockstaaten bis zu Luftfahrzeugen (Saab 29 Tonne, MIG, Suchoi, Hubschrauber), Instrumenten, Triebwerken und anderen Ausrüstungsgegenständen beinhaltet das Museum eine Vielzahl interessanter Gegenstände, wie ich sie in noch keinem Museum sah. 1975 sah ich in Pula ein paar MIG fliegen, aber so nah war ich noch keiner wie hier. Die meisten Ausstellungsobjekte sind nicht nur mit technischen Daten hervorragend beschrieben, meist gibts auch noch Artikel aus Armeezeitschriften oder was auch immer, die den Einsatz dokumentieren. In einer dem Museum angegliederten Gastwirtschaft kann man sich auch stärken und den Durst löschen. Leider ging mir genau hier der Strom des Fotoapparat aus, und Ersatz-Akku hatte ich keinen dabei.

Nach Bad Ischl wählte ich den Abzweig zur B153, die nach Weißenbach am Attersee führt. Herrlich kurvenreich schlängelt sich diese Straße durch bunte Wälder und ist ein fahrerischer Genuß. Leicher Nebel schwebte über dem Attersee, so das man meine könnte, man stünde am Meer, denn das gegenseitige Ufer war nicht zu sehen. Der Weg am Seeufer entlang nach Schörfling ist zwar Landschaftlich schön, bei dichterem Verkehr aber aufgrund seiner Enge nicht wirklich lustig. Touristen gabs trotz der späten Jahreszeit noch zuhauf.

Mangels attraktiver Alternative wählte ich ab dem nördlichen Seeufer bis Vorchdorf die Autobahn, dann ritt mich der Teufel und ich kämpfte mich in unbekanntem Terrain nach Lambach und weiter auf der B1 bis Wels durch. Dann frug ich mich, ob ich noch am gleichen Tag daheim ankommen wollte oder ob ich nächtigen sollte, denn Dank dichtem Verkehr und schlechter Beschilderung in Wels kam ich nur mehr sehr langsam voran. So wechselte ich wieder auf die Autobahn und erreichte noch vor Anbruch der Dunkelheit die Heimat. Eine wunderbare herbstliche Motorradtour hatte ihr Ende gefunden.

Hier ein paar weitere Bilder des Museum. Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken

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