Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

24. April 2011

2011. 04. 20. – Wieviel ist genug? 515km durch die Steiermark

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 17:49

Strecke: Amstetten – B121 Waidhofen/Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – Eisenerz – Trofaiach – St.Michael – S36 Knittelfeld Ost – Großlobming – Kleinlobming – B77 Gaberl 1547m – Köflach – B70 Packsattel 1169m – Twimberg – B78 – L91 Klippitztörl 1644m – Löllinggraben – B92 Hüttenberg – Neumarkt in d. Steiermarkt – B83 Scheifling – Unzmarkt – B114a Pöls – Fohnsdorf – Knittelfeld – S36 St.Michael – B115 Mooslandl – Gams – Palfau – Lassing – Sandgraben – Hollenstein – Waidhofen – Amstetten
Streckenlänge: 515km Strecke auf Google Maps

Mensch, war ich heiß auf Motorradfahren. Vor genau einem Monat  fuhr ich die erste größere Tour des Jahres. Seitdem gurkte ich zwar immer wieder ein wenig herum, aber Tour war keine mehr dabei. Keine Zeit, keine Lust oder das Wetter passte mir nicht für etwas größeres. Aber an diesem Mittwoch, meinem 2. freien Tag, da passte das Wetter, und Bock auf fahren hatte ich auch. Und zwar reichlich. Wie viele Kurven, wie viele Kilometer und wie viele Stunden würde es wohl brauchen, bis mein Heißhunger auf Motorradfahren gestillt war? Wie viel ist genug?

Abfahrt aus der heimsichen Garage etwa um 9:00 Uhr. Wie meistens, zuerst zum Bachlerhof, einen Kaffee trinken und eine Morgenzigarette rauchen. Wo ich hin wollte, das wusste ich schon. Als ich in Gleis nahe Rosenau beim Uhrmacher vorbei fuhr, zeigte die Uhr 9:40 Uhr, also reichlich Zeit für eine größere Tour, die mich sogar in den oberen Bereich Kärntens bringen würde. Nächster Stopp: Aussichtsplatz Tamischbachturm.

Es ist nur eine Bushaltestelle im Ennstal, aber diese ist so schön gelegen, dass ich dort öfters stoppe und eine Zigarette rauche. Vor allem im Frühling, wenn die Wiesen grün sind und der etwas über 2000m hohe Tamischbachturm weiß herüber leuchtet, da bleib ich am liebsten dort stehen. Ein wunderbarer Anblick, vor allem auch deswegen, weil ich weiß, wie die Aussicht von dort oben aussieht. In dieser Gegend gibts wenige Erhebungen, auf denen ich noch nicht stand.

Den ersten Kaffee dieser Fahrt ließ ich mir, eigentlich entgegen meinem Plan, in Vordernberg beim Traktor-Museum schmecken. Geplant war, am Präbichl einzukehren. Aber dort war überall geschlossen, was vielleicht gar nicht so verkehrt war. Bisher hatte ich scheinbar immer das Pech, an den Ruhetagen dort Rast machen zu wollen, den immer, wenn ich abbog, war geschlossen. Diesmal nicht. Der Wirt hatte zwei Tische herausgestellt, und als die Steirer zusammenrückten, hatte auch ich Platz zum Rasten. Wie fast immer, wenn man als Motorradfahrer irgendwo auftaucht, schwenkte auch dort das Thema bald Richtung Motorradfahren, und ebenfalls wie so oft, erzählte bald der Eine oder Andere, dass er selber gefahren sei oder wenigstens einen kenne, der fährt oder fuhr, je nach dem. Und fast möchte ich sagen, ebenfalls wie so oft, artet das dann in solchen Schauergeschichten aus, dass einem Angst und Bang wird. „Hier kommt öfters einer her, der hat eine Ducati. Der fährt unheimlich schnell. Eine richtige Wildsau. Dort“, und zeigt mit der Hand auf die schmale, verwinkelte Bundesstrasse, „fährt der mit gut 200 Sachen durch!“ „Ach ja? Was es nicht alles gibt“, antwortete ich, ohne die Augen zu verdrehen. Ist ja eh egal. Von mir aus kann dieser Held dort mit 300 oder noch schneller vorbei fahren. Beim nächsten Besuch muß ich mir allerdings einmal die Traktor-Sammlung anschauen. Hab ich mir schon lange vorgenommen.

Eigentlich müsste man zur B77, die aufs Gaberl führt, einen Umweg über Zeltweg fahren, aber es gibt da diese schmale Abkürzung über Knittelfeld, Großlobming und Kleinlobming, die den langweiligen Teil der normalen Strasse abschneidet. Auch dort gibts einen wunderschönen Rastplatz, aber da stand ich erst vor wenigen Tagen, als ich nur ein wenig herum fuhr und schlussendlich am Gaberl stand. Sowas passiert öfters.

Die Auffahrt zum Gaberl war alleine schon deswegen ein Hochgenuß (ich kenne die Strecke kaum!), weil ich zwei Motorradfahrer richtig herbrennen konnte. Dachte ich wenigstens, als ich die Beiden sah. Wie Rossi schloss ich auf, dann musste ich mit Entsetzen feststellen, dass es die Fahrschule war! Ach du Scheiße, was für ein Sieg! Gottlob war der Fahrlehrer beschäftigt, sonst hätte es eng werden können.

Ich hatte gerade Köflach hinter mir gelassen, als ich auf den Tageskilometer-Zähler blickte. Mir wurde etwas mulmig, denn auf Anhieb fiel mir keine Tankstelle zwischen Köflach und Twimberg ein, und obs so weit reicht, dass wusste ich nicht. Ich hab die Ace noch nicht lang und deswegen keine Ahnung, wie viel sie braucht. In Edelschrott fand sich allerdings eine Tankstelle, die ich nicht kannte, oder vergessen hatte. Lauter Tankautomaten, der Besitzer, der daneben ein Geschäft betreibt, erklärte, wie´s geht. Na ja, wieder ein neues System kennen gelernt. Gibt wohl keine zwei Tankautomaten auf dieser Welt mit dem gleichen System. Wie in Amerika. Überall Selbstbedienung, und jede Pumpe funktioniert anders.

Die Auffahrt zum Packsattel ist ein Hochgenuß an Kurven und Aussicht, die Scheitelstrecke waldreich, die Abfahrt wieder kurven- und aussichtsreich. Gleich nach Twimberg faszinieren mich immer wieder die Pfeiler der Autobahnbrücke über die Lavant. Mit 160m ist diese Brücke nach der Europabrücke in Tirol die zweithöchste Österreichs. Mir geht beim Anblick dieser mächtigen Pfeiler immer der gleiche Gedanke durch den Kopf: „Wie der Zeigefinger Gottes“. Im Dezember 2008 glaubte ein Autofahrer, er war Zeuge eines Selbstmordes geworden, als er jemand über das Geländer der Brücke klettern und und die Tiefe springen sah, und alarmierte die Polizei. So blöd war dieser „Selbstmörder“ aber nicht, denn er hatte einen Fallschirm dabei. Offiziell blieb der „Täter“ wohl bis heute unbekannt. Sachen gibts.

Aus dem Lavanttal ist mir persönlich im Moment die Auffahrt zum Klippitztörl am liebsten, denn der Asphalt ist nicht gerade der beste, aber weit nicht so übel wie der untere Teil auf der anderen Seite, wo es einem fast die Plomben aus den Zähnen schüttelt. Ab der Scheitelhöhe bis weit die Westrampe hinunter wurde die Strasse allerdings neu asphaltiert und verbreitert, ist somit wunderbar zu befahren. Nur Aussicht gibts nicht viel, man bewegt sich die meiste Zeit im Wald. Trotzdem mag ich diese Strecke.

Bevor man die Bundesstrasse 92 erreicht, fährt man durch die kleine Ortschaft Lölling, die mehreres zu bieten hat. Erstens ist der Asphalt wieder ohne rütteln befahrbar, zweitens riecht es, besonders um die Mittagszeit, bei der Vorbeifahrt am großen Wirtshaus dermaßen gut, dass man fast gezwungen wird, anzuhalten, um sich zu stärken, und drittens finde ich das alte, halb verfallenen Gemäuer des ehemaligen Johannaofen faszinierend. Auch weitere alte, gut erhaltene Bauwerke zeugen von jener eisenreichen Zeit.

Nächster Halt: Hüttenberg, wenige Kilometer von Lölling entfernt, an der B92 gelegen. Immer wieder lädt mich dieses kleine, hübsche Örtchen zu einer Kaffeerast ein, sofern der Schanigarten neben dem Gasthaus im Ortszentrum aufgestellt ist. Ich find´s entspannend, dort ein wenig in der Sonne zu sitzen. Wer Lust auf etwas Kultur hat, kann sich das Heinrich Harrer Museum anschauen, das 1992 von Harrer selbst im Beisein des Dalai Lama eröffnet wurde.

Weiter ging die Fahrt über Neumarkt in Steiermark und dem recht unauffälligen Perchauer Sattel (995m) nach Scheifling, und hinter Unzmarkt über die irre Kugelmugel-Piste der B114a nach Pöls. Dann war ich etwas angefressen. Ich hatte mir so schön ausgedacht, dass ich noch die Strecke über Hohentauern sowie die Kaiserau anhängen würde, jedoch, eine Tafel kurz nach Pöls machte mir einen Strich durch die Rechnung. „Strecke wegen Bauarbeiten ab Hohentauern gesperrt!“  Grrrrrrrr………….

Nun, so folgte ich eben der Landesstrasse 503, die hinten herum über Fohnsdorf, am Österreichring (nunmehr „Red Bull Ring“) vorbei nach Knittelfeld führt, und fuhr dann bis zum Abzweig Mooslandl die gleiche Strecke retour, die ich gekommen war. Dort zweigte ich allerdings rechts ab, folgte der B25 über Gams bis Lassing, und weil ich noch nicht zu müde war, nahm ich auch noch den 17km langen Sandgraben mit, der Lassing mit Hollenstein verbindet. In Hollenstein angekommen, war ich allerdings Hunde müde. Ich war so müde, dass ich die Kiste am Marktplatz abstellte, im nächsten Geschäft eine dicke Wurstsemmel kaufte, diese mit Genuss verzehrte, und dann noch eine länger Pause auf der Gemeindebank einlegte. Als ich anschließend die etwa 25km lange Fahrt über Waidhofen bis zu meiner Garage hinter mich gebracht hatte, war ich wirklich froh, nicht mehr fahren zu müssen.
Die 515km dieses Tages waren genug.

Ps.: Aber nicht für lange. Am nächsten Tag fuhr ich mit einer meiner FZRs weitere 360km. Einfach, weil ich Bock drauf hatte.


Rechts: Rast in Hüttenberg – Mitte: Hollenstein/Ybbs – Links: Nach 500km sind Roß und Reiter schon recht gezeichnet.

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