Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

28. Oktober 2011

2011. 10. 27. – Steirische Herbstrunde nach Bruck an der Mur

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 17:25

Strecke: Amstetten – B121 Waidhofen an der Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – Hieflau – Eisenerz – Präbichl – Leoben – B116 Niklasdorf – Bruck an der Mur – Kapfenberg – B20 – Graßnitz – Seebergsattel 1253m – Gußwerk – B24 Hochschwab Bundesstraße – Wildalpen – B25 Lassing – Naturpark Eisenwurzen – Promau – Sandgraben – Hollenstein an der Ybbs – B31 Waidhofen an der Ybbs – B121 Amstetten
Streckenlänge: 317km Zeitraum: 8 Stunden Strecke auf Google Maps 

Wenn man jetzt, gegen Ende September, am frühen Morgen aus dem Fenster schaut, dann fragt man sich meist, wozu man aufgestanden ist. Natürlich nicht, wenn man zur Arbeit muß. Aber wenn man nicht muß, so wie ich, weil ich frei hab, dann möchte man sich am liebsten wieder ins warme Bett verziehen, die Decke über den ziehen und einfach weiter schlafen. Wenn ich „man“ sag, dann meine ich natürlich euch, nicht mich. Wieso? Na, weil ich mich schon die ganze Woche aufs Motorradfahren gefreut hab und es mir scheißegal war, welches Wetter an diesem Donnerstag sein würde. Solange es nicht schneit oder die Straßen spiegelglatt wäre, stand auf jeden Fall Motorradfahren auf´m Plan. Worauf will ich den warten? Praktisch jede Woche kann es zu schneien beginnen, und dann ist es vorbei mit dem schönsten Hobby der Welt. Zumindest, wenn kein Wunder geschieht, bis ins Frühjahr hinaus, also bis Ende März, Anfang April. Mann, ich hasst den Gedanken, monatelang nicht fahren zu können.

Sicher, man könnte sich eine Winterhure kaufen, der Stürze und Salz nicht viel anhaben, die man einfach nach einer salzigen Winterfahrt mit dem Schlauch abspritzt und in die nächste Ecke stellt. Aber will ich das? Frierend und zitternd am Moped hocken und durch die Gegend eiern? Nö, das muß nicht sein. Da setzt ich mich lieber ins Auto, dreh Heizung und Radio auf und lass den Winter Winter sein.

Vielleicht fang ich wieder mit Skifahren an, damit mir nicht langweilig wird. Ist ja noch gar nicht so lange her, dass ich letztmals fuhr. Am 30. März 2004 stand ich letztmals auf den Brettern, die die Welt….Quatsch, das ist was anderes. Bin ja kein Schauspieler. Wobei auch Ski Bretter sein können, die die Welt bedeuten. Ich fuhr irrsinnig gerne. Carven hat zumindest die Schräglage mit Motorradfahren gemeinsam. Hat mir unheimlich Spaß gemacht. So lange, bis ich aus mir heute unerfindlichen Gründen keinen Bock mehr auf Skifahren hatte. Einfach keine Lust mehr, von einer Saison auf die Andere. Aber Motorradfahren, das macht mir Spaß. Da könnte ich das ganze Jahr fahren, wenn nicht der Winter wäre.

„Wenn ich in Pension bin, dann zieh ich über den Winter in den warmen Süden“, hör ich öfters Leute sagen. Nun, die Idee klingt auf Anhieb ja verlockend, aber bei längerem Nachdenken? Im Winter freu ich mich auf den Frühling, im Frühling, wenn ich die ersten Touren fahren kann, freu ich ich auf den Sommer, damit ich auch wieder mit den FZRs fahren kann, dann freu ich mich auf den Herbst, wenn die Wälder bunt werden und meine Lärche des Nachbarn Garten versaut, dann ……..? Dann kommt wieder der Winter, wo´s draußen kalt und ungemütlich ist und ich viel Zeit hab, noch mehr Bücher als sonst zu lesen. Und wenn die Nächte wieder kürzer werden und die immer kräftiger werdende Sonne den Schnee zerschmilzt, dann kauf ich wieder Ölfilter und Öl, mach Service bei meinen Schätzchen und warte, dass Regen das Salz von der Straße schwemmt, damit ich wieder Motorradfahren kann. Jahr für Jahr der gleiche Zyklus, ohne den das Leben eintönig wäre. Immer gleich schön warm kann auch schön langweilig sein über die Jahre. Da sind mir die vier Jahreszeiten schon lieber.


Blick auf Großreifling. Und nein, das ist nicht überbelichtet. Das war eine dichte Nebelsuppe.

„Wie kalt wird es den heute werden?“, frug ich mich. Ist ja nicht so einfach, dass zu erraten. In dieser Hinsicht ist mir ja schon einiges passiert. Schön warm angezogen, und dann wird´s heiß wie im Sommer und man schmort im eigenen Saft. Oder schön luftig angezogen, und dann friert man wie ein Polarforscher. „Warme Unterwäsche wird keinesfalls verkehrt sein“, dachte ich, zog dann die Lederkombi drüber und darüber noch eine GoreTex Jacke mit großen Taschen, denn irgendwohin muß ja auch der Krempel hin, wie Zigaretten, Feuerzeug, Fotoapparat, Lesebrille (ist nie verkehrt, wenn man unterwegs ist) und noch ein paar wichtige Kleinigkeiten. „Wie die Weiber“, denk´ ich mir da manchmal, wenn ich den letzten Kram in einer Tasche verstaut hab.

Ich frag mich oft, ob die Leute, die Lederkombis planen, selber Motorrad fahren? Meine alte lederne Dainese, die ich immer auf Touren an hab, die besitzt innen links und rechts jeweils eine recht geräumige Tasche, wo man leicht die Brieftasche und zumindest das Telefon unterbringen kann. Für den restlichen Krempel zieh ich normal eine Jacke mit abzippbaren Ärmeln drüber, denn die hat innen wie außen nochmals je zwei Taschen, und dann bleibt fast nichts mehr übrig, was verstaut werden will. Der Straßenatlas, die Reservehandschuhe und die Regenhose sowie die Haarbürste und die kleine Rolle Klopapier haben da natürlich keinen Platz mehr, das kommt alles in den Tankrucksack. Ja, ich weiß! „Wie die Weiber!“ Zimmer, Küche, Kabinett, immer alles dabei. Aber nur, wenn ich mit der XJR fahr.

Mit den KiloFZRs genügt die Brieftasche und der Fotoapparat. Beides passt natürlich weder in die rote noch in die schwarze Laguna Seca, den in die winzige Einzeltasche passt nur das Telefon. Ach ja, klar. Und die Tschick passen auch nirgends rein. Aber sonst brauch ich ja Gott sei Dank nix, wenn ich mit einer FZR fahre. Ehrlich. Das ganze Zeug passt dafür in die Taschen der ärmellosen Jacke, die ich über die Lederkombi ziehe. Irgendwo muß es ja rein, oder? Und drum frag ich mich, wenn die Lederschneider von Dainese Motorrad fahren, wo die ihren ganze Krempel einstecken? Oder fahren die nur auf der Rennstrecke? Alles nur mehr Show, wie?

Das ich zu allererst zum Bachlerhof fuhr, einen Kaffee trinken, brauch ich nicht extra erwähnen, oder? Wäre ja ganz was neues, wenn´s anders wäre. Dass manche Tour erst durch einen Verhauer, aus Schusseligkeit, richtig schön werden, ist irgendwie schon erwähnenswert. Eigentlich wollte ich in Waidhofen nach Hollenstein abbiegen, dann durch den Sandgraben und über Palfau raus ins Ennstal fahren, aber aus irgend einem Grund bog ich falsch ab, und da ich zum Umdrehen zu faul war, fuhr ich einfach so weiter. Einen genauen Plan, wo die Fahrt überhaupt hingehen sollte, hatte ich ja ohnehin nicht. Wie meistens, sozusagen. Das war am Tagesende der Grund, wieso ich heute ab und bis Waidhofen keine Straße zweimal fuhr. Auch nicht schlecht, ohne das es geplant war.


Hieflau, Eingang zum Gesäuse

Bis Weyer, ja sogar bis zum Kraftwerk im Ennstal war´s recht duster, aber nicht kalt. Jedoch, ab Kleinreifling wurde der Himmel immer blauer, und dann war nur mehr eitler Sonnenschein. Bis auf ein paar Nebelfetzen jedenfalls, die etwas Stimmung ins sommerliche Bild brachten. Besonders in Großreifling war das ein phantastischer Anblick. Endlich fand ich dort auch eine Stelle, wo man ein schönes Foto über die Ortschaft und die Eisenbahnanlage hinweg schießen kann. Wenn man den Berg hoch fährt, dann ist das immer so ein schöner Ausblick über die Ortschaft, aber wie man das Fotografieren soll, das war mir immer etwas schleierhaft. „Ach ja, da führt sogar ein Fußweg den Hang entlang“, bemerkte ich diesmal. Kann passieren, dass man so Kleinigkeiten übersieht. Ich fuhr da auch höchstens, mal nachdenken……, na, sagen wir, höchstens 3000mal vorbei, oder so. Da kann man nicht alles sehen. Grumpf.

In Hieflau öffnete sich über die Enns hinweg ein wunderschöner Ausblick ins Gesäuse. Natürlich sofort anhalten und fotografieren. Klar blieb ich dort schon öfters stehen, und fotografierte auch schon öfters genau von der gleichen Stelle. Allerdings blieb ich dort noch nie zu dieser Jahreszeit und vor allem zu dieser Tageszeit stehen. Vielleicht ist das der Grund – Sonnenstand und so – dass dieses Bild das erste überhaupt ist, das etwas gleichsieht. Von hier aus ist es zwar ein gutes Stück bis zur Planspitze im Gesäuse, nähmlich weiter als man denkt, aber der scharfe Grat ist auf diesem Bild trotz der Entfernung schön zu sehen. Die Sonne leuchtete auch schön in diese Berggruppe hinein, und nicht wie sonst heraus. Zur Mittagszeit ist es nämlich eh meist besser, den Fotoapparat eingepackt zu lassen, weil die am Zenit stehende Sonne alle Konturen verwässert, und am Nachmittag leuchtet unsere Zentralfunzel genau aus Richtung der Gesäuseberge mitten in die Optik der Kamera, wenn man hier steht.

Der Erzberg, der Eisenerz als prächtiger Hintergrund dient, lässt sich leider nur schwer fotografieren. Da muß das Wetter und das Licht schon richtig gut passen, dass man den schön ablichten kann. Er ist auch von der Ortseinfahrt wesentlich weiter weg, als man glaubt, und während man sich nähert, wird er immer stärker von den Häusern und den alten Wohnblöcken aus der Zeit der Hochkonjunktur verdeckt. Wenn er wieder sichtbar wird, ist er allerdings schon so nah, dass er nicht mehr aufs Bild passt, was auch nichts taugt. Allerdings, wenn man links zur Polizei hochfährt und dort die erste Straße rechts verfolgt, kommt man zum Einstieg des Pfaffenstein, und von dort aus gibts einen wunderschöne Überblick über Ort und zu den Bergen herum bis in die Ramsau. Die Ramsau ennt ihr nicht? Macht nichts, ich kannte das alles auch lange nicht. So lange, bis mich mein Wandertrieb auch zu den und auf die Eisenerzer Berge führte. Drum kenn ich auch den Zustieg zum Pfaffenstein und die Ramsau, die man findet, wenn man in die Altstadt rein und durch diese ganz hindurch fährt, bis man hinten wieder rauskommt. Ist angeschrieben.

Ich hatte auch lange keine Ahnung, dass es in Eisenerz gleich zwei Skisprungschanzen gibt. Dabei sieht man eine direkt von der Straße aus. Aber wer schaut da schon hin, wenn er nix davon weiß? Die zweite Schanze liegt übrigens am Eingang zur Ramsau. Reinhold Bachler, der ehemalige Weltklasse Skispringer und vor allem Skiflieger (Weltrekord 1967 mit 154m, ich hab´s damals im Fernsehen gesehen!) stammt aus Eisenerz.


Der Erzberg – Eisen für immerdar


Links: Die nördliche Auffahrt zum Präbichl Mitte: Blick auf Eisenerz Rechts: In der Ferne steht der steile Tamischbachturm

Der Präbichl hatte es wieder in sich. Auf der nördlichen, also der Eisenerzer Seite, war das Wetter recht schön. Sicher gabs auch da kräftige Wolkenfelder, die Berge fangen alles ein, aber was sich dahinter, auf der Südseite, zusammengebraut hatte, das war kein Bemmerl mehr. Leck mich am Arsch, das war eine trübe Suppe. Und kalt! Sofort trat die Griffheizung in Aktion. Die ist, nach der Erfindung des Motorrades, gleich die zweitbeste Erfindung für Motorradfahrer und kommt noch weit vor dem Licht. Was nützt mir Licht am Tag, wenn mir saukalt ist?

Leoben ließ ich sprichwörtlich links liegen, wofür ich mir noch jetzt in den Arsch beißen könnte. Wieso hab ich noch nie richtig auf die Karte geschaut? Leobens Altstadt wäre gar nicht so übel, aber die letzten Male, die ich sie mir anschauen wollte, gabs jeweils wegen Bauarbeiten so blöde Umleitungen, dass ich im Kreis herumirrte und dann den Hut drauf haute, also weiter fuhr. Klar, von weitem hab ich die Altstadt schon gesehen, und irgendwann wird mich keine Umleitung zum Narren halten.

Was ich noch nie bemerkte? Dass auf der linken Seite der Mur eine kleine Straße nach Bruck führt, die mit Sicherheit schöner zu fahren ist als die B116, die über Niklasdorf unmittelbar neben der Schnellstraße ostwärts führt. Muß ich bei nächster Gelegenheit probieren. Ich wäre ja gerne die S6, diese verkappte Autobahn (Man braucht eine Vignette) gefahren statt der Bundesstraße, wenn ich den ein Pickerl auf der XJR hätte. Auf der Ace hab ich eines, auf der Foxi auch, aber auf der Elise ist heuer keines drauf. Erst heute, also einen Tag später, kam ich drauf, dass es da noch eine kleine Straße gibt, die ich nicht kenne.

Bruck an der Mur ist ein kleines Juwel. Enge, verwinkelte Gassen, ein großer Platz, der ganz besonders im Sommer mit seinen zahlreichen Schanigärten zur Rast einlädt, und viele schöne alte Gebäude. Und klein genug, dass man sich nicht groß verfahren kann. Dieses komische grüne Eisenmännchen am Hauptplatz ist mir allerdings zum ersten Mal aufgefallen. „Nanu, was is´n das?“, fragte ich mich erstaunt. Na ja, jeder spinnt auf seine Weise. Die Brucker haben eben ein grünes, riesiges Eisenmännchen als sozusagen Wahrzeichen, oder was das sein soll.

Ein besonderes Wahrzeichen hat auch das kleine Nest Graßnitz. Die Erdefunkstelle Aflenz wurde 1980 von der damaligen Post in Betrieb genommen und umfasste 3 große stationäre und eine mobile Parabolantenne. Heute stehen dort 4 Brummer mit über 10m Durchmesser und 50 kleinere herum. Alf fehlt noch, dann wäre das Szenario komplett. Es wimmelt dort nur so von Antennen. Auch das kleine Filmchen im Besucherzentrum, das täglich von 9 – 17 Uhr geöffnet ist, hab ich mir angeschaut. Die Räumlichkeit schaut, besonders mit dem blauen Licht während des Vortrag, ganz gut aus und der Film ist für einen Laien wie mich recht informativ. Ist wirklich komisch, aber seit ich diese Auffahrt zu den Antennen entdeckt hab, was schon ein paar Jährchen her ist, fuhr ich noch selten vorbei, ohne hochzufahren und dort wenigstens eine kleine Rast zu halten.

Wenn ich da oben sitze, einen Tschick rauche, mir die Antennen anschaue und überlege, wohin die unser kleines Österreich verbinden, dann frag ich mich öfters, was Opa dazu gesagt hätte. Er, in der Kaiserzeit geboren, Veteran des 1.Weltkrieges, würde fragen, „Sag einmal Bub, was ist den das?“, und ich würde antworten, „Ach, weißt du Opa, das ist so. Da kommt ein Signal, vielleicht ein Fernsehsignal aus Wien her, das wird mit der großen Antenne da drüben 36 000km hoch zu einem geostationären Satelliten geschickt, der es dann, wenn´s verlangt wird, nach Amerika oder Asien zu einer anderen solchen Anlage weiter leitet, die das einfängt, verstärkt und aufbereitet nach New York oder Tokio sendet. Und die wissen dann, was die in Wien grad´ tun“.  Vielleicht hätte er mich wortlos angeschaut und sich gedacht, „Was für ein Trottel, dieser Bub! Aber Phantasie hat er.“

Bevor ich Gußwerk erreichte, dachte ich mir im Hinterstübchen, „wenn ich jetzt noch bei der Gabi am Zellerain einkehre und einen Schweinsbraten esse, bin ich in etwas über einer Stunde satt und zufrieden wieder daheim“. Nichts wurde es mit dem Zellerain und dem Schweinsbraten, denn eine innere Stimme frage mich unverhofft, „Wieso fährst du bei diesem Kaiserwetter nicht die Hochschwab-Bundesstraße? Kommt eh bald der Winter!“ Und schwupp, schon hatte ich abgebogen.

Stellenweise war die Fahrt, irgendwie, gespenstisch. Strahlend blauer Himmel entlang der gesamten 50km, die zwischen Gußwerk und dem westlichen Ende der Hochschwab Bundesstraße liegen, aber vom Süden drückte scheinbar eine Schlechtwetterfront gegen den teilweise über zwei Kilometer hohen Gebirgsstock des Hochschwab, der sich schätzometrisch über gut 35km in ost- westlicher Richtung dahin zieht. Du fährst im mehr oder weniger engen Tal der Salza dahin und kannst zuschauen, wie sich auf der anderen Seite kohlschwarze Wolken hoch auftürmen und gegen den Gebirgsstock andrücken. Ja, es scheint so, oder vielleicht ist es auch wirklich so, dass diese schwarzen Wolken über den Bergkamm fließen, wie Wasser. So ein Schauspiel erlebte ich einmal am Hochturm über Vordernberg aus nächster Nähe. Ich war in aller Herrgottsfrüh durch den Nebel hochgestiegen, aber kaum 20m unter´m Gipfel durchbrach ich diese Suppe und stand plötzlich in der prallen Sonne. Von einem Schlag auf den anderen. Unter mir breitete sich der Nebel wie das Meer aus. Ein traumhafter Anblick! Damals sah ich den Nebel wie Wasser über die Felsen fließen, konnte mich über zwei Stunden nicht daran satt sehen. Nur so bedrohlich schwarz war das damals nicht.


Erlebnis Hochschwab-Bundesstraße


Bei der Brescenyklause an der Salza

Obwohl die Dämmerung immer näher rückte, wollte ich noch ab Lassing durch den Sandgraben nach Hollenstein fahren. Das Licht schien gut, die Temperatur passte, ich fühlte mich wohl, also wieso nicht? Eigentlich wäre es sogar eine Abkürzung, rein entfernungsmäßig. Durch den Sandgraben sind´s 16km, über die Bundesstraße außen herum 27km. Durch seine Beschaffenheit könnte man einen Weggefährten, der die Strecke nicht kennt, aber eher fragen „Hast du Zeit? Ich weiß eine Abkürzung!“ Vor allem, wenn dir dort schon einmal ein LKW mit Baumstämmen entgegen kam, fährst du dort nie wieder schnell. Mit Garantie!

Ein normales Tempo ist dort zwischen 40 und 70km/h, kommt ganz drauf an, wo man sich grade befindet. Gleich nach dem Gasthof im Mendlingtal wird es unglaublich eng und unübersichtlich, da wäre es kriminell, schneller als langsam zu fahren. Man hat keine Ahnung, was hinter der nächsten Ecke los ist. Gottlob kommt aus dieser Richtung nie ein LKW, denn die haben hier keinen Platz. Weiter drinnen, nach Promau, schaut das schon anders aus. Man sieht auch die Spuren der großen Brummer. Wenn so einer kommt, gibts keine Chance, auszuweichen. Entweder, man kommt zum Stehen, oder es kracht. Es ist zu eng, selbst für ein Motorrad! Ab dem Forsthaus wird die Straße breiter, dann braucht man zumindest vor den LKW keine Angst mehr zu haben. Es kracht dann nicht mehr zwangsweise, nur mehr optional.


Fenster, durch die schon lange niemand mehr schaute, Türen, durch die schon lange niemand mehr ging. Verfallendes Haus im Mendlingtal


Fahrt durch den Sandgraben nach Hollenstein

In Hollenstein war ich schon mit 14 oder 15 Jahren, also vor gut 36/37 Jahren. Wir fuhren im Winter immer mit der Eisenbahn hinein, gingen dann zum Gasthof Rettensteiner, von wo uns der Wirt mit dem Kleinbus zum Königsberg rauf brachte und am Abend wieder holte. Ich war damals gerne zum Skifahren in Hollenstein. Heute komm ich oft mit dem Motorrad vorbei. Aber was ich in all den Jahren noch nie sah, das ist der sogenannte Kalvarienberg. Das ist eigentlich kein Berg, sondern ein Hügel, gleich neben dem Kindergarten und nur ein paar Meter vom Ortszentrum entfernt. Auf diesen Hügel führt ein Kreuzweg, um den Hügel im Kreis herum, mit 12 Stationen, und ganz droben befindet sich eine kleine Kapelle. Eine nette Aussicht über den Ort gibts obendrein. Der Hit an der Sache ist, dass dieser „Kalvarienberg“ nicht als zusätzliche kleine Touristenatraktion relativ neu errichtet wurde, sondern ganz im Gegenteil sehr alt ist! Der Kreuzweg und die Kapelle entstanden zwischen 1757 und 1859, also vor 250 – 150 Jahren! Ergo gabs das auch schon vor 36 Jahren, aber ich habs gestern erst entdeckt.

Weil´s noch hell und halbwegs warm war, ich fuhr die letzten 30km sogar ohne Handschuhe (aber mit eingeschalteter Griffheizung, bin ja nicht blöd), ließ ich auch den Stadtkern von Waidhofen an der Ybbs nicht aus, ja hielt sogar für ein paar Fotos. Eigentlich ist Waidhofen eine schöne Stadt, aber ich hab nie Zeit, sie mir genau anzuschauen. Gibt so vieles, was mir wichtiger ist. Aber kommt Zeit, kommt……öh? Dann freute ich mich nur mehr auf daheim und ließ mich von nichts mehr aufhalten. Ehrlich gesagt hatte ich einen Hunger wie ein Wolf. Den ganzen Tag hatte ich genau zwei Kaffee getrunken, einen kurz vor 9 Uhr beim Bachler, den Zweiten am späten Nachmittag in Wildalpen, als ich zum Tanken hielt. Das war alles. Ach ja, da war schon noch was: Schön war´s!


Zwischen Hollenstein und Waidhofen zeigt ein Landwirt seinen Schwalben, die bisher im Stall nisteten, unmißverständlich, wo´s lang geht. Nisten verboten. Anordnung der EU! Schluß mit Nestchen bauen und Junge großziehen in der warmen Stube. Die Drohung ist unmißverständlich:“Wer noch einmal hier rein fliegt, der fliegt raus!“ Vielleicht sogar aus der EU?  Möglicherweise wird aber nur das Verlies im alten Schloß wieder reaktiviert. Dann dürfen diese Mistviecher den Winter im Knast verbringen, statt im Süden!

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Powered by WordPress