Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

10. Dezember 2016

2016. 12. 10. – Tage wie dieser – Kleine Tour entlang der Donau

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 15:12

Am 19. und 21. November fuhr ich letztmals mit dem Motorrad. Davor und danach war hier Winter. Nicht dem Datum nach, aber dem Wetter nach schon. Zwar nur etwas Schnee, aber immer richtig kalt. Der Sonntagberg, zwar nur knapp 700m hoch, was öfters weiß als in den letzten Jahren, wo wir kaum einen richtigen Winter hatten. Zumindest hier im Mostviertel. Einem Kärnter dürfte man das nicht erzählen, der erwürgt dich. Die hatten mehr Schnee, als ihnen lieb war. Ich dachte wirklich schon, das war’s für heuer. “Wird wohl doch nichts mit der Klimaerwärmung und damit auch heuer nichts mit einer Weihnachtsrunde”, dachte ich. Offenbar hatte das Klima, oder was auch immer, Mitleid mit mir und erwärmte sich für ein paar Stunden. Heute war es richtig schön. Ich merkte das schon in der Früh, als ich mit Eddie eine Runde spazieren ging. Eddie ist mein Hund. Wir drehten eine kleine Runde von ein paar Kilometern zwischen Hügel und Felder, und immer 20161210_xjr_donau_001wieder peilte ich den Sonnenstand und die Temperatur. Unruhe erwachte in mir. “Wir haben über 0C°, es ist weitgehend trocken, ich könnte jetzt eine Runde mit der XJR drehen”, geisterten in mir die Gedanken herum. Kaum waren wir wieder daheim, holte ich den Zündschlüssel, ging in die Garage und startete die blaue Elise. Sie sprang sofort an. Keine fünfzehn Minuten später war ich unterwegs.

“Na, hast du es nicht mehr ausgehalten?” war das erste, was ich an der Tankstelle hörte. “Klar, bei dem Wetter muß man fahren”, meinte ich und fuhr wieder los. Ab zum Bachlerhof, einen Kaffee trinken. Das ist ein Ritual, dass ich mir vor Jahren irgendwann angewöhnt hab. Wenn ich eine Tour nach 8:00 Uhr beginne und keinen Zeitdruck hab, fahr ich noch zum Bachlerhof einen Kaffee trinken, dann wird die Tour, wie lang oder kurz sie auch sein mag, immer schön.

Ja, ich erntete etwas seltsame Blicke, als ich mit der Lederkombi, den Helm in der Hand im Gastzimmer auftauchte. Das ist nicht ungewöhnlich. Vor allem, wenn ich an einem 24. Dezember so erscheine, die die letzten Jahre. Egal, was die Leute dann auch sagen, meistens fragen sie, ob es nicht zu kalt ist oder sowas in der Art, meistens kann man zweierlei Dinge aus den Augen lesen. Erstens, “das ist ein wilder Hund” und zweitens, 20161210_xjr_donau_002“so ein Trottel, bei diesem Wetter Motorrad fahren!”. Mir egal. Mir macht’s Spaß, sonst würde ich es nicht tun. Oder?

Die meisten Motorradfahrer haben um diese Jahreszeit gar kein Kennzeichen mehr. Zurückgelegt bei der Versicherung, ein wenig Geld zu sparen. Das ist an und für sich eine intelligente Sache. Wer fährt heute, wo man nicht mehr motorradfahren muss, weil man kein Geld für ein Auto hat, in der kalten Jahreszeit mit dem Motorrad? Andererseits würde ich mich in den Arsch beißen, wenn ich an einem Tag wie diesem nicht fahren könnte. Tage wie dieser sind das Salz in des Motorradfahrers Suppe der kalten Jahreszeit. Tage wie dieser verkürzen die Wartezeit auf den Frühling, wenn es wieder warm wird. Ich möchte keine Tag wie den heutigen missen.

Als ich wieder auf’s Motorrad stieg, wusste ich zwar noch immer nicht, wohin ich eigentlich fahren wollte, aber das war auch gar nicht so wichtig, fand ich. Hauptsache fahren, wohin auch immer. Berge, ja selbst höhere Hügel wie den Sonntagberg, wollte ich allerdings meiden. Salz kann überall liegen, es war ja mehrmals eisig. Auf Bergen und am Sonntagberg kann allerdings kein Salz liegen, da liegt mit Sicherheit Salz. Mit Schaudern erinnere ich mich daran, als mir dieses Salz fast die XJR gefressen hätte. Da war sie erst ein Jahr alt!

Zuerst fuhr ich einfach einmal der Nase nach, und weil ich grade Richtung Biberbach stand, ging’s eben in diese Richtung. War ja egal. Bei einem Abzweig folgte ich dann einer schmalen Straße gen Wolfsbach, dann einer anderen nach Seitenstetten, ich fuhr also quasi, wie man so schön sagt, mit der Kirche ums Kreuz, und bog dann nach Strengberg ab, wo ich auch nie ankam, weil ich dazwischen einer Straße nach Wallsee 20161210_xjr_donau_003gefolgt war. Womit ich bei der Donau angekommen war und erstmals für eine Zigarettenpause hielt. Toll! In der Sonne war es richtig warm. Während ich rauchte und mich in der Sonne wärmte, wusste ich plötzlich auch, wo mich meine kleine Tour weiter führen würde. “Jetzt fahr’ ich durch die Au bis Ardagger und dann über die Donau nach Grein”, dachte ich mit, schnippte die Kippe in die Donau und fuhr wieder los.

Die Donau-Au ist, wie das Auen so an sich haben, flach wie ein Brett. Leider ist am südlichen Ende dieser Au eine Hügelkette, die die Sonne verdeckt, womit die Straßen dort teilweise, vor allem im Schatten, naß sind meist auch bleiben. Und weil die Hügel die Sonne den ganzen Tag über verdecken, steigt dort auch die Temperatur nicht sonderlich an, was wieder zur Gefahr von Vereisung führen kann. Das ist am Motorrad weniger lustig. Man spürt, dass es im Schatten wesentlich kälter ist als in der Sonne, weiß, dass sich die Temperaturen ohnehin nur um den Nullpunkt herum bewegen und weiß daher nie genau, ob der nächste Abschnitt, die nächste Kurve vor dir nur naß ist oder gar eisig. Das sollte zur besonderen Vorsicht mahnen.  Ist ja komisch. Welcher Motorradfahrer ist noch nicht gestürzt? Irgend jemand sagte einmal, es gebe nur zwei Sorten von Motorradfahrer. Die, die schon gestürzt sind und jene, die noch stürzen werden. Andere gibt es nicht. Und praktisch jeder, der diese Erfahrung schon hinter sich hat, kennt auch die letzten Gedanken vor dem Aufschlag, wenn also schon alles rettungslos verloren ist. “Wie kann man nur so blöd sein?” Zumindest hab ich das bei meinen Stürzen so in Erinnerung. Es braucht eine Weile, um vom Anfänger zum guten Motorradfahrer zu werden. Von “Hero to zero” geht’s in fast null Koma nix. Also war ich entsprechend vorsichtig.

In Grein, gleich beim ersten Parkplatz gegenüber dem Honda Händler, hab ich wieder angehalten und mir einen Tschick angesteckt. Auch dort war es schön warm und die Enten schwammen in Ufernähe herum. Deshalb setzte ich mich auch ganz unten auf die Treppe, die zur Donau führt. Ich mach das öfters. Ich stell das Motorrad direkt beim Damm ab, steig die Treppen runter und setz mich hin, um eine zu rauchen und den Enten beim Schwimmen zuzusehen. So wie heute. Ein Schwan war auch dabei. Ein schöner, großer Schwan. Genau der steuerte plötzlich schnurgrade auf mich zu, stieg aus dem Wasser, plusterte sich vor mir auf und fauchte mich an. “Na, na” sagte ich zum Schwan, “jetzt plustere dich nicht gar so auf. Ich bin stärker als du!” Ich glaub nicht wirklich, dass er mich verstanden hat, aber er kam drohend näher, fauchte wieder 20161210_xjr_donau_004wild und verstärkte seine Drohgebärde. Ich streckte ihm freundschaftlich die rechte Hand entgegen, um Gegenzug schnappte er nach meinem Finger. Er hat ihn auch erwischt. Allerdings hatte ich auch gar nicht vor, die Hand zurück zu ziehen. Schwäne haben keine Zähne. Der kann mir nicht weh tun. Das war nicht der erste Schwan, der mich gezwickt hat. Ich füttere diese Krawallos ja manchmal mit Kekse, wenn ich welche eingesteckt hab. Als meine Trixi noch lebte, hatte ich mir angewöhnt, die Kekse, die es ab und zu zum Kaffee dazu gibt, mit nach Hause zu nehmen. Die hat sie so gerne gefressen. Wenn ich aber vorher in Grein bei der Donau vorbei kam und dort hielt, kam es auch vor, dass ich Enten oder Schwäne fütterte, und bei dieser Gelegenheit haben sie mir nicht nur aus der Hand gefressen, sondern auch öfters in die Finger gezwickt. Der Schwan von heute hat nur den Finger erwischt. Kekse hatte ich nicht.

Von Grein geht’s dann immer der Donau stromabwärts entlang bis zum Kraftwerk in Persenbeug. Es ist eine sehr hübsche Gegend, kann aber auch sehr windig sein. Dort ist der Taleinschnitt relativ eng, was oft die selbe Wirkung wie in einem Windkanal erzielt. Ich kann mich an eine Fahrradtour erinnern, da fuhren wir von Grein bis Persenbeug schnaubend gegen den Wind, dann über die Donaubrücke und auf der anderen Seite zurück bis Grein. Bei der Rückfahrt konnte ich ohne besondere Kraftanstrengung den 18. Gang ausdrehen, oder austreten. Es war ja ein Fahrrad und kein Motorrad.

In der Nähe des Kraftwerkes hielt ich nochmals für ein Foto, dann eine kurze Kaffeepause bei der Raststätte an der Autobahn, und dann ging’s schnurstracks zurück nach hause. Schnell noch mit dem Gartenschlauch die XJR gewaschen, man weiß ja nie, und dann rein, mein Hündchen begrüßen. Mann, der hat sich gefreut, dass ich wieder da war, dabei war ich keine drei Stunden unterwegs. Ziemlich genau 100km sind aber zusammen gekommen an diesem schönen Tag im Dezember 2016.

 

Bis zum nächsten Mal…………………..

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Powered by WordPress