Es hat über Nacht wieder geschneit. Temperatur am Morgen -12°C, der Schnee staubtrocken. Genau die richtigen Zutaten für eine Wanderung. Wir, das sind Eddie, NP1 und ich, fahren in der Früh bis kurz vor Gaming. In der 70er Beschränkung, bevor man zur Hauptstraße nach Gaming kommt, ist bei einer Steinernen Brücke ein Abzweig auf einen Güterweg und es ist auch Platz, um hier ein Auto abzustellen. Genau das machen wir. Wir sind unterwegs zur Kappler-Alm und zum Runzelberg. Glauben wir jedenfalls. Ich war schon einmal am Runzelberg, mit Hans, aber das ist Jahre her und ich konnte mich nicht mehr genau erinnern. Das war KEIN Fehler!
Die steinerne Brücke beim Güterweg um 7:45 Uhr
Also raus aus dem Auto, Bergschuhe angezogen, alles dicht verpackt wegen der Temperatur, dann Eddie an die Leine und los geht’s. Auf zum Berch. Zu welchem, das wussten wir da noch nicht. Wir sind da also frohgemut losgelatscht im Neuschnee. Nur eine Spur war gezogen, mit einem Geländewagen, der von oben kam und ein Kind für den Schulbus nach unten gebracht hatte. Dank Allrad mußte der nicht einmal Ketten auflegen. Bis Hochkienberg (daß das Hochkienberg war, weiß ich aber erst jetzt, hinterher) sind es vielleicht eineinhalb, vielleicht auch zwei Kilometer mäßig bergauf. Oben an einem Bauernhof vorbei durch den hier schön tiefen, trockenen Schnee zum Waldrand und auf den Spuren eines Ziehweges in den Wald zu einem Sattel. Das ist der Sattel, wo es rechts zum Kienberggipfel geht und links über den Weitwanderweg nach Scheibbs. Wenn man sich im klaren ist, wo man ist.
Die Wegzeiger am Sattel haben bei mir keine Erinnerung wachgerufen, obwohl ich hier vor vielen Jahren schon einmal war. Es spielte für uns auch gar keine echte Rolle, wo wir genau waren, weil es hier schön war und weil wir unterwegs waren in einer Märchenwelt. Der Name Lichtenschopfkreuz sagte mir auch nichts, also gingen wir den Weg, der am schönsten ausschaute, und das war der Weg am Waldgrat entlang zum Lichtenschopfkreuz. Mal schauen gehen, wie es dort ausschaut, war unsere Devise. Mehr brauchts nicht wirklich für eine Wanderung.
Der erste Ausblick zum Ötscher. Ich glaub, wenn man in so einer Märchenwelt unterwegs ist, ist es wirklich scheißegal, wo man ist.
Unser Weg wird alleine vom Verlauf des Kammes gestimmt. Immer auf der Kammhöhe, dann ist das richtig. Egal, wohin.
Keine Spuren, niemand ist heute hier gegangen, höchstens Rehe oder andere Wildtiere.
Das ist es, was auch einem Terrier so richtig Spaß macht.
Die Nase unten, verfolgt Eddie eine Wildspur im Schnee.
Da guckst du aber! Langsam schauen wir aus wie Reinhold Messner.
Ein Weidegatter und Hunde verboten. Na ja, heute sind ja eher weniger Kühe auf der Alm, und Radfahrer erwarten wir jetzt auch grad keinen. Also geht schon.
Nichts zu sehen außer unsere eigenen Spuren.
Das ist die Gegend, die auf der Karte als Lierbach eingezeichnet ist. Das Haus und das Marterl sind weiter unten, wo wir gleich hin gehen. Wir wissen schon, daß wir unmöglich auf der Kappleralm sein können, weil bei der Kappleralm der Berg links ist, und hier ist links kein Berg. Aber wie schon gesagt, da spielte das schon lange keine Rolle mehr. Es war wie im Paradies hier. Nur für Eddie wurde es immer mühsamer, weil der Schnee immer tiefer wurde. Wir gingen zum Haus runter, weil wir wissen wollten, was hinter dem Haus ist. Stacheldraht und eine Böschung war alles, was wir fanden. Zweimal den Zaun überklettern, dann in einen Graben runter, wo wieder ein Zaun wartete, dann wieder rauf und ganz rauf zum Kamm zurück, weil wir nicht wussten, wo der Graben hin führte. Karte hatte ich schlauerweise keine mit.
Nach einem steilen Abstieg vom Grat und dem herumkraxeln über Zäune und durch Gräben trafen wir auf einen Wiener, der ebenfalle mit einem Hund unterwegs war. Er war mit der Bahn nach Scheibbs gefahren und dann mit dem Postbus bis Neustift, wenn ich mich richtig erinnere, um dann diesen Weg bis Kienberg und Gaming zu gehen. Dann wollte er mit Bus und Bahn wieder zurück nach Wien fahren. Wir trafen ihn, als wir grade eine Rest eingelegt hatten. Ich war grade dabei, Eddie Wasser im Napf anzubieten, aber er wollte nicht. Vielleicht dachte er “Ich bin eh schon genug vereist, da brauch ich nicht noch zusätzlich Wasser!”. Keine Ahnung. Das Wasser hat dann der Hund aus Wien gesoffen und wir fragten, ob er (der Besitzer des Hundes, nicht der Hund) wisse, wo die Kappleralm ist. Er wusste das natürlich auch nicht, und so gingen wir ein Stück gemeinsam zurück, bis der Waldkamm steil bergauf führte, den wir zuvor runter kamen. Dort stieg er mit seinem Hund hoch und wir gingen unten weiter in die Richtung zurück, wo wir her kamen. Wir folgten dann den Kontouren eines Ziehweges nach unten, wo der Schnee immer tiefer wurde und Eddie sich nur mehr mit Sprüngen vorwärts bewegen könnte. Der Schnee reichte ihm schon bis knapp über die Schulter. Aber ein Terrier gibt niemals auf!
Dann weiter unten war es nicht mehr so schlimm. Wir mussten uns schließlich entschließen, entlang einer Starkstromleitung einen langen, steilen Hang vom Gehöft Lichtenschopf zum Gehöft Hochkienberg hinauf zu queren, weil von dort die Straße zum Auto runter führte. NP1 hat ein gutes Gedächtnis, stellte sich heraus. Oben, zurück am richtigen Weg, hab ich dann noch eine große Portion Apfelstrudel für den Geburtstag am nächsten Tag bekommen und eine schöne Wanderung neigte sich dem Ende zu. Nach ungefähr vier Stunden im Schnee fuhren wir dann nach Gaming zur Tankstellen, einen Automatenkaffee trinken, weil Gaststätten dürfen ja nicht aufsperren laut unserer umsichtigen und weitblickenden Regierung [/sarc], und dann ging die Fahrt wieder zurück nach Hause.
Einen schönen Tag noch ………………………..