Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

22. Februar 2021

2021. 02. 22. Oberland–Weißes Kreuz 969m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 18:34

Ich fahre, zumindest seit ich ein Motorrad hab, also seit 1979, hier in Oberland am Sonnberg vorbei. Zum Beispiel bei Touren, die irgendwie durchs Ennstal führen. Seit dieser Zeit seh ich das Sonnbergspitzl und den ganzen Höhenzug, der übers Weiße Kreuz zum Glashüttenberg und bis kurz vor Waidhofen führt. Wirklich zu interessieren begann mich der Sonnberg aber erst seit um das Jahr 2004 herum, als ich anfing, auch so kleinere Bergln zu besteigen oder mich für Kammwanderungen interessierte. Vorher, also ungefähr ab Mitte der 90er Jahre, in meiner spätberufenen Anfangszeit der Berghatscherei, hat mich sowas nicht wirklich interessiert. Zumindest nicht als Hauptziel. Natürlich fand ich so eine Höhenkamm-Wanderung schön. Ist ja schön, und Landschaft fand ich immer toll. Wenn da aber kein Weg zu einem wirklichen Berg führte, dann hat mich der Kamm halt auch nicht interessiert. Ein Berg beginnt bei tausend Meter, war meine Einstellung. Und ein Berg hat eine Aussicht. Ohne Aussicht und ohne 1000m keine Wanderung. Das war halt so meine Einstellung.

20210222_091242Irgendwann nach 2007 herum hab ich aufgehört, auf Berge zu gehen. Nicht nur auf Berge über 1000m Höhe, sondern überhaupt mit jeder Wanderung. Das war die Zeit, wo die Anzahl meiner Motorräder sich zu vergrößern begann. Ich saß, sofern es das Wetter zu ließ, praktisch immer am Motorrad, wenn ich nicht beruflich zu tun hatte. Das war auch die Zeit, wo ich fürs FZR Forum irgendwelche Geschichteln schrieb und mir dann Michael aus Friesland dieses Blog eingeredet hatte, damit ich auch außerhalb des Forums über meine Motorradgeschichten schreiben kann. Das Blog war nicht meine Idee. Das war die vom Fregattenkapitän aus Friesland. Und es war eine gute Idee.Danke nochmals, Michael.

Heute, wieder einige Jahre später, ich bin jetzt über 60, werden große Motorradtouren rar. Ich hab einen Hund, und den laß ich nicht tagelang alleine. Dafür fahr ich sehr gerne ein wenig gemütlich spazieren, dreh gerne mit der Tschobber Lady Runden und seit ein paar Monaten kommt die alte Leidenschaft fürs Wandern wieder zum Vorschein. Der Auslöser dafür war eine überhaupt nicht geplante Wanderung mit Eddie zur Kanzel des Kirchstein in Gaming. Ich war mit Eddie von klein auf immer unterwegs. Täglich, wenn es nicht regnete. Die 20210222_092531ersten zwei Jahre moderat, wegen dem Knochenbau, dann wurden unsere Spaziergänge immer weiter und länger. 2018 hat’s mich mit der Guzzi zerlegt und ich hatte lange Schmerzen. 2019 sind meine Eltern gestorben, Mutter im März, Vater im September. Da war auch nicht viel mit Motorradfahren. Nur Eddie war noch da und mit dem drehte ich meine Runden.

Dann kam das Jahr 2020, das Jahr der großen Veränderungen. Gleich nach dem Tod meines Vaters begann ich alles daheim umzugestalten. Stück für Stück, was mir wichtig war, was ich nicht mehr sehen konnte und was ich sofort verändert haben wollte. Sonst wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen. Zuerst Kleinigkeiten, dann Räume. Totalumbau des elterlichen Schlafzimmers, alles raus, alles abtragen, alles wegschmeissen. Das war hart. Wenn du die Kleidung und Möbel deiner Eltern wegschmeißt, das tut weh. Aber es nützt ja nichts. Das Leben geht weiter. Gut drei Monate Arbeit, dann war meine neue Schlafhöhle (hab mein Schlafzimmer von oben nach unten verlegt, werde ja auch nicht jünger) fertig und für gut befunden. Und dann folgte Stück für Stück der Rest des unteren Stockwerkes, vom kleinen Vorhaus zum Großen und zur Küche. Bis ich keine Lust mehr hatte, weil ich das ganze Jahr nur gearbeitet hatte. Aber es hat mir den Schmerz erträglicher gemacht, es hat dann auch noch Spaß gemacht und es ist schön geworden. Eddie saß immer dabei und kontrollierte meine Arbeit, und wenn wir Zeit hatten, drehten wir eine schöne Runde zusammen. Zu Fuß, oder mit dem dicken Bär.

Am 25. Jänner 2021 war ich mit Eddie am oben erwähnten Kirchstein. Ich weiß das deshalb, weil ich das in mein altes Tourenbuch eingetragen hab. Nach diesem Gang zum Kirchstein mußte ich lachen. Über zehn Jahre war ich keinen Steig mehr gegangen. Über zehn Jahre hatte ich von keiner Felskanzel mehr runter geschaut. Ja, Berge waren immer in meinem Leben dabei. Seit ich keine Berge mehr zu Fuß bestieg, befuhr ich die Berge der Schweiz, Italiens und Österreichs mit dem Motorrad. Hohe und immer höhere Pässe waren meine Ziele, und der Kapitän aus Friesland oder Horst aus München war praktisch immer Tourenpartner dieser Fahrten. Auf 2750m (Stelvio) die Kette seiner Suzuki schmieren oder mit 300 zur Arbeit fahren, das war für Michael eine Freude, und ich hab die Fotos geschossen. Viele, viele tausende Kilometer war ich, waren wir in den Bergen unterwegs. Und dieser Marsch auf den Kirchstein am 25. Jänner hat offenbar wieder die Lust auf Berge zu Fuß gezündet. Irgendwie spielt da wohl auch NP1 eine Rolle.

Jo, und nachdem mir der Aufstieg zum Dreieckberg bei Schnee und kräftigem Wind und vor allem der mühsame Aufstieg zum Eisernen Herrgott in der Brach den Spaß nicht verdorben hatten, sondern im Gegenteil weiter anfeuerten, war es nun einfach Zeit, diesen verdammten Sonnberg und seine Gipfel zu besteigen, an denen ich nun seit gut 40 Jahren vorbeigefahren bin. Das wollte ich zusammen mit Eddie und NP1 und dazu mußte ich den Zugang erkunden.

Über Waidhofen war ich schnell in Oberland. Ich hatte mir auch am Navi den Punkt markiert, an dem der Aufstieg lt. “Monsieur Peter” sein sollte. Ja, ich begann auch wieder, solche Seiten zu besuchen. Früher hatte ich Bücher gekauft. Über 400 Bücher von Alpinistik bis Höhenbergsteigen zieren meine bescheidene Bibliothek. Würde ich nie hergeben! Weder Gates  noch Zuckerberg löschen mir die Inhalte dieser Bücher! Aber für den schnellen Überblick, für schnelle Infos, ist so ein Deppentelefon mit Internetanschluß allemal gut.

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Ich bin also laut Navi richtig abgebogen und hab mich dann nach rechts, ins Betriebsgelände der Firma Harreiter verirrt. Man hat mich freundlich gegrüßt, hat mir mit Stapler und LKW Platz gemacht, aber den Aufstieg zum Weißen Kreuz hab ich hier  nicht gefunden. Also verließ ich das Gelände wieder und dachte nach. Irgendwo muß es da eine Unterführung geben. Ich dachte allerdings an eine Unterführung unter die Eisenbahn, und das wäre seltsam gewesen, denn die Eisenbahn befindet sich auf der anderen Seite der Bundesstraße und viel weiter unten! Ich fand dann auch schnell diese Unterführung und dann sah ich auch, wie einfach das war. Wenn man es weiß.

Also raus aus dem Auto, Eddie an die Leine und schauen gegangen. Dann läutet das Telefon, daß ich eingeschaltet hatte, weil ich ja auch damit fotografieren kann (wenn nicht sogar Kaffee kochen, aber diese Funktion hab ich noch immer nicht entdeckt). Na ja, war meine Schwester und ich hab höchstens zehn Minuten verloren. Dann den Weg zum Waldrand entlang und schon seh ich den Wegweiser.

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Gleich ums Eck beim Wegweiser steht ein Bankerl und hinterm Bankerl beginnt ein ups………..steiler Aufstieg, wie ich fand. Baumstämme waren als Schutz fürs Erdreich ausgelegt, damit der Weg, die Erde nicht abrutscht. Dort kann man entweder gradeaus und sehr steil oder im Zickzack weniger steil aufsteigen. Das ist aber nur ein relativ kurzes Stück, dann beginnt der Weg flacher in Kehren aufzusteigen. Der Steig mäandert bis zum Waldgrat und folgt diesem dann recht direkt bis rauf zum Wegweiser, der den Weg zum Gipfel weist. Ausblick gibt es keinen, dafür sehr viel schönen Wald und schöne Tiefblicke am Grat entlang in die bewaldeten, steilen Hänge, die immer beeindruckender werden, je höher man steigt.

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Die ersten Anzeichen, daß wir uns in der Nähe des Gipfels befinden müssen. Eine Wegtafel und das Gelände wird freier und flacher. Wir müssen sogar ein kleines Stück absteigen, um dann den Gipfelanstieg zu meistern.

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Und so haben wir, Eddie und ich, ohne daß wir das eigentlich geplant hatten, den Gipfel des Weißen Kreuzes erreicht.

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Ausblick nach Westen
Und dann gings wieder abwärts

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Nach zwei Stunden waren wir wieder beim Bankerl im Tal und hatten Zeit für eine Rast. Ich glaub, im Bild ganz links kann man schon erkennen, daß es da teilweise nicht ganz flach runter ging.

Wünsche noch einen schönen Tag……………..

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