Kurz vor halb neun starten wir bei der Unterführung im Bereich Türkenschanze (Bezeichnung auf der Karte) am Feldweg zum Waldrand, wo wir dann zu einer deutlich sichtbaren Wegtafel am Waldrand gehen. Hier beginnt der Aufstieg zum Weißen Kreuz.
Start zum Waldrand 8 Uhr 27
Ich war ja schon genau vor einer Woche hier, mit Eddie, um mir anzuschauen, wo der Zustieg wäre. Dann ist es ja mehr geworden und ich bin mit Eddie zum Weißen Kreuz hoch gestiegen. Diesmal ist, zumindest am Anfang, auch einiges anders. Ich kenn den Weg und ich hab durch den Aufstieg wieder etwas mehr Kraft getankt. Mir tut ja in letzter Zeit immer wieder dieser blöde Ischias-Nerv weh, was mehr als nur lästig ist. Aber ich fühl mich sehr wohl und es geht schön voran.
Der erste Steilanstieg gleich nach der Bank kommt mir heute schon wesentlich weniger steil und auch kürzer vor als vor einer Woche. Dann beginnen die Querungen, die die Steilheit etwas mindern und die bis zum Waldgrat führen, wo dann der Steig recht forsch dem Gelände und dem Grad in gut direkter Linie folgt. Aussicht gibt es kaum, dafür ist der Steig für sich alleine, die Farben, die Gerüche, die Formationen und Formen der Wurzeln und Bäume ein Erlebnis für sich und entschädigt für die fehlende Rundumsicht. Eddie ist wie immer voller Freude bei der Sache und meint wieder einmal, mich hochschleppen zu müssen. Yorkie können in wirklich jeder Hinsicht größenwahnsinnig sein.
Wie gesagt kommt mir der erste Steilanstieg gar nicht lang vor, dann die Querungen zum Grat und dann geht’s steiler und wieder flacher, abwechselnd rauf bis zur Tafel, die rechts zum Weißen Kreuz weist. Dort relativ flach weiter bis zu einer kleinen Senke und zum Endaufstieg, der in einem Kahlschlag mit immer schöner werdenden Aussicht stattfindet. Dann, um 9:45 Uhr, ist das Weiße Kreuz, der erste und der höchste Gipfel des Tages erreicht, der sich grade noch auf der oberösterreichischen Seite des Waldkammes befindet. Eintrag ins Gipfelbuch und Rast.
Der Hintergrund des Weißen Kreuz ist ein eigentlich furchtbares Schicksal des David Hartlieb, der dieses Kreuz zum Gedenken an die Gefallenen des zweiten Weltkrieges, besonders aber für seine gefallenen Söhne David, Hermann und Rudi hier im Jahre 1943 errichtete.
Ab jetzt kommt für jeden von uns drei Neuland, aber der Weiterweg zum Kreuz am Glashüttenberg ist schnell gefunden. Wegtafeln zeigen die Richtung an. Am Anfang steht ein forscher Abstieg und eine wunderschöne Gratwanderung bis zu einem neuerlichen Aufstieg, der an einem Kogel endet, wo ich nicht recht weiß, sind wir jetzt schon da oder sollen wir noch weiter absteigen? Aber auf der Karte ist erstens ein Kreuz am Glashüttenberg eingezeichnet, was hier nicht steht, und zweitens sollen wir laut Karte jetzt einen Bogen nach Nordosten drehen, was sich genau mit dem Weiterverlauf das Weges deckt. Der allerdings weiter nach unten führt. Ich bin leider über die Jahre, in denen ich keine Berge bestiegen hab (und nur am Motorrad saß) etwas aus der Übung gekommen, um abschätzen zu können, wie viele Höhenmeter wir ungefähr auf oder abgestiegen sind und so kommt mir unsere Absteigerei seit dem Weißen Kreuz schon länger vor, als sie in Wahrheit ist. Wir folgen einfach dem Weg am Grat und tatsächlich, um 10:24 Uhr erreichen wir den zweiten, den östlichsten Gipfel unserer heutigen Tour. Der Gipfel des Glashüttenberg befindet sich in Niederösterreich.
Gipfel Glashüttenberg 868m
Nach einer kurzen Gipfelrast, wie sich das gehört, drehen wir um und gehen zurück zum Weißen Kreuz und weiter zur Weggabelung, die über den Aufstiegsweg nach Oberland runter führt oder, wie wir das vor haben, in einem leichten Rechtsknick weiter zum dritten Gipfel des Tages führt, dem Sonnbergspitzl.
Noch einmal genießen wir kurz den Ausblick vom Weißen Kreuz und die wärmende Sonne, dann weiter gen Osten.
Der Weiterweg zum Sonnbergspitzl ist wirklich unschwierig zu finden. Es gibt immer Wegspuren, denen man folgen kann. Es zweigt auch kein anderer Grat in eine andere Richtung ab. Zweimal muß man eine Forststraße queren, eine davon ist in keiner Karte eingezeichnet, also noch nicht gar so alt. Aussicht gibt es auch nicht gar so viel, aber die Natur hat dort oben genug zu bieten, die zur Unterhaltung und zum Staunen einlädt.
Dieser Kahlschlag ist die einzige Aussicht bis zum Sonnbergspitzl. Von hier aus können wir sogar das Auto weit unter uns stehen sehen.Nachdem wir nach dem Weißen Kreuz einige Zeit damit verbracht hatten, entweder stetig leicht abzusteigen oder zumindest keine Höhe zu gewinnen, folgt nach der Querung der letzten Forststraße ein deftiger Aufstieg, der uns zum letzten Gipfel des Tages bringt.
Vom Platzl, wo ich das Foto ganz rechts aufgenommen hab, kann man schon den Gipfel erkennen. Das Kreuz versteckt sich noch hinterm Baum, aber die Bank ist zu sehen. “Schau, da steht eine Bank!” sagt NP1 zu mir und ich muß zweimal schauen, um das zu glauben. Da hat jemand, wohl bei den Schlägerungsarbeiten, deren Spuren wir immer wieder deutlich sehen, aus Ästen und mithilfe von Schrauben, und wohl einem Akku-Schrauber, eine schöne Bank zusammengeschraubt.
Gipfelkreuz und Gipfelbank am Sonnbergspitzl 900m
Zwei Kurriositäten am Gipfel. Einmal ein Thermometer, daß heute um 12.22 Uhr 18°C anzeigt und dann diese seltsame Einheit aus Baum und Fels, die über viele Jahrzehnte zusammengewachsen sind.
Ab nur ging’s bergab.
Wir folgen den Wegspuren, die hier schon spärlicher werden, zum, so glauben wir wenigstens, Grat, auf dem wir direkt zum Kohlbach und zu dem Haus absteigen wollen, bei dem wir vor kurzen mit dem Motorrad vorbeigeschaut hatten, um uns anzusehen, wo den hier der Weg runter kommen könnte. Irgendwie haben wir dann wohl vor lauter Begeisterung den falschen Grat genommen und kamen dadurch zum Genuß eines sehr steilen Abstieges, der uns in der Nähe der Kirche zum Wanderweg führte, der unten am Sonnberg bei der Wiese vorbei führt. Teilweise führte uns dieser steile Grat bei herrlicher Aussicht nach unten, teilweise in einer Schneise, in der immer wieder rot markierte Stangen steckten. Ich könnte mir vorstellen, daß das Vermessungsmarken sind und die Schneise zur Vermessung geschlagen wurde. Ich kann mich aber auch irren. Jedenfalls ist dieser Weg nur im trockenen zu empfehlen und nur im Abstieg. Dort rauf gehen kann ich mir unheimlich mühsam vorstellen. Auf den Bildern ist die Steilheit des Geländes in keiner Weise zu sehen. Das ist ungefähr so, als würde man am Hochkar die Sikora-Piste schnurgrade runter gehen. Das Traxler-Loch ist flach dagegen.