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26. April 2021

2021. 04. 26. Zellerain – Gemeindealpe 1626m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 19:17

Das war wieder so ein Tag, wo alles schlicht und einfach perfekt ist. Am Vortag war ich noch mit Eddie in Obeland und hab übers Weiße Kreuz und den Glashüttenberg die Überschreitung des Sonnberg gen Osten vollendet, und heute sind wir am frühen Morgen zum Zellrain aufgebrochen, um die Gemeindealpe zu besteigen. Um kurz vor halb acht waren wir am Parkplatz am Zellerain, der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Temperatur ungefähr -3°C, blauer Himmel, Herz, was willst du mehr? Die Wanderschuhe angezogen, den Rucksack umgehängt, Eddie an die Leine genommen und los kann’s gehen.

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7:35 Uhr: Ein Schotterweg führt uns rauf zum Gehöft Höchbauer. Im Gegensatz zum Aufstieg am 3. Februar war der Zustieg im unteren Teil nun schneefrei und trocken. Erst nach der ersten Kurve, wo der Weg wesentlich steiler wird, trafen wir auf den ersten Schnee, der von den tiefen Temperaturen der Nacht noch steinhart gefroren war.
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7:54 Uhr: Beim Höchbauer, einem alten und zumindest im Winter aufgelassenem Gehöft, kommen wir zur steilen Leiten, die es nun zu besteigen gilt. Oben am Waldrand hat man dann erstmals einen wunderschönen Ausblick in die Gegend.
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8:00 Uhr: Der Waldrand ist erreicht. Hier dreh ich mich immer um, mach eine kleine Pause und schau mir die Gegend an. Links schauen die schneebedeckten Zellerhüte herüber und rechts der etwas verdeckte Dürrenstein mit seinen langen Ausläufern. Das ist für eine kleine Weile die letzte Aussicht, denn ab hier geht’s in einen Wald, der bergauf am Weg zur Brunnsteinalm zu queren ist. Mein kleiner Schlumpf kann es schon wieder nicht erwarten, bis es endlich weiter geht. Immer diese Herumsteherei!
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8:14 Uhr: Bei der Brunnsteinalm sehen wir zum ersten Mal unser Ziel vor uns, die Gemeindealpe. Wir kommen schnell drauf, daß wir die ausgetretene Spur nicht benützen sollten. Der Schnee und diese Spur sind steinhart vereist und unangenehm zu begehen. Viel besser ist es, daneben eine eigene Spur zu gehen. Der Schnee ist griffig und trägt. Grade einmal die Eiskristalle werden eingedrückt, sonst hinterbleibt keine Spur im Firn, so hart ist das gefroren. Die Spuren, die man sieht, sind älter und zeugen von der Beliebtheit dieses Berges auch im Winter.     
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8:23 Uhr: Hier am harten Firn zu gehen ist ein Genuß. Oft denken wir an den Aufstieg am 3. Februar. Der Schnee war noch etwas tiefer, vielleicht knapp einen Meter, aber ziemlich weich. Man konnte kaum vernünftig gehen, weil man laufend und abwechselnd mit einem Bein (mit Pech mit beiden) eingebrochen ist. Heute konnte man am harten Firn gehen, als wäre es der Hauptplatz von Amstetten. Traumhaft!
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Gemütlich folgen wir dem verschneiten Weg zum Eisernen Herrgott in der Brach.
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8:46 Uhr: Nach 70min ist das Almhaus in der Brach zu sehen. Am 3. Februar haben wir bis hier her gut zwei Stunden gebraucht  und ich war hundemüde. Heute waren wir bestens gelaunt und voller Tatendrang.
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8:50 Uhr: Rückblick über den Aufstiegsweg zur Kette der Zellerhüte
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8:52 Uhr: Pause. Eddie schnorrt sich wieder eine Cabanossi bei Sonja. Unser Ziel ist schon etwas größer geworden.
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Blick über die Almhütte zum Dürrenstein
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Eiserner Herrgott in der Brach. Hier war im Februar Schluß.
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9:00 Uhr: Erster Ausblick zum Erlaufsee. Hier muß man im Sommer ungefähr Daumen x Pi 60m absteigen, um unterm Kamm, der dicht mit Bäumen und Latschen bewachsen ist,  zu queren.
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Nochmals ein Rückblick auf die Zellerhüte im Westen, bevor wir uns auf den Weg über die Engstelle machen.
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Erstmals seit 15 Jahren bin ich an dieser Stelle. Letztmals war ich hier am 19. Juni 2006. Noch ist der Schnee beinhart und tragfähig.
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Abstieg in die Senke. Hier kann die Sonne den ganzen lieben Tag herein und schmilzt den Schnee weg. Der Kamm oberhalb ist meist nicht direkt begehbar. Zu verwachsen.
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Nach einem Stück seh ich aber, daß am Grat oben eine dermaßen hohe Wächte angeweht ist, daß ich zu Sonja sag “Kommst du mit? Ich schau einmal, ob man da oben gehen kann.” Dann steigen wir den steilen Hang hoch und stehen im Wunderland. Noch weiß ich nicht, ob das durchgehend begehbar ist, weil da schon noch einige verwachsene Inseln aus dem Schnee heraus schauen. Die Wächte ist steinhart gefroren. Hier hat der Wind die Latschen und die Bäume zugeweht. Die Sonne hat den Schnee über die Wintermonate immer wieder geschmolzen, der Wind hat Neuschnee dazu gepackt und das ganze immer weiter komprimiert, bis eine steinharte, durch und durch verdichtete Wächte entstand, die begehbar wurde. Wenn die Sonne allerdings lange genug drauf scheint, wird die Oberfläche weich und die Begehung unangenehm. Das war am Rückweg der Fall. Zurück gingen wir unten am schneelosen Normalweg.     
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Nachdem das Zeug dermaßen dicht und hart ist und sich auch nirgends eine überhängende Wächte bilden könnte, durch die man durchbricht und abstürzt, übersteigen wir den Kamm auf direktem Weg und lassen dabei keinen einzigen Mugel aus. Das ist Spaß pur!
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Der vereiste Kamm und unser Ziel vor Augen wandern wir durch diese Märchenlandschaft.
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Wesentlich unangenehmer ist das für Eddie. Hier hat teilweise schon jemand, allerdings bei wesentlich schlechteren Bedingungen, versucht, den Kamm direkt zu begehen und ist dabei tief eingebrochen. Das ist für Eddie nicht nur unangenehm, weil er in so eine Einbruchstelle reinfallen kann und sich dabei verletzten könnte. Diese Löcher sind nämlich tief. Selbst ein Wanderer kann sich in so einem Loch ein Bein brechen.
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Einmal müssen wir ein Stück absteigen, weil es oben wirklich nicht mehr weiter geht, dann steigen wir, wie hier, auch bei der nächstbesten Gelegenheit gleich wieder hoch. Für Eddie ist das ein riesiger Spaß.
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Langsam haben wir die Engstelle überwunden und die schmale Wächte verwandelt sich in einen breiten Rücken.
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Tolle Landschaft, Kaiserwetter, Herz, was willst du mehr?
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9:19 Uhr: Unser weiterer Aufstiegsweg ist jetzt klar vor uns zu sehen und führt über diesen breiten Rücken zum letzten steilen Endanstieg.
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Wir sind jetzt am Fuße des Gipfelkegels, der sich wie ein kleiner Vulkan vor uns erhebt.
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Die Aussicht wird jetzt durch den raschen Höhengewinn in kurzer Zeit immer grandioser.
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Wir gewinnen rasch an Höhe. Teilweise steigen wir über Schotter, teilweise über steinharten Firn hoch.     
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9:50 Uhr: Wir haben das Hochplateau erreicht. Hinter uns der Vaterberg, wie der Ötscher auch heißt, links davon der spitze Kleine Ötscher und links dahinter die östlichen Ausläufer des Dürrenstein.
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Jetzt ändern sich die Bedingungen rasch. Wir nähern uns dem höchsten Punkt, der blaue Himmel beginnt sich zu bewölken und starker, eiskalte Wind kommt auf. Wir beginnen unsere lockere Kleidung dicht zu machen und zum Schutz gegen die Kälte schwereres Geschütz aufzufahren.
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Der Ötscher und sein kleiner Bruder in seiner ganzen Pracht.
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Eine Skispur führt uns zum Gipfelkreuz.
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Blick nach Süden über den Erlaufsee. Es wird rasch düster. 
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Dem Ziel ganz nahe.
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10:05 Uhr: Am Gipfel
Der Wind pfeift jetzt ordentlich, es ist ziemlich kalt und wir bleiben nicht lange. Ein paar Bilder, die Eindrücke, die wunderschön sind, tief in die Seele einsaugen, dann suchen wir ein windgeschütztes Plätzchen für eine Gipfelrast.
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Am Gipfelplateau befinden sich neben der Bergstation des Skilift noch eine Sendeanlage, Das Terzer-Haus und diese elektrische Anlage, in deren Schutz wir Rast hielten. Offenbar gibt das Ding so viel Wärme nach außen ab, daß der meterhohe Schnee rundherum kreisförmig geschmolzen ist und wir in der steinharten Wiese rasten konnten. Eddie hab ich am in den beinharten Schnee gesteckten Wanderstock gesichert. Ein bissl fühlte sich das an wie eine Rast in einem Schützengraben, dafür aber weitgehend windstill.
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10.26 Uhr: Der Wind pfeift ordentlich. Wir beginnen den Abstieg.
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Oben im steilen Bereich muß man aufgrund des steinharten Schnee etwas aufpassen, weiter herunten ist das Zeug griffig und fest und wir laufen den halben Hang runter und lachen vor Freude. Das hat auch einen praktischen Wert. Es wärmt uns wieder auf, weil es oben so ´kalt war. Hier im Lee des Berges ist es wesentlich wärmer als oben.      
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10.50 Uhr: Der Gipfel liegt schon wieder weit hinter uns……..
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und wir nähern uns wieder dem schmalen Kamm, der uns zum Eisernen Herrgott führt. Beim Rückweg müssen wir größtenteils unten bleiben, weil der direkte Weg über die Wächte nicht mehr möglich ist. Die Sonne hat ihr zerstörerisches Werk wieder so weit vorwärts getrieben, daß der in der Früh noch steinharte Schnee nicht mehr ordentlich trägt. Man bricht ein, und das ist mir zu blöd. Aber wir hatten unseren Spaß ja schon.
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Manche Bilder sagen mehr als tausend Worte
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Eddie führt wieder einmal. Er erschnüffelt den Weg.
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Da verschwinden die beiden wieder hoch über mir zur Alm und ich kann zuschauen, wo ich bleibe. Ist das ein Hundeleben?
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11:05 Uhr: Die Gemeindealpe ist im Rückblick schon wieder weit weg.
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Zurück bei der Alm in der Brach.
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Das Wetter hat sich ganz schön geändert. Kein blauer Himmel mehr, nur mehr starke Bewölkung.
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11:19 Uhr: Wir lassen die Almhütte hinter uns und machen uns auf den Weg nach unten.
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In der Querung durch den Wald bin ich dann auf einer zu eisigen Stelle ausgerutscht, hab dann leider den Wanderstock, der im steinharten Schnee steckte, nicht ausgelassen und bin hingefallen, und dabei ist der Wanderstock abgebrochen. Am 13. Februar 2000 hab ich ihn zum 40. Geburtstag bekommen. 21 Jahre lang hat er, großteils im Sommer bei gemütlichen Wanderungen, manchmal auch im Winter, gute Dienste geleistet und war immer ein treuer Begleiter. Ich hab so manches Berglein mit ihm bestiegen. Jetzt hängt er, zusammengehalten von einem Leinenband, als Erinnerungsstück neben Steigeisen und Pickel in der Küche und ist hiermit am 26. April 2021 offiziell in den wohlverdienten Ruhestand getreten.
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11:55 Uhr: Oberhalb vom Höchbauer machen wir nochmals Rast, ich zieh meine Gore-Jacke aus und verstau sie im Rucksack, Eddie schnorrt nochmals eine Cabanossi, dann ein letztes Bild und wir steigen über den Hang und über den Schotterweg zum Parkplatz ab. Um 12:25 Uhr geht eine wunderschöne Wanderung nach 4 Stunden und 50 Minuten wieder zu ENDE.

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Karte zur Tour

Einen schönen Tag noch………………..

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