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19. Mai 2021

2021. 05. 17. Burgruine Ruttenstein

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 14:50

Montag, 17. Mai 2021, halb neun am Morgen. Es ist stark bewölkt, die Straßen sind naß und die Wahrscheinlichkeit von Regen ist hoch. Ist aber wurscht, weil am Sonntag bei einer kleinen Runde haben wir uns ausgemacht, wir fahren am Montag, egal wie’s Wetter ist. Und so stehen wir an der Tankstelle, Sonja im Regengwand, ich in der Textiluniform, die ich schon Jahre nicht an gehabt hab, und wir freuen uns auf eine schöne Tour. Egal, wie’s Wetter sein wird, weil ich hab eh eine Griffheizung. Und damit wir irgend eine generelle Richtung haben, geb ich im Navi Heidenreichstein als Ziel ein und kurvenreiche Strecke. Die vorgeschlagene Streckenführung seh ich dann als Empfehlung, der man folgen kann, aber nicht muß.

20210517_091753Weil Heidenreichstein im Waldviertel liegt, also auf der anderen Seite der Donau, müssen wir, genau wie vor einer Woche, zur Brücke nach Grein, überqueren diese und sollen dann laut Navi wieder auf die Strecke nach Bad Kreuzen abbiegen. “Naaa, sicher ned” denk ich mir und fahr auf der Donauuferstraße weiter. Ich ignoriere im Ortsgebiet von Grein noch einige Versuche, uns auf die vorgeschlagene Strecke umzudirigieren und bieg erst beim Abzweig Diembach ab. Die Straße ist halb naß, halb trocken, da laß ich mir lieber schön Zeit und gleiten fast mit den vorgeschriebenen 70 ka em ha über die kurvenreiche Straße. Sonja folgt mit dem Dschobber. Noch vor der Aumühle lotst uns das Navi links auf den Güterweg Panholz, und ab da weiß ich nicht mehr, wie wir in die Nähe von Bad Kreuzen gekommen sind. Anders als letzte Woche fuhren wir heute bis in diese Gegend nur Güterwege und kleine Nebenstraßen, die uns dann, ja, schon wieder, wie letzte Woche, zu einer Siedlung mit dem Namen Sonnleitn führen. Diesen Namen kenn ich inzwischen gut. Wenn wir hier her kommen, dann weiß ich, daß uns das Navi wieder zu dieser Kuppe bringen wird, von der aus es auf neuem, schwarzem Asphalt in ein paar wilden Kurven in einen Graben runter geht, und dieses Geschlängel ist es, auf das ich mich jedes Mal freue. Wie auf einer irren Kart-Bahn kann man sich dann, egal ob trocken oder naß, egal ob mit der XJR oder einer Tausender, da runter hauen, daß die Funken fliegen. Einfach cool, dieses Ding. Aber schmal.

Dann folgen wir wieder einfach dem Navi, das uns tatsächlich wieder einmal von den Hauptverkehrswegen fern hält und nur über engste Straßen und durch dunkle Wälder führt, die mit teils großen, teils riesigen Steinbrocken gespickt sind. Genau das ist der Reiz der Mühlviertler wie teilweise auch der Waldviertler Wälder. Sowas gibt’s bei uns weiter südlich nicht. Von diesen riesigen Felsen, die da haufenweise  im Waldherum liegen, kann ich gar nicht genug bekommen. Ich hab mich nie mit 20210517_104737der Geologie dieser Gegenden auseinandergesetzt und weiß daher nicht, warum die dort herum liegen, wie die dort hin gekommen sein könnten. Als wäre in der Nähe ein riesiger Vulkan explodiert, der Gestein in die Gegend gespuckt hat, so schaut das aus. Aber so kann das nicht gewesen sein. Nicht nur, weil es hier weit und breit keinen Vulkan gibt, sondern auch, weil ich denke, das ist Granit, was da herum liegt. Vulkane spuken kein Granit aus. Vielleicht sind das noch Trümmer, die das Eis der Eiszeit hierher geschoben hat? Keine Ahnung.

Auf jeden Fall fahren wir durch ein Gebiet, daß wir noch nie besucht hatten. Kann nicht sein, sonst wäre uns diese Burg aufgefallen, die von einem Fels hoch über uns über eine Kuhweide auf runter schaut. Wir bleiben stehen, ich schieß ein Foto, wir schauen uns an und dann fällt fast gleichzeitig die Frage, “Ist das die Burg von letztem Montag?” Kann aber irgendwie nicht sein. Die Gegend schaut anders aus. Diese Burg steht auf einem Hügel, der wesentlich spitzer zuläuft wie der von letzter Woche, wo die Burgruine Prandegg drauf steht. Aber was ist das? “Fahren wir nachschauen?” frag ich und Sonja nickt. “Fahren wir nachschauen!”

Wir sind im Naarntal. Wenn ich jetzt nicht irre, im Tal der großen Naarn und wir mussten, einem Hinweisschild zufolge, dem Bach entlang, äh, wie sagt man da, Bachabwärts folgen. Dabei ist mir die unglaubliche Farbe des Wasserlaufs ins Auge gestochen. So ein unglaubliches, farbenprächtiges rotbraun. Eine Farbenpracht, wie ich sie sonst nur aus dem Yellowstone Nationalpark kenne. Entweder ist das, schätze ich, Lehm, der diese Farbe gibt, oder ist das Wasser so eisenhältig? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall unwirklich schön anzuschauen. Und wie wir so dahin fahren auf der Suche nach der Burgruine, beginnt nicht nur mir zu dämmern, “Dies ist die Burg, die wir damals nicht gefunden haben! Burgruine Ruttenstein!” Wir hatten damals, ich weiß nicht mehr, war das heuer im Frühjahr oder im letzten Herbst, diese Burg von irgendwo von weitem gesehen und sie dann aber nicht gefunden. Der Blickwinkel, aus dem wir sie heute entdeckt hatten, war ein ganz anderer und wir waren auch wesentlich näher dran als letztes Mal. Wir hatten auch schnell ein Hinweisschild gefunden, daß anzeigte, es wären noch 6km zum Ziel. Wir folgten der Naarn, dann den Schildern und schon waren wir bei der Zufahrt zur Ruine. Und dann stellten wir beim Brünnchen gegenüber der Imbissstube (die wegen Corona gesperrt war, wie alles, wo es etwas zu Essen oder zu trinken gäbe) unsere Motorräder ab und machten uns zu Fuß auf den Weg, die Burgruine Ruttenstein zu erkunden. 

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Unser erster Kontakt mit der Burgruine Ruttenstein
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Die große Naarn im Naarntal
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Jetzt können wir unser Ziel praktisch nicht mehr verfehlen.
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Ab jetzt geht es zu Fuß weiter.
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Ich würde zu gerne wissen, wie das hier in den Anfängen der Burg, so vor rund 800 Jahren, gewesen sein wird. Ich glaub, daß aus unserer Zeit in 800 Jahren nicht mehr viel zu sehen sein wird, ausgenommen vielleicht die Flaktürme aus Stahlbeton im Wiener Augarten und so ein Zeugs. Nun ja, irgendwie waren solche Burgen ja auch militärisch bedingte Bauwerke, die vor dem Feind schützen sollten. Die sehen wir heute nur wesentlich romantischer als Flaktürme.
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Überblick von oben.
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Pumuckl, das Gespenst der Burg
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Nachdem wir uns jeden erdenklichen Winkel der Burg angeschaut hatten, fuhren wir wieder los und hielten gleich unweit der Burg wieder. Bei der Rauffahrt war mir eine Stelle aufgefallen, an der haufenweise Felsen im Wald lagen. Das mußten wir uns unbedingt näher anschauen. Wie die Kinder sind wir dann herumgekraxelt und haben uns gefreut.

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Die Rückfahrt wurde dann wesentlich feuchter als die Anreise und es wurde auch ziemlich kalt. Auf Güterwegen und Nebenstraßen waren wir Richtung Bärnkopf unterwegs, von dort nach Bergern bei Pöggstall, dem ehemaligen Heimatort meines Vaters und meiner Großeltern. Dann erreichten wir nach knapp 160km Fahrtstrecke tatsächlich noch aus eigener Kraft die Tankstelle in Pöggstall, um den Dschobber aufzutanken, und weiter ging die Fahrt Richtung Persenbeug, dann durch’s große und kleine Yspertal und irgendwie, wir wissen wirklich nicht mehr, wie genau, kamen wir dann über Gloxwald (da war ich irgendwann vor 40 Jahren zum letzten Mal) teilweise auf Straßen, die ich noch nie im Leben gefahren bin, nach St. Nikola an der Donau.

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Im Mühl- wie auch im Waldviertel stehen haufenweise Kapellen oder Marterl in der Gegend herum. Leider sind kaum Jahreszahlen vorhanden, die auf die Bauzeit hinweisen. Auch der Grund für den Bau ist uns weitestgehend unbekannt. Aber immer wieder findet man Kapellen und Marterl, die besonders kunstvoll gestaltet sind, wie dieses, und da frag ich mich wirklich, was hier passiert ist, was der Anlaß war, dies hier zu bauen. Dieses Marterl steht an einer Straße, die sich Ebenedt nennt in der Gegend um Henndorf. Koordinaten sind ungefähr 48°21’42”.7N 14°51’11.8”E
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Hier noch so ein besonders auffälliges Marterl, das ziemlich genau bei 48°23’12.8”N und 14°55’01.4E neben einer Straße namens Kronberg steht.
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Der Hanslteich bei Gutenbrunn. Ich war schon weiß Gott wie oft in dieser Gegen, aber diesen Teich sah ich zum ersten Mal. Hier bin ich allerdings nicht nur deshalb stehen geblieben, weil ich den Teich nicht kannte, sondern weil mir einfach kalt war. Wir hatten im Mai schon den einen oder anderen schönen, warmen Tag. Dieser gehörte definitiv nicht dazu. Seit einiger Zeit hatte ich schon die Griffheizung auf Vollgas aufgedreht, obwohl ich die GoreTex Handschuhe anhatte. Ich wusste ja vor der Abfahrt, daß es regnen würde. Hier aber regnete es nicht. Es war nur einfach saukalt.
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Bei der Brücke an der Straße Loitzenreith-Thumbling, genau bei der Koordinate 48°21’10.0”N 15°08’50.3”E  finden wir dieses liebliche Bächlein (das ist in der Natur viel schöner als auf den Bildern!) und wieder Felsen im bunten Wald. Wieder gehen wir auf Entdeckungsreise.
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Der Dschobber und die blaue Elise
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Und schon wieder ein Gipfelsieg. Höher sind nur die Baumwipfel.
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Am Predigtstuhlweg bei Nöchling braut sich wieder was zusammen. Uns kann sowas nicht mehr schrecken.
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Ein bissl weiter westlich vom oberen Standpunkt mit Blick zur Donau
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Westlich von Gloxwald auf der Sattl-Straße mit Blick zur Donau. Diese Höhenstraßen nördlich der Donau sind mir weitgehend unbekannt, dafür sind die umso reizvoller mit ihren Aussichten.
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Nach mehr als sechseinhalb Stunden sind wir wieder bei der Donau zurück. Hier bei der nördlichen Einfahrt von St. Nikola.
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Das war die letzte Aufnahme des Tages, aufgenommen in der Nähe von Neustadl. Kurios ist, daß mir die GPS Daten der Aufnahme erzählen wollen, ich hätte das Bild rund 30km weiter westlich aufgenommen. Von hier war es dann nur mehr rund eine Viertelstunde Fahrt, dann waren wir nach sieben Stunden und rund 230 Kilometern wieder daheim an der Tankstelle, tranken nochmals einen Becher Kaffee und freuten uns über die schöne Tour und darüber, daß wir nicht mehr besonders naß werden würden. Es regnete nämlich schon wieder.

Einen schönen Tag noch.

Ps.: Ich muß grade lachen. Jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, am 19. Mai 2021, also zwei Tage nach dieser Tour, um 14:40 Uhr, regnet es wie Sau, ich hab vorhin die Heizung aufgedreht und wir haben eine Außentemperatur von sage und schreibe 9°C. Da haut es dir den Vogel raus.

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