Strecke: Amstetten – B121 – Waidhofen an der Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – Buchauersattel 861m – B117 Admont – Kaiserau 1100m – Trieben – B114 Hohentauern 1274m – Möderbrugg – Pöls – B114a – St. George ob Judenburg – Scheifling – Murau – Stadl an der Mur – Predlitz – B95 Turracher Straße – Turracher Höhe 1269m – Nockalmstraße (Mautstraße) – Schiestelscharte 2027m – Eisentalhöhe 2049m – Innerkrems – L19 Bundschuh – Thomatal – Madling – Tamsweg – B96 – Tratten (Kirchturm im See) – L501 Schöder – Sölktalstraße – Sölkpaß 1788m – Stein an der Enns – Öblarn – Espang – B146 Liezen – B138 Pyhrnpaß 954m – Spital am Pyhrn – Oberweng – Mitterweng – Rosenau am Hengstpaß – Hengstpaß 964m – Altenmarkt – Weyer – Waidhofen an der Ybbs – Amstetten
Streckenlänge: rund 500km
Start um 6 Uhr bei mir mit der Yamaha YZF1000R Thunderace und Sonja hinten drauf. Heute kommt der Tschobber nicht zum Einsatz, sondern bleibt in der Garage neben der Guzzi stehen. Wir machen uns ein wenig Sorgen. Könnte ja sein, daß eine kleine Vespa neben Tschobber und Guzzi stehen, wenn wir zurück kommen. Man weiß ja nie. Nächster Halt beim Fred. Der ist fertig und abfahrbereit, als wir ankommen. Noch ein paar tränenreiche Worte mit der Frau gewechselt, man ist ja doch den ganzen Tag unterwegs, dann aufsteigen und anwerfen. Los geht’s.
Der erste Halt wird durch diesen Anblick kurz vor Admont erzwungen. Ich fahr diese Strecke über den Buchauersattel seit Jahrzehnten bei jedem Wetter, zu jeder Tages- und Jahreszeit, aber in der weit überwiegender Anzahl der Fahrten bleib ich hier stehen und mach ein Bild. Der Eingang des Gesäuse ist immer ein paar Minuten Wert.
Bei der Tankstelle in Admont ein obligatorischer Kaffee, ohne den man hier, so erzählten mir die Einheimischen, gar nicht durchfahren darf. Früher wurden man von Steirischen Straßenräubern überfallen, heute bleibt man weitgehend unbelästigt, sofern man sich an der Tankstelle in Admont einen Kaffee kauft. Dabei kann man auch gleich den Ausblick auf die Haller Mauer bewundern.
Die kurvenreiche Kaiserau haben wir schnell und problemlos überwunden und streben nun hurtig dem nächsten Höhepunkt unserer Fahrt entgegen. Hohentauern. Jetzt bin ich auch schon ganz gut mit dem Fahrverhalten meiner Ace vertraut, wenn Sonja drauf sitzt. Alleine kann ich die Ace herum pfeffern, daß es nur eine Freude ist, aber zu zweit hab ich nicht viel Erfahrung. Da Sonja aber so gut und präzise reagiert, hab ich anfangs fast Probleme, die richtige Linie zu fahren, weil ich eigentlich mit einer kleinen Verzögerung in der Reaktion von Beifahrerin und damit Motorrad gerechnet hätte, die nicht da war. Sonja reagiert gefühlsmäßig und instinktiv richtig und so macht das Fahren zu zweit auch Freude. Wer jemals jemand hinten drauf sitzen hatte, der (er, sie, es) Angst hat oder sich den Bewegungsablauf anders vorstellt und somit ständig in die Fahrerei reinpfuscht, der weiß, wovon ich rede. Horror! Das gibt’s bei Sonja nicht, und das ist gut so.
Also rauf nach Hohentauern und bei der Abfahrt die schönen, bis zu fast 2500m hohen Berge um den Bösenstein herum bewundert. Die Fahrt nach Möderbrugg gestaltet sich auch besser als gedacht, weil die Baustellen, in die Fred und ich letzte Woche kamen, schon weitestgehend fertig sind. Langsam, aber sicher hat die gesamte Strecke eine neue Asphaltdecke. Dann kurz überlegt, ob ich über Oberzeiring und Oberwölz-Stadt rüber nach Murau fahren soll, was ich aber gleich wieder verwerfe. Ja, das wäre recht schön zu fahren und die Kilometer werden vermutlich ziemlich die selben sein. Kilometer wären nicht das Problem gewesen. Mehr die Uhrzeit. Auf einer geplanten Fahrt, die mit Garantie nicht unter 500km lang sein wird und bei der man nie wirklich freie Fahrt haben wird, (Schnellstraße oder Autobahn) kommt es auch auf Zeit an. Und was auch nicht zu unterschätzen ist, die Kondition des Fahrers. Ja, ich geh wandern und bin praktisch täglich zumindest 5 bis 10km zu Fuß unterwegs. Ich fahr aber nicht so viel Motorrad wie früher, als Tagesetappen von 500km ein Halbtagsausflug waren und auch mehr als 1000km keine Mordspartie war. Diese Zeiten sind vorbei. Alleine mein blöder Ischias-Nerv spielt mir immer einen Streich. Aber damit muß ich halt leben und somit berechne ich die Distanzen halt ein wenig anders als noch vor einigen Jahren. Ich werd halt nicht jünger.
Über die Strecke Scheifling – Murau braucht man, glaub ich, nicht reden. Die Landschaft ist ja schön aber die Straße ist fad. Dann kommt dort noch die ewige Baustelle dazu, die einmal eine Autobahn werden soll. Oder sowas. Du fährst so auf der Straße dahin, auf der du seit Jahrzehnten unterwegs bist und plötzlich ist da ein Kreisverkehr (der war nicht die Überraschung) und am Abzweig, den du auf dieser Strecke immer gefahren bist, hast du plötzlich eine Maut-Tafel vor der Nase. Schnellstraße, Mautpflichtig. Ich schüttle den Kopf, schau in den Spiegel, sehe, daß Fred mir folgt und fahr weiter. “Habt’s mich gern” denk ich mir. Ich hatte ja eigentlich immer eine Vignette. Vor allem, seit es die auch in digitaler Version gibt, hatte ich große Freude damit, weil ich mit einmal kaufen das ganze Jahr über mit drei verschiedenen Motorrädern notfalls (oder geplant) auf der Autobahn fahren kann, ohne mir Sorgen zu machen. Ohne Vignette erwischt zu werden kostet 120.- wenn man sofort bezahlt. Ich hab jetzt aber keine Vignette. Auch keine elektronische. Einfach deshalb, weil es unter normalen Umständen keinen Anlaß mehr gibt, auf eine Autobahn zu fahren. Ausgenommen, man ist plötzlich auf einer, ohne das zu wissen, so wie jetzt. Aber was sollte ich jetzt machen? War ja, soviel ich weiß, keine andere Straße da!
Die Hofer Tankstelle in Scheifling war auch noch einen Lacher Wert. Die Tankstelle, an der ich sonst tanke, hatte ich übersehen und keine Lust, umzudrehen. Dann seh ich die Tankstelle beim Hofer und bieg ab. Die erste Säule gibt kein Benzin her, die zweite keinen Beleg. Irgendwas hat es halt immer.
Von Murau bis Predlitz geht’s dann wieder ohne Aufregung weiter und bald haben wir den Abzweig zur Turrach erreicht. Ich kann mich noch an einige Fahrten hier erinnern, da mußte ich bewusst um die 80 Ka Em Ha fahren, weil die Straße so schlecht war, daß es dir die Plomben aus dem Mund gehauten hat. So schlimm ist das heute nicht mehr, aber im oberen Bereich zur Turrach haben die noch immer eine Geschwindigkeitsbeschränkung aufgestellt, damit die Fahrzeuge nicht auseinander fallen. Da sind Löcher in der Straße, da könnte sich fast mein Hund verstecken.
Unvermeidliches Foto von der Turracher Höhe. Tausendmal fotografiert, immer wieder sehenswert.
Gemütlich fahren wir dann an der Südrampe der Turrach runter und freuen uns schon auf die Nockalm, dem Höhepunkt des Tages.
Anstellen an der Mautstelle der Nockalm-Straße. Kostet €14.- pro Krad. Und jetzt schau ma uns die Bilder von der Nockalm an.
10:10 Uhr. “In de Berg bin i gern. Und do gfreit si mei Gmiat. Wo de Oimresaaal wo-oxn, und da Enzian bliad!”
Bei der Schistlscharte bleiben wir nicht stehen, sondern fahren gleich auf der anderen Seite wieder runter bis zu einer Stelle, an der man schön stehenbleiben und schauen kann. Die gibt’s auf der Nockalmstraße reichlich. Hier ist so ein Platzerl. Wir halten und nehmen die Helme ab. Fred geht hinten zum Motorrad und öffnet das kleine Köfferchen. Was der zum Vorschein bringt, kann man mit Fug und Recht extravagant nennen.
Eine ordentliche Thermoskanne mit heißem, schwarzen Kaffee und Kaffee-Häferl aus Glas. Das hat Stil! Jetzt hätte nur mehr eine dicke Zigarre aus Kuba oder von mir aus eine Großglockner gefehlt. Aber ich rauch ja seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Leider. Andererseits, wir hatten ja eh keine Zigarren. Also doch eher gottlob.
Kaffee aus echten Glashäferl, dazu Manner und dahinter die Berge der Nockalm. Herz, was willst du mehr? Das ist auf der Nockalm sowieso eine eher rhetorische Frage. Guckst du unten.
Das ist die Aussicht von der Eisentalhöhe nach Nordwesten, wenn ich mich nicht komplett irre.
Da ist was Wahres dran. Das ist das Motto, nach dem wir leben.
Wir haben die Nockberge verlassen und gelangen auf der Landesstraße 19 Salzburg zurück ins Steirische. Das ist hier Almgebiet, hier laufen die Kühe frei herum und haben Vorrang. Einmal ein Blick in beide Richtungen von hier aus. Oben Richtung Bundschuh und unten zurück nach Innerkrems.
Die Bergln hier haben alle so um die 2000m und waren früher alle von einem brutalem Kahlschlag betroffen, den man wegen der Eisenproduktion für die Erzeugung von Holzkohle durchführte.
Der Großteil der Kühe ist vor uns auf die Weide an der anderen Straßenseite marschiert. Drum sind wir ja stehen geblieben. Nur ein paar Jungstiere und Mädels blieben zurück und schauen uns verwundert an. Ich, alter Kuh-Experte, der ich bin, hab mich an den Straßenrand gesetzt und mit denen so lange geredet, bis sie neugierig wurden und zu mir kamen. Das geht bei den vierbeinigen Rindsviechern genau so einfach wie bei den Zweibeinigen. Die haben ja keine Ahnung. “Kuhlie, ich hab dich zum Fressen gerne”, und im Rucksack wartet schon die Bratpfanne.
Hier sehen Sie den großen Kuhflüsterer aus Amstetten am Werk.
Der junge Bursche hier zeigte Interesse, aber als ich ihm die Hand hin hielt, zog er es vor zu kneifen.
Nächster Stopp Hochofenmuseum Bundschuh. Lesenswertes kann man HIER finden. Kurz gesagt gibt es hier seit 1903 keine Eisenverarbeitung mehr, aber gottlob finden sich immer wieder Leute, die solche Relikte aus vergangenen Zeiten restaurieren und erhalten, damit nicht vergessen wird, wie wir zum Wohlstand kamen, den wir heute genießen und den uns dumpfe Kräfte, Sekten der Dummheit und der Ignoranz wie die Grünen, madig machen wollen.
Als wir bei Ramingstein wieder auf die Hauptstraße zurück kehrten, schien die Welt noch tadellos in Ordnung zu sein, aber es kündigte sich Ungemach an. Ungemach für mich in einer Art, wie ich es in 40 Jahren Motorradfahren noch nie erlebt hatte. Zurück wollte ich eine andere Strecke wählen als bei der Hinfahrt und darum bogen wir links nach Tamsweg ab. Irgendwie hätte uns gejuckt, in Tamsweg zu Mittag zu essen, aber wirklich hungrig waren wir nicht und getestet waren wir auch nicht. Obwohl, genau betrachtet hätten wir die drei G tadellos erfüllt. Gwoschn, Gkampelt und Gneizt. Aber was soll’s? Die Nazi haben die Juden ausgeschlossen und heute werden Ungeimpfte ausgeschlossen. Ich kann damit leben. Bei der Weiterfahrt passierte dann etwas. Meine Lederkombi, die ich ja nicht erst seit gestern hab, begann in der linken Kniehöhle zu zwicken. Das wurde so schlimm, daß ich schon an eine Thrombose dachte. Diese Schmerzen kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man sie nicht erlebt hat. Beim Tor der ehemaligen Festung Klausegg hab ich es dann erstmals nicht mehr ausgehalten und blieb (fast verzweifelt) stehen. Ich konnte nicht mehr fahren. Ich hab den Schmerz einfach nicht mehr ertragen.
Das Tor der ehemaligen Festung Klausegg, die sich am Hang neben der Straße befindet.
Hinterm Motorrad sieht man noch die Burgruine Klausegg (auch Klauseck geschrieben).
Ich hab dann einmal den Stiefel ausgezogen und die Reisverschlüsse der Lederkombi am Bein geöffnet, um die Durchblutung wieder herzustellen. Mann, das hat weh getan! Dabei hatte ich dann auch Zeit, mein Motorrad zu fotografieren. 24 Jahre ist die Kiste jetzt schon alt und läuft wie ein Uhrwerk.
So schaut die Gegend um die Ruine aus. Ist eh komisch. Ich bin hier schon oft vorbei gefahren und hab mir immer wieder vorgenommen, mir diese Ruine einmal anzuschauen. Geworden ist das bis heute nix. Ich hoffe, die fällt nicht komplett zusammen, bis ich einmal Zeit hab.
Nein, das ist nicht der Kirchturm von Graun im Reschensee. Das ist so eine Art Miniaturausgabe davon und nennt sich “Versunkener Turm im Rottenmanner Teich” oder so. Es gibt da Fabeln davon, die man HIER zum Beispiel nachlesen kann. Ob das einigermaßen der Wahrheit entspricht oder ob das in den Stuben der Tourismusbetriebe entstand, weiß ich nicht. Schaut auf jeden Fall lieb aus und ist nicht so weit weg wie der versunken Turm im Reschensee.
Wenn ich für jede meiner Fahrten über den Sölkpaß 10 Liter Benzin hätte, müsste ich in den nächsten paar Jahren nicht mehr tanken.
Paßhöhe von hinten und von vorne. Oder von Norden (oben) und von Süden (unten)
Reisende aus aller Welt verewigen sich auf der Tafel der Paßhöhe.
Bei der Abfahrt der obligatorische Halt bei der Kehre mit der schönen Aussicht auf das 2433m hohe Deneck (Bild unten)
Die Kaltenbachseen und das Deneck. Wird Zeit, da wieder einmal rauf zu gehen.
Und hier der Blick aus dem Sölktal gen Norden
Kurze Rast bei der Kaltenbachalm. Hier war ich vor einigen Jahren mit Freunden aus dem FZR Forum. Die waren ganz begeistert. Aber auch als Österreicher, der relativ oft hier her kommt, bin ich immer wieder von der Landschaft des Sölktal begeistert. Wäre auch einmal eine Reise mit dem Auto Wert, für ein paar Tage zum Wandern.
Nach dem Sölkpaß haben wir nochmals bei der Tankstelle in Öblarn getankt, etwas zu trinken gekauft und eine Leberkäsesemmel mit reichlich Senf gegessen, dann gings weiter der Heimat entgegen. Indirekt zumindest. Zuerst einmal der nächste Paß.
Hier haben wir das Sölktal schon längst hinter uns gelassen und den Pyhrnpaß grade eben und rasten auf der Strecke von Spital am Pyhrn zum Hengstpaß irgendwo bei Oberweng.
Das war das letzte Bild der Tour und entstand beim Halt an der Ennsbrücke, wenn man von der Hengstpaßstraße raus kommt. Hinter der Eisenbahnbrücke verbirgt sich ein für die meisten, die hier fahren, vollkommen ungekannter, kleiner Wasserfall. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich nach dem Sölkpaß anhalten mußte, weil ich einfach vor lauter Schmerzen nicht mehr fahren konnte. Teilweise war das der reinste Horror. Aber Fred und Sonja sind nie ungeduldig geworden, und darüber bin ich froh. Jetzt muß ich wohl einmal schauen, was da passiert ist, warum diese Kombi plötzlich überhaupt nicht mehr passt. Ich bin doch nicht gewachsen? Mit 61? Aber wer weiß? Meine alten Bergschuhe, die Meindl Island, die mir so perfekt passten, passen auch nicht mehr. Mußte neue kaufen, weil die Zähen blau wurden vom anstehen vorne. Hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Und jetzt passt plötzlich die Lederkombi nicht mehr. Das ist unglaublich blöd, weil genau die selbe in der selben Größe, nur in Rot, hab ich auch noch im Kasten. Kaum getragen. Das kann ja heiter werden. Auf jeden Fall waren wir nach 11 Stunden und etwas über 500km wieder (halbwegs wenigstens) gesund und munter daheim angekommen. Leute, das war eine tolle Tour.
Einen schönen Tag noch…………..