Als Weiße Ois entspringt die Ybbs in den nordöstlichen Hängen des Großen Zellerhut in der Gegend um die sogenannte “Melkstatt”. Nach dem Zusammenfluß der Weißen Ois mit dem Neuhauser Bach bei Holzhüttenboden geht’s dann bis ungefähr Lunz am See als Ois weiter, um dann als Ybbs den Rest der insgesamt 135km seines Verlaufes in Ybbs an der Donau in die Donau zu münden. Soweit kann man das in Wiki nachlesen und soweit kann man das auch auf alten wie neuen guten Landkarten herausfinden. Ich wohne an der Ybbs und kenne diesen Fluß seit meiner Kindheit. Wir haben als kleine Kinder am Ufer der Ybbs gespielt (und unseren Eltern das eine oder andere graue Haar beschert), sind als Jugendliche in Höhlen an der Ybbs gekrochen oder über die Eisentraversen unter der Fahrbahn der alten Ybbsbrücke geklettert, wir haben in den 60er Jahren noch Schaumkronen schwimmen gesehen, die man für Schlagobers halten konnte. Wir kannten die Ybbs als zugefrorene Eiswüste in strengen Wintern und als Rinnsal in manch heißem Sommer. In der Ybbs ist 1967 der Leopold, ein Schulkamerad aus meiner Klasse (zweite Klasse Volksschule) ertrunken. Bei der Ybbsbrücke in Kröllendorf hat mich die letzte Hecke aufgehalten, bevor ich mit hoher Geschwindigkeit mit dem Alfa 2000 GTV ins Wasser abgeflogen wäre. Ich hab gesehen, wie die Ybbs fast gestorben wäre und ich hab gesehen, wie die Ybbs wieder sauber wurde und wieder zu leben begann als fischreiches Gewässer und wie Badestrände wie Pilze aus dem Boden der Ufer schossen. Mein Leben hatte und hat viel mit der Ybbs zu tun, aber wo sie entspringt, das wusste ich nie. Ja, ja, die geographische Lage ihres Ursprunges kannte ich. Ich kannte die Zeller Hüte. Der Ursprung der Ybbs, die Weiße Ois und wie das dort ausschaut, das war mir allerdings unbekannt und das musste sich ändern.
Am 22. September 2003 bin ich nach Neuhaus gefahren und hab mir angeschaut, wo die Ybbs entspringt. Nicht genau die Quelle. Die ist schwer zugänglich. Aber die Gegend, wo die Ybbs noch ein kleines Rinnsal ist und Weiße Ois heißt, die hab ich mir damals angeschaut. Und ganz nebenbei, ohne ging das damals nicht, hab ich auch den Hinteren Brennkogel 1265m bestiegen. Lag ja gleich am Wegrand. “Weißt du, wo die Ybbs entspringt?” frug ich Sonja zwanzig Jahre später. “Nein. Wo?” “Kommst du mit? Ich zeig’s dir”.
9:10 Uhr. Wir gehen von Neuhaus entlang des Faltlbaches bis zum Abzweig der Forststraße nach links, wo es dann dem Höllertalbach entlang geht.
Zuerst noch auf der Straße neben dem Bach….
… bis ein Steiglein links der Straße abzweigt und in die Botanik führt.
Die beste Jahreszeit dürfte Mitte Juni sein, wenn alles blüht und gedeiht.
So schön und einfach das alles ausschaut, man sollte gutes Schuhwerk tragen, trittsicher sein und keine Höhenangst haben. Dazu später mehr. Man kann sich das auch mit Höhenangst und ohne gutes Schuhwerk anschauen, aber nicht auf dieser Strecke. Dazu müsste man über die Faltlhöhe oder Jägertalhöhe gehen, aber nicht hier!
Auch für Eddie ist das ein Paradies
Glasklares Wasser. Das ist aber noch immer der Höllertalbach, der in den Faltlbach fließt der in den Neuhausbach fließt der in die Ois fließt. Ist leicht zu merken.
Frauenschuh gibt es hier so viel, damit könnte man ein Schuhgeschäft eröffnen.
Wir sind im hintersten Eck des Pfades angelangt und finden dort, wo die noch kleine Weiße Ois von den Nordhängen des Großen Zeller Hut kommt, einen Steig, der in der Karte nicht eingezeichnet ist. Sofort folgen wir ihm neugierig.
“Sag einmal, Kleiner, weißt du, wo der Weg da hin führt? Du wohnst doch hier?” “Quak, Quak!” “Aha, verstehe”.
Der Steig entfernt sich in südwestlicher Richtung immer mehr vom Rinnsal der Weißen Ois und steigt auch rascher aufwärts, sodaß wir uns sehr schnell weit über der Weißen Ois in den Nordhängen des Großen Zeller Hut befinden.
Es wäre je irgendwie interessant, hier einfach wild über die Hänge zum Zellerhut aufzusteigen. Andererseits………
Bei diesem Jagdstand endet der Steig. Also nur ein Jagdsteig. Wir kehren um.
Endlich am Wasser zurück, trinkt Eddie, als hätte er seit Tagen nichts zu trinken bekommen.
Ich hab heute einmal was von “Nicht ängstlich, schwindelfrei und gutem Schuhwerk” gesagt? Das ist noch harmlos!
Man hatte bisher nicht das Gefühl, wir wären auf ungefähr 1000m Seehöhe, aber jetzt wird es erstmals direkt ein bissl alpin.
Bei Angstzuständen und Schwindelgefühlen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker. Hier ist es lustig, aber für Angsthasen ist da Schluß mit lustig. Wenn du hier Angst hast und/oder falsche Schuhe und ausrutscht, fliegst du so tief runter, als wenn es dich daheim vom Dach deines Hauses runter haut. Der Fels ist allerdings sehr griffig.
Pause. Es ist ziemlich warm und Eddie braucht eine Rast im Schatten.
Wir achten jetzt nicht auf die Karte, sondern wandern am schönen Weglein stetig dahin. Es ergibt sich auch die Möglichkeit, die Seite zu wechseln. Nein, keine Brücke. Entweder einfach durch oder einfach durch. Einmal mit Wasser und einmal ohne, weil die Weiße Ois hier teilweise verschwunden ist. Sie fließt auf einer wasserundurchlässigen Schicht unterhalb des oberflächlichen Geröll. Schaut gut aus, wenn das Wasser plötzlich verschwunden ist und dann ist es genau so plötzlich wieder da. Bei einem dieser Seitenwechsel finden wir einen Steig, der aus dem Tal in die südlichen Hänge führt. Wohin, wissen wir nicht. Wir folgen dem Pfad.
Wir folgen dem Pfad bis zu einer Schulter und auf der anderen Seite sehen wir zum Dürrenstein. Wir wissen nicht, wo wir sind, wir wissen nur, hier ist es wunderschön! Am 31. August kehren wir hierher zurück und besteigen auf diesem Weg den Großen Zeller Hut 1639m. Wir wären nur mehr eine Stunde vom Gipfel entfernt gewesen! An diesem Tag hat es aber leider in strömen geregnet. Die Tour war wunderschön, aber die Sicht war mau. Am 6. September hab ich die Tour bei Kaiserwetter wiederholt.
Bei der Rückkehr zur Weißen Ois hinunter erhaschten wir noch diesen wunderschönen Ausblick auf die Gemeindealpe, die nordöstlich von uns liegt.
Wir sind wieder unten (auf knapp eintausend Meter)
Wir wandern nordöstlich um den Klaussee herum und steigen dann über die Jägertalhöhe 1157m
Bei einer großen Forststraßenkreuzung herrscht kurz Unklarheit, doch bevor ich noch auf der Karte nachschauen kann, finden wir diesen Pfeil auf der Straße. Alles klar!
Jetzt geht es bis Neuhaus nur mehr abwärts.
16:47 Uhr. Das Wegkreuz am Faltlbach bestätigt, daß wir am richtigen Weg sind. Nur mehr wenige Minuten, dann sind wir zurück in Neuhaus und ein wunderschöner Tag in der Natur hat sein Ende gefunden.
Karte zur Tour. Das ist die selbe Karte, die mich am 22. September 2003 begleitet hat.