Am 23. Juni sind wir drei, Sonja, Eddie und ich, dem Großen Zellerhut vom Seewirtgraben aus aufs Dach gestiegen und haben dann die ganze Kette der Zeller Hüte bis rüber zum Feldhütl überschritten, um im Rehgraben zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen. Es war eine wunderschöne Tour, und damit wäre es eigentlich zumindest für die nächste Zeit mit den Zeller Hüten gewesen. Gleich am nächsten Tag erkundeten wir den Ursprung der Ybbs, die unterhalt des großen Zellerhut entspringt. Bei dieser Tour haben wir entlang des kleinen Bächleins, das hier “Weiße Ois” heißt (und das später ein breiter Fluß mit dem Namen Ybbs wird und bei Ybbs an der Donau in die Donau fließt), einen Steig entdeckt, der, eigentlich aus unerfindlichen Gründen, interessant erschien. Der Steig führte einen Graben entlang mäßig steil bergauf in den Wald. “Was ist? Schauen wir, wo das Steiglein hin führt?” fragte ich und Sonja nickte zustimmend mit dem Kopf. Die Dame mit der Energie eines Atomreaktor ist bei jedem Unsinn dabei, so steil oder unsinnig kann eine Tour gar nicht sein. Hauptsache unterwegs. Na, und Eddie passt da genau dazu. Hauptsache unterwegs ist auch sein Motto. Ergo sind wir etwas abseits unserer Pläne diesem Pfad gefolgt und erreichten durch den mäßig steilen Graben bei ungefähr (geschätzt) 1200 bis 1300m Seehöhe eine Schulter, auf deren anderen Seite sich große Teile des Kamm vom Scheiblingstein zur Rechten bis zum Dürrenstein und weiter Richtung Hochkar zeigte.
Das war diese kurze Erkundungstour mit Ausgangspunkt Weiße Ois. Das Ende der roten Linie (1) sollte ziemlich genau der Punkt auf der Schulter sein, wo wir zum Kamm des Dürrenstein sehen konnten, den schönen Ausblick zur Gemeindealpe (2) fanden wir etwas weiter unten beim Abstieg.
Der Dürrenstein mit seinen Ausläufern links zum Hochkar und rechts bis zu Scheiblingstein und Scheibe. Dieser Kamm erstreckt sich geographisch in NNÖ Richtung und half uns, unseren Standpunkt auf dieser uns unbekannten Schulter zu bestimmen.
Und dieser schöne Ausblick zur Gemeindealpe war uns ein Stück weit unter dieser Schulter vergönnt. Jetzt konnte ich unseren Standpunkt auf der Schulter schon recht genau bestimmen und jetzt vermutete ich auch schon, wo der Steig hinführen würde, wenn man ihm bis zum Ende folgt. Zum Gipfel der großen Zellerhut! Ich hatte bis dahin keine Ahnung, daß man von Neuhaus aus den Zellerhut besteigen könnte, und damit war eine Tour in der Schublade, von der wir nur noch nicht wussten, wann sie stattfinden sollte.
So entstand die Idee für diese Tour. Bei der Wanderung am Ursprung der Ybbs bekamen wir eine Ahnung vom Verlauf des Pfades, daheim stellte ich bei den Nachforschungen fest, daß das wirklich ein Steig ist, der auf den Großen Zellerhut führt und jetzt, am letzten Tag des August, wollten wir uns auf die Socken machen, dem Großen Zellerhaut von Nauhaus aus aufs Dach zu steigen. Das Wetter war uns dabei weitgehend egal. Daß es dermaßen pissen sollte, das konnten wir, gottlob, nicht wissen. Trotz des Regens haben wir die Tour genossen.
Abfahrt um 6:30 Uhr nach Gaming und weiter über den Grubberg nach Neuhaus. Dort Regenkleidung anziehen, Rücksack umhängen, Eddie an die Leine nehmen und um 7:15 Uhr Abmarsch.
7:15 Uhr. Es ist nicht nur naß, sondern auch kalt. Angezogen wie Michelin-Männchen latschen wir los. Eddie hat kein Problem mit dem Regen. Hauptsache unterwegs. Hier glauben wir sogar noch dran, daß sich das Wetter bessert. Kann Glaube wirklich Berge versetzen? Oder das Wetter beeinflussen? Wir werden sehen.
Der Marsch zur Weißen Ois führt uns von Neuhaus (989m) zum ersten Wegpunkt, einem Kreuz bei einer Kreuzung, dann einfach den Wegzeigern (im wahrsten Sinne des Wortes, siehe Foto) nach zur Faltlhöhe (1100m) und grade aus runter zur Weißen Ois (rund 1000m).
Schöner kleiner See, aber die Regentropfen! Es ist kein heftiger Regen. Dafür ist es ein sehr konstanter Regen.
Auf der Faltlhöhe. Hier gehts grade aus runter zur Weißen Ois.
Wir sind bei der Weißen Ois angekommen. Jetzt müssen wir nur noch dem Weg folgen, der uns vom 23. Juni bekannt ist, dann sollten wir auf den Pfad treffen, dem wir zum Großen Zellerhut folgen wollen.
Überraschend sehen wir diesen hübschen Wasserfall, der uns bei unserer Tour zum Ursprung der Ybbs entgangen war. Vielleicht hat dieser Graben im Juni aber auch einfach kein Wasser geführt. Das ist entlang der Hengstpaß-Straße auch so. Nach längerer Trockenzeit sind nur steile Felsabstürze zu sehen, bei Regen sind es dutzende Wasserfälle.
8:08 Uhr. Nach einer Stunde sind wir beim Pfad angekommen, dem wir heute folgen werden. Jetzt müssen wir noch bis zur Schulter rauf, bei der wir letztes Mal umgekehrt haben, dann kommt Neuland.
Baumstämme laden zum Rasten ein. Einmal trinken, eine Kleinigkeit essen und dann geht’s weiter.
Bei den einladenden Baumstämme scheint sich um einen Windriss zu handeln, der zusammengeschnitten wurde.
Unglaublich, wie dicht verwachsen dieser Pfad während der letzten zwei Monate ist.
Einer von zahlreichen umgefallenen Bäumen.
8:45 Uhr. Geschafft. Das zweite Drittel unseres Aufstiegs, die Schulter, ist erreicht. Hier, unter den relativ dichten Bäume halten wir eine Rast. Der Boden ist hier nicht so naß wie sonst überall.
Hier haben wir vor zwei Monate den Dürrenstein gesehen. Heute ist alles dicht. Keine Aussicht. Ab jetzt kommt für uns Neuland.
Hier beginnt ein Kamm, der bis hinauf zum Gipfel führt. Schade, daß wir aufgrund des Regenwetters praktisch keine Aussicht hatten. Der Kamm für sich alleine ist ja schon schön, aber mit der Umgebung wäre alles noch schöner.
Die Witterung ist zwar trüb, aber für uns gibt es absolut keinen Grund, betrübt zu sein. Wir haben hier auch die Landesgrenze Niederösterreich/Steiermark erreicht, wie man am Grenzstein (Bild rechts) sehen kann. Diese Grenze führt genau zum Gipfel des Großen Zellerhut und von dort scharf nach Norden. Für uns haben diese Grenzen keine Bedeutung.
Die Wassertropfen auf den Blättern glänzen dermaßen, daß ich sie im ersten Moment für Eiskristalle halte. Gibt’s aber nicht. Dazu ist es zu warm. Glänzt, als würden hier Diamanten herum liegen.
Nachdem wir ja von unserer Umgebung kaum was sehen, zeigt mir diese Latschengasse, daß wir die Baumgrenze überschritten haben. Jetzt kann es nicht mehr sehr weit bis zum Gipfel sein, sagt mir mein Gefühl.
Die Witterung lässt einen noch um ein paar Jahre älter ausschauen als sonst.
Die nächste Latschengasse, nur steiler als die vorhergehende.
Hier kamen ein paar Gämsen aus dem Nebel und verschwanden hinter den Latschen. Mein Gefühl sagt, wir sind gleich am Gipfel.
Ein Stück weiter weiß ich, mein Gefühl trügt nicht. Schemenhaft ist das Gipfelkreuz zu sehen. Und komisch, hier regnet ist grade nicht!
Rasten, umziehen (fühlt sich toll an!) und ein paar Minuten ohne Regen genießen. Dann geht es wieder nach unten.
10:14 Uhr, auf geht’s durch die Latschengassen wieder nach unten.
Jetzt nehmen wir uns auch etwas mehr Zeit für alles rundherum. Die Laune ist trotz wieder einsetzendem Regen bestens.
Jetzt, am Weg nach unten, fällt uns erst richtig auf, wie ausgeprägt der Kamm ist, dem wir nach oben folgten.
HIer scheint manch raues Lüftchen zu wehen.
Trotz teilweise wilder Verwüstungen ist der Weg immer schön ausgeschnitten. Immer wieder erstaunlich, welche Enthusiasten es gibt, die sich diese Arbeit antun.
11:13 Uhr. Wir sind bei der Weißen Ois zurück. Jetzt noch zur Faltlhöhe rauf, drüben wieder runter und wir sind am Ausgangspunkt zurück.
12:10 Uhr. Nach fünf Stunden sind wir wieder zurück. Mir kommt vor, hier hat sich inzwischen alles in noch mehr Matsch verwandelt. Aber egal, so ein bisschen Regen kann uns die Laune nicht verderben. Ganz im Gegenteil. Wie immer, strahlen wir nach der Tour wie die Christkindl. Jetzt haben wir zwei Tage Zeit zum Rasten, das Wetter hat Zeit, sich zu bessern, und dann geht’s auf zur nächsten Tour. Schön war’s!
Einen schönen Tag noch………….