Strecke: Häuschen beim Parkplatz am Anfang des Taglesbachgraben (Seehöhe ungefähr bei 700m) – Unbezeichneter Steig über “Am Fleck” direkt in das Steilgelände zwischen Scheiblingstein und Scheibe – Scheibe 1602m – Scheiblingstein 1622m – Bärenleitenkogel 1635m (Höchster Punkt) – Bärenleitensattel 1396m – Hochreiserkogel 1484m – Kleinreiserkogel – Lehardi Kreuz 1406m – Herrenalm 1327m – Parkplatz Ausgangspunkt
Dauer: Start 6:52 Uhr Rückkehr: 14:33 Uhr mit wenigen Pausen
Wetter: Im Tal stark bewölkt und 8°C, ab rund 1400m zunehmend neblig und abnehmende Temperaturen bis ungefähr 0°C auf 1600m, leichter Regen übergehend in Schneefall. Starker Wind im Gipfelbereich. Zustände nie kritisch.
Der zum Dürrenstein (mit 1868m höchster Berg der Ybbstaler Alpen) gehörende Scheiblingstein geistert uns schon lange im Kopf herum. Wir fahren oft mit dem Motorrad vorbei und sehen ihn von umliegenden Bergen, die wir besteigen. Am 8. September, also erst vor kurzem, haben wir den Dürrenstein aus Lunz kommend zum Lechnergraben überschritten. Dabei haben wir die Gelegenheit wahrgenommen und von oben den Höhenzug des Scheiblingstein von der Scheibe bis zum Lehardikreuz angeschaut, und davon geträumt, dort zu wandern. Und da wir uns sicher waren, daß am Mittwoch, dem 22. September nach einer eher mäßigen Wetterlage Schönwetter herrschen würde, beschlossen wir, dem Scheiblingstein aufs Dach zu steigen.
Ich war einige Male oben am Scheiblingstein und hab ihn auf allen möglichen Strecken bestiegen, mein letzter Besuch ist allerdings schon eine ganze Weile her. Am 18. August 2006 war ich letztmals auf Scheibe und Scheiblingstein (über Durchlaß zur Scheibe und nach Überschreitung über Lehardi/Ober/Mittersee runter zum Ausgangspunkt). Der Aufstieg über die diesmal geplante Route liegt mit dem 23. Mai 2002 sogar noch um einiges länger zurück.
Ich war erst vor kurzem mit Eddie (mein Yorkie) aus reiner Neugierde bis zur ersten Forststraße aufgestiegen und stellte fest, daß ich mich an praktisch nichts mehr erinnern konnte. Das war mir alles fremd. Aber absolut nicht unsympathisch! Ein schönes Steiglein führt im weitläufigen Zickzack durch den Wald unspektakulär nach oben, eine Einladung zu einer Genußwanderung, nur die Aussicht ist halt in dieser ersten Stunde recht bescheiden. Das macht aber rein gar nichts, denn weiter oben ab der Stelle, die in der Karte als “Am Fleck” bezeichnet ist, wo man den Wald verlässt, wird die Sache bis zur Herrenalm mehr als Ausgeglichen. Ich hab das alles als paradiesisch in Erinnerung gehabt und hab mich richtig auf den Augenblick gefreut, wenn ich diese Stelle wieder erreichen sollte. Ich war bei Hitze und bei Schnee da oben und jedesmal war das Wetter prächtig und die Sicht grandios. Endlich sollte es wieder los gehen, und am Mittwoch war es soweit.
6:52 Uhr. Bei rund 8°C und starker Bewölkung beginnen wir am Anfang des Taglesbachgrabens mit dem Aufstieg zum Scheiblingstein. Wir nehmen vom Parkplatz ein kleines Stück den Weg zur Herrenalm und biegen dann auf einem unbezeichneten Weg rechts zum Aufstieg ab, der sich unschwierig und wenig steil durch den Wald schlängelt.
Wer schöne Waldsteige mag, dem wird dieser Steig große Freude bereiten. Nur die Aussicht ist ein wenig dürftig. Sowas wie hier ist eher selten.
7:15 Uhr. Trotzdem einem das alles nicht steil vorkommt, gewinnt man schnell an Höhe und bei kleinen Ausblickfenstern wie diesem hier kann man sich vom Fortschritt überzeugen.
Also ich persönlich war fast davon überzeugt, daß die Bewölkung aufreißt und wir über den Verlauf der Tour mit Schönwetter gesegnet sein würden. Aber mit dem Glauben ist es bei mir halt nicht so weit her und daher wurde das mit dem Segen dann auch nicht viel.
Die wenige Aussicht, die man genießen kann, ist grade so viel, daß man immer einen Fortschritt im Aufstieg beobachtet. Das baut auf.
7:42 Uhr. Nach gemütlichen 50 Minuten erreichen wir die erste Forststraßenquerung. Dieses Holzmandl da wurde seit meinem letzten Aufstieg vor rund zwei Monaten ganz schön in Mittleidenschaft gezogen. Damals hab ich noch gelacht und diese Skulptur bewundert. Heute war das Ding schon etwas desolat und kaum mehr zu erkennen. Da wird wohl der einen oder andere kräftige Wind gewütet haben. Also mein Eddie war das nicht! Der hat sicher schon das eine oder andere Steinmandl aufm Gewissen, aber hier kann er nichts dafür.
Ab und zu liegt einmal ein Baum quer, aber sonst passiert nichts aufregendes. Dann, nach der zweiten Querung, die sich nicht als Forststraße, sondern als verwachsender Ziehweg entpuppt (und den wir wesentlich schneller erreichen als gedacht), wird das Gelände zusehends flacher und ich weiß nicht recht, wie weit wir jetzt gekommen sind, wo wir uns genau befinden. Vom Verkehrslärm hören wir hier schon lange nichts mehr. Den haben wir hinter uns gelassen und es ist bis auf den Wind und das rauschen der Blätter ganz still.
Ab und zu hab ich das Gefühl, ich höre nicht nur das Rauschen von Blättern, sondern auch das Rauschen von Regentropfen. Aber nachdem wir nicht naß werden, denke ich mir, ich irre mich.
Es wird flacher und mir deucht, wir könnten uns schon ganz nah an den Wänden der Scheibe befinden. Nur wirklich sehen können wir sie noch nicht. Aber ich spür sie.
8:08 Uhr. Der erste Blick auf die schrofigen Wände der Scheibe. Wir sind ganz nah dran.
Wir sind dabei, den Wald zu verlassen, als es leicht zu regnen beginnt. Nichts aufregendes. Vielleicht ist es auch gar kein Regen, sondern die Näße des dichter werdenden Nebels. Und der Wind frischt deutlich auf. Mein Gefühl sagt mir, daß wir uns keine Sorgen machen müssen. Das wird nichts dramatisches. Das würde sich anders anfühlen. Aber wir nützen die Gelegenheit und ziehen angemessenere Kleidung an. Einmal naß geworden, bleibt man auch naß, und daß wird dann auch gleich kalt.
So schaut da etwas angemessenere Kleidung aus. Ist ein wenig unscharf geworden in der Begeisterung. Diese gelbe Jacke, ich hab sie seit gut 20 Jahren, ist wind- und wasserdicht, aber kein GoreTex und war die letzten gut 10 Jahren nie im Gebrauch. Für unwirtliche Bedingungen hab ich immer meine GoreTex Jacke von “The North Face” dabei, die superleicht und zuverlässig ist. Dafür hing diese im Kasten und war optisch wie neu. Ich dachte, jetzt nehm’ ich einmal diese Jacke mit, damit auch sie in Verwendung ist. Sie hat mich auch bei dieser Tour vor Nässe und Wind geschützt, aber schlussendlich hab ich sie am nächsten Tag weggeschmissen. Die Farbe begann sich unter Nässeeinfluß abzulösen und hat alles, was mit ihr in Berührung kam, gelb eingefärbt. Und das, was drunter war, war meine blaue Fleece Jacke mit Gore Tex von “The North Face”, meine absolute Lieblingsjacke! Jetzt war sie mit gelben Farbpartikeln besudelt, was sich gottlob durch eine normale (Handwäsche mit der Maschine bei 20°C) Wäsche entfernen ließ.
8:31 Uhr. Egal, wie’s Wetter ist, Sonja strahlt.
Das da ganz unten im Tal ist die Bundesstraße 71, die vom Grubberg über den Zellerain nach Mariazell führt. Der spitze Kegel ganz links müsste der Saurüssel 1348m sein, was ein guter Anhaltspunkt für unsere eigene Höhe ist. Das spielt hier allerdings keine wirkliche Rolle mehr. Wir haben die steilen Wiesenflächen und schrofigen Felsstufen des Scheiblingstein und der Scheibe genau vor uns.
Das ist ein Eisenhut, sagt Sonja und mir fällt dazu ein, daß das neben der Kuhschelle eine sehr giftige Pflanze ist. Diese eisernen Hüte wachsen hier so dicht und zahlreich, daß man sie mähen könnte.
Noch ist das nur eine schräge Wiese, aber Stück für Stück wird es hier jetzt steiler.
Dann kommt eine seltsame Stange in Sicht, von der wir nicht recht wissen, was das sein soll. Ein Wegweiser? Hier? Ich kann mich auch nicht erinnern, ob das vor 19 Jahren auch schon hier gestanden ist.
Für die kurzen Beinchen wird das jetzt ein wenig steil. Aber Eddie kann das. Er hat in den letzten Monaten viel gelernt.
Was ich zuerst für Pferde halte, entpuppt sich als Einhorn. Quasi ein Denkmal für das letzte Einhorn oder so. Jedenfalls haben wir keines mehr gesehen.
Es ist hier relativ steil und der nasse Lehm (oder die nasse Erde) ist ein wenig rutschig, aber sonst ist diese optisch unnahbare Wand, die von der Straße aus schier unbezwingbar ausschaut, recht einfach zu besteigen.
Nicht das, was wir sehen, ist etwas beunruhigend, sondern das, was wir hören. Der Nebel wird dichter und da oben tobt etwas.
Was unsere Laune keinesfalls verschlechtert.
9:10 Uhr. Wir sind seit rund 2 Stunden und 20 Minuten unterwegs, haben etwa 900 Höhenmeter zurückgelegt und sind nun am Sattel unter der Scheibe angekommen. Ich kann gar nicht glauben, daß wir nur zwei Stunden (und ein paar Zerquetschte) gebraucht haben, weil wir seit dem Ausstieg aus dem Wald vor lauter Freude am Gelände nur mehr geschaut, fotografiert und uns gefreut haben. Ich dachte, für die letzten zweihundert Meter alleine müssten wir glatt eine Stunde gebraucht haben.
Wie wir hier so sitzen und ein wenig rasten, kommt ein kleiner Hund über die Steilstufe herauf und wedelt freudig mit dem Schwänzchen. Nein, nicht der am Bild. Das ist Eddie. Ich war leider so überrascht, daß ich diesen Augenblick nicht fotografisch festgehalten hab. Es hat so lustig ausgeschaut, wie der kleine Hund mit seinem roten Brustgeschirr plötzlich hier aufgetaucht ist. Gleich darauf kam allerdings Herrchen und Frauchen, die lt. eigenen Aussagen täglich mit Hundi auf den Scheiblingstein (bis zu viermal, sagt er) Gassi gehen. Die hatten ein Tempo drauf, da kann ich wahrscheinlich nicht einmal beim vierten Mal mithalten. Die sind, im Gegensatz zu uns, da auch gleich wieder runter, nachdem sie das Gipfelbuch begutachteten. Offenbar ist er der, der Gipfelbuch und Steig pflegt. Schwupp, und weg waren sie wieder. Ich hab mir dann gedacht, “so wird das wohl auch gewesen sein, wenn der Hans Kammerlander auf seinem Hausberg, dem Moosstock (3059m), spazieren ging”.
9:19 Uhr. Zum Gipfel der Scheibe kommt man ganz einfach, indem man den deutlichen Spuren am Anfang über die Felsen (etwas kraxeln) und dann durch die Latschen folgt. Jetzt gibt es dort sogar schon zwei Gipfelkreuze. Nach der Inflation des Euro auch noch die Inflation der Gipfelkreuze. Rechts sind Eddie und der andere kleine Hund zu sehen. Die beiden waren sofort Kumpel. Bergsteiger unter sich.
Das einfache Kreuz links war das, was ich vor 15 Jahren hier gesehen hatte.
Dann machen wir uns auf die Socken. Wieder runter von der Scheibe und auf zum nächsten Gipfel des Kammes. Scheiblingstein 1622m.
Das war der Zustand, den wir vorfanden. Unter normalen Umständen, also bei Schönwetter, ist die Navigation hier heroben ein Kinderspiel. Man kann sich hier bei Schönwetter nicht verlaufen. Gibt’s nicht, weil man von der Scheibe bis zum Dürrenstein sieht. Da müsste man schon eine Frau sein und grade frisch die Wanderführerprüfung (was immer das sein soll) gemacht haben. Genau sowas hab ich am 23. Mai 2002 hier in der Nähe des Bärenleitenkogel gefunden. Zwei Frauen, eine davon eine frisch gefangene Wanderführerin, die in der Gegend der Durchlaßalm herumirrten und sich nicht mehr auskannten. Ich hatte sie schon im letzten Steilanstieg vor uns gesehen und meiner damaligen Begleiterin gezeigt, wie man schön sehen kann, daß die Angst haben. Ich hab die beiden dann mit nach unten genommen und mit dem Auto nach Amstetten gebracht. Deren Planung (mit öffentlichen Verkehrsmittel zurück) wäre nie aufgegangen. Die hatten ja gar keine Ahnung, wie und wo man da wieder runter kommt. Aber Kondition hatten die wenigstens.
Wir bewunderten mangels Fernsicht einfach das, was für uns sichtbar war und freuten uns, unterwegs zu sein. Über die Navigation machte ich mir keine Sorgen. Wie sagte Sledge Hammer immer? “Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tu!”
Ängstlich und nicht schwindelfrei wäre hier schlecht, Trittsicherheit von großem Vorteil. Der Nebel, der Regen und teilweise der Schneefall (recht große Schneeflocken!) macht das ganze irgendwie gespenstisch, aber auch schön.
Eddie schaut rein optisch aus wie das nasse Elend, aber seine Freude hat er nicht verloren. Es macht uns allen nach wie vor riesigen Spaß.
9:46 Uhr. Nach fast drei Stunden sind wir am Scheiblingstein. Jetzt gibt’s auch hier schon ein Kreuz.
Jetzt sollte wirklich jeder wissen, wo er sich befindet. Andererseits, wenn ich an die Zeller Hüte denke? Da weiß oft nicht einmal der, der die Tafeln aufstellt, wo er ist.
Über den Wegverlauf gibt es hier keinen Zweifel. Man folge einfach dem Trampelpfad.
Manchmal ist die Sicht wirklich miserabel. Dann brauchts ein wenig Hausverstand und Umsicht. Am Weg zum höchsten Punkt der Tour, dem Bärenleitenkogel, ist es nicht unmöglich, vom Weg abzukommen. Bei wirklich schlechten Bedingungen wäre das aber auch kein Grund, eine Krise auszurufen (ist ja grade ungemein in Mode, Krisen von nationaler oder gar globaler Tragweite auszurufen, auch wenn weit und breit nichts von einer Krise zu sehen ist, sondern diese hysterisch, von immer den Gleichen, produziert werden) und um sein Leben zu fürchten. Einfach so lange über die Wiesen nach rechts (Westen) ausweichen, bis man auf eine Schotterstraße trifft. Vom Lunzer See bis zur Durchlaßalm führt heutzutage eine schöne, breite Schotterstraße, die einen im Notfall zum Obersee oder gar bis nach Lunz runter bringt. So einsam und abgeschieden, wie das schon einmal war und wie das am Kamm auch heute noch ausschaut, ist das hier nicht mehr. Wenn man vom Lehardi zum Dürrenstein geht, kann man sich im Rückblick schön die breite Schotterstraße anschauen, die bis zur Alm führt. Auf neueren Karten ist die auch schon eingezeichnet.
10:48 Uhr. Bärenleitenkogel, mit 1635m der höchste Punkt der Tour. Als ich letztmals hier war, gab es noch einen Steinhaufen und eine Astgabel als Gipfelzeichen. Jetzt sind hier sogar zwei Gipfelkreuze aufzufinden. Das Linke wird heute wohl als Bio-Kreuz bezeichnet, mit einem Faden aus Hanf zusammengerödelt, für Grünwähler.
Und weiter geht unsere Wanderung. Nächster Halt: Hochreiserkogel.
Auch hier ist die eine oder andere Stelle dabei, wo’s unter den Schuhen schön luftig ist.
Hier, beim Abstieg vom Bärenleitenkogel, ist der Trampelpfad anfangs noch schön zu sehen, im Wald und Wiesengelände ist das dann nicht immer so eindeutig. Im Grunde kann aber nichts passieren (sofern man nirgends runter fällt). Links geht es immer steil runter, rechts kommt irgendwann die Forststraße.
Vertrauensbildende Maßnahmen unter Bergkumpel: Ich hab hier Sonja gefragt, ob sie die Telefonnummer der Herrenalm kennt. “Ich fotografiere jetzt diesen Baum und schick den per MMS an die Herrenalm. Vielleicht kennt ihn jemand und kann uns sagen, wo wir sind”.
Der Weg zum Hochreiserkogel ist eigentlich kein Weg. Der Weg führt am Kogel links vorbei. Ich hab aber bisher immer alle Kogel überschritten und wollte diesen schönen Brauch nicht aufgeben. Also weg vom Trampelpfad und rauf auf den Kogel.
Ein etwas zusammengefallener Ansitz
Immer wieder sind auch hier deutlich Wegspuren zu sehen. Dieser Höhenzug ist speziell im Sommer und bei Schönwetter immer sehr gut besucht. Bis auf die beiden (mit dem Hund) bei der Scheibe ist uns heute niemand begegnet. Gehört uns alles ganz alleine! Vor 20 Jahren war das generell, auch im Sommer, wesentlich einsamer und den steilen Aufstieg zwischen Scheibe und Scheiblingstein haben nur wenige genommen. Da hat sich einiges geändert.
11:40 Uhr. Gipfel Hochreiserkogel 1484m. Das Gipfelzeichen ist hier ein Steinhaufen und zwei Holzpflöcke mit Schildern vom Vermessungsamt. Bei Schönwetter könnte man jetzt auf der einen Seite (Nordosten) zurück schauen bis zur Scheibe und auf der anderen Seite (Südwesten) bis zum Lehardi und zum Dürrenstein. Wir sehen aber heute, wenn’s hoch her geht, nur bis zu den nächsten Bäumen. Jedoch, es regnet oder schneit nicht mehr und die nasse Hose (von den Latschen und Stauden) ist inzwischen auch wieder trocken. Herr, was willst du mehr? Es ist so ruhig hier heroben, so einsam und verlassen. Es ist einfach toll, hier bei diesem Wetter durch die Landschaft zu stapfen. Das war immer einer der Gründe, warum ich in die Berge gegangen bin. Einen besseren Reset für’s Hirn gibt es nicht.
Jetzt müssen wir nur mehr das Lehardi-Kreuz finden. Das wäre schön. Wir kreuzen beim Abstieg sichelförmig von rechts nach links über die Wiese und stoßen wieder auf den Trampelpfad, der uns über dreckige Kuhweiden (ohne Kühe) zum Lehardi führt.
12:19 Uhr. Nach rund fünfeinhalb Stunden haben wir das Leonhard-Kreuz auf 1405m oberhalb der Herrenalm erreicht. Am 8. September haben wir von hier aus (Aufstieg vom Lunzer See durch’s Seetal) den Dürrenstein bestiegen und sind dann durch den Lechnergraben abgestiegen. Damit haben wir den gesamten Kamm des Dürrenstein von der Scheibe aus begangen. Was jetzt noch fehlt, wäre der Kamm vom Dürrenstein rüber zum Hochkar. Das wird wohl ein Vorhaben für nächstes Jahr. Ein Zelt hätte ich schon. Heute kommt noch der Abstieg zur Herrenalm und dann durch den lagen Tagelsbachgraben raus zum Ausgangspunkt.
Die Herrenalm auf 1327m. Das Almhaus soll aus dem Mittelalter stammen, in der Hütte gibt es (angeblich, ich weiß es nicht aus eigener Erfahrung) Schlafplätze für 20 Personen. In den Wassertrögen ist jedenfalls, auch wenn keiner da ist, haufenweise Getränk eingekühlt. Wir hatten Dank der Kälte noch immer jeweils über einen Liter Wasser im Rucksack und damit unseren Bedarf gedeckt.
Der Zustieg zum Abstieg gleich nach der Hütte ist noch recht angenehm, der lange, sehr steinige Weg bis zur Forststraße ist hingegen recht mühsam.
Der Graben des Herrenalmbach, der dann weiter unten (im Bereich einer Brücke) zum Taglesbach wird.
Der Weg nach unten ist nicht nur recht steinig, sondern teilweise auch recht steil. Einmal haut es mich hin, aber nix passiert.
Hier rasten wir, Eddie hat Durst und bekommt auch was zu fressen. Dann mach ich eine grausige Entdeckung. Die Farbe der Regenjacke hat meine blaue Fleece Jacke versaut. Es dauert eine Weile bis ich draufkomme, daß die Farbe abgeht. Ich hab das Ding dann ausgezogen und in einen Plastiksack gesteckt. Gottlob ließ sich die Fleece Jacke wieder sauber waschen und schaut wieder aus wie neu. DAS war noch Qualität. 20 Jahre alt, alle Reißverschlüsse intakt und kein einziger Faden aufgegangen! Da hat man für 3500.- Schilling noch was bekommen!
Bei einer Gabelung kann man sich entscheiden, ob man am linken oder rechten Rand des Taglesbachgrabens absteigen will. Die Wege sind ungefähr (ist nicht viel Unterschied) gleich lang, den Abstieg über die Forststraße kannte ich noch nicht, also da runter.
Jetzt konnten wir schon zum Nebel hoch schauen.
In dieser windschiefen Hütte könnte man vielleicht im Notfall übernachten.
Kann man am Foto gar nicht erkennen, wie tief es hier zum Taglesbach runter geht. Unten beim Parkplatz sind wir dann wieder auf gleicher Höhe.
Unglaublich, aber als wir schon fast unten sind, schickt doch tatsächlich die Sonne ein paar Strahlen zu den östlichen Abbrüchen des Höhenzuges, den wir vorhin im Nebel überschritten haben. Aber oben ist noch immer dichter Nebel.
14:33 Uhr. Wir sind wieder am Ausgangspunkt angekommen. Die Temperatur bewegt sich hier wieder im Bereich von 7 bis 8 Grad Celsius, es ist stark bewölkt und weit oben ist Nebel, was hier herunten keinen stört. Wir haben eine wunderschöne Tour hinter uns, sind glücklich und zufrieden, fahren jetzt noch über den Grubberg runter nach Gaming, kaufen uns an der Tankstelle um einen Euro einen Kaffee aus dem Automat und stöbern im Flohmarkt, dann fahren wir heim.
Einen schönen Tag noch ……………………………………….