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5. Oktober 2021

2021.10. 05. Hochblaser 1771m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:52

Am Montag waren wir bei unsere kleinen Wanderung mit den Motorrädern auf die Idee gekommen, dem Lugauer oder vielleicht auch dem Zeiritzkampel auf’s Dach zu steigen. Lugauer ist höher, Zeiritzkampel kann man schön zu einer wunderbaren Kammwanderung ausdehnen. Nachdem wir wieder daheim waren, hab ich mir die Wettervorhersage von ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) angeschaut und wurde unruhig. Teilweise starke Bewölkung im Raum Murtal und heftige Föhnwinde waren zu erwarten. Na gut, dachte ich, unsere Berge stehen nicht im Murtal. Aber auch nicht weit weg. Und ein Föhnsturm beschränkt sich nicht aufs Murtal alleine. Ganz im Gegenteil würden wir den am Lugauer am schlimmsten zu spüren bekommen. Am Morgen bei der Abfahrt sagte ich dann, “Schauen wir einmal, wie das Wetter ausschaut, wenn wir drunten sind. Wenn’s nicht so toll ausschaut, können wir ja auch den Eisenerzer Reichenstein gehen. Diese Tour ist vom Präbichl aus relativ kurz und wir wären auch schnell wieder unten”.

Abfahrt um halb sechs Uhr. Als wir den Tamischbachturm sehen, weiß ich, daß das mit dem Lugauer nix wird. Ich vermute da oben starken Wind und will nicht mit Eddie in ein Wetter kommen, wie ich es bei meiner ersten Besteigung des Lugauer erlebt hab. Ich fand das lustig damals. Ein 6kg Hund findet sowas ganz bestimmt nicht lustig!

Da es auch in Richtung Zeiritzkampel recht duster aussah, fuhren wir weiter nach Eisenerz, und als wir von der Bahnunterführung zur Ortstafel fahren und gen Reichenstein schauen, bleibt uns der Mund offen. Den Erzberg konnte man grade noch sehen, alles andere war in eine kohlrabenschwarze Suppe gehüllt, Präbichl und Reichenstein in einer schwarzen Hölle verschwunden. Boaaa. Ich hielt an, drehte um und dachte nach. Grade waren wir beim Leopoldsteinersee vorbeigefahren und da war der Himmel blau. Ich bog ab und fuhr zum Parkplatz am See. “Weißt du was?” sag ich zu Sonja, “ wir gehen jetzt auf den Hochblaser”. Und da Madam recht flexibel ist und die schwarze Hölle ebenfalls sah, waren wir sofort einer Meinung.

Auto abgestellt, Rucksäcke raus, Schuhe angezogen, Eddie an die Leine, noch ein Foto geschossen, damit wir später wissen, wann wir losgegangen sind und auf in die Berg! Ich hab die Runde, die mir vorschwebte, schon am 20. September 2004 gedreht und hatte den Aufstieg als recht einfach und schön in Erinnerung. Beim Abstieg auf der anderen Seite hatte ich einen kurzen Faulheitsverhauer eingebaut, der aber keine Auswirkung auf mein Fortkommen hatte. Damals hätte es nicht recht viel gegeben, was mich aufgehalten hätte. Und weil ich das recht gemütlich in Erinnerung hatte, waren wir alle recht frohgemut.

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7:13 Uhr, bei leicht bewölktem, sonst blauem Himmel am Parkplatz beim Leopoldsteinersee (628m). Relativ warm und windstill.

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Ich hatte keine wirklich vernünftige Karte des Eisenerzer Raumes mit, wenn man sich aber ein wenig erinnern kann und die Wegweiser (mit etwas Interpretation) beachtet, dann kann nicht viel schief gehen.

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Das westliche Ende des Leopoldsteinersee, im Hintergrund, ein wenig südöstlich, der Pfaffenstein (1871m)

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Ich kann mich nicht erinnern, daß es diese Klettersteige vor 17 Jahren schon gegeben hätte. Heute ist da haufenweise Eisen in den Fels gebohrt.

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Wir bekommen gleich einen steinigen Vorgeschmack auf unseren Aufstieg.

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Ab jetzt können wir mit zunehmenden Höhenmetern immer schönere (und auch beunruhigendere) Ausblicke genießen. Hier sehen wir zum Beispiel, daß man den Reichenstein nicht sieht und wir wissen, daß wir dort jetzt ganz sicher nicht sein wollen.

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Der schönste Moment ist der, wenn man nach rund 15 Minuten den See erstmals von oben sieht.

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Noch zeigt sich der Weg nur ein wenig brüchig, aber wenig steil. Das soll sich schnell ändern.

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“Nettes Steiglein” denk ich mir und Eddie schüttelt sich vor Freude…..

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…..gleich darauf denk ich mir “oha, an sowas kann ich mich gar nicht erinnern!” Da geht’s gleich recht direkt zur Sache. Ich mag mich irren, aber an eine Seilversicherung kann ich mich nicht erinnern.

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Madam strahlt wieder.

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Im Gebiet des Reichenstein gäbe es weniger Grund zu strahlen. Oder vielleicht auch mehr, damit man was sieht.

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7:48 Uhr. Ziemlich genau eine halbe Stunde sind wir jetzt unterwegs

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Steinig und steil sind die Wege des Herrn……

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…. und mir deucht, es wird immer steiler………

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Wurzeln als Aufstiegshilfe

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Dann staune ich ein bissl. Jemand hat hier ein grünes Brett als Bankerl hingelegt.

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Es gibt hier einige Stellen, an denen man sich nicht blöd spielen sollte. Ausrutschen, ohne sich sofort wieder fangen zu können, wird hier oft mit dem sicheren Tod bestraft. Das Gelände neben dem Steig ist dermaßen steil, daß man bis runter fällt. Bei einem Abstieg bei Schlechtwetter wäre hier höchste Vorsicht geboten.

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Hier zeigt sich, daß Eddie schon viel gelernt hat. Ich sichere ihn zwar mit der Leine, aber ich muß ihn nicht mehr führen. Er erkennt von selber, wo er gehen kann.

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Würde sich das Wetter in den Bergen nach Sonjas Gemüt richten, wir hätten immer strahlendes Schönwetter.

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Ein Teil des steinigen Aufstiegsweges.

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Die kurzen Beinchen machen die Sache nicht einfacher, aber er ist nicht umsonst ein Terrier.

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Die Kaiserschildgruppe wird neben uns immer mächtiger sichtbar.

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Was für eine Aussicht!

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8:28 Uhr.

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Für manche könnte diese Passage eine Mutprobe werden.

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Wir haben die Seemauer hinter uns gelassen und bewegen uns jetzt im Wald Richtung Senkkogel. Ja, wenn das jetzt ein Pferd wäre, könnten wir zum Gipfel reiten.

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Der Gipfel lag vom Parkplatz gesehen (aber von unten nicht sichtbar) ein bisschen im Nordosten. Auf unserer Aufstiegsroute haben wir uns recht genau nach Westen gedreht und sehen von hier aus zur Bundesstraße 115, die in nordwestlicher Richtung nach Hieflau führt, und hinter Hieflau sehen wir den Tamischbachturm, der wie unser Berg hier ebenfalls in der Sonne liegt. Dahinter ist es nicht gerade einladend schwarz.

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9:48 Uhr. Wir haben flacheres, almartiges Gelände erreicht. Mit der Höhe haben sich auch die Witterungsumstände etwas geändert. Es ist wesentlich kühler und windig.

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Diese Stelle, wo wir da runter schauen, kann man von unten recht schön sehen, wenn man weiß, wo man hinschauen muß. Wir sind da ungefähr in 1500m Höhe.

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Wir haben die Baumgrenze erreicht. Hier übernehmen die Latschen das Kommando

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10.27 Uhr

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Stürmischen Föhn hatte der Wetterbericht verkündet. Jetzt hat er auch uns erreicht. Es zieht wie in einem Vogelhaus. All zu kalt ist es aber nicht.

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Jetzt kann es bis zum Gipfel nicht mehr weit sein. Do oben ist der Berg zu Ende.

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Eisenerz liegt uns fast zu Füßen.

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Etwas unerwartet gibt es in den Latschen nochmals etwas zu kraxeln.

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Um Eddie brauch ich hier keine Angst haben. So ein bisschen herumkraxeln macht ihm Spaß. Nicht einmal der starke Wind macht ihm etwas aus. Einmal hätte es mich fast umgeblasen, so stark waren einzelne Böen. Offenbar nicht so sehr im Bodenbereich. Klein sein ist nicht immer ein Nachteil.

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Keiner von uns möchte jetzt am Reichenstein sein.

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Noch einmal ein bissl kraxel, kraxel, und dann…….

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…… kommt der Gipfel in Sicht.

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10:57 Uhr.

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Genau nördlich von uns liegt die Kaltmauer (1930m) und der Weg über die Eisenerzer Höhe nach Hinterwildalpen und ins Hochschwabgebiet. Dieser Stein lag beim Gipfelkreuz und reist jetzt mit uns nach Amstetten.

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Der höchste Punkt des Hochblaser ist nicht beim Gipfelkreuz, sondern irgendwo da in den Latschen versteckt. Viel Spaß beim Suchen.

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Offenbar gibt es auch rote Schlümpfe.

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Gipfelrast und Futter!

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Die Kaltmauer

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Tiefblick über den Abstiegsweg zur Hasenwilzinghütte recht genau im Zentrum des Bildes, in der kleinen, freien Fläche des Waldes auf 1346m. Vor 17 Jahren bin ich von hier bis zur Hütte anders abgestiegen und kannte deshalb dieses erste Stück mit den Steilstufen nicht. Ich bin damals irrtümlich einem Jagdsteig oder Wildspuren gefolgt und als ich es bemerkte, war ich zu faul, wieder aufzusteigen. Dann war unten eine recht unangenehme, steile Querung nötig, um wieder auf den Normalweg zu kommen. Aber das war mir damals alles wurscht. Ich hab’s lustig gefunden.

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11:40 Uhr. Wir sind schon wieder am Weg nach unten. Hier hab ich wenige Bilder gemacht und mich mehr um Eddie gekümmert, um ihn sicher über die beiden Steilstufen zu bringen. Ich war sehr angenehm überrascht, wie aufmerksam, folgsam und leicht zu handhaben er war. Mein kleiner, süßer Schlumpfhund hat heuer sehr viel gelernt.

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Ja, witzig, von oben sieht man diese Steilstufen nicht. Bei Schlechtwetter stell ich mir den Abstieg hier nicht recht angenehm vor. Allerdings sicher angenehmer als auf der anderen Seite. Hier kann man wenigstens nicht bis unten durch runter fallen. Drüben schon.

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Immer wieder behalten wir das Wetter in der Umgebung im Auge.

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Vom Eisenerzer Reichenstein herüber braut sich etwas zusammen. Die (Fern)Sicht wird immer schlechter und es wird duster.

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Beim Pfaffenstein südöstlich von uns schaut’s noch besser aus.

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Hier lassen uns ein paar Gämsen recht nahe an sich rankommen.

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Dann geht es schnell. Es wird schwarz und es beginnt leicht zu regnen. Sofort ziehen wir unsere GoreTex Sachen an. Ich hab keine Lust, durch und durch naß zu sein. Eigentlich dachte ich, das wird jetzt bis ins Tal eine richtige Sauerei.

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Gut verpackt ist halb gewonnen.

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Aber schon nach ein paar Minuten gibt es Entwarnung. Das wird nix. Das bleibt alles weg und zieht zum Nachbarberg. Bald wird’s Zeit, wieder aus diesen Klamotten raus zu kommen, sonst holt dich der Teufel. So eingepackt wird’s ohne Unwetter nämlich ganz schön warm.

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12:23 Uhr. Nicht mehr weit zur Hütte.

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Hasenwilzinghütte auf 1346m

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Nochmals einen Blick zurück, dann geht’s durch den wunderschönen Wald runter in die Seeau auf 659m, also noch rund 700m Abstieg.

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Wäre interessant, wie lange der noch steht.

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Der wird so enden, wie viele andere Bäume zuvor.

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14:10 Uhr, wir sind zurück im Erdgeschoss.

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Von hier ist das erste Stück des Rückweges ein wenig blöd angeschrieben und eine gute Karte hatte ich leider nicht dabei. Man muß da einfach schnurgrade über zwei Wasserläufe drüber latschen und auf der anderen Seite rechts der Schotterstraße ein wenig bergauf folgen. Das sind nicht viele Höhenmeter und gleich geht’s wieder runter zu den Hütten in die Seeau.

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Der kleine Buckel, über den man drüber wandert

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Ab hier sind es rund 5km bis zum Parkplatz am Leopoldsteinersee.

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Um 15:50 Uhr waren wir nach etwas mehr als 1100Hm im Auf- und Abstieg zurück am Parkplatz, haben uns umgezogen und dann einen Kaffee an einer der Hütten gekauft, die zum Rasten einladen. Und dann sind wir gemütlich wieder Heim gefahren. Das war zwar eine andere Tour, als wir uns ursprünglich vorgestellt hatten, aber es war eine sehr schöne, erlebnisreiche und lohnenswerte Tour. Und der Wettergott (oder wer immer) war uns gnädig.

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Karte zur Tour
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Karte der näheren Umgebung

Einen schönen Tag noch……..

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