Den Kuhberg (auch Kühberg) kannte ich schon, da wusste ich nicht einmal, wie er heißt und ich würde um eine Menge Geld wetten, daß das nicht nur mir so ging. Jedes Mal, wenn man aus Weyer kommend auf der Ennstal-Bundesstraße in die Steiermark fährt, kommt man bei Kleinreifling ganz automatisch an diesem einzeln stehenden Berg vorbei, der keine besondere Attraktion zu bieten scheint. Er ist nichts weiter als ein “Hügel” unter vielen in der Steiermark. Aber ist er das wirklich? Kommt drauf an.
Einige werden den Kuhberg wohl von früher kennen, als es hier noch einen aktiven Lift für Skifahrer gab, die sich von der Viehtaler-Alm aus über die relativ steile Wiese raufschleppen ließen und dann mehr oder weniger gekonnt runter schwangen. Soweit man das heute noch sieht (so lange ist die aktive Zeit allerdings gar nicht her), waren das zwei Lifte und es werden wohl auch zwei Pisten (vielleicht auch mehr?) gewesen sein. Das alles war mir aber egal. Ich fuhr nur dran vorbei und kannte den Namen des Berges nicht. So lange, bis ich die Bodenwies erstmals bestieg. Das war am 5. Juli 2001. Erst dann begann ich mich (halbherzig) mit einer Besteigung dieses Mugels zu beschäftigen. Aber nicht, weil er etwas besonderes zu bieten hätte. Nein. Einfach, weil er da war. Dann hat mich allerdings die Lust am Bergwandern verlassen und der Kuhberg war wieder aus meinem Hirn gelöscht. Bis ich heuer wieder die Lust auf Berge, auf Wandern zu spüren begann. Und als ich dann den Schrabachauerkogel, die Bodenwies, den Almkogel und ein paar andere Bergel in der Gegend bestieg und immer wieder der Kuhberg im Blickfeld stand, da war klar, jetzt fällt das Ding! Am 25. Oktober haben wir eine Runde mit den Motorrädern gedreht, am Nationalfeiertag stiegen wir dem Kuhberg aufs Dach und nächsten Tag haben wir wieder mit den Motorrädern eine Runde gedreht. Genau die richtige Mischung, die Spaß macht.
Der Kuhberg ist, wenn man den Aufstieg von der Viehtaleralm aus angeht, keine große Tour. 600 Höhenmeter sind im allgemeinen keine Tagesbeschäftigung. Wenn man aus den 1415 Metern eine größere Tour machen will, kann man auch von der Enns aus über den Borsee weggehen, was die Sache zu einem rund tausend Meter Aufstieg erweitert. Und wenn man die Tour über den Borsee geht, dann kann man sich vielleicht auch die Gedanken vorstellen, die ich dort hatte, als ich mit Eddie im Sommer dort spazieren ging und die Jagdhütte am Hang des Kuhberges sah. Was mir damals durch den Kopf ging: “Aufstieg zum Borsee, dann im Uhrzeigersinn herum auf der Forststraße bis zur Stelle, wo ein Steig zur deutlich sichtbaren Jagdhütte führt und ab dort weiter durch’s Gelände rauf zum ebenfalls deutlich sichtbaren Gipfelkreuz des Kuhberges. Und dann über den Normalweg runter zur Viehtaleralm und auf der Forstraße über den Borsee zurück zum Parkplatz an der Enns”. Irgendwann im nächsten Jahr werde ich einmal schauen, ob sich das so verwirklichen lässt. Von herunten, auch wenn man schön rauf sieht, kann man schwer sagen, wie steil und begehbar das Gelände wirklich ist. Eine einzige, steile und mehrere Meter hohe Stelle kann das Ende des Aufstieges bedeuten. Ich werde das einmal probieren, wenn ich nichts besseres zu tun hab. Am Nationalfeiertag hatten wir wie gesagt auch nichts besseres zu tun und stiegen dem Kuhberg von der Viehtaleralm aus über den Normalweg aufs Dach.
Wenige Kilometer nach dem Abzweig von Weyer in die Ennstal-Bundesstraße biegt man rechts den Schildern folgend nach Kleinreifling und zur Viehtaleralm ab, die man über eine etwa 5km lange Bergstraße erreicht. Die Alm, Ausgangspunkt vieler Wanderungen, liegt auf 823m und erspart so einige Höhenmeter zu den Gipfeln der Bodenwies und anderen Wanderzielen. Dementsprechend ist der große Parkplatz an Wochenenden oder Feiertagen sehr gut gefüllt. Bei unserer Ankunft gegen 7:30 Uhr waren wir das dritte Fahrzeug, wobei ich von der ersten Beiden nicht sicher bin, ob die nicht zur Alm gehörten. Hier ein Rückblick auf die Anfahrtsstraße zu Ennsberg und Hühnerkogel.
7:46 Uhr. Noch ist hier absolut nichts los auf der Viehtaleralm. Um 7 Uhr war es allerdings auch noch dunkel. Er herbstelt schon ordentlich. Wobei noch dazu kommt, daß es, von wegen Sommerzeit, eigentlich erst dreiviertel sieben ist und nicht dreiviertel acht.
Man könnte jetzt, wenn man sollte, einfach über die Almwiese/ehemalige Skipiste hochsteigen, oder man kann, wie wir uns entschieden haben, dem Forstweg und der Beschilderung folgen und drei Kehren später auf die Skipiste treffen, die man dann hochsteigt. Dafür wollten wir beim Abstieg direkt über die Piste gehen. Kühe sind um diese Jahreszeit hier nicht mehr zu finden. Im Sommer schaut das anders aus.
Bei gemütlichem Tempo latscht man rund eine halbe Stunde durch den bunten Wald und hat Zeit, die Farbenpracht zu bestaunen. Das ist aber nur zum Aufwärmen.
Dieses bunte Blätterdach ist nur ein Vorbote auf das, was noch kommt.
Erster Tiefblick auf die Viehtaleralm und auf den Höhenzug Ochsenboden – Langlackenmauer, der sich über den Almkogel bis zum Katzenhirn und nach Küpfern hinüber zieht. Auch das steht schon auf der Vorhaben Liste.
Ein Überbleibsel aus besseren Skifahrerzeiten.
Zwölf Minuten später steht man bei der Bergstation.
Um fünf Uhr kommen Gäste in Kleinreifling an und die holiolio.
Der Charakter des Aufstieges ändert sich hier wieder und wir folgen einem schönen Pfad durch den Wald.
Die Farbenpracht ist bezaubernd, ja wird fast schon kitschig.
Und je höher wir steigen, desto prächtiger wird die Aussicht.
Und hier ein besserer Ausblick auf den Kamm, der zum Almkogel führt
Dann ändert sich wieder der Charakter der Wanderung und wir queren einen relativ steilen Hang mit toller Aussicht.
Es zeigt sich wieder einmal, daß es keineswegs auf die Höhe oder den Bekanntheitsgrad des Berges ankommt, um zu begeistern. Der Kuhberg hat mehr zu bieten als manch anderer, überlaufener Berg.
Der steile Hang (wesentlich steiler, als das hier am Bild ausschaut) ist gespickt mit Lawinensicherungen aus Holz.
Da drüben im Südwesten hat sich etwas zusammengebraut und zieht langsam, aber stetig zu uns herüber.
Ein Stück weiter im Osten ist der Himmel noch weitgehend blau und nur locker bewölkt.
Ein Stückweit zeigt der Kuhberg einen felsigen, direkt alpinen Charakter. Es ist einfach schön, hier zu gehen.
Ich glaub, kein Bild kann die wahre Farbenpracht widergeben. Immer wieder dachte ich mir und sagte das auch: “Das schaut unwirklich aus. So unwirklich und kitschig, daß ich mir nicht sicher bin, ob Bob Ross das so gemalt hätte, weil es zu kitschig ist!” Nur war das kein Bild von Bob Ross, das sich da vor uns ausbreitete, sondern echt und Natur.
Was da genau passiert ist, weiß ich nicht. Aber es schaut gut aus. Eddie wird von einem Wurmloch im Raum-Zeit Gefüge erfasst oder so.
Blick über Kleinreifling nach Norden
Zeit für Schabernack. Und ich war der Meinung, daß es sich hier um eine riesige Steinschleuder handelt, mit der man einen Stein oder sowas in der Art rüber zur Bodenwies pfeffern könnte. Muß einmal in der Werkstatt schauen, ob ich so ein großes Gummiband für diese Schleuder hab.
9:46 Uhr. Grade gingen wir noch über einen dick mit Nadeln bedeckten Waldpfad, und plötzlich stehen wir fast vorm Gipfelkreuz.
Ein Stück noch, dann sind wir da.
Um 9:46 Uhr sind wir hier aus dem Wald gekommen und haben den Gipfel betreten, jetzt, um 10:11 Uhr steigen wir wieder in den Wald runter und machen uns auf den Weg zurück zur Alm. Die Wolken sind aus dem Südwesten zu uns herüber gewandert und es ist recht kalt geworden. Wir haben uns warme Pullover angezogen und winddichte Jacken drüber. Aber ein Stück östlich von uns ist der Himmel noch immer großteils blau.
Pause an einem schönen Plätzchen mit traumhafter Aussicht. Die Kälte macht uns nichts aus.
Hier sieht man schön die Grenze zwischen bewölkt und Saukalt und blauen und warm.
11:16 Uhr. Wir sind wieder beim Skilift angekommen.
Es fällt schwer, weiter abzusteigen. Die Landschaft ist so schön und die Farben so prächtig.
Wir gehen nur ein Stück (quasi eine Etage) auf der Forststraße, dann queren wir zur Piste raus und steigen auf der Almwiese, den Kuhspuren folgend, zur Viehtaleralm runter.
Hier ist es wieder so warm, daß man sich in die Sonne legen kann.
12:30 Uhr. Trotz allem Herumgetrödel sind wir wieder da. Der Parkplatz hat sich gut gefüllt, aber nur einige wenige haben den Weg rauf zum Gipfel des Kuhberg genommen. Der Rest ist zur Bodenwies gewandert, und so blieb, bis auf wenige Ausnahmen, der Kuhberg für uns alleine. Das war eine Wanderung, an die ich sicher auch lange denken werde. Was für eine Farbenpracht. Wie ein Bild von Bob Ross!
Übersicht Kuhberg und Umgebung.
FJB