Es ist seit Wochen jeden Tag kalt. Temperaturen um den Gefrierpunkt herum sind alltäglich, nachts sinken die Temperaturen auf bis zu -7°C ab. An Motorradfahren ist nicht zu denken, weil die Straßen meistens nicht nur naß sind, sondern auch voll mit Streusalz. Dafür war ich, oder waren wir, je nachdem, viel mit Eddie auf Wald- und Feldwegen unterwegs. Die letzte Bergwanderung war die Überschreitung des Sonnberges bei Oberland vor zwei Wochen. Jetzt hatte sich in der Wettervorhersage wieder ein Kältefenster angekündigt. Besonders in den Nächten vom 20. auf den 21. und vom 21. auf den 22. Dezember sollte es richtig kalt sein, bei Temperaturen um -10°C herum, was schönen, gefrorenen Schnee und somit gute Bedingungen für eine Bergwanderung versprach.
Nachdem wir nicht weit fahren wollten, kamen auf Anhieb nur der Große Zellerhut und die Gemeindealpe in Frage, wobei der Große Zellerhut aus Neuhaus einige Fragezeichen bedeuten würde. Wie tief wird der Schnee über die Jägertalhöhe rüber zur Ois sein, in deren Tal wir hinüber müssten? Würden wir überhaupt den Aufstieg zur Schulter finden, wenn dort viel Neuschnee herrscht? Das waren die Fragen, die mich plagten und daher wählte ich kurz entschlossen die Tour vom Zellerain über den Eisernen Herrgott in der Brach zum Gipfel der Gemeindealpe.
Es ist eine Tour, die wir heuer schon zweimal gingen. Einmal bei tiefen Schnee und schwierigen Bedingungen (und ich mit schlechter Kondition nach 14 Jahren Pause) am 3. Februar, als wir hundemüde am Eisernen Herrgott abgebrochen haben und einmal bei tollen Witterungsverhältnissen am 26. April. Im April lag noch Restschnee und oben waren die Verhältnisse sogar recht winterlich, mit den Bedingungen vom 21. 12. war das allerdings nicht zu vergleichen. Diesmal fanden wir richtig winterliche Verhältnisse vor. Außerdem hatte ich fast ein Jahr Training hinter mir und und befand mich körperlich in einer komplett anderen Liga. Und genau darum war diese Tour vom Anfang bis zum Ende ein reines Vergnügen. Begleiter waren, wie bei praktisch allen meinen Touren in diesem Jahr, natürlich die immer fröhliche Sonja und mein Yorkie Eddie. Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken.
5:38 Uhr. Vollmond und ein Verkehrsflugzeug über dem Neuhofner Hochkogel, bei der Anreise zur Steirisch-Niederösterreichischen Grenze fotografiert.
7:03 Uhr: Parkplatz des (leider geschlossenen) Gasthaus Engleitner am Zellerain (1121m). Genau hier ist die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Wir sind umgezogen, Rucksack am Rücken, Hund an der Leine. Temperatur -6°C. Es kann los gehen.
Am Amfang führt uns eine Forststraße mehr oder weniger steil bis zum Höchbauer (aufgelassen). Von dort steigen wir über eine steile und tief verschneite Wiese zum Waldrand hinauf. Wieviel Schnee hier lag, sahen wir an einem Fahrverbotsschild am Wegrand, daß sich normal in Kopfhöhe befindet. Heute war die Tafel in Kniehöhe!
7:35 Uhr: Wir sind am Waldrand über dem Gehöft Höchbauer angekommen und genießen erstmals einen wunderschönen Ausblick. Rechts der Bildmitte ganz hinten, fast vom bewaldeten Mugel davor verdeckt, schaut der Gipfel des Dürrenstein (1878m) hervor. Weiter links ganz weit hinten sind die Gesäuseberge (2369m) und der spitze Lugauer (2217m) zu sehen und ganz links der Fadenkamp (1640m) und der Hochstadel (1919m)
Wir steigen anfangs durch eine relativ steile Schneise in den Wald, die später in eine lange, flachere Querung (noch immer im Wald) übergeht. Hier ist es sehr kalt.
7:49 Uhr. Das ist der Anblick, der sich uns beim Verlassen des Waldes bietet. Unser Ziel, die Gemeindealpe, liegt genau vor uns, rechts von uns breitet sich die (verfallene) Brunnsteinalm aus. Wir ziehen von Anfang an die erste Spur des Tages durch den Schnee, nur die verwehten Spuren der Wanderer vom Wochenende sind teilweise zu sehen. Der Schnee ist hier teilweise recht tief, die Bedingungen aber Dank der Kälte sehr gut.
Die Sonne knallt jetzt über die Hänge und taucht die Gegend in ein goldenes, märchenhaftes Licht.
Beim Marsch zum Eisernen Herrgott in der Brach haben wir unser Ziel die meiste Zeit vor oder seitlich vor uns.
Die Zufahrt zur Alm ist tief verschneit, teilweise liegt, wo der Wind richtig ran kann, eine Halbmeter hohe Wächte über den alten Spuren.
Der erste Blick zum Erlaufsee (828m)
Hier sind teilweise keine Spuren mehr zu sehen und man muß sich auf seinen Orientierungssinn verlassen.
Wir nähern uns langsam dem Eisernen Herrgott in der Brach. Hier gibt’s nur mehr sporadisch Anzeichen von Spuren, die aber zur Orientierung nicht nötig sind. Eine einsame, unberührte Winterlandschaft breitet sich vor uns aus.
Oben ist die Almhütte zu sehen.
Bäume als bizarre, vereiste Gebilde
Dort ist er, der Eiserne Herrgott in der Brach. Wir gehen aber jetzt an ihm vorbei und steigen in die Senke an der Engstelle, die es zu queren gilt. Beim Rückweg werden wir uns länger hier aufhalten.
Links der Bildmitte sehen wir den Großen Zellerhut, weit dahinter den Kasten des Ebenstein und daneben die runde Kuppe der Riegerin.
Die tief verschneite und zum Teil recht steile und eisige Engstelle, über die wir queren müssen.
Jetzt sehen wir auch den Ötscher (Südseite) in seiner ganzen Pracht nördlich von uns aufragen.
Gottlob ist der Kamm beinhart gefroren, sonst müssten wir uns jetzt durch den tiefen Schnee wühlen. Hier ist alles verweht, keine Spuren weit und breit. Na ja, die eine oder andere Gams wird sich hier wohl herumgetrieben haben.
Langsam kommen wir unserem Ziel immer näher.
Die Landschaft beginnt sich vor uns (na, eigentlich hinter uns) auszubreiten. Im Hintergrund der gesamte Kamm von der Scheibe über Scheiblingstein und Dürrenstein bis zum Hochkar.
Das Gelände wird oben steiler, der Schnee durch die Kälte steinhart, eisig. Es geht sich wie auf Glasscherben.
Wir haben das Gipfelplateau erreicht. Im Hintergrund die Sendeanlage, weiter hinten kommen dann noch die Bergstation der Liftanlage und ein Hotel zum Vorschein. Dank Corona ist es trotz eingeschalteter Liftanlage recht einsam hier heroben.
Von hier heroben kann man schön die Landschaft bewundern, die wir beim Aufstieg durchwandert haben.
Ötscher, Kleiner Ötscher (der spitze Zacken) und der Kamm Scheibe/Scheiblingstein im Hintergrund
Ganz oben sind wir ja noch nicht. Da fehlt noch was, bevor wir auf die andere Seite runter sehen können. Hier ist der Schnee tief und beinhart, wie Glas. Das hat aber auch seine Tücken…….
Eddie findet das hier unheimlich spaßig
Sonja nicht ganz so. Einmal eine Latsche unterm Schnee übersehen, und krach, ist das rechte Bein bis zum Anschlag eingebrochen. So kann man sich ganz schön weh tun.
Der Ötscher (1893m) lässt sich von uns nicht aus der Ruhe bringen. Dem ist egal, ob wir da sind oder nicht.
Wenn das so weiter geht, werden die paar Hanseln, die mit dem Lift rauffahren, die Pleite dieser Skiregion nicht verhindern können. Hier müsste es normal bei diesem Wetter nur so wimmeln von Skifahrern. Ungeimpfte haben allerdings weder am Lift noch auf der Piste (auch nicht zu Fuß oder mit Tourenski!) etwas zu suchen. So treibt unsere Regierung (nicht eine Krankheit!) die Wirtschaft und den Tourismus in die Pleite! Und das alles unter dem Vorwand, alte, schwer und vielfach Vorerkrankte vor dem Tod zu schützen. Perverser geht’s einfach nicht mehr.
Nochmals ein Gipfelfoto, weil’s so schön ist, dann machen wir uns wieder an den Abstieg. Jetzt nehmen wir uns alle Zeit der Welt, um diese Landschaft zu genießen.
Glücklich und zufrieden. Waldorf & Statler
Hier beim Abstieg begegnet uns erstmals ein andere Mensch. Eine Frau mit Schneeschuhen ist unterwegs und folgt unseren Spuren aufwärts.
Am Weg zur engen Querung begegnet uns ein einsamer Tourenskigeher.
10:49 Uhr. Wir sind wieder beim Eisernen Herrgott in der Brach. Jetzt nehmen wir uns Zeit, auch hier alles genau anzuschauen.
Nochmals gerastet, ausgiebig gefressen und dann kugelt mein kleiner Schlumpf ausgelassen im Schnee herum.
Die Haller Hütte in der Brach auf 1468m Seehöhe. Der Schnee ist so tief, daß man vor der Hüttentür die Tischplatte eben betreten kann.
11:24 Uhr, die Gemeindealpe verschwindet wieder langsam hinter uns in der Ferne.
Scheinbar waren hier seit unserem Aufstieg schon mehrere mit Ski unterwegs. Wo die hingegangen sind, wissen wir nicht. Begegnet sind sie uns nicht.
Ein paar einsame Wanderer genügen, um einen Weg auszutreten, an dem sich andere orientieren können.
11:35 Uhr. Wir sind wieder bei der verfallenen Brunnsteinalm
11:46 Uhr. Oberhalb vom Höchbauer sehen wir die Spuren einiger Skitourengeher, denen wir nie begegnet sind. Hier rasten wir noch ein paar Minuten, dann steigen wir die restliche rund halbe Stunde ab und fahren Heim. Eine wunderschöne Tour ist zu ENDE
Karte zur Tour