Strecke: Parkplatz beim Bahnhof in Kienberg 391m (bei Gaming) – Anstieg zum Kienberg 742m – Lichtenschopfkreuz – Lierbach – Schneekogel 858m – Schlag – Vermessungspunkt 844m – Großhöfen – Ursprungbachgraben – Neustift bei Scheibbs
Streckenlänge: geschätzt um die 9km
Dauer mit allen Spielereien: 6 Std
Rückkehr zum Ausgangspunkt: Öffentlicher Bus
Temperatur am Morgen: -4°C
Diese Tour war für uns nicht neu. Letztes Jahr sind wir hier am 3. März von Kienberg über den Höhenzug nach Neustift bei Scheibbs gegangen, und weil das so schön war, haben wir uns am Montag wieder auf die Socken gemacht, diese Wanderung zu wiederholen. Wir haben seit längerem Tageshöchsttemperaturen um die 10°C oder sogar drüber und nachts kühlt es genau so regelmäßig auf – 4 bis -5°C ab. Wir sind deshalb öfters so ab der Mittagszeit mit den Motorrädern unterwegs. Ab Dienstag soll sich laut Wetterbericht die Sache allerdings wieder verschlechtern und wir wollten die Zeit nützen, nochmals eine frühlingshafte Wanderung zu unternehmen. Etwas Sonnenstrahlen, etwas Wärme tanken, bevor es wieder regnerisch und kalt wird. Ich konnte mich noch so genau an letztes Jahr erinnern. Die vielen Schneerosen, die warmen Wiesen, das schöne, grüne Gras. Das waren so schöne Erinnerungen, daß ich gerne wieder dort hinauf wollte. Sonja gefiel dieser Gedanke sehr, Eddie ist sowieso immer dabei und so konnte es los gehen. Zum Vergrößern auf die Bilder klicken.
Unsere Strecke war mit der vom letzten Jahr identisch, drum nehm ich die Karte auch vom letzten Jahr. Einziger Unterschied war, daß wir on Schlag (dort, wo der große, hohle Baum steht) nicht auf der Straße nach Brunn und weiter zum Gehöft Großhöfen gingen, sondern über die Anhöhe 844 (Vermessungsstein) und dann am “Eddie Kogel” voebei zum Marterl auf der Wiese oberhalb von Großhöfen. Diese Abweichung hab ich rot strichliert eingezeichnet. Ansonsten ist der Weg mit grünem Markerstift bezeichnet.
7:17 Uhr am Parkplatz des ehemaligen Gasthauses am Ortseingang von Kienberg gleich gegenüber des (aufgelassenen) Bahnhofes. Adjustierung fertigstellen, Hund an die Leine und los geht es.
Wir gehen hart am Straßenrand zur wenige Meter entfernten Autowerkstatt und von dort über deren Parkplatz zum Waldrand, wo der Wegweiser den Weg zum Weitwanderweg weist. Dort beginnt unser Aufstieg durch den Wald, weit mäandernd und gegen Schluß recht direkt am Kamm zur Mulde zwischen Kienberg und Lichtenschopfkreuz
Der Waldweg ist zu dieser Jahreszeit, in aller früh und bei gutem Wetter märchenhaft. Das Laub, das zentimeterdick den Boden bedeckt, raschelt unter den Schritten, die Sonne leuchtet in goldenem Licht und erzeugt eine Märchenwelt, von der man schon nach den ersten Metern gefangen ist.
Das ist Eddie. Für einen Yorkshire Terrier ein recht großer Lackel, ist er bei Wanderungen und am Berg ein recht robuster, ausdauernder und für alles interessierter Hund, der mir täglich Freude macht. Seine Anhänglichkeit ist grenzenlos. Lieblingsbeschäftigungen? Fressen, Bein heben, Wandern und bei mir im Bett liegen. Es ist ihm ganz egal, was ich mache, Hauptsache, er darf dabei sein. Und wenn auch Sonja dabei ist, dann ist seine Welt komplett.
Umgerissene Bäume? Sturmschäden? Egal. Oben drüber, unten durch. Da tut sich was!
Grade einmal eine knappe Viertelstunde unterwegs und wir haben schon schön an Höhe gewonnen. Hinter uns ragt der Zürner, eines unserer nächsten Ziele, über Gaming auf.
8:07 Uhr. Wir sind am Kamm zum Sattel unterwegs.
8:21 Uhr. Nachdem wir den Sattel erreicht haben, gehen wir links den Mugel hoch, suchen uns dort den höchsten Punkt und feiern (bitte nicht drängen, jeder kommt dran!) die Besteigung des Kienberg 742m.
Ein Stück unterm höchsten Punkt des Kienberg kann man eine herrliche Aussicht nach Gaming und zu den umliegenden Bergen genießen.
Mein kleiner Riese untersucht inzwischen sein Verhältnis zu den Schneerosen, die hier überall zahlreich stehen.
In der Einsattelung unterm Kienberg finden sich diese Wegweiser, die dem Wanderer den Weg weisen.
Das etwas links der Bildmitte ist (oder war) weder UFO noch Bildschirmfehler, sondern eine recht seltsam geformte, kleine, einsame Wolke am Himmel.
Neben unserem Eintrag vom letzten Jahr finden wir auch noch diese Beigaben und einen blauen Wanderstein (Stoaroas), den ich im Hosensack mitnehme und später am Schneekogel beim Gipfel-Steinhaufen absetze.
Improvisiertes Gipfelkreuz auf einem des zahlreichen und namenlosen Mugeln entlang des Höhenweges, den wir beschreiten.
Dieser hingelegte Wegweiser erweckt unser Interesse, weil der zu einem nicht sehr ausgeprägten Steiglein zeigt, das sich offenbar über einen recht forschen Kamm nach unten schlängelt. Werden wir später einmal erkunden.
An der nördlichen Seite unseres Kammes liegen vereinzelt noch schöne Schneereste (in tieferen Regionen, wo die Sonne gar nie hin kommt, ist es weiß wie mitten im Winter) und es ist trotz des Sonnenschein recht kühl hier heroben.
Grenzstein, der uns hilft, das kleine Steiglein wieder zu finden.
Kaum sieht Eddie Schnee, geht das Affentheater schon wieder los. Gottlob ist es Schnee und kein Moos. Grrrr……….
9:17 Uhr. Nach genau zwei Stunden gibt es endlich einmal was zu fressen.
Rast, weil grade Zeit ist und einmal die Schuhe ordentlich zubinden. Ich bin draufgekommen, daß ich mit der linken großen Zehe beim Abwärtsgehen plötzlich vorne im Schuh anstehe. Offenbar wächst meine linke große Zehe während der Wanderung. Hier entdecken wir am gegenüberliegenden Hang irgend ein Bauwerk im Gebüsch und müssen das natürlich sofort erkunden.
Es dürfte sich dabei um einen alten, inzwischen schon recht verfallenen, gemauerten Keller (oder sowas in der Art) handeln.
Ein Stück hinter Lierbach steigt diese Almwiese gegenüber von uns an und der höchste Punkt verbirgt sich in einem kleinen Wäldchen. Das ist der Schneekogel mit seinen 858m, auf den wir schon letztes Jahr neugierdshalber gestiegen sind. Und weil uns das gefallen hat, wiederholen wir die Besteigung auch heuer. Nicht, weil’s wichtig wäre, sondern weil’s lustig ist.
Hier, genau in dieser Kurve unterm Schneekogel liegt genau wie letztes Jahr auch ein Haufen beinhart gefrorener Schnee herum. Hier steigen wir auch erstmals bei dieser Wanderung über einen Stacheldrahtzaun. Es wird nicht das letzte Mal sein. Stacheldraht wird ab jetzt unser Wegbegleiter (so wie im letzten Jahr).
Wir sind droben am Kamm angekommen, der uns zum Wald mit dem höchsten Punkt führt, und trotzdem wir vom Weg unten keinen großen Höhenunterschied überwunden haben, ist die Aussicht hier gleich wesentlich anders. Windig und kalt ist es auch grad wieder.
Das Gipfelwäldchen. Da drinnen verbergen sich große Steinhaufen, die (von dieser Seite aus zumindest) bestiegen werden wollen, um zum höchsten Punkt zu kommen. Wir besteigen den Schneekogel sozusagen über die Südwestwand. Rechts herum (die berüchtigte Südostwand) ist das mit Eddie nicht möglich. Zu steil und zu hoch. also etwas nach links ausweichen und auf einer schönen Möglichkeit zwischen den großen Steintrümmern herumschlängelnd nach oben.
Wer diese vielen, großen Steine da hergeschleppt hat, möchte ich wissen. Ein Bach kann das nicht gewesen sein. Und nein, der war auch nicht grade oben, um Steine zu holen. Weiter nach oben geht’s hier nicht.
Die (zumindest bei kleinen Hunden) gefürchtete Südwestwand des Schneekogel. Es ist einfach lustig, hier zwischen den Steinen herum zu kraxeln und einen Weg nach oben zu suchen.
Wenn die Beinchen von Eddie einmal, was passiert, wirklich zu kurz werden oder er (trotz Allradantrieb) keinen Halt findet, dann müssen wir ihn einfach einmal hoch heben. Vorwärts geht’s immer irgendwie.
Nicht nur Frisur und Haarfarbe entspricht der des jungen Reinhold Messner. Auch an Unternehmungsgeist fehlt es nicht. Da tut sich was!
Wie lange dauert es, bis ein Draht so weit ins Holz eingewachsen ist?
Dieser Waldmugel birgt eine tolle Spielwiese nicht nur für kleine Hunde, sondern auch für große Kinder.
Gipfelkreuz am Schneekogel 858m
Gipfelsteinmann unweit des Gipfelkreuzes. Hier hab ich letztes Jahr einen Stein mitgenommen und statt dessen einen Stein (Stoaroas), den ich am Weißen Kreuz bei Oberland gefunden hatte, hier her gelegt. Heuer nehm ich wieder einen Stein (einen ganz gewöhnlichen) mit von diesem Steinmann und leg dafür den blauen Stein hierher, den wir beim Lichtenschopfkreuz gefunden haben. Ich muß gestehen, ich bin nicht unbedingt der, der die gefundenen Steine weiter trägt und sie anderswo wieder aussetzt. Bei mir sammeln sich diese Reisesteine (Steine aus aller Welt, die ich irgendwo auf Reisen gefunden hab, egal, ob an der Adria, am Atlantik, am Pazifik, am Jangtse, am Colorado, in Gebirgen dieser Welt oder am Schneekogel bei Scheibbs) am Fensterbrett von Schlafzimmer und Küche als Andenken an Wanderungen und mir fällt es sehr schwer, mich von so einem Stein wieder zu trennen. Der da hatte Glück und hat seinen Wanderung ein Stück weiter bis zum Schneekogel fortgesetzt.
Das ist die wesentlich weniger furchteinflößende Ostwand mit seinem Gletscher, der fast bis an die Haustür eines kleinen Gehöftes führt.
Hier scheint ein altes U-Boot sein Ausgedinge als Wasserfaß zu verdienen und auch Badewannen haben nochmals einen Verwendungszweck gefunden.
Hier geht’s weiter nach Schlag.
Einmal noch eine scharfe Kurve nach rechts, und……….
….. wir sind wieder beim alten, hohlen Baum, der mich an den Film “Alien” erinnert.
Das ist das Innere, wo neue, kleine Aliens entstehen.
Seine alten, müden Äste werden hilfreich abgestützt.
An einer der Stützen ist ein Schild angebracht, daß bestätigt, wo wir uns befinden. Wir sollten jetzt beim Marterl abbiegen und unseren Weg nach Brunn fortsetzen. So haben wir das voriges Jahr gemacht. Aber heuer fällt uns was anderes, was besseres ein. Gleich gegenüber dieses alten Baumes erhebt sich ein steiniger Wald (Ja, schon wieder. Dabei sind wir nicht einmal im Wald- oder Mühlviertel!) relativ steil nach oben, der in späterer Folge zu einer Wiese, aber vor allem zu einem Vermessungspunkt auf 844m führt, und dorthin wollen wir steigen. Los geht’s!
Da hoch zu steigen ist recht unterhaltsam, aber auch, je höher man kommt, mühsam. Und auch hier erschwert ein alter, rostiger Stacheldraht den Aufstieg.
Vermessungszeichen oder Grenzstein
Es geht vorwärts. Nicht schnell, aber vorwärts.
Einmal unten durch, dann oben drüber. So macht das Spaß.
Wir haben die Wiese überm Hof Großstein erreicht.
Dann wird es wirklich recht unwegsam, aber wir kämpfen uns durch’s Dickicht und finden schlussendlich den Vermessungsstein.
11:20 Uhr. Vermessungspunkt auf 844m. Jetzt bloß nicht den selben Weg zurück! Aber rundherum ist es entweder steil (ein paar Meter senkrecht) oder total verwachsen. Was nun?
Wenige Meter später stehen wir vor einer Spalte. Zuerst denke ich, jetzt ist es vorbei, wir müssen umdrehen. Hinter der Spalte total verwachsen und nicht durchzukommen. Ich will aber noch in diese Spalte rein fotografieren und seh dabei, daß die ja gar nicht tief ist! Vor allem geht’s in der Spalte nicht so steil runter, daß man da nicht vorwärts kommen könnte. Ergo krabbel ich in diese Spalte runter und schau einmal, wie das weiter geht. Bilde oben: Blick aus der Spalte
In der Spalte ist Schnee. Halbwegs griffiger Schnee sogar. Wäre das Eis, müssten wir umdrehen, sonst haut es dich da runter. Daß ich Depp ein Seil im Rucksack hab, daran denke ich jetzt blöderweise nicht. Wer denkt auf 844m bei so einer blöden Spalte an ein Seil? Aber für sowas hätte ich es eigentlich im Rucksack. Geht aber auch so tadellos. Nicht sonderlich steil, kein Eis, kein Problem. “Man reiche mir den Hund herrunter!” Auf geht’s, Mander, s’ischt Zeit!
Sonja gibt mir Eddie runter, ich steig mit ihm durch die Spalte und dann kommt sie selber nach.
Fast wie eine Ballerina tänzelt sie durch die Schlucht runter.
Das da vorne war unser Abenteuerspielplatz am Vermessungspunkt 844
Da unten, link am Fuße des Gletschers beim kleinen Wäldchen befindet sich der Eddie Kogel, benannt nach seinem Erstbesteiger Eddie von Yorkshire. Erstbesteigung 3. 3. 2021 um 12:22 Uhr.
Hier sieht man nach Neustift und Scheibbs runter. Auch die Urlinger Warte ist schön zu sehen.
Genau hier bin ich auch letztes Jahr gestanden und hab ein identisches Foto geschossen. Da unten, der weiße Punkt, das ist unser nächstes Ziel. Laut Karte ist das ein Marterl.
Im Gegensatz zu letztem Jahr ist es recht windig und kalt hier. Trotzdem rasten wir, um uns von den Strapazen unserer Abenteuer zu erholen. Eddie hat einen mords Hunger. Abenteuer machen hungrig.
Mit dieser Rast ist aber, leider, auch schon ziemlich der letzte Abschnitt der Wanderung erreicht. Wir steigen zum Gehöft Großhöfen runter, suchen dort noch ein Marterl ein wenig abseits des Weges auf und steigen dann durch den Graben zur Ursprungsquelle ab.
Vom Marterl steigen wir über die Wiese runter zur Straße…….
…. und folgen dieser bis zu einem Wegweiser…….
…. der uns den Weg zur Schlucht zeigt, durch die wir die Ursprungsquelle und Neustift erreichen.
Heuer geht das Dank der Kälte, ohne daß die Stiefel fast im Kuhdreck stecken bleiben.
13:06 Uhr. Wir sind an der Ursprungsquelle angekommen. Jetzt ist die Frage, was tun? Nach meinem Wissen, geht um 13:28 Uhr von der Bushaltestelle Dreimärktestraße in Neustift bei Scheibbs ein Bus nach Kienberg. Heißt, knapp 20 Minuten Zeit. Aber eigentlich haben wir alle Zeit der Welt. Wir könnten zum Beispiel irgendwo einen Kaffee trinken. Oder so. Ergo gehen wir ganz gemütlich weiter. Und schauen auf die Uhr. Ortsanfang Neustift. Noch drei Minuten. Wir laufen, biegen nach links ab, runter zur Haltestelle. 13:29 Uhr. Kein Bus. Ist der schon weg? Ich studiere den Fahrplan. 13:28 Uhr Bus nach Kienberg. 13:50 Uhr ebenfalls ein Bus nach Kienberg. Mir fällt auf, da sind Zeichen oberhalb dieser beiden Spalten. Ein weißes Dreieck und ein schwarzes Dreieck. Hmmm…… Ich kann mich noch an die Fahrpläne der Eisenbahn in meiner Jugend erinnern. Sowas konnte nur ein Eisenbahner nach 35 Dienstjahren verstehen. Die gingen damals aber schon mit 45 in Pension, also verstanden die die Fahrpläne auch nie. Zug fährt täglich außer Mo. und Do., sofern der Vortag kein Feiertag war. Oder er fährt nicht, wenn der zweite Sonntag im Monat einem Samstag folgt. So in der Art war das. Ich empfand einen Fahrplan der ÖBB immer als ein Buch mit sieben Siegel und ich hab mich immer gefragt, wer sich sowas ausdenkt?
Und weil mir das einfiel, hab ich in der Legende geschaut, was diese Dreiecke bedeuten. Schwarzes Dreieck bedeutet, Bus fährt an Schultagen. Weißes Dreieck, er fährt NICHT an Schultagen. Beim Bus um 13:50 war ein schwarzes Dreieck und Montag war ein Schultag. Ergo hatten wir den Bus nicht verpasst, sondern wir hatten noch rund 20 Minuten Zeit, bis der Bus kommt. Nur die folgenden Autobusse kommen um jeweils 28 Minuten nach der vollen Stunde. Der um 13 Uhr geht Schultags um 13:50 Uhr. Und so kam es, daß wir den Bus um 13:50 Uhr locker erwischten und nach Entrichtung von €3.70 pro Person durften wir nach Kienberg mitfahren. Damit hätte unsere wunderschöne Tour eigentlich geendet, wenn wir nicht noch einen kleinen Abstecher zur Tankstelle in Gaming unternommen hätten, um einen Kaffee zu trinken. Kostet €1.- pro Becher und schmeckt genau so wie der im Kaffeehaus für €2,90. Dafür kosten momentan Benzin €2.- pro Liter und Diesel bis zu €2.80. Na bum.