Ich war eigentlich der Meinung, wir hätten den Winter hinter uns gelassen. Die Blumen blühten, die Bäume begannen, die ersten Blüten zu zeigen und es war warm. Frühling! Dann ein brachialer Wetterumschwung mit Kälte (schon wieder!) unterm Gefrierpunkt und Schnee. Die Hügel und Berge, die man von uns aus sehen kann, waren alle wieder schneeweiß. Und selbstverständlich hat genau jetzt meine Heizung eine Macke. Der Brenner springt zwar an, aber das System schaltet nach 10 Sekunden wieder ab. Ich hab sicherheitshalber die Ionisationselektrode gewechselt, aber das hatte keine Auswirkung. Zu mehr rechen meine Kenntnisse einer Gasheizung allerdings nicht. Man will ja nicht das Dach vom Heizraum aus abdecken. Und weil es ja vorher so schön angenehm warm war, hatte ich bis dahin so viel Zeit verschissen, daß ich ohne Heizung in den Kälteeinbruch rein kam. Eineinhalb Wochen ohne Heizung bei fallenden Temperaturen ist zwar keine Katastrophe, aber ohne Brenner wird das Wasser halt auch nicht warm und mit eiskaltem Wasser die Haare waschen? Booaaaaa………..
Als in der Küche (der Referenzraum und gleichzeitig aus unerfindlichen Gründen auch der kälteste Raum des Hauses) die Temperatur auf 11°C gefallen war, kam der Techniker, schaute sich die Sache ein paar Sekunden an, testete den Abgaswert, schüttelte den Kopf, zerlegte die Frontplatte, reinigte die Rohre vom Dreck der Dämmung, die alles verstopft hatte, baute alles wieder zusammen und war in einer Dreiviertelstunde fertig. Nix war kaputt, nur Dreck an der falschen Stelle. Na, ich war froh, weil ich wieder heizen konnte und am nächsten Tag wurde es wieder warm. Ich meine jetzt nicht im Haus. Da war es sofort wieder warm. Ich meine insgesamt, weil das Wetter wieder umschlug und innerhalb von zwei Tagen der Schnee, der alle Hügel in der Umgebung angezuckert hatte, wieder verschwunden war. Wir hatten nachts wieder +10°C und tagsüber +15 und mehr, wie vor dem Schlechtwettereinbruch. Und weil das so war und Sonja ihren kurzen Krankheitsanfall auch wieder überwunden hatte, gingen wir auf Wanderschaft. Sie führte und zeigte mir einen Teil meiner Heimat, den ich nicht kenne. Zumindest nicht so, wie ich in hier und heute kennenlernte. So wurde dieser 6. April ein besonderer Tag. “Nur wo du zu Fuß warst, da bist du wirklich gewesen” schrieb Goethe, und er hatte Recht. Außerdem war heute noch aus einem anderen Grund ein besonderer Tag. Heute wäre meine Mutter 90 Jahre alt geworden.
Ich hab hier auf der Karte die Strecke so gut es geht eingezeichnet. Besondere Punkte sind mit Ziffern gekennzeichnet, die dazugehörigen Bilder sind ebenfalls mit dieser Ziffer im Text gekennzeichnet. Ausgangspunkt unserer Wanderung war St. Veit bei Neuhofen an der Ybbs, ein kleines Örtchen auf einem Hügel mit einer weithin sichtbaren, markanten Kirche. Eigentlich wollten wir von genau dieser Kirche aus weggehen, aber dort war eine Baustelle, ergo verlegten wir den Startpunkt zum Gipfelkreuz neben der Straße ein Stück weiter östlich.
Das Kirchlein von St.Veit, wo man aber leider wegen Bauarbeiten nicht stehenbleiben konnte.
Abmarsch um 9 Uhr bei diesem Wasserreservoir unweit der Kirche. Temperatur um die 10°C, leicht bewölkt.
Startpunkt und erster Gipfel des Tages, der Gipfel von St. Veit, am Dach des Wasserreservoirs auf 461m Seehöhe.
Blick vom Dach, äh, vom Gipfel Richtung (Westen) Kirche in St.Veit
Selbe Stelle Blickrichtung Osten. Von da kommen wir sieben Stunden später wieder zurück.
Und hier sehen wir schon ein Stück des ersten Teiles unserer Wanderung. Zuerst einmal geht es gleich über die Wiesen runter zur Zauch auf rund 360m.
Gar nicht weit von der Bezirksstraße weg, auf der wir losgingen, steht gut versteckt dieses Holzhäuschen. Als Wochenendhäuschen sicher nicht zu verachten.
Wir folgen den Traktorspuren dem Hang hinunter…….
….. und übersteigen dieses kleine Bächlein, das keinen (mir bekannten) Namen trägt.
Wir überqueren die Straße, die von Hiesbach nach Neuhofen a.d.Ybbs führt und steigen weiter runter, der Zauch entgegen.
Marterl als Orientierungspunkt.
Altes Dörrhaus (Diaheisl). Rechts unten sehen wir schon unser nächstes Ziel,
(1.) Die Pfaffenlehner Mühle in Gitzing bei Neuhofen an der Ybbs. (Im Link – PDF – gibt es einige Infos zu dieser Mühle)
Die Ursprünge dieser Mühle gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. 1860 hat es hier gebrannt, 1861 wurde die Mühle wieder instand gesetzt. Die Mühle wurde von 2004 bis 2006 renoviert, der Putz und die Faschen sowie der Gibel (aus ungebrannten Ziegeln) sind Original und überm Eingang ist das Datum vermerkt.
Die Mühle steht unweit der Hauptstraße nach St. Leonhard am Wald an einer Brücke, die über die kleine Zauch führt. Ich bin hier weiß Gott wie oft vorbei gefahren, aber diese Mühle ist mir nie aufgefallen.
Das Hinweisschild lag umgefallen neben der Brücke. Ich hab das notdürftig wieder hingestellt.
Wir folgen hier dieser Wegspur durch die Wiese und steigen dann rechts dem oberen Rand des Waldes entgegen.
Rückblick auf die beiden Bauernhöfe von vorhin.
Bauernhof bei Gansberg (auf alten Karten auch Ganzberg)
Wir folgen diesem Weg zum Waldrand und erreichen so ohne all zu große Umstände die Höhenstraße, die vom Sonntagberg über St. Leonhard bis hinüber zum Hochkogel führt.
10:19 Uhr. Wir haben schon ein schönes Stück hinter uns gebracht.
Mitten im kleinen Wäldchen, das wir am Weg zur Höhenstraße durchqueren, steht dieses Hinweisschild auf ein Gasthaus Wagner, daß auch auf der Karte eingezeichnet ist. Gesehen hab ich dieses Gasthaus noch nie. Zu weit abgelegen.
Wir haben die Höhenstraße erreicht. Was weiß ich wie oft ich hier schon gefahren bin, ich hätte aber nie dran gedacht, hier einmal zu Fuß aus den Büschen zu brechen.
Wunderschöner Blick nach Westen. Bei klarer Sicht sieht man hier bis zum Großen Priel (2515m) hinüber.
Wir gehen aber noch nicht auf der Straße weiter, sondern steigen noch zu einem Bauernhof und zu einen kleinen Kogel, wo mir dieses hübsche Mädel schöne Augen macht.
“Schau mir in die Augen, Kleine!” Ich und Du, Müllers Kuh………
Nochmals ein Blick nach Westen und ein wenig mit dem Zoom nachgeholfen. Vor drei Tagen war hier alles voll mit Schnee. Alles weg.
(2.) Der “Propeller Kogel” mit 646m. Eigentlich heißt die Gegend Flaschenstein, aber das Ding da vorne hat mich zur Namensgebung inspiriert.
“Austrowind” steht drauf, was auf einen österreichischen Hersteller für Windkraftanlagen hinweist. Heißt, man hätte mit diesem Ding da, das seit Jahren hier herum liegt, einmal Wind produzieren wollen, was aber aus mir unerfindlichen Gründen nix geworden ist. Oder nicht für lange Zeit. Vielleicht wurde das Ding ja irgendwann einmal vom Wind umgeblasen und hat dabei Federn lassen müssen. Schaut zumindest etwas ramponiert aus. Na, vielleicht haben die damals auch geglaubt, sie können mit Hilfe dieses Propellers einfach mitsamt dem ganzen Kogel woanders hinfliegen, wo es windstiller ist. Was weiß ich schon.
11 Uhr. Seit genau zwei Stunden sind wir jetzt unterwegs und stehen vor einem Spruch, der angeblich aus dem 16. Jahrhundert stammt (nur der Spruch, nicht diese Tafel!).
Jetzt wird es ein wenig zäh, weil wir hier der Straße bis St. Leonhard folgen müssen. Sinnvolle Alternative gibt es leider keine. Es ist nicht so, daß mir die Gegend nicht gefällt. Ganz im Gegenteil. Aber meine Füße nehmen mir Asphalt recht schnell übel. Über Wiesen oder auf Fels kann ich stundenlang gehen, aber Asphalt? Das mögen die gar nicht mehr so, trotz perfekter Wanderschuhe.
Hier haben wir einen schönen Überblick auf unser weitere Wegstrecke, nachdem wir in St. Leonhard waren. Klar könnten wir hier auch einen wesentlich kürzeren Weg da rüber nehmen und St. Leonhard auslassen. Wir hätten auch daheim bleiben können und die ganze Wanderung auslassen. Also, auf geht’s nach St. Leonhard. Die Straße, die man da rechts der Bildmitte sieht, führt nach Hiesbach runter. Das ist der Ort, der ganz in der Nähe der Pfaffenlehner Mühle liegt.
(3.) Dieses Wegkreuz, gut versteckt in einem Strauch, hat auf der Karte die Nummer 3 bekommen. Der Grund, warum ich dieses versteckte Wegkreuz extra erwähne ist, daß ich hier seit über 40 Jahren immer wieder vorbei fahre, aber dieses Kreuz, das sogar auf der Karte 1:25 000 eingezeichnet ist, hab ich NOCH NIE gesehen! Man fährt in einem Abstand von vielleicht zwei Meter dran vorbei.
Dieses Wegkreuz, ein Stück weiter oberhalb des anderen, versteckten stehend, das kenn ich. Das ist auch klar und deutlich zu sehen. Aber so genau wie heute hab ich es mir auch noch nie angeschaut.
Ortseingang von St. Leonhard am Wald, vom Sonntagberg kommend. Wir gehen da an der Volksschule vorbei rauf, bei der Kreuzung rechts, …
… dann gleich wieder links und steigen dann unmittelbar neben dem Ortskern über die Wiese steil (zumindest hier) zum Schmiedberg auf 790m rauf.
Was für ein wunderschöner Blick zum Ötscher!
(4.) 12 Uhr. Schmiedberg 790m, nach drei Stunden der höchste Punkt des Tages. Sogar einen kleinen Gletscher gibt es hier. Was tut man nicht alles für Touristen.
Man mag über nicht einmal 800m Höhe lachen, aber die Aussicht ist hier überall grandios. Hier ein Blick auf St. Leonhard am Wald unter uns.
Blick nach Nordwesten zum Winkelbauer Kogel 785m (Bildmitte). Die Straße da unten führt nach Waidhofen an der Ybbs.
Wir sind wieder runter nach St. Leonhard und dann ein kleine Stück auf der Straße runter, wo man zur Kreuzung kommt, die nach Hiesbach, nach Randegg und zum Hochkogel führt und dann einfach über die Wiese. Hier sehen wir rechts oben die Straße hinter einem Hügel verschwinden. Genau da müssen wir im weiteren Verlauf unserer Wanderung dann hin.
St. Leonhard ist schon wieder so weit weg.
Besagte Kreuzung (624m). Wir folgen der Straße Richtung Hochkogelberg.
Wir sind schon wieder bergauf unterwegs, St. Leonhard ist links gegenüber von uns.
Wir sind an diesem Marterl vorbei bis zum Bauernhof gegangen, der deutlich sichtbar Silos an der Hauswand stehen hat, und dort stiegen wir dann direkt über die Wiese gen Norden zu einem einsamen Baum hoch.
Das ist dieser markante Baum am Hügel.
Blick zurück nach St. Leonhard
Dieser Mugel da genau westlich von uns misst laut Karte 702m. Das interessiert uns jetzt aber nicht. Wir sind schon auf ganz was anderes gespannt.
(5.) Da müssen wir jetzt runter. Zuerst etwas nach rechts über die Wiese, dann durch einen Windbrecher aus Sträuchern und nach links zu einem Hochstand, um dann auf eine Forststraße zu treffen, von der man, wenn man sehr aufmerksam ist, ein Stück einer Kehre sehen kann.
Keine Ahnung, der wievielte Stacheldrahtzaun das heut schon ist, den wir übersteigen. Nicht der Erste und nicht der Letzte. Die Überstiegshilfe war nicht sonderlich hilfreich, weil recht wackelig.
….. aber das da unten wird eine riesige Sauerei. Der Dreck schmiert sich wie Schmierseife, man kann sich fast nicht halten.
Ein süßer Feuersalamander im feuchten Laub.
(6.) Und jetzt sind wir da. Der Hauptgrund für diese Wanderung. Das Ende der Forststraße. Baumgartl Graben 14
Das Elternhaus von Sonjas Mutter, also das Haus ihrer Großeltern. Es ist heute unbewohnt. Die Grabkreuze der Großeltern wurden von den aufgelassenen Gräbern abmontiert und hier beim alten Haus aufgestellt.
Sogar ein Besucherbuch gibt es hier. Eddie hat sich eingetragen.
Hier werden viele Erinnerungen wach.
Wir wandern ein Stück aus dem hintersten Winkel des Grabens raus und steigen dann recht steil nach oben.
Wir sind raus aus dem Graben und nähern uns wieder der 700m Marke. Grade haben wir noch eine Güterstraße überquert und steigen weiter aufwärts.
Blick über den Graben, aus dem wir grade rausgekrochen sind, auf St. Leonhard, das uns genau gegenüber liegt.
Wir gehen wieder Richtung Norden, und zwar genau vor uns runter. Den Kamm da drüben haben wir bei unserer ersten Heimatkunde Tour im Aufstieg genommen.
Das schaut da unten alles wesentlich flacher aus, als es ist, weil flach ist hier gar nichts. Ständig geht’s rauf und runter, rauf und runter. Einmal mehr, einmal weniger. Wie in einer Hochschaubahn.
Das schöne ist, daß man zeitig im Frühling, wie jetzt, oder spät im Herbst, nur wenig Rücksicht auf Felder und Wiesen nehmen muß. Man kann einfach grade drüber gehen, weil man keinen Schaden anrichten kann und kein Weidevieh stört. In zwei Monaten schaut das alles wieder ganz anders aus und man muß weite Umwege in Kauf nehmen.
Wir sind da grade Richtung Gehöft Klafterberg unterwegs
Die Kälte der letzten Woche hat den Blüten offenbar nichts getan.
Jedes Marterl hat irgend eine Geschichte. Die allermeisten kenn ich nicht.
(7.) Da steht noch eines. Die Geschichte, die hier dahinter ist, die kenn ich.
Das ist die Geschichte, die hinter diesem Marterl steckt. Krieg war zu allen Zeiten grausam, egal, von wem er geführt wurde und egal, gegen wen und warum.
Das letzte Stück unserer Wanderung führt uns noch da runter über die Wiese zur Straße, dann der deutlich sichtbaren Straße entlang rauf bis zur Querstraße und dann links abzweigend zurück nach St. Veit. Wir sind jetzt seit sechs Stunden unterwegs und haben es nicht mehr eilig. Es spielt keine Rolle, wie lange wir da noch brauchen. Heute ist das Wetter noch gut, aber ab morgen schon ist wieder Schlechtwetter angesagt. Spätestens halt ab übermorgen wird es wieder duster und naß.
Dieses Gebäude mit seiner Bepflanzung ist ein sehr markanter Punkt in der Landschaft und wir haben uns schon oft nach diesem Bau orientiert.
(8.) Die letzte Rast, dann haben wir nur mehr ein paar hundert Meter zurück zum Ausgangspunkt.
Da vorne steht das Auto, dann ist die Runde beendet. Alles in allem waren wir sieben Stunden unterwegs. Wir haben eine Menge gesehen und ich hab die Umgebung meiner Heimat wieder ein Stück besser kennengelernt. Danke Sonja, war eine tolle Tour.