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9. Mai 2022

2022. 05. 09. Zürnerberg 1096m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 22:46

Der Zürnerberg ist ein bis oben hinauf bewaldeter Klotz, der sich westlich von Kienberg, nördlich von Gaming, östlich der Örtlmühle und südöstlich von Zellhof bis auf 1096m erhebt. Eigentlich ist er für einen Nichteinheimischen eine absolut unbedeutende Erhebung, an der man halt zwangsweise ständig vorbei kommt, wenn man, wie ich, öfters über Gaming zum Grubberg und ins Mariazeller-Land fährt. Er ist, mit Ausnahme aus Brettl, einer kleinen Ortschaft zwischen Gresten und Gaming, praktisch nirgends besonders hervorstechend, und bis auf den Umstand, daß er, zumindest scheinbar, vollkommen bewaldet ist, ist an diesem Bergklotz nichts besonderes. Die Chance ist auch recht groß, daß Nichteinheimische keine Ahnung haben, daß da eine asphaltierte Straße bis auf Vorderschlageben (882m), Sommerau und Maiß rauf führt. Es ist sogar mehr als wahrscheinlich, daß niemand außerhalb von Gaming von der Existenz dieser Gehöfte überhaupt weiß. Es ist halt wie überall. Wenn du nur vorbei fährst, hast du keine Ahnung, wie belebt diese “einsame Gegend” eigentlich ist.

Mir ist der Zürner, wie er kurz genannt wird, einfach auf den Wecker gegangen, weil man ihn vom Dreieckberg oder vom Kienberg (diese schöne Kammwanderung von Kienberg bis rüber nach Scheibbs) immer wieder einmal vor Augen hat und weil ich das nervig finde, wenn so ein Klotz mir vor den Augen herumgeistert und ich nicht weiß, wie es da oben ausschaut. Seit ich auf die Berge gehe, nervt es mich ungemein, wenn so ein Bergl herumsteht und ich nix von ihm weiß, und deshalb stand der Zürner auf meiner “Abschußliste”. Etwas für schlechtes Wetter, meinte ich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß der irgend einen Reiz haben könnte, außer, daß er da ist und daß ich noch nie oben war.

Ich hatte nicht vor, in nächster Zeit auf den Zürner zu steigen. “Der steht eh morgen, in einem Jahr oder wasweißich wann auch noch” war meine Meinung. Nur daß ich da einmal rauf geh, das stand fest. Und weil mir einmal langweilig war, hab ich nachgeschaut, ob es über den Zürner irgend etwas interessantes nachzulesen gibt im weltweiten Web. Oder überhaupt irgend etwas. Bei aller Mühe fand ich genau zwei Beiträge, die man einigermaßen verwerten konnte, der Rest, den man noch findet, ist eine wörtliche Widergabe eines einzigen Tourenberichtes, der halt von mehreren regionalen Medien (Fremdenverkehr blablabla……) ausgeschlachtet wird. Nix wirklich interessantes, bis auf ein paar Bilder einer Senioren Partie, die sich mit einem ortskundigen Führer zum Gipfel des Zürner aufgemacht hatte. Es stand geschrieben, daß sie den Zürner Dank eines ortskundigen Führers auf alten, vergessenen Wegen begangen hätten und Fotos waren dabei. Und einige dieser Bilder haben mir den Zürner richtig schmackhaft gemacht.

Dieser kurze Bericht hat mich auf ein paar schöne Einzelheiten aufmerksam gemacht, vor allem aber hat er mir gezeigt, von wo aus ich diesen Berg in Angriff nehmen werde. Nicht aus Gaming, sondern bei der Örtlmühle auf der Straße, die von Zellhof nach Maria Seesal führt, muß der Ausgangspunkt der Wanderung sein. Dort war der Rückweg dieser Seniorenwanderer und ich wollte ihn als Aufstiegs- wie auch als Abstiegsweg benützen, mit einigen Änderungen. Daß dann auch noch der Zufall seine Hand im Spiel haben würde und die an sich nicht sonderlich lange Tour zu etwas ausgewachsenem transformiert, davon hatte ich noch keine Ahnung und weil, eigentlich, jetzt für mehrere Tage nicht so tolles Wetter angesagt war, was sich aber täglich als Blödsinn herausstellte, war plötzlich die Besteigung des Zürner im Mittelpunkt des Interesses. “Vielleicht stimmt der Wetterbericht ja doch einmal, dann ist der Zürner auch bei Schlechtwetter grade richtig und vor allem, wieder einmal was anderes”, meinte ich und frug Sonja, was sie davon hielt. “Wann geht’s los” war ihre einzige Frage. Montag, 9. Mai 8 Uhr.

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7:40 Uhr Hochkogel bei Neuhofen, Blick nach Süden genau Richtung Ötscher (im Dunst nicht zu sehen). Das schaute zumindest einmal recht vielversprechend aus.

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8:10 Uhr Abmarsch. Beim Steinbruch neben der Örtlmühle (508m) zweigt eine Sackstraße ab, die ein Stück der kleinen Erlauf entlang zur Häusergruppe Oberau führt. Wir lassen das Auto gleich ein paar hundert Meter nach der Kreuzung stehen, weil dieser Graben sehr eng ist und wir sonst, störenderweise, am Grundstück eines Anrainers stehen würden. Hier, ganz am Rand des Parkplatzes (der auch als Holzlagerplatz benützt wird) stört das Opelchen keinen.

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Los geht’s!

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Wir marschieren geschätzt einen halben Kilometer grabeneinwärts und gehen dann bei der Weggabelung, die genau hinter der Häusergruppe liegt, links. Der Weg rechts (gleich über eine Brücke) ist markiert und beschriftet, er interessiert uns jetzt aber nicht. Am Rückweg sollten wir, so der große Gasförmige will, hier runter kommen. Und hier beginnen die ersten Schwierigkeiten. Hier Blick auf die Gebäude an der Weggabelung von oben.

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Das ist der Anfang des Aufstiegsweges, an dem es an und für sich nichts auszusetzen gibt. Außer, vielleicht, daß er nicht in die auf der Karte verzeichnete Richtung führt. Eigentlich sollten wir ab der Weggabelung bei der Brücke einem Karrenweg gradeaus folgen. Eigentlich. Bis auf völlig verwachsene Wegspuren führt da aber nichts gradeaus, sondern es folgt sofort eine Links- und später noch eine Rechtskehre, die es auf der Karte (zugegeben nicht die Jüngste) nicht gibt. Ein Stück weiter oben sehen wir dann allerdings einen ebenso verwachsenen, ehemaligen Karrenweg neben dem Waldrand von unten hoch kommen. Das wäre er gewesen, der Weg, der auf meiner Karte verzeichnet ist, in der Realität aber nur mehr als Fragment existiert. Das war auch gleichzeitig der Vorgeschmack auf einiges, was da noch kommen wird. Hier haben Karte und Realität öfters nicht viel miteinander zu tun, ist mir aufgefallen und jetzt, zwei Tage später, während ich dies schreibe, ist mir noch aufgefallen, daß weder die Digitalisierungen von mapcarta oder opentopomap etwas mit der Realität zu tun haben. Die stimmen alle miteinander nicht und darum hab ich meine alte Karte vom Amt für Eich- und Vermessungswesen 1:25 000 (letzte Kartenrevision 1987) fotografiert und hier im Beitrag als Orientierungshilfe genommen, weil die von den mir benützten Karten die mit Abstand exakteste sind, trotz all ihrer Mängel. Da stimmt wenigstens die topographische Darstellung halbwegs und man (ich) kann sich vorstellen, wo was ist und wie das in der Realität ausschaut. Statt opentopomaps oder mapcarta könnte man genau so gut die Schnittzeichnungen einer Schneiderei verwenden, so genau (oder ungenau) sind die.

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Wir gewinnen langsam (bedingt durch oftmaliges auf die Karte schauen) an Höhe und wir haben Spaß am gehen. Es gefällt uns von Anfang an hier.

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Das hier ist zum Beispiel wieder so ein Fall von “Ist er es, oder ist er es nicht?” Da führen Wegspuren nach rechts, vorher aber bog die Forststraße, die es auf der Karte nicht gibt, schon nach rechts ab. Da ich unten sah, daß meine Karte zwar veraltet, aber nicht unbedingt ungenau ist, hab ich mich auf meine Nase verlassen und bin den alten Aufzeichnungen gefolgt, wobei wir dann sogar auf alte, verblassende Markierungen auf Steinen oder Bäumen stießen, die unsere Annahme bestätigten, daß wir uns am richtigen Weg befanden. Da rauf geht’s vorerst einmal.

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Die langsam verwachsenden Wegspuren führen uns zu diesem alten, ganz offensichtlich dem Verfall preisgegebenen steinigen Weg, der in angenehmer Steigung aufwärts führt. Eigentlich warten wir nur drauf, daß der Weg schmäler und schmäler wird und irgendwo einfach endet. Wäre ja nicht das erste Mal.

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Das Weglein zieht sich stetig steigend nach oben und verjüngt sich auch tatsächlich zusehends.

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Und da vorne ist Schluß! Oder? Verdammt! Da ist eine Rampe im Fels! Es ist die Rampe, die ich auf den Bildern der Senioren gesehen hatte. Wir sind am richtigen Weg!

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Da ist sogar etwas auf den Fels gepinselt. “TVN Steig 1981” steht drauf.

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Hinter diesem Felsdurchstieg geht es in diesem V-Förmigen Tal weiter aufwärts ……

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…. strahl…..

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… und zu einem Stacheldraht, der einfach und ohne zerrissener Hosen überstiegen werden kann, weil am oberen Draht ein Schlauch vor Schaden schützt. Also dürfte der Weg doch noch recht gut begangen werden.

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Nach einem weiteren Stacheldraht, der sich leicht aus und wieder einhängen lässt, erreichen wir das Gehöft Vorder Schlageben, daß man auch über die asphaltierte Straße erreichen kann.

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Freudig werden wir von Artgenossen begrüßt. Rindsviecher unter sich sozusagen.

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9:29 Uhr. Trotz aller Umstände (Weg suchen, Karte lesen, fotografieren, staunen) sind wir erst eine Stunde und vierzig Minuten unterwegs und schauen hier auf das Gehöft Vorder Schlageben (882m) zurück.

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So hat es hier am 13. März 2022 ausgeschaut, nachdem ich von dieser Straße auf den Zürner rauf gelesen hatte und mit dem Motorrad einen sonnigen Tag nützte, um mir das erstmals in meinem Leben anzuschauen. Da fährt man Jahrzehnte durch Gaming und weiß nichts von dieser Straße!

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Wir folgen der Straße einfach hinterm Hof in den Wald, wo schon nach wenigen Metern der Asphalt aufhört und in Schotter übergeht. Gegen den Uhrzeigersinn wandern wir um den Zürner herum, bis……

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…. wir zur schön gelegenen Plätzen Jagdhütte kommen. Die ist auch in der Karte eingezeichnet.

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Der Ausblick kann sich schon sehen lassen. Nur wenige Meter vor der Hütte zweigt ein verfallender Weg nach links ab, von dem sofort wieder ein Weg nach rechts direkt nach oben abzweigt.

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Schon nach wenigen Metern ist vom (ehemaligen?) Fahrweg mit Ausnahme der Schneise nichts mehr übrig. Selbst die verschwindet weiter oben langsam und übrig bleiben nur deutlich sichtbare Steigspuren, die direkt zum Gipfelkreuz auf 1091m führen.

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Um diese Jahreszeit blüht und gedeiht alles rundherum. Eine wahre Pracht.

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Schaut so aus, als wäre da vorne nicht mehr viel Berg übrig.

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Jetzt breitet sich auch hinter uns die Gegend aus und man sieht was.

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10:10 Uhr. Die Zeit verging wie im Fluge und nach genau zwei Stunden sehen wir das Gipfelkreuz (das nicht am höchsten Punkt steht!)

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Gipfelkreuz am Zürnerberg auf 1091m. Die Aussicht ist von hier allerdings nicht wirklich grandios. Es ist zu verwachsen. Nachdem wir aber ohnehin weiter wandernd auch noch den höchsten Punkt erreichen wollen, genießen wir einfach den Augenblick.

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Der Weiterweg über den höchsten Punkt (1096m), der sich ehrlich gesagt kaum punktgenau festlegen lässt (ist auch wurscht) ist leicht zu finden. Während sich der Zürnerberg Richtung Gaming zu (südseitig) eher beschaulich und bewaldet ohne sonderliche Aussicht hinunter neigt, fällt er an der Nordflanke (Brettl) steil ab und gibt die Aussicht auf die umliegende Landschaft frei. Dies ist allerdings eine der raren Gelegenheiten, um ins Steirische (Süden) und zum Ötscher (etwas verdeckt) und zum Kleinen Ötscher (die spitze Kuppe in Bildmitte ganz hinten) zu schauen.

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Die Überschreitung wird durch meistens recht deutliche Wegspuren erleichtert. Brauchen tut man sie allerdings nicht. Rechts geht’s immer steil runter.

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Der hätte mich testen wollen, hatte aber heute keine Chance.

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Dem kleinen Racker da hab ich die Hütte überm Kopf zertreten. Ganz empört hat er mich angeschaut. Ich kann’s verstehen, aber hier ist ja gottlob leicht eine neue Bleibe zu finden.

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Zum ersten Mal schau ich vom Zürner runter nach Brettl an der Straße zwischen Gresten und Gaming. Trotzdem es dunstig ist, finde ich den Ausblick hinreißend schön.

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Hier lässt sich erahnen, wie steil die Nordflanke des Zürnerberg ist.

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Wo die überall herumkriechen ist unglaublich. Der schleppt sein Haus überall mit hin.

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Bildmitte: Dieser Gupf heißt Vorderberg 873m

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Gotscha!

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Na, gibt’s jetzt was zu fressen oder nicht?

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Trarietrara, die Post ist da.

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Man könnte jetzt dem Zürnerkamm in immer etwas südwestlicher Richtung so lange folgen, bis man auf eine Forststraße trifft, die einen dann gegen den Uhrzeigersinn herum zurück nach Vorder Schlageben zurück bringt, oder man kann, wie wir das gemacht haben, einer der zwei verwachsenden Wegspuren (vermutlich Servicestraßen für den Masten) nach dem Sender abwärts folgen, die ebenfalls zur Forststraße führen. Man könnte das ganze ab Vorder Schlageben auch im Uhrzeigersinn wandern, dann bei der Jagdhütte runterkommend und auf Forststraßen in der nördlichen Flanke des Zürnerberges zur Durlmühle absteigen. Ich hab mich dagegen entschieden, weil ich nicht glaub, daß die Nordflanke aufregendes zu bieten hat.

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Ein Hochstand, der seinen Namen verdient.

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Herrlicher Ausblick Richtung Gaming (Südosten) und zum Dreieckberg (links der spitze Hut)

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11:58 Uhr. Zurück in Vorder Schlageben. Auf der Karte ist hier links außerhalb des Bildes am Rand der Wiese ein Marterl eingezeichnet, daß wir am Weg zum Gipfel auch gesehen haben. Wir haben uns aber natürlich nicht die Zeit genommen, es gleich anzuschauen, weil wir ja ohnehin hierher zurück kommen wollten. Ergo sind wir von der Forststraße quer über die Wiese zum Waldrand und zum Marterl abgestiegen.

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Das Marterl (oder kleine Kapelle) ist schon älter, weil auf meiner Karte eingezeichnet. Drinnen befindet sich ein Gedenkstein an jemand, der, aus welchem Grund auch immer, nur 53 Jahre alt geworden ist.

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Hier gibt’s wieder was zu fressen und dann nehmen die Dinge ihren (ungeplanten) Lauf. Hinterm Marterl im steilen Waldgelände ist ein Steig, der auch in der Karte eingezeichnet ist. Eigentlich schaut es so aus, als wären es zwei Steige. Einer in genau südlicher Richtung und einer mehr nach Südosten, also nach links, so wie wir dort stehen. Ich entscheide mich für den, der der Karte entspricht, bedenke dabei aber eines nicht. Dazu später…….

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Es ist ein schönes, deutlich sichtbares Steiglein, das scheinbar auch noch begangen wird. Das Gelände selbst ist relativ steil, der Steig macht das aber schön angenehm begehbar.

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Bis zu einer Stelle jedenfalls, wo zwei umgefallene Bäume der Weg versperren. Wir krabbeln im steilen Gelände entlang der Hindernisse, bis wir eine passierbare Stelle gefunden haben. Das ist  hier zwischen den beiden Stämmen durch.

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Von unten schaut die versperrte Stelle so aus. Da kommt man nicht drüber.

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Dieser Weg durch den steilen Wald ist älter als meine Karte (letzte Aktualisierung 1987!), sonst wäre er nicht verzeichnet. Das heißt, er ist auch älter als die Asphaltstraße, weil die nämlich auf der Karte noch nicht verzeichnet ist, und damit ist auch nicht der genaue Verlauf der Asphaltstraße verzeichnet, der mit der alten Schotterstraße im letzten oberen Stück offenbar nicht identisch ist. Wir kommen hier also aus dem steilen Wald zu einem Stück einer alten Forststraße, gehen dann zur nahen Asphaltstraße (Zürnerstraße) und folgen dieser ein Stück runter zu einer Kehre, um von dort exakt nach Karte rechts Richtung Sommerau abzubiegen.

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Ein Stück weiter treffen wir auf dieses Betonband, daß sich zu einem Haus nach unten zieht und das wir als Weg nach Sommerau identifizieren.

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Schnell haben wir Sommerau (falsch, es ist Zürner 6 oder auf der Karte als Obersberg bezeichnet) erreicht. Die beiden Gebäude, die auf der Karte eingezeichnet sind, werden wohl die beiden alten Gebäude sein, die sich im Verfall befinden. Denken wir (oder ich) jedenfalls. Daneben wurden neue Gebäude errichtet. Das ganze Anwesen wurde irgendwann neu aufgebaut und ist auf der Karte so nicht eingezeichnet. Zu diesem Anwesen führt auch eine Asphaltstraße (die es auf der Karte natürlich auch nicht gibt) und, na ja, so ungefähr, wie halt schon den ganzen Tag, passt das auch zur Karte, wenn man sie oft genug herum dreht. Laut Karte müsste links (südwestlich) vom alten Haus ein Weg gen Nordwesten und nach Mais führen. Den Weg gibt es auch, der ist aber nicht hinterm Haus, sondern davor und er ist ganz offensichtlich seit langem unbenützt und verwachsen. Na, egal. Ungefähr stimmt’s ja. Wird schon passen.

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Das ist der Weg, der verwachsen in einen finsteren Winkel des Waldes führt. Da geht es jetzt nach Mais (glauben wir, obwohl das ehrlich gesagt immer seltsamer wird).

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Von diesem verwachsenen Weglein hinterm Haus sehen wir auch auf eine schöne Kuhweide und wissen jetzt, daß die Südhänge des Zürnerberges alles, nur nicht einsam sind. Es gibt allerdings auch etwas, was wir (noch) nicht wissen……

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…. , nämlich, daß dieses Weglein in diesen Graben mündet. Oder eigentlich nicht in den Graben, sondern der Weg hört am Rand des Grabens auf. Wenn man dann noch in den Graben rein will, so wie wir, muß man den steilen und sehr rutschigen Rand runter krabbeln. Nachdem der Graben aber nicht steil ausschaut, beschließe ich, das als Weg zu nützen, aber ehrlich gesagt dauert es nicht lange, bis ich mich frag, wie viele schon so blöd waren, um hier abzusteigen.

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Das ist nicht nur der unangenehmste Teil dieses Grabens, es ist mit Abstand der unangenehmste Teil des ganzen Tages. Das ist eine Stelle (die am Foto) dabei, die ist steil. Viel steiler, als das hier ausschaut. Es ist aber nicht nur steil, es ist naß und dreckig. Sehr dreckig! Wenn es dich hier zerlegt, dann wirst du aussehen wie eine Moonnudel.

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Wie man sieht, ist es dann doch nicht so schlimm geworden. Wir sind nicht ausgerutscht. Sogar der Hund war noch als Hund zu erkennen.

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Sommerau (öh, nein, Zürner 6) befindet sich nach dem Ausstieg aus dem Graben links über uns…..

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…… und Mais (nö, Zürner 4) genau vor uns.

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Wir rasten hier ein wenig, lachen über unseren Abstieg durch den Graben und Sonja versucht, mit den Bewohnern Kontakt aufzunehmen. Aber leider, auf das Klopfen an der Tür antwortet niemand und so können wir auch nicht fragen. Fragen zum Beispiel, warum die hier in Mais am Haus ein Schild mit der Aufschrift “Zürner 4” haben und wie weit es noch bis Oberau ist. Müssen wir ja auch gar nicht fragen, weil man das auf der Karte ja eh sieht. Es ist nicht mehr weit bis Oberau. Hama gleich. Wenn’s  hoch her geht (oh ja, daß wird es!), noch eine halbe Stunde. Und weil niemand öffnet, folgen wir halt einer Forststraße nach unten. Der Weg führt durch den Wald neben einem tiefen, breiten Graben nach unten und mir schwant, das wir da komplett falsch sind.

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Ein süßer Salamander versucht sich unterm Blatt vor mir zu verstecken.

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Die Schienen der Bahn verstecken sich nicht. Müssen sie auch nicht. Ich weiß es schon länger. Schon weiter oben hab ich durch die Äste den Verlauf der Ybbstal-Bahn gesehen. Ich kenn die. Bin ja auch Eisenbahnliebhaber. Irgendwie zumindest. Die Ybbstalbahn führt, oder führte, von Waidhofen an der Ybbs über Lunz am See bis zur Anbindung an die Krumpenbahn nach Kienberg und kam hier auch am Südhang des Zürnerberges an Gaming vorbei. Heute wird dieser Streckenteil nur mehr als Museumsbahn geführt. Den Teil Waidhofen bis Lunz gibt’s gar nicht mehr. Die Schienen wurden abgebaut und die ehemalige Trasse als Radweg verwendet. HIER ein wunderbares Filmchen über die Strecke Kienberg – Lunz. Für Eisenbahnfreunde ist Gänsehaut garantiert. Wirklich sehenswert!

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Bei uns war im Moment Gänsehaut nicht so gefragt, aber wir haben es mit Fassung genommen. Wir waren eh schon lange (eine Woche) nicht mehr in Gaming.

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Wir sind ungefähr zwischen der Tankstelle und dem Abzweig nach Pfaffenschlag vom Zürner runter gekommen (Seehöhe zwischen Abzweig und Ortsmitte Gaming 488m bis 444m auf der Straße) und hatten daher reichlich das Vergnügen, uns die alte Bahnstrecke aus der Nähe anzuschauen. Ich bin schon einmal einen größeren Abschnitt auf dieser Bahnlinie gewandert und kenn auch ein paar dieser wunderschönen, hohen und alten Viadukte.

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13:21 Uhr. Schöner Ausblick zur Kartause und zum Dreieckberg. Wir müss(t)en da noch rein, bis vor der Kartause die Zürnerstraße anfängt. Oder so weit, daß die Bahntrasse die Straße quert und dort könnten wir zur Straße absteigen und dieser entlang nach Vorder Schlageben rauf wandern. Auch dort waren wir ja schon länger nicht mehr (eineinhalb Stunden war das ja schon wieder her).

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Bei unserer Bahnwanderung hat Sonja dann diese Rastgelegenheit oberhalb des Bahndammes erspäht. Da gab es auch schwarz/weiße Markierungen, auf die wir aufmerksam wurden. Hm. Wir hatten ja zwei Möglichkeiten, zurück zum Auto zu kommen. Eine war, durch Gaming durch zu wandern und dann auf der Straße über Brettl und Zellhof, eine Idee, die wir schnell als kompletter Schwachsinn identifizierten. Die zweite Möglichkeit war, wieder bis Vorderschlageben aufzusteigen und dann entweder wie auf- so auch wieder abzusteigen, oder den ursprünglich geplanten Weg zu nehmen. Falls wir ihn finden. Um ungefähr 20 Uhr wird’s dunkel, bis dahin müssen wir aus dem Wald raus sein. Hier werden wir uns geschätzt 50 Höhenmeter höher als die Hauptstraße befinden, also auf ungefähr 500m. Heißt, nach Vorder Schlageben haben wir noch rund 380m Aufstieg vor uns. Das ist nicht viel. Hama gleich. Wir wissen aber nicht, wo dieser Weg überhaupt hin führt. Wir kennen den nicht und haben ihn grade entdeckt.

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Es ist ein schönes Steiglein, daß lange mehr oder weniger parallel und in gleichem Höhenabstand zu einer Forststraße führt, später dann allerdings stetig höher steigt, was uns nur Recht ist, sofern wir irgendwo auf die Zürnerstraße treffen.

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Nochmals ein schöner Ausblick auf Gaming. Wir sehen genau auf den Anfang der Straße runter. Passt also ganz gut.

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13:34 Uhr. Tatsächlich, der Pfad mündet in die Zürnerstraße. “Rosenhügel” steht hier am Wegweiser, der nach unten zeigt. Ist vielleicht Teil der Gaminger Rundwanderweges, den wir allerdings nicht, noch nicht, kennen.

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Jetzt kommt der Straßenhatscher nach oben.

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Noch einmal ein schöner Ausblick nach Gaming. Hoffentlich zum letzten Mal für heute.

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Einmal müssen wir noch eine Rast einlegen. Eddie hat Durst und wir sind knapp bei Wasser. Gottlob mangelt es am Zürner nicht wirklich an Wasser. Hier kommt es gleich in unmittelbarer Nähe der Straße herunter geschossen. Auch ein wenig Gesichtspflege, das erfrischt.

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Wir gehen in einer Kehre am Abzweig vorbei, der zum Haus Zürner 4 führt. Dann kommen wir weiter oben an einer Kehre mit dem Abzweig zu Zürner 6 vorbei. Kennen wir auch schon. Da sind wir im Graben nach Zürner 4 abgestiegen. In der letzten Linkskehre, bevor man dann nach einer längeren Querung über eine Kuppe zum Hof Vorder Schlageben kommt, sehen wir dann ein kaum zu übersehendes Schild am Wegrand, daß in einen Weg zeigt, der in angenehmer Neigung in den Wald hoch führt, und auf dem Schild steht “Sommerau” und “Mais”. Diese Kehre und der Abzweig waren für uns nicht sichtbar, weil wir hinter dem Marterl (oder kleinen Kapelle) in Vorder Schlageben direkt durch den Steilen Wald nach unten gestiegen sind und damit viel weiter unten raus kamen, als wir sollen hätten. Und wie es der Teufel haben wollte, war bei der nächsten für uns sichtbaren Kehre ein Weg, der ungefähr in die Richtung führte, in der wir Sommerau vermuteten. Und weil die Karte und die Realität ohnehin an diesem Tag nicht so oft zusammenpasste………….

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Der Anstieg durch den Wald war nur von kurzer Dauer, dann erreichten wir den Rand einer Almwiese und dieses Kreuz. Unter uns lag Sommerau.

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Eddie hat hier ein nettes Hundemädchen kennengelernt, das ihn freudig bellend in Empfang nahm.

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Den da beachten wir sicherheitshalber nicht, sonst landen wir wieder in Gaming.

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Ein weiteres Hundemädchen, daß witzigerweise genau so ausschaut wie das aus Sommerau, begrüßt Eddie bellend in Mais. Das Hündchen war, als wir hier eintrafen, mit der Bauernfamilie ganz rechts hinten beim Waldrand, aber kaum hatte sie Eddie erspäht, lief sie uns bellend entgegen und die (junge) Bäuerin hinterher. Die (Hündin) hatte grade Junge bekommen und Eddie ist nicht geschnitten. Pffff…… Sie (die Bäuerin) sagte, “Na, das wäre was. Wir wollen eigentlich nur reinrassig züchten”. Drauf sag ich, “Keine Sorge, Eddie ist eh ein reinrassiger Yorkie!” So hatte sie das aber nicht gemeint.

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Oberau (dort, wo wir hin sollen) 50 Minuten steht da. Auf der Rückseite steht wahrscheinlich Oberau über Gaming 3 Stunden. Ich hab aber  nicht nachgeschaut. Wir waren heute schon in Gaming.

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Das ist jetzt die Strecke, wo wir, so Gott will, bei der Brücke an der Kleinen Erlauf rauskommen sollten.

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Alles blüht und gedeiht……

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… und der Weg, der uns direkt nach Oberau runterführen sollte, ist von einem Zaun blockiert. “Zutritt verboten!” Wieder ein Zeichen, wie alt meine Karte ist. Auf diesem Weg da runter zum Zaun hat es mich dann auch auf den bemoosten, feuchten und daher wie Glatteis rutschigen Betonspuren auf die Fresse gehaut. Jetzt war ich endlich dreckig.

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Vor Steinschlag wird man hier gewarnt, aber nicht vor diesem verdammten, rutschigen Moos!

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Es muß aber schon lange her sein, daß man nicht mehr durch dieses Grundstück gehen darf, weil ein Stück vorher, eh deutlich gekennzeichnet, ein schöner Steig in die Flanke eines Grabens führt.

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Sowas hatten wir heute schon einmal.

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Kaum zu glauben, wir sind in Oberau und nicht in Gaming rausgekommen.

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An dieser Holzhütte, die da unten vor der Brücke steht, finden wir ein interessantes Schild.

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Hier stehen Jungs und Mädels gemischt beisammen. Muuuuuh

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Bei unserer kurzen Wanderung aus dem Tal raus drehen wir uns nochmals um und genießen den Frühling und die Farbenpracht.

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16:11 Uhr. Nach 8 Stunden und ungefähr 1000 Höhenmeter sind wir von unserer “kleinen” Zürnerrunde wieder zurück. Weil eh schon alles Wurscht ist, fahren wir von hier noch einmal um den Zürner herum und kaufen uns an der Tankstelle in Gaming einen Kaffee. Mit dem setzen wir uns auf die Bank bei der Bushaltestelle und lachen über unsere “kleine” Wanderung auf den Zürnerberg, die wir sicher nicht so schnell vergessen werden.

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Karte zur Tour.

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