Strecke: Ehemaliger Bahnhof Schönau an der Enns 407m – Borsee 654m – Bodenwies 1540m und retour auf der selben Strecke
Wetter: 10°C in Schönau, bewölkt, teilweise leichter Regen
Es war eigentlich ein schneller Entschluß vom Vortag. Montag um 4:30 Uhr Abfahrt zur Viehtaleralm und Marsch auf die Bodenwies. Wir haben Mitte Mai, ergo sollte sich dieser Berg in seiner ganzen Blumenpracht zeigen. So dachte ich wenigstens. Bei der Auffahrt von Kleinreifling zur Viehtaleralm schaute es so aus, als würden sich grade die letzten Schlechtwetterreste der Nacht verziehen und die Sonne durchkommen. Ein riesiger, zweistückiger Regenbogen zierte den letzten Teil der Auffahrt. Wir waren gut aufgelegt, ich stellte das Auto ab und wir begannen, uns anzuziehen. Als ich in die Tasche mit den Bergschuhen schaute, traf mich fast der Schlag. Ich hatte die falschen Schuhe eingepackt. Es waren nicht meine Bergschuhe, sondern die Wanderschuhe, die ich verwende, um die sehr gut haftende Sohle der Bergschuhe nicht auf Schotter und Asphalt zu verschleißen. Sogenannte Einsatzstiefel des selben (bayrischen) Herstellers sogar. Nur die Sohlen sind dramatisch unterschiedlich. Auf naßem Untergrund haften die der Einsatzstiefel nicht wirklich gut. Es hat mich deswegen schon öfters hingehaut und darum mag ich die am Berg, und sei es die Bodenwies, nicht tragen. Mann, ich muß blöd geschaut haben, als ich diesen Irrtum bemerkte. Wie kann man nur so dusslig sein? Für mich stand allerdings sofort fest, “Mit diesen Schuhen geh ich diese Tour nicht!” Also blieb mir nix anderes übrig, als wieder eine Stunde lang zurück zu fahren und die Schuhe zu wechseln.
Als wir wieder Richtung Süden unterwegs waren, hatte sich das Wetter dramatisch geändert. Schon vor Waidhofen regnete es und hörte bis Kleinreifling nicht auf. Schon von unten konnte man sehen, daß es in der Gegend um die Viehtaleralm massiv regnen mußte. Angefressen fuhr ich einfach weiter und dachte, irgendwo da im Süden wird das Wetter schon besser werden und dort machen wir dann was. Von Kleinreifling bis Schönau ist es nicht weit, grad ums Eck sozusagen, aber das Wetter war “ums Eck” wesentlich besser. “Gehen wir zum Borsee?” frug ich Sonja. Sie kannte den nicht und wir bogen beim Schild zur Enns ab. Dann drüber über die Brücke und gleich links zur Straße, die zum aufgelassenen Bahnhof von Schönau führt, deren Straßenrand jetzt als Parkplatz für die Besucher des Borsee dient.
5:21 Uhr. Riesiger Regenbogen über der Bodenwies.
7:21 Uhr. Brücke über die Enns beim Bahnhof Schönau.
Auf geht’s zum Borsee. Noch war von der Bodenwies gar keine Rede.
Keine Viertelstunde später hatten wir schon die GoreTex Jacken an. Es regnete schon wieder.
“Um halb zwölf wären wir am Gipfel” hab ich hier noch gesagt. Es war aber eigentlich noch immer keine Rede davon, daß wir von hier aus zum Gipfel gehen.
Der hat an einem senkrechten Stück Fels grade den Rückzug angetreten. Bei einem waagrechten Überhang ein Stück oberhalb ist er wohl angestanden.
Der zweite, roh aus dem Fels geschlagene kurze Tunnel zeigt an, daß man sich in der Nähe der Schleifenklause befindet.
8:29 Uhr. Der Borsee an der Schleifenbachklause. Wie der Name “Klause” schon sagt, war dieser See als Wasserspeicher gedacht, um Holz mittels Wasser zur Enns runter zu schwemmen, wie das früher nicht nur im Reichraminger Hintergebirge üblich war. Jetzt wird dieses Wasser allerdings nur für die Fischzucht verwendet.
Inzwischen haben wir schon beschlossen, rauf zum Gipfel der Bodenwies zu gehen und deshalb halten wir uns im Moment nicht am See auf. Am Rückweg kommen wir ohnehin wieder vorbei. Vorerst einmal folgen wir dem Weg in Richtung Nigelalm.
Schönes Bankerl oberhalb der Hütte.
Links die breite Flanke des Kuhberges.
Schöner Ausblick zum Gipfelbereich des Kuhberg.
Die Forststraße scheint endlos zu sein.
Schönes Rastplatzerl mit Blick zum Ochserkogel 1440m
Endlich verlassen wir die Forststraßen und biegen zum Gratweg ab, der zuerst einmal eine Weile durch steilen Wald führt.
Unser Nachbar, der Kuhberg, ist jetzt unser Maßstab, wie hoch wir sind. Unsere Bodenwies ist um über 100m höher.
Wir erreichen das Ende einer Forststraße, schlagen uns auf der anderen Seite aber sofort wieder in die Büsche.
Den Teil durch den steilen Wald haben wir hinter uns. Jetzt folgen noch einige Höhenmeter in wesentlich freierem Gelände, wo uns die Aussicht für die Plagerei entschädigt.
Blick ins Reichraminger Hintergebirge. Als ich am 30. Mai 2021 die Bodenwies nach über 15 Jahren wieder einmal bestieg, haben wir nichts von all dem gesehen, weil diese (wunderschöne!) Wanderung in einer dicken Suppe aus Dunst und Gewitterwolken vonstatten ging und wir beim Aufstieg zum Gipfel vor allem mit massivem Graupelfall zu kämpfen hatten. Gottlob war es kein Hagel! Jetzt, ein Jahr später, sahen wir erstmals, wie das hier heroben und unsere Umgebung überhaupt ausschauen.
Ein Blick zum Kuhberg sagt, daß wir schon ungefähr auf gleicher Höhe sein müssten.
Trotz Bewölkung ist die Aussicht recht gut, was den Aufstieg gleich um einiges interessanter gestaltet.
Hervorstechend aus all den Bergen rundherum sind etwas rechts der Bildmitte der Tamischbachturm 2035m und seine Ausläufer links, die Almmauer sowie (rechts daneben) der spitze Lugauer 2217m, dessen Breitseite mit den Doppelgipfeln man hier schön sieht.
Blick auf die Almen östlich unterhalb der Bodenwies.
Ein wirklich schöner Blick zum Kuhberg in seiner ganzen Gestalt. Jetzt schauen wir ja schon gerne rüber, weil wir schon oben waren. Recht lange halten wir uns hier allerdings nicht auf. “Am besten, du drehst dich nicht um” sagt Sonja zu mir. “Wieso?” frag ich und dreh mich um. Vom Almkogel her kommt ein grauer Vorhang auf uns zu und es wird zapenduster. “Gehen wir!” sag ich und wir machen uns auf den Weg.
Wir sind noch im eher freien Gelände und haben grade noch eine etwas geschütztere Stelle erreicht, als es wieder zu regnen beginnt. Schnell ziehen wir die Jacken an und ziehen den Regenschutz über die Rucksäcke. Letzteres ist das Wichtigste überhaupt. Für uns spielt der Regen weniger Rolle. Ist eh warmer Regen.
Wir glühen den Gratweg zurück im Laufschritt runter und der Kuhberg neben uns zeigt den Fortschritt an.
So lange man die nassen Wurzeln meidet, macht Laufen hier richtig Spaß. Blöd ist nur, daß es so warm ist und die Jacken bzw. ihre Atmungsaktivität so nicht funktioniert. Wenn es außen und innen warm ist, bist du in kürzester Zeit außen und innen pitschnaß. Das fühlt sich dann wie in der Sauna an. Besser ist, und das tun wir dann auch, die Jacken wieder auszuziehen und im Rucksack zu verstauen. Ist eh warmer Regen.
In einer knappen halben Stunden sind wir vom Gipfel runter zur Forststraße gelaufen, auf der wir jetzt in Richtung Viehtaleralm gehen.
Hier gradeaus ginge es zur Nigel- und Viehtaler Alm. Ganz links eingezäunt findet man einen kleinen Themenpark über die Geschichte der Almen hier.
Kurz vorher zweigt etwas unscheinbar dieser schlecht bezeichnete Weg zurück zum Borsee ab. Der Weg, scheinbar nicht sehr oft begangen, ist aber immer klar ersichtlich.
Restholz von Forstarbeiten, die sich langsam, aber sicher mit dicken Moospolstern überziehen.
Wasser fassen bei der Jagdhütte.
Nach diesem Schild hätten wir noch 1 Stunde und 50 Minuten bis Schönau.
15:55 Uhr. Nur mehr ein paar hundert Meter. Jetzt wird gerastet.
Die letzten paar hundert Meter legen wir am teilweise nassen Asphalt ohne Schuhe zurück.
16:16 Uhr. Nach fast neun Stunden das Ende der Tour.
Und grade, wie ich mir denke, “Jetzt fehlt zu einem schönen Abschluß nur noch ein Zug”, kommt auch tatsächlich einer daher. Dann fahren wir Heim.