Strecke: Lunz am See Wanderstartplatz Seehof bei der biologischen Station 601m – Durchlaß 763m – Scheibe 1602m – Scheiblingstein 1622m – Bärenleitenkogel 1635m – Hochreiserkogel 1484m – Lehardi 1406m – Obersee 1114m – Mittersee 766m . Ausgangspunkt 601m
Start der Tour: 5:32 Uhr
Ende der Tour: 17:02 Uhr
Wetter: Leicht bewölkt, warm und trocken. Im Bereich des Lunzer See am frühen Morgen leichter Bodennebel.
Am 22. September 2021 haben wir die Scheibe über den wunderschönen und im oberen Teil steilen Steig (über “Am Fleck) vom Taglesbachgraben aus erstiegen und sind dann im ständigen auf und ab über Scheiblingstein, Bärenleitenkogel und Hochreiserkogel bis zum Lehardi hinüber gegangen, um nach einer Rast zur Herrenalm und durch den Daglesbachgraben zurück zum Parkplatz abzusteigen. Die Tour war an akustischen und olfaktorischen Erlebnissen und Eindrücken kaum zu überbieten, nur gesehen haben wir nicht viel. Bis “Am Fleck” war die Sicht ganz brauchbar, dann kamen wir in den Nebel und die Sicht ließ mehr als zu wünschen übrig. Dafür war der Wind um so stärker und auch die Schneeflocken erreichten teilweise eine beachtliche Größe. Das Pfeifen des starken Windes, das Rauschen des Waldes neben und unter uns, gespenstische Lichter und Schatten im Nebel und der kleine Hund mit dem roten Geschirr (mit Herrchen und Frauchen natürlich) auf der Scheibe waren ein herrliches Erlebnis. Als wir aber wieder zurück beim Auto waren, war mir klar, ich muß der Sonja auch die optische Schönheit dieser Tour zeigen, und dazu nützen wir die selbe Überschreitung, aber mit Aufstieg vom Lunzer See über den Durchlaßsattel und Abstieg durch den Seegraben. Ich bin diesen Weg mehrmals gegangen, aber der letzte Aufstieg ist lange her. Am 18. August 2006 war ich mit Hans und Christian, sie kannten diesen Aufstieg nicht, auf dieser Strecke unterwegs und wir hatten viel Spaß. Dann sind meine Wanderungen selten geworden und haben schließlich für gut 15 Jahre ganz aufgehört, was der Grund sein dürfte, daß ich bezüglich der Steige nicht mehr ganz auf dem Laufenden war. Den Steig, den ich kannte, den gibt es anscheinend nicht mehr. Dafür aber einen anderen, tollen Aufstieg, den ich hier beschreibe.
Kurz vor 5 Uhr. Blick vom Hochkogel bei Neuhofen zum Ötscher. Ein schöner Tag kündigt sich an.
Lunzer See bei der biologischen Station um 5:25 Uhr. Tiefliegender Morgennebel trübt die Aussicht.
Um 5:32 Uhr haben wir die Bergschuhe an, die Rücksäcke am Rücken und Eddie ist an der Leine. Es kann los gehen. Hier, auf einer guten topographischen Karte kann man sich nochmals einen Vorgeschmack auf die Tour hohlen. Markierungen wird es nur bis zum Durchlaßsattel geben, dann ist man auf sich gestellt.
Hier unser geplanter Aufstiegsweg, wie er sich auf meiner Karte (1:25 000 AEV – Neuauflage 1980, Fortführung 1995) darstellt. Bei dieser Variante kämen wir südlich unterm Scheiblingstein heraus.
5:55 Uhr. Durchlaßsattel in Sicht.
Von hier kann man dem Weitwanderweg in Richtung Mariazell folgen oder links abbiegend dem Maiszinken auf’s Dach steigen.
Blick zum Hetzkogel. Der Nebel ist schon unter uns.
Der alte Bauernhof am Durchlaßsattel auf 763m
Bis hier her braucht man nur der Markierung des Weitwanderweges nach Mariazell folgen. Den ersten Abzweig nach rechts unten ignoriert man und geht bis zu dieser Säule da vorne weiter.
Nach dieser Säule zweigt der Weitwanderweg und die Schotterstraße nach links ab, wir gehen allerdings (ab hier ohne weitere Markierungen) gradeaus weiter auf dem ansteigenden Pfad in den Wald.
Wenn man an dieser Hütte vorbei kommt, ist man richtig.
Der Maiszinken nördlich hinter uns mit seinen 1075m wird bei unserem Aufstieg immer das Maß unseres Fortschrittes sein.
6:53 Uhr, wir haben das Ende der Forststraße erreicht und betreten bei einem Steinmann (das ist auch ohne Steinmann zu sehen) den Steig, der uns nun nach oben bringen wird.
Jetzt schauen wir zum Maiszinken nicht mehr rauf, sondern runter.
Die Aussicht wird immer schöner.
Wir hätten vorhin eigentlich aus der Querung scharf nach rechts und recht direkt den Hang hochsteigen sollen, aber da vorne ist etwas, was nicht natürlichen Ursprunges sein kann. Es ist kaum denkbar, daß es hier in diesem steilen Gelände eine natürliche, ebene Wiese geben kann. Als noch dazu schwache Steigspuren dorthin führen, gehen wir nachschauen.
Jetzt wird klar, das ist das Ende einer Straße, die langsam, aber sicher von der Natur zurückerobert wird. Schnell ist auch klar, um welche Forststraße es sich handelt. Wir sind vom Hof Durchlaß der Forststraße so zu ihrem Ende gefolgt, daß wir an einem Abzweig rechts gingen, so wie es in unserer Karte verzeichnet ist. Wären wir (über einen langen Umweg) links gegangen, hätten wir hier dieses Ende erreicht.
Es schaut nicht so aus, als wäre der Weg noch stark befahren.
Es ist ein wunderschönes, ruhiges Platzerl wie ein Balkon über dem Lunzer See.
So schaut das aus, wenn man den Steinmugel erkraxelt. Die Karte sagt mir, daß wir uns hier nicht auf (geplantem) Kurs befinden.
Des Rätsels Lösung. Rot eingezeichnet der Steig, den wir jetzt gehen, den es vermutlich damals, als ich den Scheibi öfters bestieg, nicht gab und blau der Steig, der mir bekannt war, den es aber offenbar nicht mehr gibt.
Hier ist der Verlauf unseres tatsächlichen Weges recht gut eingezeichnet. Die Abkürzungen der Kehren im oberen Bereich der Forststraße sind mehr mühsam als Zeitersparnis und kann man getrost auslassen. Auch das Ende der verwachsenen Forststraße, auf dem wir uns hier befinden, ist schön zu sehen.
Diesen Schlüssel haben wir hier auch gefunden. Der steckt genau so wie am Bild zu sehen im Fels. Ich dachte mir noch, “Was ist den das für eine komische Sicherung?”, dann sah ich, das ist ein Schlüssel für eine Motorsäge! Den werden wohl Forstarbeiter hier vergessen haben. Ich kenn das Ding, weil ich auch eine hab.
Egal, wie schön dieses Platzerl ist, wir müssen weiter. Also zurück in der Querung und dann rauf.
Jetzt ist klar, wo wir uns genau befinden. Die Westwand von Scheibe und Scheiblingstein, die fast wie ein Spiegelbild der Ostwand ausschaut. Jetzt wird es spannend, wo der Weg weiter führt. Wir sind hier zum ersten Mal. Mit dem alten Weg, den ich kannte, hat das hier nichts zu tun.
Blumen gibt es hier viele, aber was uns auffällt ist, daß hier an der Westseite kein Eisenhut wächst. Oder sind wir zur falschen Jahreszeit hier? Auf der anderen Seite kann man den Eisenhut mähen!
Diese schmalen Bänder sind jetzt unsere Wege. Es ist traumhaft hier.
Na? Wo ist der Weg, den wir grade gingen?
Ich glaub, die Gefahr, hier abzustürzen ist geringen, als hier einen Stein auf den Kopf zu bekommen.
Darum heißt der Scheiblingstein Scheiblingstein. Er besteht aus lauter Scheiben.
Wir bewegen uns in Richtung Sattel zwischen Scheibe und Scheiblingstein. Es ist tatsächlich fast ein Spiegelbild der anderen Seite. Das Gelände ist hier zwar relativ steil, aber nie beunruhigend. Eine recht schiefe, felsdurchsetzte Wiese halt.
An Aussicht mangelt es hier wirklich nicht.
Blick zum Lunzer See. Wenn man von unten hier herauf schaut, glaubt man nicht, daß man hier so schön gehen kann.
Weit kann es nicht mehr sein bis zum Sattel.
8:53 Uhr. Wir haben den Sattel erreicht. Links geht’s zur Scheibe und rechts zum Scheiblingstein.
Blick vom Sattel in die Ostseite. Deutlich sieht man den Steig, der vom Daglesbachgraben herauf führt. Dahinter links der Ötscher und rechts im Hintergrund noch die Gemeindealpe.
Blick in die Westseite und zum Lunzer See. Hier sind wir grade rauf gekommen.
Unterwegs zur Scheibe. Es beginnt gleich mit einer kleinen Kraxelei.
Pfff, geschafft. Jetzt geht’s durch die dichten Latschen zum Gipfelkreuz.
Die kleine Gipfelfläche zwischen den Latschen, dahinter Scheiblingstein, Bärenleitenkogel und zwischen drinnen der Dürrenstein. Von hier kann man noch durch eine Latschengasse zu einem wunderschönen Aussichtspunkt gehen, was wir als nächstes tun.
Tiefblick auf den Aufstiegsweg, der ein Stück weit deutlich zu sehen ist.
Das ist die Stelle, wo man im Auf- wie Abstieg ein wenig Kraxeln muß. Für Eddie ist diese Stelle überhaupt kein Problem und er braucht auch keine Hilfe. Der wurde inzwischen ein richtiger Klettermaxi.
Unser Weg zum Bärenleitenkogel.
Das ist quasi die Kreuzung im Sattel zwischen Scheibe und Scheiblingstein. Links die Ostflanke mit dem Weg über “Am Fleck” zum Daglesbachgraben, ein paar Meter weiter vorne der Abstieg in die Westflanke, über die wir rauf gekommen sind und grade weiter zum Scheiblingstein und wenn man will, bis zum Dürrenstein.
Rückblick auf Scheibe und (rechts) Ötscher.
Unser nächstes Ziel, der Scheiblingstein. Mit scharfen Augen (und bei größerer Vergrößerung am Bild) ist das Gipfelkreuz inmitten der Latschen zu erkennen.
Unser Weg ist breit (mindestens Schuhbreite) und man kann nicht all zu weit runter fallen.
So schaut’s da heroben aus. Da vorne ist die Scheibe und dahinter wieder der Ötscher.
Blick am Scheiblingstein vorbei (das Kreuz ist genau vor uns im Latschengewirr) zum Bärenleitenkogel.
Kreuz am Scheiblingschein. Diese Kreuze hat es vor 16 Jahren alle nicht gegeben. Das einzige war das kleine Kreuz auf der Scheibe. Auch den schön ausgetretenen und deutlich sichtbaren Pfad gab es nicht, bestenfalls Spuren. Touristisch hat sich hier (quantitativ) eine Menge getan.
Genau vor uns ist hier der Dürrenstein zu sehen
Wunderschöner Ausblick zu See und Ortschaft Lunz. Links die schrofige Ostflanke des kleinen Hetzkogel 1493m
Rückblick zum latschenbewachsenen Scheiblingstein
Bärenleitenkogel, mit 1635m der höchste Punkt am Kamm zum Dürrenstein (1878m). Ich bin schon gespannt, wann hier ein drittes Gipfelkreuz steht.
Blick zum Kamm vom Schwarzen Ötscher zum Kleinen Ötscher, dahinter der Große Ötscher
Bärenleitenkogel bis Hochreiserkogel
Blick zu Saurüssel und Gugazipf
Immer wieder suchen wir im Schatten Schutz, weil es für Eddie hier recht warm ist. Für uns ist die Temperatur keinerlei Problem, weil wirklich heiß ist es ja nicht. Eddie ist aber klein, die Felsen speichern Wärme und geben sie wieder ab. Auch die Latschen wärmen unglaublich. Für so einen kleinen Hund ist das alles ganz anders als für Menschen und darum muß man Rücksicht nehmen. Wichtig ist auch, genügend Wasser für sich selber UND für den Hund mit zu haben. Der trinkt mehr, als man meinen mag. Eddie verbraucht im Verlauf so einer Tour (und bei diesen Temperaturen) bis zu einem Liter Wasser. Dafür hebt er hinterher ständig den Fuß. Der wird richtig durchgespült.
Hinter uns der Bärenleitenkogel, vor uns der Hochreiserkogel
Nein, das ist nicht der Hut des Landvogt. Das ist meiner.
Kleiner Ötscher, Großer Ötscher und Saurüssel
Der höchste Punkt des Hochreiserkogel 1484m wird durch einen Vermessungsstein, einem Steinhaufen und einen Holzstecken mit einem Blechschild des Amtes für Eich- und Vermessungswesen gekennzeichnet.
Von hier gibt’s auch das einzige Foto mit uns drei zusammen. Überall anders war das, vor allem wegen der Latschen, kaum möglich. Vom Hochreiserkogel halten wir uns so weit rechts, bis uns der Stacheldraht (das ist Almgebiet!) aufhält und folgen diesem bis zu einem wunderschönen Ausblick ins Seetal. Das ist meines Wissens der einzige Punkt im Zuge der Überschreitung, von dem man ins Seetal und zum Mittersee sehen kann.
Blick ins Seetal und zum Mittersee. Links davon Großer (1580m) und Kleiner Hetzkogel (1493m). Ich steh ehrlich gesagt selber zum ersten Mal hier an diesem Punkt und bin erstaunt, wie schön das ist.
Jetzt folgt nur mehr ein kurzer Abstieg zum Kleinreiserkogel, der nicht mehr als ein unbedeutender Gupf in der Landschaft ist, und dann schauen wir, daß wir über die Almwiesen so gut wie möglich zum Lehardi finden, ohne mit den Kühen in Konflikt zu kommen. Ein kleiner Hund ist im Normalfall kein Problem, sofern er gut erzogen ist und den Mund hält. Ein ungezogener Kläffer kann einen auf einer Alm mit großen Kühen ordentlich in Bedrängnis bringen!
Wir haben sie schon von weitem gesehen, können ihnen aber nicht ausweichen. Natürlich, wie könnte es auch anders sein, sind auch die unheimlich neugierig und gehen mit uns mit.
Sonja bleibt da einmal stehen, damit wir Raum zwischen Kühen und Hund schaffen können. Eddie ist recht aufgeregt und verhält sich ganz ruhig, wenn er Kühe sieht. Der weiß, was passiert, wenn er ein Vieh reizt, daß bis zu einhundert Mal schwerer ist wie er!
Dank Zaun können die jetzt nicht mehr nachkommen.
13:47 Uhr. Wir haben das Lehardi Kreuz erreicht.
Blick zu Kleinem Ötscher und Ötscher 1893m
Von hier wäre man in ungefähr 2 Stunden am Dürrenstein 1878m
Im Schatten rasten wir eine Weile und ich werde fündig…….
Da steht doch glatt ein Motorrad! Ok, ein recht einfaches zwar, aber immerhin. Sogar Eddie schaut ganz verblüfft.
Aber es nützt ja alles nix und wir müssen weiter. Es folgt der ungefähr halbstündige Abstieg durch steilen Wald zum Obersee, der hier schon zu sehen ist. Bei diesem Abstieg gibt’s recht wenige Ausblicke wie diesen.
Bei diesem schattigen Bankerl rasten wir noch ein Weilchen und ich geh zur Rainer Quelle gleich nebenan, um unsere Flaschen aufzufüllen.
Klares, eiskaltes Wasser aus der Quelle
Wasser gibt es hier wieder mehr als genug
Der Ludwigfall. Nicht verwandt mit dem kommunistischen Bürgermeister von Wien.
17 Uhr. Nach elfeinhalb Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt und schauen auf die Scheibe hoch über uns zurück. Wir fahren über den Grubberg nach Gaming, kaufen uns an der Tankstelle einen Kaffee und fahren dann Heim. Ein wunderschöner Tag in der Natur ist zu Ende.