Ausgangspunkt unserer Wanderung war die kleine Holzfällersiedlung Holzhüttenboden am Weg zum Zellerain in Niederösterreich. Ich hab auf meiner alten Karte ÖK 25 V Blatt 72 Mariazell mit Farbmarker einige Einzeichnungen, von denen ich nicht mehr wusste, bin ich das schon einmal gegangen oder hatte ich das nur vor? Es handelt sich dabei um das Gebiet um die Grubwiesalm, das Gsolriedel 1464m und den Daglesbachgraben. Ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern, war aber neugierig, egal, ob ich schon einmal dort war oder nicht, wie das ausschaut. Bei so einer Tour spielt auch das Wetter nicht unbedingt die große Rolle. So lange es nicht aus Kübeln schüttet und so lange nicht Nebel die Sicht beeinträchtigt, ist das schon ok. Die Tour hatte kein bestimmtes Ziel, ausgenommen, alte Wege zu erkunden und den Tag in der Natur zu genießen. Es wurde in der Tat recht lustig.
7 Uhr in Holzhüttenboden bei der Brücke, wo der Neuhauser Bach in die Ois fließt. Die Bergspitzen sind in Nebel gehüllt, wir sind aber zuversichtlich, daß es aufklart.
Hier die Karte der Umgebung mit dem eingezeichneten Weg.
Blick über den Neuhausbach hinweg in Richtung Schlucht, durch die die Bundesstraße nach Neuhaus und über den Zellerain nach Mariazell führt.
Forststraßenhatscher bleiben einem selten erspart, so auch hier.
Kenner der Gegend werden den Kopf schütteln, aber ich wusste nichts davon und hab mich gefragt, was das sein soll?
Die Bauart und das Geräusch, daß diese “Hütte” absonderte, haben mir verraten, das kann nur ein Kraftwerk sein.
Na, wieder was dazu gelernt. Im Nachhinein stieß ich noch auf DIESEN Artikel über den Eigentümerwechsel riesiger Ländereinen hier von den Rothschilds zur Familie Prinzhorn.
Ob der Kleine da jetzt zu den Rothschilds oder Prinzhorns gehört, ließ sich an Ort und Stelle nicht klären.
Von der Forststraße aus hat Sonja eine Trasse über uns bemerkt, die wir sofort erkunden mußten. Sie gehörte zu einer alten, teilweise verfallenen, schmalen Forststraße, auf der seit Ewigkeiten nichts mehr gefahren sein kann, dem Zustand nach zu urteilen. Dieser alte Karrenweg mündet dann im zweiten Stock der neuen Forststraße, also dort, wo wir ohnehin hin wollten.
Als wir der Forststraße folgten, die sich in einen schmalen Weg verwandelte, waren wir uns nicht sicher, ob wir überhaupt richtig waren. Gegenüber meiner Karte hatte sich in der Realität einiges getan, aber diese Hütte passte aufgrund ihrer Lage wunderbar zu meiner Karte, womit unser Standort wieder präzise bekannt war.
Die Hütte ist nicht total heruntergekommen, schaut aber auch nicht so aus, als würde man sie noch regelmäßig benützten.
Sie liegt genau am Ende eines Weges, dort, wo der Rotmauerbach herunter kommt.
Hier wird es ein wenig schwierig. In meiner Karte ist hier ein Pfad eingezeichnet, den es im unteren Teil offenbar so nicht mehr gibt. Dafür finden wir dort, wo auf der Karte der Pfad eingezeichnet ist, eine Fahrspur. Das kommt öfters vor. Wege und Steige werden zu Forststraßen.
Wir folgen der Spur rauf und stehen dann in der Wildnis. Über uns, laut Karte, die Rotmauer. Schaut nicht so aus, als kämen wir da einfach rauf. “Und wo ist unser eingezeichneter Weg hingekommen?” fragen wir uns. Ich seh dann, daß wir ein wenig zu weit südlich geraten sind und wir queren im Hang sichelförmig nach Norden. Peng, da ist ein Pfad! Und sogar ein Steinmann liegt auf einem Baumstumpf aufgeschlichtet. Na, dann schau ma einmal, wie das weiter geht.
Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm….
Der Weg ist nicht komplett ungepflegt, aber auch nicht unbedingt stark benützt. Wir vielleicht als Jagdsteig zur Hütte am Kühalpl benützt. Teils ist er leicht zu erkennen, teils verliert er sich einfach im Wald und im Gelände. Dann heißt es umkehren und suchen.
Das schaut nicht aus, als wäre es Teil des Weges.
Da verdrückt sich jemand still und heimlich.
So wie Eddie hier standen auch wir lange hier und haben uns die Böschung angeschaut. “Da führt doch eine lange, schnurgerade, aber kaum mehr sichtbare Linie durch den Hang!” Das war immer wieder die Frage. “Ist das der Weg? Oder bilden wir uns das nur ein?”
Es gehört schon eine ordentliche Portion Phantasie dazu, hier eine Querung zu sehen, aber sie war da. Das Problem war, daß man sich bei einem Verhauer leicht in felsiges, steiles Absturzgelände verirren konnte. Nicht im Aufstieg, aber im Abstieg, sollte einer notwendig werden, weil man sich verirrt hat und es aufwärts nicht mehr weiter geht. War teilweise recht spannend.
Da war, trotz der Unordnung, wieder eindeutig klar, wo’s lang ging.
Teilweise wurde die spannende Suche durch spannende Ausblicke ergänzt.
Die beharrliche Suche trägt Früchte. Wir kommen zum Sattel, wo auf der Karte eine Jagdhütte eingezeichnet ist. Die konnte nur ein paar zehn Meter von uns entfernt sein. Wir haben sie aber, leider, gar nicht gesucht.
Im Nachhinein gesehen hätten wir hier zum Alpl 1425m rauf gehen sollen. Aber, na ja, wir wollten ja eigentlich zur Rotmauer und zum Gsolriedel und das liegt alles in entgegengesetzter Richtung.
Wir sind einfach dem Grat gefolgt und waren gespannt, wo uns dieser hinführen wird.
Jetzt wurde es seltsam. Hier gibt es schöne Steige mit seltsamen Bezeichnungen, keine in den Karten eingezeichnet. Außerdem ist das Gelände dermaßen kugelmugel, daß du innerhalb kürzester Zeit die Orientierung verloren hast.
Was ist das jetzt? Ist das das Gsolriedl? Oder die Rotmauer? Fragen über Fragen. Also weiter.
Wenn ich mir die Felsen in der Wand anschaue, dann sollte das die Rotmauer sein. Rote Felsen = Rote Mauer = Rotmauer.
Wir sollten jetzt oberhalb der Rotmauer sein. Oder wo sonst? Wir wissen es nicht. Das da drüben müsste auf jeden Fall der Zwieselberg 1463m sein.
Vielleicht kann uns dieser markierte Felsen einmal helfen, zu ermitteln, wo wir da waren?
Wir sind da irgendwo, wo es am höchsten ist. Aber wo? Dem Eddie ist das jetzt einmal egal, der hat Hunger. Und ich geh nachschauen, wo wir da sein könnten.
Ups. Da unten waren wir heute schon einmal. Scheint so, als wären wir genau oberhalb der Rotmauer.
Jetzt sollten wir die Grubwiesalm finden. In diesem Gelände, wo alles kugelmugel ist. Raus aus einem Mugel, rein in den nächsten Mugel und wieder raus aus dem Mugel. Und spätestens dann hat du komplett die Orientierung verloren. Den Kompass hab ich idealerweise daheim gelassen, damit im nix passiert. Guter Mann! Oidaaa!
Manchmal genügen ein paar Meter in so einem Graben und du weißt schon nicht mehr, wo du grade vorhin warst. Das war einmal Weide, das sieht man. Spuren des Vieh sind noch zu sehen. Muß aber schon lange her sein. Kuhfladen gibt’s keine mehr. Nur zertrampeltes Gelände.
Wir sind dann über eine steile Leitn zu dieser Schotterstraße abgestiegen, die es auf meiner Karte zwar nicht gibt, aber trotzdem leicht einzuordnen ist. Das kann nur die Verlängerung vom Kühalpl herauf zur Grubwiesalm sein. Das ist bei mir noch Steig und Pfad, aber wer bitte würde heute (oder vor 10 – 20 Jahren) noch alles zur Alm tragen wollen?
Das ist die Straße, auf der wir hierher gekommen sind. Da drüben ist der Sattel, über den wir hierher aufgestiegen sind und am linken Bildrand ist der Gipfel des Alpl 1425m zu erkennen. Ergo sind wir hier bei der Weißmauer.
Nachdem das hier heroben allerdings eine Trümmerwüste ist, lassen wie die Suche nach dem höchsten Punkt der Weißmauer (1400m) bleiben. Da tut sich Eddie nur weh. Das bringt nix.
Wir stiefeln jetzt einfach einmal auf der Forststraße zurück nach unten und dann irgendwie vielleicht um den Waldschöckl herum oder zum Gugerzipf. Lassen wir uns überraschen.
Das müsste das “Kühalpl” sein, wie es auf der Karte bezeichnet ist. Wir haben uns das auch deshalb gemerkt, weil man da vom Daglesbach “In der Schleichen” durch das Rabenvieh hierher aufsteigen können sollte. Zumindest ist auf meiner Karte ein Steig eingezeichnet und ich hab auch von Leuten gelesen, die diesen Weg gegangen sind. Ist was für später.
Blick zum Kamm des Scheiblingstein
Das da oben müsste die Weißmauer sein, wo wir grade her kommen.
Auch wenn das nicht in meiner Karte eingezeichnet ist, wusste ich, daß diese Straße zum Alpl rauf führt. Wäre nochmals eine Chance gewesen, aufs Alpl zu steigen. Leider stand hier nicht nur eine Tafel und sonst wäre Ruh, sondern die Motorsägen wüteten in diesem Hang ganz besonders laut. Ich wollte da einfach nicht rauf und stören, es war zu offensichtlich, daß hier gearbeitet wird.
Der Lümmel da hat versucht, mich in der Kurve außen zu überholen! Eh, Oida, geht’s nu?
Vom Langecksattel aus führt eine Forststraße schnurgerade am linken Hang nach Norden unterm Gugerzipf und hört hier auf. Einfach so. Und einige Meter weiter unten im Graben steht eine alte Hütte. Wir haben grade beraten, was wir jetzt machen, als wir die Hütte sehen. Also runter da und nachschauen.
Das müsste eine uralte Hütte sein, aber Holz und Schindeldach sind in gar nicht so schlechtem Zustand. Nix, was man nicht herrichten könnte. Die Frage wäre, was man hier mit dieser Hütte anfangen soll?
Die Hütte war mit einem Vorhangschloß versperrt, zeigte innen aber keine Spuren einer Benützung. Da war schon lange keiner mehr drinnen.
Weil wir schon da sind und zu faul, um wieder auf die Straße rauf zu kraxeln, steigen wir gleich über eine recht steile Leiten zum Daglesbachgraben ab, und dabei erleben wir etwas verwunderliches. Für uns zumindest.
Mitten im Wald finden wir einen wunderschönen Weg, der zwar im Begriff ist, zu verwachsen, aber man sieht schön, wie er gut ausgebaut wo auch immer hin führt. Möglicherweise war das einmal der Weg, der den Daglesbachgraben mit der Hütte da oben verbunden hat? Jedenfalls folgen wir dem Weg bis nach unten, wo er schön erkennbar in den Dagelsbachgraben einmündet. Diesen Abzweig hab ich noch nie gesehen und der existiert sicher nicht erst seit vorgestern.
So, da hinten ist der Eingang zum Daglesbachgraben, wir stiefeln jetzt zurück nach Holzhüttenboden.
Jetzt wäre es sicher auch am Scheiblingstein schön.
Wir sind schon bei der Brücke. Jetzt haben wir nicht mehr so weit.
Schon in Sichtweise des Auto rasten wir noch einmal im Schatten, weil es ganz schön warm ist.
15 Uhr. Wir sind wieder am Ausgangspunkt zurück und haben eine Menge gelernt. Wieder ist ein Tag in der Natur zu Ende gegangen.