Dienstag, 12. Juli 2022
Earthview Almkogel – Wieser – Langlackenmauer – Sicht aus Westen bei klarem Wetter. Beim Vergleich zu unseren Bedingungen wird klar, warum wir abgebrochen haben.
5:00 Uhr. Blick von der Ennser Hütte zum Gamsstein. Das ist also das für heute vorhergesagte schöne Wetter. Na, egal. Ich hab eh keine Lust, jetzt schon aufzustehen und bleib einfach noch liegen. Das kann sich ja noch ändern.
Beim Blick zum Burgspitz weiß man auch nicht, was man davon halten soll. Irgendwie schaut das alles nach Ärger aus.
6 Uhr. Mir kommt vor, anstatt das der Dunst aufsteigt, kommt der von oben runter. Wir haben unsere Rucksäcke bis aufs Nötigste ausgeräumt und werden so weit in Richtung Langlackenmauer gehen, so weit es das Wetter zulässt. Den Plan, bis zur Bodenwies rüber zu gehen, haben wir aufgegeben. Im nächsten Mai oder Anfang Juni schaut das erfolgsversprechender und vor allem unterhaltsamer aus, wenn die Brennnesseln, die Disteln und das Unkraut grade im Begriff sind, zu wachsen.
Bevor wir losstarten, besuchen wir schnell noch einmal das Kreuz bei der Hütte und holen uns hier den Segen der Götter. “Zeus, sei uns gnädig!”
6:37 Uhr. Wir machen uns auf die Socken.
Vom Almkogel ist nichts zu sehen. Das hat gestern am Abend ganz anders ausgeschaut und wir sind froh, daß wir herauf gegangen sind.
Kurz vorm Kamm. Die Suppe wird immer dicker.
So hat das im letzten Jahr vom Brunnbacheck bis zum Burgspitz ausgeschaut, heuer geht’s uns Richtung Almkogel so. Wir wissen, wie schön das hier bei guten Bedingungen ist, sind aber nicht angefressen. Wir sind unterwegs, wir sind hier ganz alleine, der Berg gehört nur uns und es ist ganz still hier. Auch das hat seine Reize.
Da man droben ohnehin nix sieht, gehen wir gleich (nachdem wir uns im Gipfelbuch eingetragen haben) weiter. Das ist jetzt Neuland für uns. Wir sind bei unseren beiden Besteigungen nicht einmal bis dorthin gegangen, wo wir in diesen Hang gesehen hätten. Der Hang ist nicht sonderlich steil, aber naß und ein wenig mit Vor- und Umsicht zu genießen. “Wieder rauf wird sicher wesentlich angenehmer als runter” sag ich noch.
Wir haben eigentlich keine Ahnung, wie es hier ausschaut, weil wir nur die Bäume und das Gemüse vor und neben uns sehen. Wir können nur ahnen, daß links unter uns eine Alm ist, weil wir die Kuhglocken bimmeln hören und wir können jetzt auch ahnen, wieviel wir vom Weg sehen würden, wenn wir hinter die Langlackenmauer kämen und damit in den Bereich der hohen Brennnesseln, der Disteln und des Unkraut. Hier ist es zwar auch verwachsen, aber diese Gras wird nicht hoch. Sowas hab ich in ungefähr der selben Höhe im Garten stehen (ja, ich bin ein großer Fan von wilden Gärten mit Blumen, Bienen, Hummeln und Igel! Hab ich alles im Garten!). Brennnessel werden wesentlich höher, zeigte uns der Kappenkogel.
Waldorf & Statler. Nicht einmal der Nebel kann unsere Stimmung trüben.
Da kann man vielleicht ein wenig erahnen, daß wir uns auf einem nicht all zu breiten Kamm bewegen. Schade. Wäre sicher interessant, wie es hier wirklich ausschaut.
Da unten wird wohl die Alm sein, wo das Gebimmel her kommt.
Besonders beim Bild ganz rechts hätte ich gerne gesehen, wie das hier ohne Nebel ausschaut.
Links von uns geht’s offenbar recht steil runter.
Unglaublich, ein Loch im Nebel. Da unten stehen die Kühe, die wir bimmeln hören.
Irgendwie geht es da nirgends besonders rauf oder runter, sondern immer auf einem Kamm dahin. Gottlob ist das so. Eine weitere, ebene Fläche ohne Wegspuren wäre ein Grund zur Umkehr, weil wir keine Orientierungspunkte erkennen können.
Wir kommen zu einem Grasmugel, wo eine umgefallen Holzbank (zumindest ein Holzbrett mit einem Bein) liegt und wo der Kamm einen Knick nach links macht. Diese Stelle müssen wir uns merken, falls der Nebel dichter werden sollte. Dann zieht sich die Almwiese leicht bergauf, deutlich sind die Kuhspuren zu sehen, nur Kühe stehen hier nirgends. Die sind auf den Wiesen weiter unten.
Auf einer leicht aufwärts führenden Wiese war das alles, was wir gesehen haben. Weiter vorne sah es so aus, als würde der Kamm sich verzweigen. “Was jetzt?” frag ich einfach so. “Links oder rechts?” Rechts schaut es so aus, als wäre der Kamm schon nach einigen zehn Metern (kann man im Nebel schwer schätzen) zu Ende oder zumindest geht es nach unten. Aber da sagt Sonja plötzlich “Schau einmal. Das Gipfelkreuz!”
Wir sind vielleicht 50m vorm Gipfelkreuz gestanden. 8:03 Uhr. Gipfel Wieser 1427m
Egal, aus welchem Blickwinkel wir uns hier umsehen, wir haben keine Ahnung, wie es hier ausschaut. Eigentlich müssten wir in dieser Richtung die Langlackenmauer vor uns haben. Die wird ja auch wirklich da sein, da bin ich überzeugt, nur sehen können wir nix, und darum gehen wir auch nicht weiter. Das ist nicht nur sinnlos, sondern gefährlich, weil wir hier keinen Meter kennen.
Nachdem wir den Umkehrpunkt der Tour überschritten hatten, war ab jetzt alle Zeit der Welt. Ich bin nur mehr ganz gemütlich gegangen und hab alles, was irgendwie mit den Sinnen erreichbar war, aufgenommen. So kamen wir wieder hier bei der umgefallenen Bank vorbei, wo der Kamm (in Gehrichtung) einen leichten Rechtsknick macht.
Wir stiefeln da so ganz entspannt dahin, kommen wieder zum steilen Hang, ich überleg, während ich da ganz gemütlich nach oben steig, wie weit das wohl noch sein wird, ob da nicht nochmals ein Aufschwung kommt?
8:47 Uhr. “Aaaaaaah” Mich schreckt es ordentlich. “Das gibt’s nicht!” sag ich. Sonja fragt, was los ist? “Wir sind schon wieder am Almkogel. Da vorne ist das Gipfelkreuz!” Wir haben vom Wieser bis hierher vielleicht eine halbe Stunde gebraucht, obwohl ich gebummelt hab, daß es nicht schlimmer ginge. Das fällt einem im Nebel gar nicht auf. Keine Bezugs- oder Anhaltspunkte, nix.
Also nochmals Gipfelfoto Almkogel 1513m, aber diesmal keinen Eintrag ins Gipfelbuch. Seit dem Wieser hat uns der Nebel verfolgt. Die Sicht wird südlich, also jetzt hinter uns, man glaub es nicht, tatsächlich noch miserabler und diese ganze trübe Suppe verfolgt uns auf Schritt und Tritt.
Vom Brunnbacher Gamsstein sieht man jetzt noch ein wenig weniger………
9:22 Uhr. Die Hütte ist noch nicht im Nebel verschwunden, aber rechts am Katzenhirn vorbei sieht man nicht mehr zur Enns raus. Überall ist die Sicht schlechter geworden. Und wir dachten, das gilt nur für die hohen Berge.
Wir ziehen unsere Leiberl um, mein Eddie ist ein trauriger, pitschnasser Anblick, dann holen wir unseren Krempel vom Trockenraum, trinken noch einen Kaffee, tratschen ein wenig mit der Kellnerin (Wirtin?) und machen uns dann auf den Weg nach unten.
Liebe Ennser Hütte, lieber Dürrensteigkamm, es war trotz allem schön hier. Für’s Wetter kann keiner was, das ist so, wie es ist. Gottlob kann da keiner dreinpfuschen. Nicht einmal die depperten Grünen.
Hinter der Jagdhütte der Wasenriedel mit 1129m
10:55 Uhr. Wir sind wieder beim Parkplatz Bamacher und es beginnt leicht zu regnen. Jetzt fahren wir noch zurück nach Kleinreifling und rauf zur Nigelalm, mein Auto holen und dabei sind wir dann heilfroh, daß wir das heute so und nicht anders gemacht haben. Bei der Nigelalm beginnt es zu schütten. Bei der Fahrt nach Kleinreifling sehen wir an ein paar Stellen zum Dürrensteigkamm rauf und da war der Teufel los. Da hatte der Himmel grade alle seine Schleusen geöffnet und wir waren froh, nicht da mitten drinnen zu sein. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dürrensteigkamm, wir kommen wieder!