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19. Juli 2022

2022. 07. 19. Ybbstaler Alpen–Hegerberg (Lärmerstange 1477m) Überschreitung

Waldhütte 540m – Forststraße Aschbachgraben  -  Försterkogel 1279m – Jagdhütte Aschbachhütte – Großwiese 1437m – Hochdreizipf 1466m – Lärmerstange 1477m – Wasserkopf 1442m – Haitzmanneck 1363m – Altrappelsbach Forststraße – Waldhütte 540m
Wetter: Nur sehr leicht bewölkt und trocken. Temperatur beim Abmarsch um halb sechs auf 540m Seehöhe (allerdings in einem Bergkessel)  +9°C.

Ich bin seit ungefähr 1976 mit Kraftfahrzeugen am Hegerberg bei Hollenstein an der Ybbs vorbei gefahren und hab nie gewusst, daß das der Hegerberg ist. Ich wusste auch nichts von einem Kühlhauskopf, Wasserkopf, von einer Lärmerstange oder Großwiese und ehrlich gesagt war mir das alles auch recht egal. Ich hatte mit diesen Hügeln nichts am Hut und kannte nur den Königsberg, weil das, nach einem Skikurs in Saalbach – Hinterklemm, meine ersten Kontakte mit einheimischen Skipisten waren, da hatte ich noch nicht einmal ein Moped. Schon gar nichts wusste ich von einer kleinen steinernen Pyramide am Kühlhauskopf, der zum Hegerberg gehört. Die steinerne Pyramide ist mir auf einem Foto im weltweiten Web begegnet und machte mich neugierig. Nach einigen Erkundungen um die Bedeutung dieser Pyramide gingen wir, ich, Sonja und mein kleiner Schlumpfhund Eddie, auf Wanderschaft und besuchten erstmals den Kühlhauskopf und diese Pyramide. Das war am 27. August 2021 und damit war die Neugierde für den Hegerberg geweckt.

Die nächste Erfahrung mit dem Hegerberg machten wir am 3. März 2022 bei einem wunderschönen, ich möchte sogar sagen, traumhaften Aufstieg zum Kühlhauskopf und anschließender märchenhafter Wanderung in tiefwinterlicher, einsamer Landschaft über den Aubodenkopf zum Wasserkopf, die zu den einmaligen Erlebnissen zählen, die für immer in Erinnerung bleiben. Da träumten wir auch schon davon, den Hegerberg über die Lärmerstange zu überschreiten. Aber noch immer waren die praktischen Erfahrungen dünn. Wir wussten, daß der beste Startpunkt wohl die Waldhütte im Dürrenbachgraben wäre, der von der Saurüssel Straße (Verbindung von Weyer nach Hollenstein) aus erreichbar ist. Wir waren auch schon mit den Motorrädern dort, ich hatte eine gute topographische Karte dabei und ein alter Herr, der uns dort begegnete und neugierig fragte, was  wir hier den machen (mit der Karte in der Wiese) erklärte uns, wir müssten nur dieser Straße (deutet links hinein und meint damit wohl die Forststraße in den Altrappelsbachgraben) bis zum Ende folgen und kämen dann über einen Hang zum Haitzmanneck. Der war dort nach eigenen Angaben seit über 40 Jahren unterwegs und kannte sich wohl aus wie in seiner Hosentasche. Und das ist eines der Probleme, wenn dir jemand Fremder etwas erklärt. Für den ist das selbstverständlich, aber für dich ist genau das selbe, so lange du das nicht selber getan hast, fremd.

Weil ich wissen wollte, wie diese Landschaft da drinnen in der Bratpfanne zwischen Schrabachauer Kogel, Hochrauhschotter und Hegerberg wirklich ausschaut, hab ich mich am 19. Mai 2022 mit Eddie relativ zeitig in der Früh auf die Socken gemacht und wir haben den Hegerberg einmal auf eine etwas andere Art erkundet. Ich hatte überhaupt kein Ziel, außer hinterher den Hegerberg genauer zu kennen und mir dann bei der Planung für die Überschreitung leichter zu tun. So ein Tag in der Natur ohne genau definierten Zielpunkt ist ja auch keine schlechte Sache. Da findet der große Reset im Hirn statt und hat keinerlei negativen Auswirkungen auf den Rest der Menschheit.

Bei dieser Erkundung bin ich erstmals von der Waldhütte aus der Forststraße im Aschbachgraben zum Hochrauhschotter hoch gefolgt und hab dann die gesamte Breite des Hegerberges, soweit das auf dieser Forststraße möglich ist, traversiert. Den Abschnitt in Richtung Aschbachhütte wollte ich nicht gehen, weil damals Schilder von wegen Holzarbeiten standen und die Motorsägen auch laut und deutlich zu hören waren. Dafür kam ich dann auf die neuere, in meiner Karte nicht eingezeichneten Straße, die in ein paar Serpentinen zur Senke zwischen Haitzmanneck und Wasserkopf führt und ich ging mit Eddie erstmals zum Haitzmanneck hoch. Anschließend, weil wir grade da waren, stiegen wir dem Wasserkopf erstmals bei sommerlichen Temperaturen aufs Dach, nur zur Lärmerstange wollte ich an diesem Tag, obwohl wir die Zeit gehabt hätten, nicht gehen. Ich dachte mir, daß mach ich lieber mit der Sonja gemeinsam, dann sind wir beide zum ersten Mal da droben. Dafür erkundeten wir die Abstiegsmöglichkeit durch den Altrappelsbach-Graben, der von der Forststraße aus gesehen noch wesentlich interessanter ausschaut als auf der Karte des EVA 1:25 000. Diese Darstellung auf dieser Karte (auf der die neueren Forststraßen allesamt nicht eingezeichnet sind, sind, so weiß ich inzwischen, die einzigen, die mit der Realität halbwegs (sogar recht genau) übereinstimmen. Die digitalen Karten von mapcarta.com, opentopomap.org oder google maps sind absoluter Blödsinn und haben mir der Realität nicht viel gemeinsam. Der letzte Abschnitt unserer Erkundungstour durch den Altrappelsbachgraben sollte dann für unsere Unternehmung “Überschreitung des Hegerberg” sehr hilfreich sein, denn ab dort herrscht 1. kein Wassermangel und 2. findet man dort Schatten. Was für unser schwächstes Glied der Mannschaft, und das ist mein kleiner Eddie nun einmal, sehr wichtig war. 

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Überblick über das Gelände via Google Earthview (Der Weg ist nicht genau eingezeichnet)

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5:30 Uhr bei der Waldhütte. Ich hab das Auto nicht unmittelbar neben der Hütte abgestelle, wie beim letzten Mal (aus Fehlern sollte man lernen), sondern rechts neben der Straße und so, daß ich selbst bei eventuellen Arbeiten hier am Lager und Umladeplatz nicht stören würde. Das ist deshalb wichtig, weil wenn du am Nachmittag und prallem Sonnenschein zurück kommst und das Auto ist neben der Hütte geparkt, dann hat es die volle Ladung von der Sonne abbekommen und du kannst auf der Motorhaube Eier braten. Gegenüber der Hütte ist am Nachmittag kühler Schatten!

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Sonja vor der Hütte, die dem Platz wohl seinen Namen gab. Obwohl es etwas weiter im Aschbachgraben eine Jagdhütte gibt, die Waldhütte heißt. Vielleicht war ja die der Namensgeber?

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Karte mit Wegbeschreibung bis zur Lärmerstange

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Wir schauen vom Aschbachgraben aus zum nördlichen Ausläufer des Hegerberg kurz vor der Rabenmauer. Man könnte die Tour vom Haitzmanneck bis zur Rabenmauer und sogar drüber hinaus ausdehnen, aber das müssen wir zuerst einmal Stück für Stück erkunden und stand heute nicht am Plan.

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Einigermaßen lautstark und aufgeregt beschwerten sich die Seckelbären (Schafe, aus deren Fell mit dem gesponnenem Wollfaden Socken, Seckel im Dialekt, gestrickt werden).

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Wir kommen an dieser großen Wildfütterung …….

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und an diesen Wirtschaftsgebäuden vorbei und latschen dann ungefähr eine Stunde lang stumm, jeder vor sich dahin sinnierend, dem komischen Zacken mit dem Namen Hochrauhschotter entgegen, unserer ersten, wichtigen Wegmarke.

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Irgendwo am Weg nach oben erhascht man, sofern man sich umdreht, diesen Ausblick zum Eingang des Aschbachgraben.

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Nicht mehr weit zum Sattel beim Hochrauhschotter. Da vorne gibt es eine Forststraße (rechts abbiegend), die auf meiner Karte nicht eingezeichnet ist und die unterm Hochrauhschotter (anscheinend) zum Sulzkogel rüber führt. Dafür sind in meiner Karte ein paar Steige eingezeichnet, die es in der Realität nicht mehr gibt. Wenn man am Sattel vorne dem linken Ast gradeaus folgt, sollte man zum Jägersitz auf 1204m am südwestlichen Ausläufer des Hegerberg kommen, von wo aus man entweder zur Großwiese hochsteigen könnte oder man könnte auch noch weiter in den Südwesten zum Saugrabenspitz auf 1185m gehen. Ich für meine Person könnte mir eine Ausdehnung der Überschreitung bis zum Saugrabenspitz vorstellen, also schau ma einmal, was die Zukunft bringt. Der Ast rechts gradeaus führt verwinkelt durch den Haitzmanngraben zum Kraftwerk Schönau an der Ennstal Bundesstraße. Das wäre vielleicht ein guter Ausgangspunkt für eine Erkundung um den Saugrabenspitz herum.

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Wir nehmen den Ast ganz links, der in die Flanke des Hegerberg führt und kommen gleich nach den ersten paar Metern zu diesem hohen Zahnstocher, der zu einem Bild einlädt.

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Blick zurück zur großen Wegteilung unterm Hochrauhschotter. Wir sind jetzt auf ungefähr 950m Seehöhe, weil der Hochrauhschotter (dieser Mugel da genau vor uns) 990m hoch ist.

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Ab der großen Wegteilung verändert sich die Charakteristik der Tour erstmals grundlegend. Gingen wir bisher durch den Wald ohne rechte Aussicht, gibt es ab jetzt Aussicht massenhaft. Zumindest was die Blickrichtungen Westen und Norden betrifft. Gen Osten und Süden wird der Ausblick durch unseren eigenen Berg, den wir besteigen wollen, begrenzt.

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Wir kommen auf der nun um einiges steileren Straße an diesem Hochstand vorbei und steigen weiter, bis wir zu einem Abzweig noch rechts kommen, der in der Karte noch als Abzweig zu einem Fußweg (Steig) eingezeichnet ist. Irgendwann im Laufe der Jahre wurde ungefähr im Verlauf dieses Fußweges eine Forststraße gebaut. Das ist halt so, wenn moderne Forstwirtschaft einen Sinn haben soll. Dazu muß ich sagen, daß diese Forststraßen hier aufgrund ihrer aussichtsreichen Trassenführung (die sicher nicht wegen der Aussicht so gewählt wurde!) eine der schönsten Forststraßen ist, die ich kenne. Und angenehm zu gehen ist sie außerdem, weil die Oberfläche hier irgendwie anders ist als auf anderen, groben Forststraßen.

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Sofern man auf dieser Forststraße bis zum Haitzmanneck rüber wandern möchte, muß man natürlich sämtliche Konturen des Hegerberg in seiner Flanke umwandern. Hier sieht man schön (im Bild rechts) die Trasse entlang so eines “Auswuchses”, der den Weg lang macht, zu der wir heute aber nicht kommen, weil wir ja beim Abzweig  dem Verlauf nach rechts folgen werden.

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Der Abschnitt der Forststraße vom Wegteiler unterm Hochrauhschotter bis zum Aufstieg zum Försterkogel. Ich hab die nächsten paar Fotopunkte mit 1 – 3 gekennzeichnet, damit man nachvollziehen kann, von wo aus diese Aufnahmen gemacht wurden.

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Fotopunkt 1. Genau dort, wo sich die Forststraße von der nördlichen Flanke um den Kamm herum in die südliche Flanke des Hegerberg dreht, hat man einen traumhaften Panoramablick, wie hier in diesem Ausschnitt zum Dürrensteigkamm (rechter Bildrand bis Bildmitte im Hintergrund) mit Almkogel, Wieser, Langlackenmauer bis hinüber zur Bodenwies (liegt alles westlich von uns). Genau rechts vor der Bodenwies (am linken Bildrand im Vordergrund) ist der Kuhberg 1415m zu sehen.

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Hier rechts wieder der Kuhberg, unmittelbar links dahinter die Bodenwies, dann links weiter hinten die nackten Felsen der Haller Mauern vom Großen Pyhrgas 2244m über den Scheiblingstein 2197m bis zum Hexenturm 2172m

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Wir schließen das Panorama am südlichen Ende mit einem Blick zu den Admonter Bergen (rechts ganz im Hintergrund Sparafeld und Reichenstein), gefolgt vom Großen Buchstein, Kleinen Buchstein, Tieflimauer, Tamischbachturm und Almmauer. Wenn man genau schaut, sieht man noch die höchsten Gesäuseberge dazwischen hervorlugen. Das ist am Foto nicht so schön erkennbar wie vor Ort, wo das alles zum Greifen nah ausschaut. Genau von hier aus steigen wir durch hüfthohes, weiches Gras zum Försterkogel hoch.

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Fotopunkt 2: Aufstieg zum Försterkogel, Blick zurück zur Forststraße. Ich glaub, selbst einem Dussel müsste es möglich sein, diesem klar ausgeprägten Kamm zu folgen.

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Sobald wir den Wald erreicht haben, sind auch schon leichte Steigspuren zu sehen und ein kleiner Steinmann auf einem Baumstumpf weist den Weg.

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Da ist erstens kein Steinmann mehr notwendig und zweitens ist am Kamm immer dort oben, wo es links und recht runter geht. Verlaufen kann man sich hier bei gutem Wetter nur schwer.

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Zwei schöne Pilze, die aber noch ein wenig wachsen müssen. Wir lassen sie klarerweise stehen.

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Nummer fünf lebt.

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8:07 Uhr. Wir kommen zu dieser Wiese und an deren Ende steht die Aschbach Jagdhütte.

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Und davor steht irgendwo dieser wunderschöne Parasol. Der steht auch jetzt noch dort, wenn er von keinem Jäger mitgenommen wurde.

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Fotopunkt 3: Und weil der Platz um diese Jagdhütte so schön und ruhig ist, legen wir eine gemütliche Pause ein. Wir haben alle Zeit der Welt.

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Hinter uns die Hütte…..

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…… vor uns die Berge. Nach der Pause steigen wir hinter der Hütte einen Hang hoch, überqueren eine Forststraße (das ist die, auf der man über einen Umweg fast bis zur Jagdhütte fahren kann) und steigen weiter hoch bis zur Großwiese.

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Wir sind da. Endlich haben wir sie erreicht, diese geheimnisvolle Großwiese, die wir bisher nur einmal gesehen haben, nämlich von der Voralpe aus. Bisher kannten wir diese Wiese nur von der Karte, von Bildern aus Wanderblog oder vom Nachbarberg, jetzt sind wir selber hier. War unsere Wanderung bis jetzt schon sehr schön, ab hier wird die Wanderung paradiesisch.

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Das ist das Bild, das ich am 9. August 2021 von der Voralpe aus aufgenommen hab. Damals dachten wir noch, wir würden nach der Überschreitung über die Großwiese zur Forststraße oder Aschbach-Jagdhütte absteigen, in der Realität haben wir jedoch die umgekehrte Richtung gewählt und es war gut so. Wie sich überhaupt in der Realität einiges etwas anders darstellte als in unserer Vorstellung und auf Bildern. Das war nämlich alles in der Realität viel, viel schöner!

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Im Hintergrund grade noch sichtbar die Admonter Berge, links daneben der Große Buchstein 2224m, dann der spitze Kleine Buchstein, die Tieflimauer, der Tamischbachturm 2035m und sogar der Doppelgipfel des Lugauer 2217m ist noch zu sehen.

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8:50 Uhr. Dieser steinige Wiesenkamm erinnert uns sofort an die Gegend um  den Scheiblingstein im Dürrensteingebiet. Hier stehen ein paar Steinmandl herum, aber was sie bedeuten, wissen wir nicht. Vielleicht der höchste Punkt der Großwiese?

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Was immer das ist, wir haben ein Foto davon. Das hab ich allerdings zurechtschneiden müssen, weil hier mit einem Telefon und Selbstauslöser gar nicht so einfach zu fotografieren ist.  Das Gras ist hoch. Kuckuck!

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Weil die Gegen einfach nur toll ist, haben wir hier wieder etwas länger gerastet.

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Weiter geht’s. Nächster Halt die Oberösterreichisch-Niederösterreichische Grenze beim Hochdreizipf auf 1466m.

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Was du nicht weißt, wenn du von einem Nachbarberg hier herüber schaust, ist, daß der Kamm, einmal breiter, einmal schmaler, fast durchgehend eine steinige, freie Wiese ist, auf der sich vorzüglich wandern lässt. Die Bäume der bewaldeten Flanken verdecken praktisch die Sicht auf diese Kammwiese. Da heroben ist das Paradies!

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Jeder strahlt, jeder grinst und sogar Eddie springt und kugelt lustig herum, daß es nur so eine Freude ist.

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Die Tiere, vor allem die Schmetterlinge waren da oben wesentlich zutraulicher als irgendwo anders. Die sind nicht nur nicht weggeflogen…..

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… sondern die sind auf uns herumgekrabbelt

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Das nennt man eine Kammwanderung!

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Blick zum etwas nordwestlich gelegenen Nachbarberg, dem Schrabachauerkogel, der mit seinen 1321m keine weltbedeutende Höhe besitzt, dessen Überschreitung am 5. April 2021 allerdings unheimlichen Spaß bereitet hat. Das Ding zieht sich vom Rapoldeck 1195m oberhalb von Weyer bis zum Schwarzkogel 994m hinter Kleinreifling und ist, so wie wir das gemacht haben, eine recht lange Tour. Genau da unten, in diesem Kessel zwischen Schrabachauer Kogel und hier, ist irgendwo die Waldhütte, wo unser Auto steht.

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9:20 Uhr. Wir haben die Niederösterreichisch-Oberösterreichische Landesgrenze am Hochdreizipf 1466m erreicht. Da vorne steht ein Grenzstein von 1847 und dahinter ein Steinhaufen mit einem kleinen Holzkreuz, das von einem Kabelbinder zusammengehalten wird.

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Waldorf & Statler auf den Spuren der alten Landvermesser.

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Der Haufen hat eine beachtliche Höhe, aber die dicke, schwarze Schlange, die in diesen Stein abgehauen ist, als sie von Sonja aufgeschreckt wurde, war auch nicht ohne. Leider kein Foto dieser Schlange. Die war zu schnell weg.

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Sowas wünsch ich mir als Gedenkstein für den letzten Grünen, irgendwo hoch droben und weit abgelegen, zur Mahnung vor dieser geistesgestörten Sekte.

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Man kann hier nicht immer genau am Kamm gehen. Nicht einmal mit Motorsäge. Wie man sieht, ist das auch ein Stück unterhalb des Kammes lustig.

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Eddie spielt immer wieder verrückt und ist nur schwer zu halten. Bin froh, daß er an der Leine hängt, sonst müssten wir den Hund suchen gehen.

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9:42 Uhr. Lärmerstange 1477m

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Nein, das ist kein Ausdruck von Anstrengung. Das ist Ausdruck von nervig, weil die Sonne genau so aufs Telefondingsda geleuchtet hat, daß ich kaum wusste, was ich da fotografiere. So gesehen eine recht gute Aufnahme. LOL

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Sonja hat in einem kleinen Hohlraum im Steinhaufen etwas gefunden.

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Es ist ein kleiner, recht kaputter Holzrahmen mit einem intakten Deckel und drinnen liegt eine Art Gipfelbüchlein oder Heft ohne Deckel oder Rückeneinband. Zwei Kugelschreiber liegen dabei, aber die sind staubtrocken und rostig. Sonja hatte einen dünnen, schwarzen Filzstift dabei und so hab ich den ersten und einzigen Eintrag in dieses Büchlein gemacht und dann das Ganze so gut es ging wieder in dieser kleinen Behausung versteckt. Bin gespannt, wenn wir da wieder einmal her kommen, ob jemand etwas dazu geschrieben hat.

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    Auch von hier können wir uns nur sehr schwer lösen. Es ist so schön hier. Blick nach Norden. Am rechten Bildrand sieht man die Ausläufer des Hegerberg runter zur Rabenmauer und weiter bis zur Siedlung Pichlhöhe an der Saurüssel-Straße. Links der Schrabachauerkogel mit seinem nördlichen Ausläufer bei Weyer. Rechts hinten sind lauter Ketten der Ybbstaler Bergwelt, die durchwegs alle ein Stück über die eintausend Meter Marke hinaus ragen.

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Das ist ein Blick in den nicht weniger interessanten Südosten, wo die Voralpe (Doppelgipfel Stumpfmauer 1770 und Tanzboden 1727m) steht. Dahinter der lange Kamm des Gamsstein 1774m

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Beim Aufbruch stellt sich das dann folgendermaßen dar. Rechts vorne etwas verdeckt unser nächstes Ziel, der Wasserkopf und links der Bildmitte die Kahle Gipfelfläche des Haitzmanneck. Man kann auch schön die Serpentinenstraße sehen, die da hin führt.

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10:05 Uhr. Wenn der Abschied nicht immer so schwer wäre. Ich dreh mich nochmals zum Gipfelkreuz der Lärmerstange um und denk dabei an das Jahr, in dem ich davon geträumt hab, einmal hier zu stehen. Aber alles wird einmal gut, und alles zu seiner Zeit.

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Jetzt folgen wir den Grenzsteinen, so gut es halt geht, zum Wasserkopf rüber.

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Wir steigen jetzt bei unserer Wanderung einige Höhenmeter ab und kommen der nördlichen Forststraße einmal sogar sehr nahe. Das war ungefähr die Stelle, wo ich bei der Erkundungstour mit Eddie abgebrochen hab, weil ich beim ersten Aufstieg zur Lärmerstange die Sonja dabei haben wollte. Hier einer der Grenzsteine von 1847. Da die durchgehend nummeriert sind, kann ich mir bei den jeweiligen Steinen ungefähr ausrechnen, wie weit (in Steinen, nicht in Meter) es noch bis zum Wasserkopf ist (zu dem wir ohnehin hinsehen), weil ich weiß, wo der Stein mit der Nummer 228 steht.

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Da geht es jetzt runter und da hinten, in diesem bewaldeten Mugel, versteckt sich der Gipfel des Wasserkopf. Ist aber leicht zu finden.

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Dann kommen wir da am Kamm zu einer frisch gemähten Wiese…..

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und folgen den Steinen wo gut es geht durch’s Kraut.

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Wo der steht, kämpfen wir uns gleich durch’s Unterholz zum Wasserkopf rauf.

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So verwachsen der Weg zum Wasserkopf auch ist, er ist immer wieder, im Sommer wie im Winter, leicht zu finden, indem man einfach dort durch’s Unterholz geht, wo es am einfachsten ist. Das führt immer wieder problemlos zum Gipfelkreuz. Es sind zwar nur wenige, die diesen Gipfel besteigen, aber es sind genug, um einen kleinen, leicht zu gehenden Pfad zu bilden, dem man mit geübtem Auge nur sehen und finden muß. Hier sind wir wenige Meter vom Gipfel entfernt. Das Kreuz ist schon zu sehen.

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10:58 Uhr. Gipfel Wasserkopf 1442m

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Das Gipfelbuch ist in einer massiven, dichten Box untergebracht.

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Es ist so ein kleines, eher dünnes Schulheftchen und der erste Eintrag stammt vom 23. März 2012

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Das Heftchen ist etwa zu einem Drittel beschrieben. Auf dieser letzten beschriebenen Seite hab ich mich am 19-. Mai um 10:30 Uhr eingetragen, als ich mit Eddie auf Erkundung war. Auf der selben Seite haben wir uns heute, genau zwei Monate später wieder eingetragen und nur vier andere Besteiger haben sich dazwischen verewigt. Ich weiß nicht, wie viele sich hier nicht eintragen und trotzdem hier waren. Ich selber trag mich ja auch nicht überall und immer ein. Ich weiß ja, wo ich war. Aber dieses Heftchen, denke ich, gibt schon Aufschluss darüber, daß der Wasserkopf und vielleicht der ganze Hegerberg nicht all zu oft von Fremden besucht wird. Fremde tragen sich eher ein als Einheimische, die öfters rauf kommen.

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Mit dem Ausblick ist es hier ein wenig schwierig, weil wir uns, wie wir schon vorhin auf Bildern gesehen haben, auf einem recht dicht bewaldeten Gipfel befinden. Nur in einer Schneise über den Kühlhauskopf hinweg gibt einen recht hübschen Blick in die Umgebung. Der schöne, abwärts führende Kamm hinterm Gipfelkreuz geht übrigens (für Überschreiter, die grade vom Haitzmanneck kamen) nicht weiter zur Lärmerstange, sondern direkt in Richtung Hollenstein. Wer das zu spät bemerkt, kann einen kleinen Umweg über die verfallene Ziegelaueralm gehen und dort auf Steigspuren zum richtigen Kamm zurück kehren. Das ist schon einigen passiert.

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Diesen zerfressenen Stumpf fotografiere ich auch schon zum dritten Mal. Bin gespannt, wie lange der noch steht. Schaut aus wie ein Termitenbau.

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Als wir im Winter erstmals zu dieser kleinen Felswand kamen, dachten wir, da werden wir, wenn überhaupt, nur schwer drüber kommen. Schmarrn. Das ist ganz einfach und ergibt sich praktisch von selber.

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Hier sind wir an der Kante eines sehr steilen Kahlschlages vorm Aubodenkopf, der im Winter wie eine mit Seracs durchsetzte Eiswand ausgeschaut hat. Das war märchenhaft. Links ist der Kühlhauskopf, gradeaus (Nordosten) der Oisberg , rechts unten im Tal liegt Hollenstein an der Ybbs.

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Wenn du vom Wasserkopf zum Haitzmanneck willst, mußt du praktisch zwangsweise zur Straße runter, weil einen durchgehenden Kamm gibt es hier nicht mehr. Der ist dieser Forststraße zum Opfer gefallen. Da vorne sieht man nach rechts einen Abzweig, der zum Gipfelhochstand am Haitzmanneck führt. Da wurde offenbar (vor Jahren) mit schwerem Gerät die Gipfelfläche des Haitzmanneck kahlgeschlagen und daher  rühren diese Spuren.

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Abgesehen von diesen eher unromantischen Spuren, die da vorne aber gleich aufhören, ist es hier am Haitzmanneck wunderschön. Und heiß, wenn die Sonne senkrecht herunter brennt.

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Der Kamm des Hegerberg, den wir grade überschritten haben, dreht sich in einem großen Bogen vom Försterkogel da drüben im Südwesten bis hierher zum Haitzmanneck und dann weiter in einer leichten Gegenkurve nordöstlich bis zur Siedlung Pichlhöhe.

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Dieser Hochstand ist praktisch das Gipfelwahrzeichen des Haitzmanneck.

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Dieser Hochstand und das hohe Gras in seinem Schatten sind auch das Einzige, was hier zur Mittagszeit Abkühlung spenden kann, und davon machen wir gleich ordentlich Gebrauch. Hier liegen wir faul im Gras und rasten.

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Wie die Faultiere

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Auch der Kleine da hat fest mitgemischt beim Faulenzen.

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Hochstand aus der Froschperspektive.

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Blick zwischen zwei Kämmen hindurch. Links unserer, der vom Haitzmanneck über die Rabenmauer zur Siedlung Pichlhöhe hinunter führt und rechts der, der sich zum Ertlthaler Kopf zieht.

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Da kann man lange das Spiel spielen: “Was ist was?” Für jeden Verhauer einen Kaffee. Gottlob trink ich keinen Alkohol.

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That’s me in the sunlight (and that’s me in the corner) Is mir grade so eingefallen und nein, der in der Ecke ist nicht meine Autobiographie. Da war ich 31 und überdrüber.

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Waldorf & Statler

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12:40 Uhr. Wir müssen weiter und diesmal nach unten. Bevor wir das Haitzmanneck verlassen, kommen wir nochmals bei diesem Baumstumpf vorbei. Da muß es einmal einen Wahnsinns Wildzaun gegeben haben und dieser Überrest ist stiller, trauriger Zeuge.

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Wir latschen nicht einfach schnurgrade den Hang hinunter, sondern nehmen die Straße. Wir haben Zeit. Wir müssen ja nur ein kurzes Stück runter, bis wir auf die andere Straße ein Stockwerk tiefer treffen.

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Nochmals ein Blick rüber zur Lärmerstange.

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Da ist die Forststraße, zu der wir her wollten. Genau links über den Hang hinunter käme man auch in den Altrappelsbachgraben, aber hier ist es mir zu unangenehm steil. Genau vor uns ist es zu verwachsen und rechts daneben steil und ohne jeglichen Bewuchs von Stäuchern oder Bäumen, also nix zum Bremsen, wenn was schief geht. Da kugelst du gleich ganz runter.

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Da vorne, keine 50m von hier, ist ein Abstieg wesentlich bequemer und einfacher möglich. Dort ist keine kahle Wiese, sondern da wachsen Bäume, die  man zum Bremsen verwenden kann.

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Abstieg vom Haitzmanneck über den Altrappelsbachgraben via Google Earthview

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12:56 Uhr. Nur zu, runter da. Eddie und ich haben das schon einmal gemacht.

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Da sind wir gleich unten am Grund des Grabens. Keine Bange, ich weiß, was ich tu.

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Wir sind am Grund und queren da jetzt am rechten Hang rüber zum Hochstand, den man von oben schön gesehen hat. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob es nicht die bessere Idee wäre, einfach am Grund des Grabens zu bleiben und runter zu gehen. Unten beim Hochstand sind wir dann sowieso beim Wasser und der Hang rechts ist steiler und etwas unangenehmer, als er hier ausschaut. Da sind viele Hindernisse im hohen Gras verborgen.

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Man soll’s nicht glauben, aber das da oben ist die Straße, von der aus wir hierhier abgestiegen sind. Das Quellwasser vom Altrappelsbach kommt in dem seichten Einschnitt da vorne links runter. In dem Graben, neben dem wir runter kamen, fließt kein Wasser.

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13:15 Uhr. Wir befinden uns im Graben des oberen Altrappelsbach und ein kleines Stück unterhalb des Hochstandes, den man von der Forststraße aus sehen kann, der als Anhaltspunkt für den Abstieg dient. Das Wasser ist hier klar und kalt. Einfach wie im Paradies.

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Da ist er, der Hochstand. Wenn man schon einmal da war, braucht man ihn nicht unbedingt zur Orientierung, aber beim ersten Mal war er ein guter Anhaltspunkt, weil ein Stück hinter diesem Hochstand der obere Teil der alten, verwachsenen Forststraße beginnt, die uns bis runter zur Waldhütte und zum Auto bringen wird.

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Wir füllen die Flaschen und trinken gleich direkt aus dem Bach. Das ist so erfrischend.

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Hier beginnt der letzte Teil unserer Tour. Zuerst über den romantischen, verwachsenen, alten, Abschnitt der Forststraße…….

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…. der mich immer ans Val Tremola in der Schweiz erinnert.

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Es ist jetzt sehr warm und wir richten uns nur nach Eddie. Wenn der im Schatten Deckung sucht, dann rasten wir, bis er sich abgekühlt hat. Hier im oberen Bereich gibt es auch immer genug Wasser, um sich zu kühlen.

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Wir kommen wieder (ich war ja schon einmal da) bei dieser Hütte vorbei, in der man im Notfall Unterschlupf finden könnte. Im Fall einer Verletzung oder eines Gewitters bietet sie wunderbaren Schutz.

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Wir nähern uns der Rabenmauer

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Eine Leiter, von der ich zu gerne wissen möchte, wo der Weg hinführt. Werden wir bald auskundschaften.

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Jagdliche Unterstände gibt es hier in diesem Gebiet haufenweise.

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Die Forststraße auf der anderen Seite müsste die sein, die den Hüttgrabenbach entlang führt und an deren Ende ein Jagdsteig zu einer Jagdhütte führt, von der aus man nach oben zur Forststraße aufsteigen kann, die zur Aschbachhütte führt. Auch das werden wir demnächst auskundschaften.

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Noch so eine geheimnisvolle Leiter.

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Der Hochrauhschotter 990m (Bildmitte) am Talschluß, wo wir am Morgen waren.

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Die Abbrüche der Rabenmauer

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15:00 Uhr. Nach neuneinhalb Stunden sind wir zurück am Ausgangspunkt. Es war eine unglaublich schöne Runde, wir hatten alle Zeit der Welt, die Temperaturen bis zur Mittagszeit waren recht angenehm und für den Rest haben wir uns einfach Zeit gelassen, weil die hatten wir ja. Ein wunderschöner Tag in der Natur ist zu Ende gegangen.

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Karte zur Tour. Karte 1:25 000 des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, Neuauflage 1971, Kartenfortführung 1989 Blatt 70 Waidhofen an der Ybbs – Ausschnitt.

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