Der Wetterbericht sagte sehr unbeständig an und ich hatte keine Lust, irgendwohin eine lange Anfahrt in Kauf zu nehmen, um dann schlechtes Wetter vor zu finden, ergo dachte ich mir, machen wir etwas in der Nähe unserer Heimat. Nach längerem Überlegen entschied ich mich für den Sonnberg in einer für uns neuen Variante, und es war gut so.
Strecke: Waidhofen an der Ybbs Parkplatz Weißenbachgraben 420m – Lugbach Graben – Lugerreith – Sulzhöhe – Sulzkogel 868m – Weißes Kreuz 969m – Glashüttenberg 868m – Weißenbachgraben
Wetter: Warm, trocken und sehr beständig.
Dauer: 5 Stunden und 50 Minuten mit allen Pausen
Das Auto unter der Eisenbahnbrücke des Weißenbachgraben stehen zu lassen war kein Vorsatz, sondern Notwenigkeit. Wir waren noch nie zuvor im Lugergraben und hatten daher keine Ahnung, wie es um Parkgelegenheiten bestellt war. Bei der Ankunft am Morgen stellten wir gleich einmal fest, “Da kann man praktisch nirgends parken, ohne auf Privatgrund zu stehen” und deshalb verließen wir das enge Tal wieder und stellten das Auto am Parkplatz unter der Eisenbahnbrücke im Weißenbachgraben gegenüber ab, wo wir parken, wenn wir uns am wunderschönen, bewaldeten Grat des Hütterkogel vergnügen. Es war 8:20 Uhr als wir losgingen, um etwas neues am Sonnberg zu erleben.
Karte zur Tour (opentopomap.org), die in diesem Fall sehr gut mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Meine Karte war die Karte des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen Nr. 70 Waidhofen an der Ybbs im Maßstab 1:25 000 von 1989, deren topographische Karte sicher zum Besten gehört, was man finden kann, deren Aktualität allerdings zu wünschen übrig lässt. Da braucht man etwas Phantasie (Fantasie lässt mich immer an Fanta denken) beim Wandern.
Das sorgt gleich am frühen Morgen für gute Stimmung. Alles Gute zum Geburtstag.
Hier begleitet uns für eine Weile der Lugerbach, der dem Tal seinen Namen gibt und der in den Hängen des Schnabelberg entspringt. Luger Bach, Weißenbach, Schwarzbach und wie sie alle heißen, die Bächlein, die in den Hängen der Waidhofner Berge entspringen, sie alle haben nur ein recht kurzes Eigenleben, weil sie alle noch im Stadtgebiet von Waidhofen in die Ybbs fließen.
Diese Wolken haben nichts zu bedeuten. Im Verlauf des Tages wird das Wetter immer besser anstatt, wie angesagt, schlechter. Wettervorhersage, Kartenlegen und Wahrsagerei ……….
Abgesehen von der schmalen Asphaltstraße ist der Lugergraben eine recht urige Gegend.
Ein Sattel im Talabschluß da hinten ist unser erstes Ziel.
Die Geschichte des Steyr Traktor in Bildern.
In Hinterlug ist dann der Asphalt zu Ende und es geht auf Schotter weiter.
Rückblick. Genau bei dieser Brücke beginnt der Schotter.
Wir nähern uns dem letzten Hof in Hinterlug….
und prüfen kurz die Qualität der Baumfrüchte. Hervorragend!
Auf meiner Karte existiert hier nur eine Straße, in der Realität sind es deren drei, also was nun? Mein Gefühl sagt mir, die Mitte ist die richtige Entscheidung (und es stellt sich als richtig heraus).
Diese jagdliche Sperre betrifft uns nicht, da wir nicht rechts abbiegen.
Der Weg wird ein wenig steiler
Hier dachten wir zuerst, daß Tor ist versperrt. Da die Seiten auch noch mit Stacheldraht gesichert waren, hätten wir umgedreht. In so gesichertes Privateigentum würde ich nicht eindringen. Es stellte sich aber heraus, daß das Tor mit einem gefederten Schnappverschluß geschlossen war und nur dazu diente, dem weiter oben stehendem Vieh den Weg zu versperren.
Wir sind bei der kleinen Weide in Lugereith angekommen. Bevor wir auf Vieh treffen, rasten wir ein wenig und genießen den ersten schönen Ausblick des Tages.
Blick durch den Lugergraben zum Buchenberg 790m, nach Unter- und Obergrasberg und zu den nordwestlichen Hängen des Glatzberg
Lugereith ist eine kleine Weide und daher ist auch der Viehbestand klein. Zwei Kälbchen bringen sich mit ein paar lustigen Bocksprüngen vorm “großen Hund” in Sicherheit, ich nehm Eddie sicherheitshalber zu mir hoch aber die alten Kühe kümmern sich nicht im geringsten um ihn. Die haben offenbar noch nie mit durchgeknallten Hunden schlechte Erfahrung gemacht. Das Talende hier scheint auch eine recht einsame Gegend zu sein. Das Bild ist ein wenig schief, weil ich nur die linke Hand frei hatte. Mit der Rechten hab ich Eddie getragen. Sicher ist sicher.
Das alte Bauernhaus dient heute als Lager für Viehfutter. Im Hintergrund sieht man den wunderschönen Kamm, auf dem wir später zum Weißen Kreuz wandern werden.
Eigentlich sollte hier laut meiner Karte ein Steiglein zur Sulzhöhe führen, in der Realität ist es eine nicht unbedingt sehr einladende Forststraße, die teilweise recht steil wird. Aber ja gut, wir haben ja Glück und es hat nicht geregnet. Nach Regen stell ich mir das hier recht unlustig vor.
Wir haben nicht vor, hier zwischen dem 31. März und dem 23. April zu wandern und gehen daher unbekümmert weiter.
Da schau her, eine Hütte, die es auf meiner Karte nicht gibt. Auf der digitalen Version von opentopomaps.org hingegen ist sie eingezeichnet.
“Sulz Höh” steht da am Schild und das Thermometer zeigt um 9:46 Uhr knapp 20°C an.
Wir kommen an der nördlichen Seite des Sulzkogel zur Sulzhöhe, wo man schön zum Redtenberg und nach Sulz schauen kann. “Wie jetzt weiter?” fragen wir uns. Wir folgen einem Ziehweg oder was immer das einmal war ein Stück um den Sulzkogel herum und ich überleg, ob wir da nicht hochsteigen sollten? Aber während wir so gehen, wird das Gelände zum Kogel immer felsiger und es schaut so aus, als wäre eine Besteigung von hier eine recht unangenehme Sache, aber je weiter wir den Kogel umwandern, desto freundlicher schaut das Gelände auch wieder aus und an dieser Stelle schau ich hoch und sag zu Sonja “Was ist? Gehen wir schauen, wie es da oben ausschaut?” Ein Blick genügt, und wir sind unterwegs nach oben. Es stellt sich von hier aus als eine recht einfache Sacher heraus. Im unteren Bereich kommt uns sogar ein Herr mit einem geflochtenen Korb entgegen, der bedauert, daß er keine Pilze gefunden hat. Er fragt, wohin wir wollen und versucht uns dann zu erklären, wie wir am besten auf einem markierten Weg zum Weißen Kreuz kommen. Wir bedanken uns artig, wollen aber eigentlich von einem Abstieg zu einem Haus und zu einer Markierung nix wissen. Wir steigen weiter hoch.
Die paar Felsblöcke, die uns den Weg versperren wollen, umgehen wir einfach.
Ein Blick ins Gesicht von Sonja sagt mehr als tausend Worte
Wir sind im Gipfelbereich des Sulzkogel 868m. Genau über diesen Kogel soll sich laut Karte die Grenze zwischen Niederösterreich und Oberösterreich ziehen, aber von den sonst üblichen Grenzsteinen sehen wir leider nichts.
Oder wir können sie als solche nicht erkennen? Hier schien einmal eine Zahl draufgestanden zu sein. Oder ist es nur die Phantasie?
Eine rote Markierung an einem abgerissenen Baum
Ja, schön, daß wir hier waren, aber jetzt müssen wir wieder runter. Eigentlich wollte ich den Grenzsteinen in den Sattel zwischen Sulzkogel und Weißes Kreuz folgen, aber erstens finden wir keine Grenzsteine und zweitens ist der Hang zum Sattel runder auf der direkten Route verdammt steil. Wir entschließen uns, dem Aufstiegsweg zu folgen und dann in angemessener Höhe am Hang um den Kogel bis zum Sattel zu wandern.
Im oberen Bereich des Kogels fanden wir tiefes, weiches Gras und so konnten wir leicht unseren Aufstiegsspuren folgend wieder am markanten Hochstand vorbei nach unten steigen, ohne die Richtung zu verlieren.
Im Gegensatz zum einsamen Sattel auf meiner Karte befindet sich hier in der Realität ein Gewirr aus Forststraßen. Das eingezeichnete Wegkreuz ist wohl dem Straßenbau zum Opfer gefallen. Oder stand etwa das Wegkreuz vom Sattel an der Sulzhöhe einmal hier und wurde versetzt? Ich weiß es nicht. Wir folgen dieser Straße bis da vorne zur Kreuzung und steigen dann ohne Herumgetue schnurgrade in den Wald…..
… wo wir auch sofort diese Wegspuren finden. Das ist der unmarkierte Weg, der in meiner Karte eingezeichnet ist.
Dieser unmarkierte Weg trifft am Kamm mit diesem markierten Weg zusammen, der von Sulz zum Weißen Kreuz hoch führt und diesem Weg folgen wir jetzt.
Im Verlauf dieses wunderschönen Kammes finden wir einen recht spitzen Grasmugel, den wir zu Ehren unseres kleinen Helden “Eddie Kogel” taufen, und weil hier für ein Gruppenfoto wirklich kein Platz ist, scharen wir uns um unseren kleinen Schlupf und halten eine ausgiebige Rast.
Waldorf & Statler am Eddie Kogel
Wer gerne auf verschlungenen Wegen durch schöne Wälder wandert, ist hier genau richtig.
Blick durch das Tal des Luger Baches (nach Nordosten) zum Buchenberg
Hinter (nördlich) uns ist der Redtenberg und der Schnabelberg zu erkennen.
Tiefblick zur Weide der Lugerreith
11:39 Uhr. Gipfelkreuz in Sicht. Nach drei Stunden und zwanzig Minuten haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht.
Hier zieht sich der Kamm des Sonnberg bis zum Sonnbergspitzl und wenn man es wirklich drauf anlegt, bis nach Lohnsitz hinter Gaflenz runter. Dahinter im Dunst der Schrabachauerkogel und die Ennser Berge.
Ich hab schon geglaubt, da hat jemand den alten Rechen als Souvenir mitgenommen, dabei hängt er ja eh hier am Ast.
Laut meiner Eintragung hier im Gipfelbuch waren wir am 7. Dezember 2021 hier, aber meine digitalen Daten der Bilder sagen, es war der 8. Dezember 2021. Jedenfalls war es eine märchenhafte Wintertour am Kamm des Sonnberg.
Wegweiser nach Oberland (Türkenschanze), zum Glashüttenberg und nach Sulz. Jetzt kennen wir alle diese Wege.
Genau hier hinterm Gipfelkreuz, das Original wurde 1943 aufgestellt, dieses hier steht seit 26. 10. 1982, steht ein Grenzstein von 1847. Es ist der erste dieser Art, den wir im Grenzverlauf von Sulz bis hier her gesehen haben. Auf anderen Grenzkämmen stolpern wir praktisch ständig über Grenzsteine, aber hier ist das nicht der Fall.
Hier auf meiner alten Karte ist der Grenzverlauf schön zu sehen.
Am Gipfelkreuz hat Sonja diese Spinne (Kreuzspinne?) aufgenommen. Ihr Schatten wirkt fast furchterregender als die Spinne selber.
Unbenannter Mugel mit einem Steinhaufen
12:29 Uhr. Glashüttenkreuz 868m
Tiefblick in einen Steinbruch östlich von uns.
Die Schnecken waren zuerst da.
Das ist mir noch nie aufgefallen. Hinweis auf einen deutlich sichtbaren Weg, der offenbar nach Hinter-Lueg runter führt. Müssen wir einmal probieren.
Auch unser Weg, obwohl in keiner Karte eingezeichnet, ist nicht zu übersehen. Wo ein auch nur einigermaßen begehbarer Kamm ist, da sind auch Wegspuren!
Blick nach Süden zur Forsteralm (Skigebiet mit Hirschkogel und Wetterkogel)
Der Kammweg führt genau bis zum Ende dieser Forststraße, wo eine Rastbank steht. Von hier aus könnte man auf der Forststraße in den Lueggraben absteigen. Da wir das Auto im Weißenbachgraben stehen haben, steigen wir rechts hinter der Bank weiter über einen immer breiter und verwachsener werdenden Rücken zu einem toten Ende einer verwachsenen Forststraße ab, um dann durch einen aufgelassenen Steinbruch zur Hauptstraße und zum Weißenbachgraben zu kommen. Ab hier wird es richtig lustig, weil es keinen eindeutig sichtbaren Weg mehr gibt. Je nach Jahreszeit und Verwuchs steigt man halt nach Gefühl dort ab, wo man durchkommt. Im Winter war das recht einfach, aber jetzt im August schaut das anders aus.
Da muß ein Sturm reingefahren sein. Beim letzten Mal war dieser Ast noch nicht abgerissen.
HIer wird es schon unübersichtlicher.
Da steht das Gemüse schon recht hoch.
Wir haben Glück (nein, Können!) und kommen ziemlich am Ende des verwachsenen Weges herunter. Zwanzig Meter weiter links, und wir verpassen diesen Weg und steigen wild über den verwachsenen Hang bis runter ab. Ob das lustig wäre, ist eine andere Frage.
Das wild verwucherte Gelände hinter uns, dahinter die Ausläufer des Redtenberg und des Schnabelberg
Der verwachsene Weg ist maximal 150m lang und normal kommen wir hier ganz in der Nähe der Kehre herunter. Da hatten wir wirklich ein bissl Glück, daß wir nicht vorbei gerumpelt sind.
Hier, in den steilen Wänden des ehemaligen Steinbruch beobachten wir eine Gams und die beobachtet uns. Dann schauen wir ihr zu, wie sie geschickt und flink über diese Wände in den Wald rauf steigt und verschwindet. Die hatte und glatt die lange Nase gezeigt.
Wir sind herunten und haben nicht mehr weit zum Auto.
14:09 Uhr. Noch ein paar wenige Minuten und unsere schöne Tour am Sonnberg ist beendet. Jetzt fehlt hier noch eine Überschreitung des Kammes vom Neustifter Sattel über Spindeleben und Redtenberg zum Schnabelberg nach Waidhofen, dann sind wir mit der Erkundung unserer Heimat weiter fortgeschritten.
Einen schönen Tag noch…………