“Der Ötscher ist das Wahrzeichen des Mostviertels und sein höchster Gipfel” steht bei Wikipedia. Sein Name soll von den etwa um 400 vor Christus eingewanderten Kelten stammen, die ihn ocan – Vaterberg nannten. Über diesen Berg gibt es zwei große Bücher. “Der Ötscher und sein Gebiet aus eigener Beobachtung” von Moritz Becker, in Wien 1860 herausgebracht. Das zweite, “DER ÖTSCHER”, ein monumentales Werk und die Ötscher Bibel schlechthin mit fast 650 Seiten, von Werner Tippelt, einem Lehrer und Heimatforscher aus Gaming verfasst und vom Scheibbser Verlag Radinger 2001 (inzwischen in der 3. Auflage) gedruckt. Beide stehen in meiner Bibliothek. Wenn man hier im Mostviertel geboren und aufgewachsen ist, hat man früher oder später automatisch irgend etwas mit dem Ötscher zu tun, weil dieser mächtige Klotz von allem möglichen Hügeln und Bergen aus, auch aus großen Entfernungen, zu sehen ist. Selbst von hoch im Waldviertel wird man bei klarer Sicht einen Blick auf den Ötscher werfen können. Ich bin schon Runden mit dem Motorrad gefahren, die über 200km lang waren und hatte dabei fast immer den Ötscher im Blickfeld. Sehr überrascht war ich, als mir meine Mutter erzählte, sie wäre mit Papa gegen Ende der 50er Jahre mit dem Motorrad in Lackenhof gewesen um dann den Ötscher zu besteigen. “Na”, sagte ich zu ihr, “da wunder mich jetzt aber wirklich nix mehr! Motorräder und Berge, meine Leidenschaften!” Der Apfel fällt nicht weit vom Birnenbaum, oder so.
Bei der Nachahmung der Leidenschaft für Motorräder hab ich nicht lange gebraucht. Ich glaub, mit zwölf, als ich zu Weihnachten ein Fahrrad bekam, stand für mich schon fest, daß ich einmal Motorrad fahren werde. Mit der Leidenschaft für Berge dauerte das etwas länger. Angefangen hat das wohl mit einem Buch von Reinhold Messner über seine Solo-Besteigung des Nanga Parbat, daß sich mein Vater gekauft hatte und das ich las. Ab diesem Zeitpunkt kaufte ich jedes Buch, das Messner über seine Bergabenteuer schrieb und es kamen viele, viele andere dazu. Den Ötscher hab ich trotzdem noch lange nicht bestiegen.
“Seit langem hab ich vor, auf den Ötscher zu gehen. Hauptsache Faulheit hat mich bisher davon abgehalten. Bis zu einem Samstagmorgen im Mai 1999. Um 3/4 7 wach ich auf: “Zack”! Jeans an, Hemd, Gelbe Regenjacke, Bergschuhe, Wasserflasche, heute geh ich auf den Berg! Um 8 Uhr bin ich bei der Nestelbergsäge. 8:15 mach ich mich auf Richtung Rauher Kamm.” So kann ich noch heute in meinem Tourenbuch nachlesen. Es ist leicht zu finden, weil es der erste Eintrag in meinem Tourenbuch ist. Vorher hatte ich sowas nicht. Der Typ des Tagebuchschreibers war ich nie, aber seitdem schreib ich mir alle meine Touren und Wanderungen auf und ich bin froh drüber.
Ich bin dann recht zackig, fit genug war ich damals ja, rauf zum Rauhen Kamm und zum Gipfel gegangen, hab dort etwa eine halbe Stunde verbracht und war nach insgesamt fünf Stunden wieder beim Auto zurück. Ich kann mich noch recht gut erinnern, wie ich da unten beim Parkplatz stand, zum Ötscher rauf schaute und lachte. Ich hatte eine riesige Freude, weil das so eine schöne Tour war und ich endlich auch am Ötscher stand.
Dieser ersten Besteigung folgten noch einige andere Touren am Ötscher, von denen allerdings nur wenige am Gipfel sein Ende fanden. Die Aussicht ist toll, keine Frage, aber was mich mehr interessierte war, einfach so ein wenig am Rauhen Kamm herumgurken, in die Pfann gehen und die Nordwand anschauen, oder die Rinnen. Von den Rinnen interessierte mich ganz besonders die Kreuzplan, weil die durch eine Lawine ausgeputzt war. Da diese Rinnen im oberen Bereich von äußerst lästigen Latschengürtel durchzogen sind, hat es mich meist nur bis genau zu diesen Sperrriegeln getrieben und dann blieb ich sitzen, sah mir die Gegend an und stieg glücklich und zufrieden wieder ab. Der Ötscher wurde eine Zeit lang sowas wie ein Zeitvertreib für mich, wenn ich nicht grade auf dem Motorrad saß (oder arbeitete).
Einmal hab ich eine neue Jacke, eine Schöffel GoreTex mit auszippbarem Innenfutter, hab ich heute noch, und einen neuen Rucksack, einen Deuter, wenn ich nicht irre, mit so einem Tragegestell, damit der Rücken belüftet wird (hab ich schon lange nicht mehr) gekauft, hab das Zeug ins Auto geschmissen und bin zur Nestelbergsäge gefahren. Dann stieg ich zum Rauhem Kamm auf und spazierte da oben herum. Einfach einmal ausprobieren, was das im Einsatz kann. Der Rucksack war natürlich nicht leer, sondern randvoll und schwer bepackt, sonst hat das ja keinen Sinn. Dabei begegnete ich einem Pärchen im relativ dichtem Nebel (der leider aufgezogen war), das dem Gipfel entgegen strebte. “Wo kommst du den her?” frugen die mich etwas entgeistert, wohl ob meiner etwas extremen Ausrüstung, die auch im Hochgebirge recht passend gewesen wäre. “Von da oben” antwortete ich etwas verwirrt, weil ich mir, materialtestend, wie ich unterwegs war, nicht vorstellen konnten, was die meinten. Ich kam denen, die sich im Aufstieg befanden, grade entgegen und sagte auch, daß ich nicht am Gipfel war. “Es ist eh sicherer, wenn man bei solchen Bedingungen umdreht” meinte sie und stiegen weiter auf. Erst hinterher kam ich auf die Idee, die meinten, ich hätte aus Sicherheitsgründen wegen dem Nebel umgedreht. Ich kannte den Rauhen Kamm allerdings so gut, da hätte ich mich Nachts und bei Nebel nicht verirrt.
An zwei Touren am Ötscher kann ich mich ganz besonders gut erinnern, weil die, jede für sich, irgendwie etwas beknackt waren. Im Winter von 1999 auf 2000 hab ich einige Male probiert, über die Kreuzplan rauf zu kommen, mußte aber jedes Mal schon vor dem Brandkogel wegen Schneemassen umdrehen. Ich bin da einfach stecken geblieben. Schneeschuhe hatte ich keine und mit Tourenski konnte ich nichts anfangen, obwohl ich mit Carving-Ski recht gut umgehen konnte. Am 1. Februar 2000 hab ich es allerdings geschafft. Ab Raneck in hüfthohem Schnee auf der ersten (oberen) Forststraße bis zur Linkskurve, dann rechts zum Brandkogel rauf. “Dauernd bis zur Hüfte eingekracht. Gegangen wie auf rohen Eiern. Dann zur Schulter rauf war einfach. Stiegensteigen!” Das war mein Weg von Raneck zum Brandkogel. Den Weg vom Brandkogel zur Rinne schildern meine Aufzeichnungen auch recht plastisch: “Ca. 3x Rumps, schnell am Bauch hauen! Eingekracht bis zu den Schultern!! Schnell Arme und Beine weit ausstrecken! Will nicht als Ötzi enden. Frage: Was tust, wenn’s dich spießgrad 2m reinhaut mit angelegten Händen? Warten, bis es Frühling wird?” Also, man kann nicht sagen, ich hätte mir keine Gedanken gemacht.
Aus dem Fotoalbum: 1. Februar 2000, durch die Kreuzplan zum Ötscher.
Weiter aufwärts in der Rinne. Das sind keine Weitwinkelaufnahmen, sondern aus ein und dem selben Standpunkt zwei Aufnahmen, seitlich versetzt, die dann für’s Album mittels Schere und Kleber zu einer Panoramaaufnahme zusammengefügt wurden. Die Kamera hatte damals noch einen Rollsensor (Film). Meine Standardkamera für Wandern und Berg war eine Canon AV1 mit Blendenvorwahl und Zeitautomatik.
Teleaufnahme aus Raneck in die Juckfidelplan im Jänner oder Februar 2000
Die Rinne selber war damals praktisch frei von jedem Bewuchs, nur auf den Schultern standen Bäume. Die Rinne wurde ein paar Jahre vorher von einer gewaltigen Lawine freigeputzt, wodurch der untere Bereich beim Brandkogel im Sommer zwar unheimlich mühsam zu begehen war, weil da alles kreuz und quer gelegen ist, durch die Rinne war das damals jedoch recht mühelos und ich fand es sogar recht, recht schön da drinnen. Ich hab dann beim weiteren Aufstieg Spuren zweier Schneeschuhgeher gefunden, die am selben Tag vor mir aufgestiegen sind. Dann, so ab der zweiten Steilstufe, entwickelte sich der starke Bodenfallwind zu einem regelrechten kleinen Orkan und Eisbrocken kamen mir entgegen gesprungen. Einer davon traf mich recht heftig an der Brust, ein paar an den Schienbeinen. Ich war mir sicher, diese Trümmer stammen von den voraussteigenden Schneeschuhgehern, denn in der Rinne war der Schnee fast wie Beton (und sehr griffig) und ich sah die Zacken der Steigvorrichtung im harten Schnee, und darum hab ich eine länger Pause eingelegt, um denen einen größeren Vorsprung zu geben. Schlussendlich bin ich dann bis zum Latschengürtel nach dem Knick rauf gestiegen, hab mich, nachdem es mich zweimal ordentlich zu den Latschen reingehaut hat, dort (laut Höhenmesser auf 1790m) hingesetzt, ein paar tolle Aufnahmen aus der Rinne geschossen, dann hab ich den beiden Schneeschuhgehern zugeschaut, die jetzt mit ihren Gleitschirmen über mir flogen und bin dann irgendwann wieder runter und nach Raneck gestiegen.
Mein zweiter Aufstieg durch die Kreuzplan stammt vom 9. Juni 2000. Laut Tourenbuch bin ich um 12:18 Uhr von Raneck aus aufgebrochen, durch schwachsinniges Gebüsch und über umgefallene Bäume zum Brandkogel und zur Rinne und dann bei extremer Hitze rauf zum Gipfel. “Über einen umgefallenen Baum kann ich eine nasse, morastige Grube überqueren. Dann hoch zu einem Platzerl unter einem Baum. Schatten! Heiß! Über Felsbrocken hoch zur Rinne. Pfff…., im Schatten hat’s um 20°C weniger! Jetzt, unter der 1. Stufe in der Rinne gibt’s keinen Schatten mehr. 1x links, 1x rechts, die erste Stufe ist geschafft. Schöne Aussicht, etwas dunstig. Stütze mich auf meinen Stecken, den ich im Busch unten abgebrochen hab. Toller Stecken! Meine Krücke nach oben! In der Rinne ist es ganz gemütlich gehen! Über der 2. Stufe ist ein Schotterdreieck mit dreckigem Schnee. Ober dem Schotter verlasse ich rechts über den Hang, durch die Latschen, die Rinne. Wird steiler. Schöne Blumen und etliche Fliegen.”
Das war allerdings nicht der Hauptgrund, warum ich mich an diese Tour besonders erinnere, sondern das, was anschließend passierte. Ich kam also aus der Kreuzplan und hatte mich, bevor ich zum Gipfel stieg, in die Wiese gesetzt, um zu rasten. Währen dieser Rast stieg vor mir von rechts unten kommend ein Wanderer am Normalweg an mir vorbei, ohne mich zu sehen. Als ich zum Gipfel kam, war da niemand und ich dachte, der Wanderer mit seiner auffällig blauen Jacke wäre dann wohl über den Rauhen Kamm gleich wieder abgestiegen. Wie ich da so beim Gipfelkreuz sitze, kommt die blaue Jacke aus Richtung Rauher Kamm daher, setzt sich zu mir und erzählt mir, er wäre grade über den Rauhen Kamm aufgestiegen. Ich hab dem aufmerksam zugehört, keine Fragen gestellt, hab mich dann artig verabschiedet und bin über den Normalweg zur Ötscherhütte abgestiegen, von der aus ich nach einer Rast, Lift sei Dank, ganz mühelos ins Weitental kam, von wo aus ich nicht mehr weit nach Raneck und zum Auto hatte. Den Lift hatte ich nur deshalb genommen, weil er eingeschaltet war. Mir war an diesem Tag nur die Kreuzplan wichtig und nicht, wie ich da wieder runter komme. Aber der Typ da, der mir am Gipfel des Ötscher einen riesigen Ötscherbär aufgebunden hatte, der ist Schuld, daß ich diese Tour bis heute nicht vergessen hab und immer wieder drüber lache. Man wird nirgends mehr angelogen als im Plenarsaal, im Fahrerlager oder am Gipfel eines Berges.
Was das alles mit der heutigen Tour zu tun hat? Viel irgendwie. Denn es gab zwei Gründe, warum wir heute zum Gipfel des Ötscher steigen wollten. Der erste Grund war der Hauptgrund, hat aber auch irgendwie was mit dem zweiten Grund zu tun. Heute ist der 6. September. Am 6. September 2016 hab ich mit Sonja (meiner Schwester) Eddie aus dem Salzburger Pongau geholt. Er war an diesem Tag (geboren am 22. Mai 2016) gut dreieinhalb Monate alt. Seitdem sind wir unzertrennlich.
Und der zweite Grund war, weil ich der Sonja (nicht meine Schwester) die Geschichten von der Kreuzplan im Sommer und Winter erzählt hab und wir erst vor kurzem von Raneck aus schnell mal zur ominösen Linkskurve gegangen waren, um einen Blick zu Brandkogel und Kreuzplan zu werfen. Wir hatten unsere Blicke auch auf den Brandkogel und in die Kreuzplan geworfen, aber ich war schockiert! Von dort aus, wo wir standen, schauten beide total verwachsen, ja geradezu verwuchert aus. Na ja, zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Ich konnte, nein, ich wolle nicht glauben, daß man da nicht mehr rauf gehen kann, fand dann auf einer Karte eine Forststraße, die fast direkt zum Brandkogel rauf führt und wir entschlossen uns, mit Eddie zum sechsten Jahrestag über die Kreuzplan zum Gipfel des Ötscher zu steigen. Von dieser Tour handelt dieser Bericht.
5:48 Uhr. Neuhofner Hockkogel, Blick nach Süden zum Ötscher
6:51 Uhr. Wir sind nach Raneck gefahren, haben dort umgedreht und blieben bei diesem Parkplatz ganz in der Nähe von Raneck und einer Forststraße stehen, die links (in Fahrtrichtung Lackenhof) abzweigt und die uns zum Brandkogel bringen wird. Bergschuhe anziehen, Rücksack auf den Rücken, Eddie an die Leine und los geht’s. Es hat unter 10°C und ist somit schön kühl.
Eine schön begehbare Schotterstraße führt uns sanft, aber stetig aufwärts. Raneck liegt auf 954m, der Brandkogel ist 1093m hoch.
Genau hier ist die Stelle, an der wir nur mehr ein paar wenige Höhenmeter bis zur Verbindung von Brandkogel und Kreuzplan hatten. Von dieser Seite muß man gar nicht zum Brandkogel hoch steigen, der (am Bild gesehen) weiter links liegt. Am Brandkogel selber sind wir nicht interessiert, hier ist nur der Zustieg zur Kreuzplan.
Diesen nummerierten Stein (das sind normal irgendwelche Grenzsteine) fanden wir am Weg zur Kreuzplan mitten im teils hüfthohen Kraut.
Dieses Bild ist nicht aus dem Busch in Vietnam, sondern das hab ich beim Anmarsch (welch irreführende Bezeichnung!) zur Kreuzplan geschossen, als wir umgedreht haben. Ohne Eddie wäre ich wahrscheinlich, aus Trotz, weiter gegangen und wir hätten gegen Mittag naß und dreckig den Gipfel erreicht, aber das wollte ich Eddie, nein, das konnte ich Eddie nicht antun. Es war eine unheimliche Sauerei da in Richtung Plan, wir waren in wenigen Minuten pitschnaß und in der Rinne selber hat es von hier herunten gar nicht recht viel besser ausgeschaut. Der Schaden, der damals vor über 20 Jahren von der Lawine angerichtet wurde und der den Aufstieg hier so einfach gemacht hat, der war offenbar von der Natur nahtlos und nachhaltig repariert worden und von einem schönen Aufstieg konnte hier keine Rede mehr sein. Zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Wir werden das wohl im Winter nochmals probieren, wenn das Kraut flach unter einer Schneedecke liegt und werden dann sehen, ob das einfacher wird. Wenn nicht, ist und bleibt die Kreuzplan eine schöne Erinnerung. Ein bissl hat mich das an den Gamsstein im letzten Jahr erinnert. Als wir zur Scheibenbergalm kamen, hab ich zu Sonja gesagt, “Da vorne müssen wir rechts in der Schneise (die einmal eine Skipiste werden sollte) ein Stück rauf bis zu einem Hochstand und dann geht’s links steil auf den Hang rauf”. Da war aber keine Schneise mehr, da stand ein ausgewachsener Wald! Na ja, ich war gut 16 Jahre nicht am Gamsstein.
8:02 Uhr. Parkplatz im Weitental (844m). Rucksäcke am Rücken, Hund an der Leine, fertig zum Aufstieg über Riffelsattel und Ötscherhütte zum Gipfel. Jetzt haben unsere nassen Hosen Zeit zum Trocknen. Eddie ist auch naß und dreckig.
Die Wiesen sind voll mit Spinnweben, die feucht in der Morgensonne glitzern.
Wir verzichten auf den Steig durch den Wald und gehen auf der Riffel-Abfahrt durch bis zum Riffelsattel. Wir sind froh, daß die Sonne noch nicht zusätzlich wärmt, denn von den steilen Wiesen wird uns ganz von selber recht warm.
Blick zum Kleinen Ötscher. Da werden Erinnerungen wach, denn am 24. Juni waren wir da oben.
Schnauf, keuch. Da kommt der Körper gleich auf Touren.
Riffelsattel 1283m. Pause, weil hier sieht man erstmals in den Süden.
Hund und Herr seit genau sechs Jahren ein Herz und eine Seele.
Blick vom Riffelsattel zu Gemeindealpe und Breimauer
Hier geht’s zum Kleinen Ötscher 1552m, der im Hintergrund zu sehen ist.
Das Ötscher Schutzhaus ist ein sehr großes Schutzhaus mit 80 Betten, wurde am 29. Mai 1887 eröffnet und liegt auf 1418m unmittelbar unter der Bergstation des Sesselliftes.
10 Uhr, wir haben den Hüttenkogel auf 1527m erreicht.
Wie es sich gehört, steht am Hüttenkogel auch wirklich eine Hütte.
Hüttenkogel, Blick zum Ötscher.
Blick am Kleinen Ötscher vorbei (nach Südwesten) zu Dürrenstein (rechts hinten) und Hochschwab (links ganz im Hintergrund)
Blick in den Norden. Dort irgendwo im Dunst, da wohnen wir und wenn wir in den Süden schauen, sehen wir den Ötscher, weil der alles davor überragt.
Wir gewinnen an Höhe und damit wird der Ausblick immer besser. Am Kleinen Ötscher gegenüber können wir abschätzen, wie hoch wir ungefähr sind. Auch der wunderschöne Höhenzug von der Scheibe über den Scheiblingstein zum Dürrenstein, bisher vom Kleinen Ötscher verdeckt, rückt immer besser ins Blickfeld.
Immer mehr Alteisen, das sich als Kunst tarnte, drängt in die Berge.
Ich bin vom Ötscher erst einmal am Normalweg hier runter gegangen und hab dabei immer den kürzest möglichen Weg genommen. Daher war ich heute erstmals direkt am südlichen, wunderschönen Abbruch unterwegs, dem wir, so gut es ging, bis hinauf folgten und ich war erstaunt, wie ähnlich dieses Gelände dem des Scheiblingsteins unmittelbar westlich von uns ist. Von weitem gesehen schauen diese südlichen Abbrüche immer so unheimlich steil und unnahbar aus, was sie in Wirklichkeit (bis auf eine Ausnahme) nicht sind.
Wieder ein Blick zum Dürrenstein hinüber.
Sogar südlich der Abbruchkante findet sich ein Steiglein.
Weitwinkelaufnahme der Westflanke, an der wir hoch steigen. Vor uns eine der zahlreichen Dolinen.
Immer wieder erstaunlich, wie wenige Höhenmeter es braucht, um das Bild der Landschaft zu verändern.
Eine würdige Tour für unseren Jahrestag.
Ich hab vorhin einmal gesagt, daß die südliche Flanke des Ötscher wesentlich weniger steil wäre, als ich mir das immer vorgestellt hatte. Mit einer Ausnahme. Das ist die Ausnahme. Südlich vom Gipfelkreuz führt eine sausteile Wand trichterförmig nach unten in ein riesiges Schuttkar. Was diese kleine Statue sein soll, weiß ich nicht. Vielleicht ein symbolischer Ötscherbär? Wäre möglich, weil die echten Ötscherbären werden von schußgeilen Deppen abgeknallt, oder ihnen wird alles in die Schuhe geschoben, was Versicherungen zu bezahlen bereit sind. Sie plündern Bienenstöcke, reißen Ziegen, Schafe, Kühe, stehlen Autos, zertrümmern Fensterscheiben und zünden Scheunen und Hütten an. Manchmal meint man, die Geschichten über die Bären des Ötscher werden mit den Geschichten der Hunnen und Moslem (Ottomanen) verwechselt, die mordend, raubend und brandschatzend tatsächlich einst durch die Lande zogen.
Aber selbst diese wirklich steilen Abbrüche reichen, wie diese Weitwinkelaufnahme zeigt, nicht wirklich recht weit nach unten, sondern gehen recht bald in wesentlich weniger steiles Gelände über. Was da so hell schimmert, das ist kein Schnee, das ist Schutt.
11:31 Uhr. Gipfelkreuz in Sicht. (Das steht allerdings nicht genau am höchsten Punkt!)
Diese Aufnahme hab ich erst kurz vorm Abstieg gemacht, gottlob, weil die Originalaufnahme von der Ankunft beim Kreuz ganz schief geworden ist. Dafür hat Eddie hier einen Hundekumpel, der ebenfalls auf Berge steigt, getroffen. Der war aber erst eineinhalb Jahre alt. Eddie ist mit seinen sechs Jahren dagegen erwachsen und erfahren.
Beim Frisör war ich auch. Eigentlich wollte ich mich über die hohen Treibstoffpreise beschweren, aber die haben gesagt, ich soll das meinem Frisör erzählen. Na, und da bin ich halt zum Frisör gegangen. Jetzt hinterher muß ich sagen, so schlecht war die Idee gar nicht.
Wir haben uns aber nicht lange hier aufgehalten und sind schnurstracks zum Ausstieg des Rauhen Kamm weiter gegangen. Den wollte Sonja eh schon lange sehen und ich dachte, es wäre eine gute Idee, ihr damit die Vorfreude auf eine Tour dort anzuheizen.
Blick ans östliche Ende des Gipfelplateau.
Diese scharfe Schneide da vorne links ist der Taubenstein. Befindet man sich dort drüben, schaut das alles ganz anders aus. Dazu später mehr.
Ausstieg Rauher Kamm. Da vorne ist das Steigbuch. Theoretisch könnte sich dort jeder hinsetzten und sich eintragen, auch wenn er bis zur Hütte mit dem Lift fuhr und nur die letzten knapp 500m hier herauf ging. Held muß man allerdings keiner sein, um den Rauhen Kamm im Sommer und bei gutem Wetter zu schaffen. Schwindelfrei, trittsicher, etwas Geschick und kein Hysteriker sein genügt für eine erfolgreiche Besteigung.
Also selbst von heroben schaut das recht beeindruckend aus. Ich freu mich schon auf diese Tour. Aber leider ohne Eddie. Auch wenn es nicht wirklich gefährlich ist, ich will Eddie da nicht mitnehmen. Dazu vertraue ich dem Brustgeschirr zu wenig.
Links vorne der Ötscher mit seinem Gipfelkreuz, rechts die Schneide ist der Taubenstein 1848m, den Tausendersammler als eigenständigen Gipfel sehen. Für mich war er heute nur deshalb interessant, weil er 1. nun einmal da waren und 2. weil wir Zeit hatten. Seit ich mit Sonja und Eddie über die Berge ziehe, besteigen wir jeden noch so unbedeutenden Mugel, weil sie einfach da sind und weil wir uns ärgern, wenn wir es nicht tun.
Die Besteigung des Taubenstein ist deshalb interessant und lustig, weil er aus der Nähe ganz anders ausschaut als aus der Ferne. Wir steigen da jetzt einige Meter ab, um den Verbindungskamm zu erreichen. Obwohl es da auch einige Variationen gäbe.
Das bleibt aus spitz und scharf aus der Nähe gesehen übrig. Ein schönes, angenehm zu gehendes Gelände mit deutlich sichtbaren Spuren vieler Besteigungen. Die Erstbesteigung hat bestimmt schon vor ein paar hundert Jahren stattgefunden, damit muß man zurecht kommen.
Mit dem richtigen Blickwinkel könnte man hier dramatische Szenen inszenieren. Die Wahrheit ist, das Gelände ist nicht wirklich behindertengerecht, aber alles, was keinen Rollstuhl braucht, kann hier gehen.
Was hier genau der höchste Punkt ist, weiß ich nicht und interessiert auch keinen. Wenn man komplett drüber geht, war er bestimmt dabei.
Es ist wirklich zum Lachen, aber was vom Ötscher aus so eine scharfe Schneide ausschaut, ist in Wahrheit breit und rund. Der Blick zum Ötscher rüber ist aber toll.
Blick vom Taubenstein in den Norden. Hier wird klar, warum der Ötscher auch von weit oben im Waldviertel (Norden) zu sehen ist. Er überragt bei weitem alles, was sich im Norden befindet.
Am Weg in die Senke zwischen Taubenstein und Ötscher. Diese Senke ist zugleich der Beginn der Juckfidelplan, die sich gleich neben dem Taubenstein gen Norden runter zieht. HIER eine schöne Darstellung der Rinnen am Ötscher, ihrer Lage und Namen. Kurz hatte ich sogar überlegt, ob wir nicht durch diese Rinne absteigen könnten. Ich hab den Gedanken verworfen, weil wenn die Kreuzplan so verwachsen ist, wird die Juckfidelplan nicht weniger verwachsen sein, dachte ich, und das kann ich meinem Eddie nicht antun. Aber wenn mir einmal nach einer richtigen Sauerei ist, dann wird sich auch das sicher noch einmal machen lassen. Der Höhenunterschied von hier zum Ötscher ist nicht so schlimm, wie das hier vielleicht ausschaut. Man braucht nur an die Zellerhüte denken. Wenn man bei der Quelle unterm Hüttenkogel steht, schaut der Aufstieg zum Vorderen Zellerhut ebenfalls elendig aus. Ist es aber nicht. Ein paar Schnaufer und man ist oben.
Diesen wunderschönen Bovist hab ich im ersten Augenblick für einen fallengelassenen Golfball gehalten. Zu meiner Verteidigung muß ich sagen, ich spiele nicht Golf.
Unten. Zumindest in der Mulde zwischen Taubenstein und Ötscher.
Da fragst du dich echt, wie das möglich ist? Du bist gar nicht so weit abgestiegen, sollst, nein, mußt aber jetzt so weit aufsteigen? Da bietet sich doch förmlich von selber an, die Gelegenheit zu nützen und einfach lustig in dieser Flanke frei und nach eigenem Gutdünken herum zu queren und damit ein ganz anderes Gefühl für den Ötscher zu bekommen!
Gedenkkreuz an Stefan Wagner und Fritz Schagerl, die am letzten Tag des Jahres 1987 hier am Ötscher verunglückten.
Gipfel des Ötscher im Weitwinkel. Für einen Dienstag recht gut besucht.
Nochmals kurz ein Bild geschossen, dann müssen wir uns langsam auf die Socken nach unten machen.
Ein letzter Blick hinüber zur Gemeindealpe in ihrer ganzen Ausdehnung.
Gleich verschwindet das Gipfelkreuz aus unserem Blickfeld.
Es ist ein herrlicher Tag und auch jetzt, nach Mittag, kommen uns noch Leute im Aufstieg entgegen. Es ist hier recht windig und daher angenehm kühl. Wie immer schaut beim Abstieg alles ganz anders aus als beim Aufstieg.
Wir gehen im Abstieg teilweise etwas nördlicher als beim Aufstieg und kommen so durch eine Latschengasse, die wir nicht kannten.
Hier sieht man sogar wieder zum Schutzhaus runter.
Ein letzter Blick auf die Gemeindealpe im Süden.
Kurz oberhalb des Schutzhauses.
Jetzt setzen wir uns da her, weil wir da heute noch nicht gesessen sind.
14:31 am Riffelsattel. Zwischen Schutzhaus und Sattel nicht der geringste Lufthauch und heiß wie in der Sauna. Kurios, es ist nur hier so heiß, sonst nirgends!
An viel zu vielen Bergblumen sind wir heute vorbeigelaufen.
15:12 Uhr. Waldorf & Statler …
…. sind fast wieder unten. Um 15:21 Uhr, also nach gut sieben Stunden und zwanzig Minuten sind wir wieder am Parkplatz zurück. Wir rasten noch eine Weile, blödeln herum, dann fahren wir nach Gaming, kaufen uns an der Tankstelle einen Kaffee und fahren anschließend nach Hause. Eine tolle Tour war zu ENDE.