Das Deneck mit seinen 2433m war am 11. September 2006 der letzte Eintrag in meinem Tourenbuch, dann hab ich bis zum 30. Dezember 2020 keinen einzige Berg mehr bestiegen. Das heißt, vor sechzehn Jahren und zwei Tagen stand ich schon einmal auf diesem Berg. Nur erinnern kann ich mich kaum mehr. Ich weiß nur mehr, daß die Tour sehr schön war. Ich hatte anscheinend nicht einmal eine Kamera mit, weil ich keine Bilder davon hab. Die Idee für eine Besteigung ergab sich aus der Tatsache, daß wir (Sonja und ich zusammen) in dieser Gegend noch nie wandern waren. Den Sölkpass kennen wir durch Motorradtouren sehr gut und so dachte ich, es wäre für Sonja sicher interessant, diese Gegend einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen, nämlich von oben.
Earthview 3D Überblick der Topographie
Wir sind kurz vor 5 Uhr von daheim weggefahren. Um 7:34 Uhr hab ich in Öblarn bei der Anfahrt zum Sölktal getankt, weil dort der Diesel der preisgünstigste der gesamten Anreise war. Sind nur ein paar Cent, aber wer den Cent nicht ehrt, ist die Million nicht Wert. Dieses Schild hing am Häusl. “Na, der Tag fängt ja gut an” dachte ich mir.
Auf der anderen Straßenseite gibt es dafür einen tollen Blick zum Grimming 2351m
Anfahrt zum Sölkpass um 8 Uhr.
Wir sind bei der Kaltenbachkehre auf 1610m und stellen hier das Auto ab. Hier schaut man zur Kaltenbachalm runter. Es ist mit 5°C angenehm kühl, ich zieh mir aber den extra mitgebrachten Pullover an. Die Gore-Fleece Jacke schnall ich außen auf den Rucksack für den Fall, daß es windig wird, und es wird auch windig.
8:15 Uhr. Rücksäcke sind am Rücken, Eddie an der Leine. Es kann los gehen.
Genau an der Außenseite der Kehre beginnt der Weg nach oben. Tafel sucht man hier vergebens, aber der Steig und vor allem die Holzbrücke über den Kaltenbach ist gut sichtbar.
Schon nach wenigen Minuten wird man von einer Bank zur Rast eingeladen. Wir danken und gehen weiter. Beim Abstieg bestimmt, aber nicht jetzt.
8:41 Uhr. Wir haben den unteren Kaltenbachsee auf 1748m erreicht, den wir links unter uns liegen lassen und weiter nach oben steigen.
Von hier aus sieht man erstmals das Gipfelkreuz glitzern, aber es ist noch weit weg. Das wir über den Blockgrat zur Schafspitze aufsteigen, wissen wir jetzt auch noch nicht, weil das oben eine Spontanentscheidung wird. Mir war dieser hübsche Grat damals vor 16 Jahren gar nicht bewusst geworden. Ich hatte den nicht beachtet, warum auch immer. Diesmal gottlob schon.
Blick über den unteren Kaltenbachsee
9:09 Uhr, Blick über den Mittleren Kaltenbachsee auf 1912m, den wir jetzt zu unserer Rechten liegen lassen, um da hinten zu einer Scharte hoch zu steigen.
Rückblick zum Unteren Kaltenbachsee
Jetzt sind wir schon so hoch, daß wir den Unteren Kaltenbachsee 1748m und den Mittleren Kaltenbachsee 1912m auf einen Blick sehen können.
Na, das geht ja flotter als gedacht. Da ist die Scharte.
Und hinter dieser Scharte auf 2050m verbirgt sich in einer kleinen Senke der Obere Kaltenbachsee
Waldorf & Statler bei bester Laune.
Wir nehmen uns aber jetzt nicht all zu viel Zeit zum Schauen, sondern wandern gleich weiter aufwärts. Bis zum Gipfel des Deneck sind es noch gut 400 Höhenmeter und auch horizontal ist es noch ein Stück zu gehen.
Das Deneck ist jetzt hinter diesem Blockgrat verborgen und ich stell mir von hier aus vor, daß es da über diesen Grat direkt zum Gipfel gehen müsste. Ich weiß aber, daß ich vor 16 Jahren keinesfalls diesen Weg genommen hatte. Ich hoffe nur, daß ich mit meiner Vermutung Recht hab und wir steigen da hoch. Müsste meiner Einschätzung nach mit Eddie möglich sein, nur diese kleine Scharte dort an der rechten Seite macht mir aus der Ferne etwas Kopfzerbrechen. Unüberwindlich ist das sicher nicht, aber mit Hund?
Toller Rückblick zu den beiden unteren Seen.
Rechts sehen wir die Etrachböden, eine weitgestreckte, hügelige Wiese mit groben Gras (das unter Tritten richtig knirscht) und einigen Geröllfeldern.
Am Normalweg quert man da drüben die Hochfläche, aber wir nehmen uns jetzt die Schafspitze zur Brust. Den Schafen, was den Schafen gebührt.
Der Einstieg. Das ist zwar steil, aber so gut gegliedert, daß da praktisch jeder hoch kommt. Zumindest jeder, der es bis hierher geschafft hat.
Bis jetzt ist das nur eine lustige Blockkraxelei, an der auch Eddie (ohne Hilfe) seine Freude hat.
Für Eddie alleine wäre das viel zu steil und zu hoch, aber mit etwas aufheben geht das recht gut. Mein kleiner Spatz ist schon einiges gewöhnt.
Jetzt kommt die Stelle, wo ich mir von unten nicht wirklich sicher war, aber in Original und aus der Nähe schaut das nicht so schlimm aus. Da kann man ganz locker vorbei gehen.
Gut versteckt, damit ihm niemand etwas tut, ein Edelweiß.
Für Eddie ist das hier dermaßen aufregend, daß er schwer unter Kontrolle zu halten ist. Nervös wie Messner 10m unterm Everestgipfel. Der will nix wie rauf da!
Die Kraxelei ist lustig, die Aussicht grandios, Herz, was willst du mehr?
Jetzt wird das Ganze wesentlich flacher und Eddie beruhigt sich wieder.
Ein Stück noch, dann sind wir auf diesem Mugel oben.
Gipfelkreuz gibt’s hier keines, aber ein Gipfelbuch, das recht zerfleddert ist und einen Gipfelsteinmann. Wir schreiben uns irgendwo ein, wo Platz ist.
Blick nach Süden, in der Bildmitte der scharfe Grat zum Nageleck, an dessen südlichem Ende man genau zum Pass absteigen könnte.
Unsere kleine Welt auf der Schafspitze 2310m
Das da drüben ist unser Hauptziel, das Deneck mit seinen 2433m. Erst auf den zweiten Blick seh ich links neben dem Grat den Steig. Auf den ersten Blick dachte ich, “Ja leck mich doch am Arsch, wo haben wir uns den da reingeritten!” Ich dachte, jetzt müssen wir genau am Grad da rauf.
Von hier schaut das gleich wesentlich ziviler aus.
Rückblick auf den schönen Grat der Schafspitze.
Das sind nicht viele Höhenmeter, aber da geht mir zwei oder dreimal für einige Sekunden die Puste aus. Pfffff………. Ich nehm mir einen Felsen da oben als Orientierung, an dem ein weißer Punkt mit rotem Kreis rundum aufgemalt ist. Nächster Stop dieser Felsen. Aber das ist noch weit.
Unsinn, das ist nicht weit. Da ist er ja schon. Uns kommt ein Paar entgegen und ich sag denen, sie sollen da unten aufpassen, da liegt irgendwo meinen Zunge herum, so weit hängt die mir schon heraus. Die sagen aber lächelnd, “Ach, das ist ja nicht mehr weit!” Ja, das weiß ich. Aber mir hängt trotzdem die Zunge heraus.
Da oben steht das Gipfelkreuz. Glei hamas.
Ohne Steig kämen wir da nie rauf. Das ist hier ordentlich steil.
Blick nach Südosten. Tief unter uns die Straße zum Sölkpaß.
Seltsame Berge sind das hier. Ganz anders als bei uns im Osten.
Es nützt ja alles nix, aber wir müssen langsam da wieder runter. Alter, das schaut steil aus. Geht aber in Wirklichkeit tadellos. Eine Stelle ist dabei, die haben wir bergauf umgangen, aber im Abstieg hab ich das zu spät gesehen und es ist auch im Abstieg nicht so einfach zu umgehen. Da mußten wir Eddie drüber heben und selber auch im recht steilen Gelände über einen Felsen drüber kraxeln, der da ein wenig den Weg versperrt. Nix dramatisches, aber aufpassen sollte man schon.
Fix nochmal, man kann sich nur schwer von hier losreißen.
11:37 Uhr. Ein letzter Blick zurück. Wir müssen gehen.
Immer wieder erstaunlich, in welch kurzer Zeit man so viel Höhe vernichtet.
Wir queren die ersten Geröllfelder
Hier lernt Eddie einen Hundekumpel kennen, der ebenfalls in die Berge geht.
Wir beschließen, daß wir jetzt da ganz rüber (in Bildmitte) zur Geländekante gehen und einmal dort runter schauen. Würde uns ewig ärgern, wenn wir das nicht täten.
Die Schuttfelder hinter uns und die Spitze des Deneck.
Wir sind jetzt an einem Abbruch der Etrachböden bei einem Steinmann und schauen zurück auf unsere Gipfel. Rechts die Schneide der Schafspitze und links dahinter das Deneck.
Ich weiß zwar nicht, was ich hier genau sehe, aber schön ist es.
Dann queren wir die Hochfläche in östlicher Richtung und erreichen wieder eine Abbruchkante mit Steinmann.
Tiefblick zum Unteren Kaltenbachsee und zur Sölkpassstraße.
Weitwinkelaufnahme, alle drei Seen in einem Bild.
Da vorne beim Geländeeinschnitt müssen wir wieder runter, dahinter der schöne Kamm der Schafspitze.
Wir nähern uns wieder dem Oberen Kaltenbachsee auf 2050m
Das Schartl, aus dem wir herunter kommen.
Abstieg zum Mittleren Kaltenbachsee auf 1912m
Von da oben kommen wir grade herunter.
Nach einer kurzen Rast, die Bewölkung wird immer stärker, schauen wir nochmals auf den Kamm der Schafspitze, auf die Scharte und auf die Geländekante zurück, von der wir herunter geschaut haben, dann steigen wir zum Unteren Kaltenbachsee ab.
Teilweise liegt der Steig hier direkt im Bachbett oder quert dieses öfters.
Blick zum Unteren Kaltenbachsee, zur Passstraße und zum immer stärker bewölkten Himmel.
Diese wunderschöne Landschaft haben wir heute schon zweimal durchwandert, einmal im Aufstieg und einmal im Abstieg. Immer war es schön und immer sieht man etwas neues aus einer neuen Perspektive. Wenn man hier gewandert ist, dann weiß man auch, wo das Wasser des Wasserfalles her kommt, den man von der Passstraße aus sehen kann. Das kommt aus den Kaltenbachseen, von denen niemand etwas weiß, der nicht hier gewandert ist.
Da vorne ist die Bank, auf die wir uns beim Aufstieg nicht gesetzt haben. Jetzt holen wir das nach.
14:27 Uhr. Nach gut 6 Stunden und 15 Minuten sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück. Jetzt ziehen wir uns um und fahren auf den Pass rauf, und anschließend fahren wir inklusive ein paar Kaffeepausen Heim. Schön war’s!
So sieht man das Gelände, das wir heute durchwandert haben, vom kleinen Parkplatz oberhalb der Kaltenbachkehre. Von den Seen, von der Hochfläche, ist von hier aus nichts zu sehen.