Regen, Regen, Regen. Jeden Tag Regen. War ja eh egal, weil am Wochenende wieder MotoGP in Spanien war. Superbike wäre auch gewesen, hatte ich aber übersehen. Dank ServusTV konnte ich mir das im Nachhinein anschauen. “Und was machen wir am Montag und Dienstag?” war die Frage. “Schau ma einmal. Vielleicht eine kleine Runde gehen?” Und so kamen wir auf die Idee, nach Lunz zum See zu fahren und den zu umwandern, egal, wie’s Wetter ist. Was daraus wurde, werde ich jetzt erzählen.
So hat es um 9 Uhr am Hochkogel in Neuhofen ausgeschaut. Blickrichtung Süden. Kein Regen, nur schwer bewölkt. Ich hab schnell mit Eddie eine kleine Runde gedreht, bevor Sonja kam und wir nach Lunz fuhren.
Um 10:15 Uhr gingen wir vom Parkplatz beim Seebad weg, um den See (Seehöhe 603m) gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. Die Temperatur war recht angenehm und mit Ausnahme der kräftigen Bewölkung waren keine Besonderheiten zu vermerken. Ich hatte weder Rucksack noch Berg- oder Wanderschuhe mit sondern nur recht gehtaugliche, gut profilierte und knöchelhohe Alltagsschuhe für schlechtes Wetter. Und natürlich eine GoreTex Jacke. Also Eddie an die Leine und los geht’s. Hier sind wir beim Bootsverleih und beginnen unsere Umrundung.
Hier nähern wir uns schon wieder der Biologischen Station am westlichen Ende des Sees und ich überleg, was wir dann noch machen könnten. Wir sind zwar gemütlich unterwegs, aber irgendwie viel zu schnell. Wenn ich eine Karte mit hätte, könnten wir uns jetzt auf die Suche nach dem Einstieg zum Stiegensteig in der Seewand machen. Ich hab aber keine Karte dabei.
“Geh ma noch a bissl spazieren?” hab ich gesagt und Sonja nickt. Als gehen wir noch ein bissl und plötzlich sind wir am Durchlaßsattel zwischen Scheibe und Maißzinken. Scheiblingstein und Scheibe waren dick in Dunst eingepackt und daher uninteressant, sonst wären wir vielleicht auf der Forststraße bis zum “Balkon” hoch gestiegen. Aber so hatte das keinen Sinn. “Geh ma da auffi?” frag ich und meine den Maißzinken. Da waren wir am 30. Dezember 2020 zum ersten Mal gemeinsam oben und das war der Beginn meiner neuen, alten Wanderleidenschaft. “Geh ma auffi!” sagt Sonja. Wir hätten nur diesen Weg da, auf dem Sonja steht, folgen müssen und wären nach einer nicht ganz halben Umkreisung bei einer Lifttrasse rausgekommen, von der aus mehrere Möglichkeiten gibt, dem Maißzinken aufs Dach zu steigen. Aber genau dort, wo Sonja steht, führt eine Steigspur in den Wald hoch. “Was ist das wohl? Wo führt der hin?” frag ich und Sonja sagt, “Den hab ich schon beim letzten Mal gesehen”. Wir sind inzwischen schon öfters hier am Sattel gewesen, unter anderem bei unserer tollen Besteigung der Scheibe mit anschließenden Überschreitung bis hinüber zum Lehardi inklusive Abstieg durch den Seegraben am 15. Juni. “Aha” sag ich. “An den kann ich mich nicht erinnern. Geh ma schaun, wo der hinführt?” “Sicher!” Und wir stapfen los.
Unsere Route am Maißzinken. Dieser Aufstieg ist meines Wissens in keinen Karten eingezeichnet, die Strecke ist aber 1. durch Steinmännchen gut gekennzeichnet und im oberen Teil einmal mit zwei Seilen versichert. Aussicht gibt’s erst am Gipfel, aber die Streckenführung entschädigt für alles. Wer Wälder und Waldkämme mag, der ist hier richtig.
Der Steig beginnt recht unspektakulär und ich erwarte eigentlich, daß sich die Spuren im Wald bald verlieren. Dem ist aber nicht so. Hier gibt es noch keine Steinmänner, aber der Steig ist immer gut zu erkennen.
Man quert eine Forststraße, an der es eine nette Aussicht gibt. Sofern nicht alles in Dunst gepackt ist. Hier müsste man eigentlich zur Scheibe hinüber sehen.
Fortsetzung des Steig. Hier steht auch das erste Steinmandl und zeigt den Einstieg.
Zur Not könnte man auch diesen kleinen Einheimischen nach dem Weg fragen.
Hier gibt es weder technische noch sonstige Schwierigkeiten zu meistern. Gutes Schuhwerk mit sehr griffigen Sohlen sollte man (besonders bei Regenwetter) schon haben, besonders im Hinblick auf den oberen Abschnitt.
Wir stiefeln die ganze Zeit entlang dieses schönen Steiges aufwärts, eingewiesen von zahlreichen Steinmännern, die mich auf den Gedanken bringen, diesen Steig den Steinmann Steig zu nennen. Weit oben wird das Gelände allerdings felsig und ich frag mich schon, wie das wohl weiter gehen wird? Mir kommt sogar der Gedanke, dieser Steig könnte einigen einheimischen Jungs dazu dienen, eine uns unbekannte Kletterwand zu erreichen, wie wir das in anderen Gegenden schon öfters gesehen hatten. Du gehst einem schönen Steig entlang und stehst plötzlich vor einer Wand, die nur mit Klettern zu überwinden ist. Sofern das schwieriger als ein Einser ist, ist dann Schluß für mich. “Aber na ja, dann gehen wir eben wieder runter!” denk ich mir. Dann kommt diese Rampe, die mir sofort sehr gefällt.
Das schaut am Bild viel wilder aus, als es wirklich ist. Über diese Rampe kommt man mit ein wenig Kraxeln recht einfach hoch. Wem die Dose zu sehr geht, der dreht hier allerdings um. Umgehen kann man das nicht.
Grade wie der steile, nasse Fels in nasse Erde übergeht und ich mir “Kacke” denke, hängen zwei Seile herunter. Ich zieh einmal fest an jedem und sie halten. Nicht, daß es mich da mit dem Seil in der Hand hintenüber runterhaut. Das fehlt grade noch. Ich greif das Ding vorerst einmal nicht an, leg es mir aber so zurecht, daß es im Notfall eines Ausrutschers schnell zur Hand wäre. Für Eddie ist das hier jetzt auch blöd, weil er so weit vorgekraxelt ist, daß die Leine spannt. Noch ein Hupfer, und ich reiß ihn unabsichtlich runter. Ich sag “Eddie, bleib da stehen!” und er bleibt brav genau so und hier stehen. Braver Hund! Der erkennt inzwischen an der Stimme, wann es brenzlich wird.
Sonja kommt nach und greift natürlich das Seil keine Sekunde an. Das ist die einzige Stelle bei diesem Aufstieg, wo eine gute Schuhsohle unerlässlich ist.
Recht weit kann’s nicht mehr sein, weil da oben wird es hell.
12:19 Uhr. Ich glaub, wir sind gleich oben.
Bevor ich mit der Sonja am 30. Dezember 2020 hier heroben war, bin ich nur einmal auf den Maißzinken gestiegen. Das war am 30. März 2002. Damals bin ich mit der Rudolfsbahn nach Waidhofen gefahren und dann mit der Schmalspurbahn bis Lunz am See. Damals schon war vom großen Stilllegen von Nebenlinien der Eisenbahnen die Rede und ich dachte mir, bevor auch diese Linie stillgelegt wird, möchte ich wenigstens einmal damit fahren. Ich hab damals so wie heute den See gegen den Uhrzeigersinn umrundet, bin auf den Durchlaßsattel gegangen, hab dann über den normalen, markierten Wanderweg den Maißzinken bestiegen. Dann bin ich über die Skipisten abgestiegen, zum Bahnhof gewandert und mit der Schmalspurbahn über Waidhofen wieder zurück nach Hause gefahren. Ich hab das alles in meinem schlauen Buch recht gut dokumentiert und bin recht froh, daß ich das damals so gemacht hab, denn diese “Nostalgiewanderung”, wie ich es nannte, mit der Bahn zum Berg und wieder Heim, die wäre so heute nicht mehr möglich. Die Schmalspurbahn nach Lunz gibt es heute nicht mehr. Auf ihrer Trasse führt heute ein Radweg von Lunz nach Waidhofen. Die Bahnhöfe entlang der Strecke gibt es allerdings noch. Ich glaub, die stehen sogar unter Denkmalschutz.
Heute schaut es hier heroben zwar anders aus als vor zwanzig Jahren, aber an diesen wunderschönen Tiefblick zum Lunzer See kann ich mich noch gut erinnern.
Durst leiden muß man hier nicht.
Wir teilen uns eine Frucade und werfen dafür €2.50 in die Kasse. Für hungrige gibt’s Bier.
Ein Edelweiß. Sonja glaubt mir das nicht.
Die Bergstation des Skilift. Wenn genug Schnee liegt, ist das hier ein richtig schönes Familiengebiet.
Da rauschen wir über die Wiese (ohne Ski) runter zur Talstation Rehberg
Die Ausblicke zum See sind hier immer besonders schön.
Rückblick zum bewaldeten Teil des Maißzinken, dahinter ist alles in eine dicke, dunstige Suppe gepackt.
Lieber Wanderer
nimm da kurz Rast
Bergauf fehlt oft die volle Kraft
Blick auf zu Gott, er wünscht dir Glück
Kehr g’sund und froh is Tal zurück.
Durchblick zwischen Hetzkogel und Seekopf
Links der Höhenzug des Scheiblingstein, rechts der Hetzkogel, dazwischen das Seetal und ganz hinten die nördlichen Ausläufer des Dürrenstein.
Wir sind fast beim Auto zurück und drehen uns nochmals um. Der Dunst hat sich inzwischen so weit gehoben, daß wir rechts den oberen Bereich des Scheiblingstein schon deutlich erkennen können. Links davon der fast 600m niedrigere Maißzinken.
Um 13:54 Uhr sind wir wieder am Ausgangspunkt unseres Spazierganges zurück. Scheeee woas!