Eigentlich hatten wir etwas ganz anderes geplant, aber als ich so im Blog stöbere, was wir in letzter Zeit gemacht haben, stoße ich auf die Tour zum Bärenleitenkogel vom 6. November 2023. “Weißt du, was wir morgen vor einem Jahr gemacht haben?” frag ich meinen Schlumpf. “Wir waren mit Fred am Bärenleitenkogel. Damals lag ab etwa 1000m Schnee. Gehen wir die Runde nochmals, nur ein wenig anders?” Meine Maus war sofort dabei, der Fred leider nicht, weil der grade im Ausland ist. Und so haben wir zwei Strecken kombiniert, die wir als sehr schön empfinden und dann noch, weil grade Zeit war, mit einer Zugabe belegt. Was daraus geworden ist, darüber berichte ich hier.
Ausgangspunkt: Eingang Taglesbachgraben
Niedrigster Punkt: 681m
Höchster Punkt: 1635m
Höhenunterschied mit allen Gegensteigungen: rund 1100Hm
Streckenlänge: rund 15.8km
Zeit unterwegs: 8 Stunden
Wetter: Blauer Himmel und Sonnenschein bei 3°C bis 13°C
Austria Map mit GPS-Track
Opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Geländeübersicht auf Google Earth-Pro mit GPS-Track
7:30 Uhr. Blick vom Neuhofner Hochkogel in Richtung Ötscher. Dichter Nebel bei 1°C
8:14 Uhr 39km später am Parkplatz Taglesbachgraben Eingang. Leicht bewölkt, sonst blauer Himmel bei 3°C. Ein toller Tag kündigt sich an.
Aus dem ehemaligen, kleinen Wegmacherhäuschen ist anscheinend ein Wochenendhaus geworden.
8:18 Uhr. Die Rucksäcke sind am Rücken, Eddie an der Leine, es kann losgehen. Hier ist auch gleich ein Schild zur Orientierung.
Wir haben heute allerdings etwas anderes vor. Offiziell markierte Wege sind heute eher nicht unser Ding. Wir werden jetzt dem markierten Weg zur Herrenalm gut 2.3km folgen. Genau eine Wasserrinne nach dem Bösen Graben werden wir entlang eines unmarkierten Weges bis unterm Hochreiserkogel hochsteigen. Ich kenn diesen Weg seit über 20 Jahren. Heutzutage, so weiß ich vom letzten Jahr, wird er wieder häufiger begangen und ist sogar mit einigen roten Punkten markiert. Im letzten Jahr haben uns auf diesem Weg einige umgestürzte Bäume zu schaffen gemacht, wie das heuer aussieht, wissen wir noch nicht. Auf ein gutes Gelingen.
Dieses Schild ist wohl ein Tribut an zwei Frauen, die vor zwei Jahren bei einem Unwetter am Weg von der Herrenalm zum Parkplatz von einem Baum erschlagen wurden.
Sowas sieht man immer öfters. Sogar an meiner riesigen Lärche daheim im Garten hängt einer. Allerdings kein fremder Schuh.
Bis 31. 10. ist schon eine Weile her und zählt für uns nicht mehr.
8:23 Uhr. Genau vor und rund 1000Hm über uns ragt der Bärenleitenkogel gen Himmel. Da wollen wir rauf.
Auf den ersten 2.3km ist es relativ flach und wir gewinnen nur 150 Höhenmeter. Im Hintergrund der Saurüssel 1348m
Herbst in seiner bunten Pracht.
Blick in den Taglesbachgraben hinein.
8:46 Uhr. Der Saurüssel ist schon ganz schön weit weg.
Der schmale Weg ist zu einer Forststraße geworden, auf der wir an einer alten, verfallenen Hütte (oder Viehunterstand?) vorbei wandern.
Unglaublich, wo noch überall Schwammerl wachsen.
9:07 Uhr. 2.3km nach dem Start. Rechts zweigt der markierte Wanderweg von der Forststraße ab. Will man zur Herrenalm wandern, kann man genau so gut auf der Straße bleiben, denn der Steig ist nur rund 700m lang und vereinigt sich dann wieder mit der Straße. Für uns ist das anders. Wir folgen dem Steig von hier aus noch rund 400m, dann setzen wir unsere Tour rechts abzweigend auf einem (offiziell) unmarkierten Weg fort.
Wobei man sagen muß, schön ist das Steiglein schon. Schöner als die Straße auf jeden Fall. Nur bringen tut es aufgrund der Kürze dieses schöne Steiges nix. Anders ist es, wenn man so hinauf will, wie wir. Dann muß man diesen Steig nehmen.
9:20 Uhr. Wir haben den markierten Weg bei einem Steinmann (leicht zu übersehen, der markierte Weg schwenkt leicht nach links unten an dieser Stelle) verlassen und steigen nun in einer langen Hangquerung stellenweise relativ steil weiter aufwärts.
9:54 Uhr. Bisher ist alles ruhig und normal verlaufen. Wir haben die Gegend bestaunt und viel fotografiert (gemeinsam etwa 400 Bilder insgesamt). Ob das so bleibt? Wenn ich ans letzte Jahr denke, da war doch was?
Oje, es geht schon wieder los.
Das ist aber noch harmlos. Hier ist das Gelände noch nicht steil. Das kommt noch schlimmer. Der Weg ist, zu unserer Überraschung, recht gut mit roten Punkten markiert. Was hier, im Windwurf, nicht viel nützt, weil die Bäume kreuz und quer liegen. Man muß sich genau anschauen, wo man überhaupt gehen kann! Nicht, was man will, ist hier entscheidend, sondern was man kann. Wir haben noch dazu einen kleinen Hund mit!
Stellenweise ist es unheimlich mühsam.
Jetzt, wenn ich mir die Bilder so anschaue, muß ich ja lachen. Vor Ort war mir teilweise weniger danach.
Aber wenn wir teilweise luftringend pausierten, hatten wir wenigstens einen schönen Ausblick.
Aber alles hat einmal ein Ende und wir konnten unsere Wanderung, nach einigem Zeitverlust, wieder ungehindert fortsetzen. Diese wunderschöne Stelle ist mir noch recht gut vom Vorjahr in Erinnerung.
10:44 Uhr. Blick zum Kleinen Ötscher, Ötscher und Saurüssel.
Wir sind aus dem dichten Wald heraus und können uns einmal orientieren, wo wir genau sind. Die Steigspuren werden hier dürftiger, sind aber auch nicht mehr wichtig. Speziell mit Navi ist das zielgerichtete Vorwärtskommen hier kein Problem mehr. Von oben herab diesen Weg, unseren Aufstiegsweg, zu finden, war früher, ohne Navi, hingegen ein wesentlich größeres Kunststück. Ich kannte diesen Steig allerdings, in beiden Richtungen, recht gut.
Wir sind dann, als es vom Gelände her möglich wurde, mit Hilfe des Navi direkt zum Hochreiserkogel gestiegen.
11:13 Uhr. Hochreiserkogel 1484m
Unsere nächsten Ziele. Der Gipfel des Bärenleitenkogel ist von hier noch nicht zu sehen, der liegt dahinter.
Blick nach Südwesten zum Dürrenstein
Abstieg vom Hochreiserkogel in den Bärenleitensattel. Links im Hintergrund der Ötscher, rechts neben uns Alpl und Gugazipf, dahinter Goganz und Buchalm.
Diese Wiese war im letzten Jahr ein Schneefeld.
Der Abstieg vom Hochreiserkogel bis in den Sattel schaut wild aus, es sind bis da hinunter aber nur 88Hm. Zum Bärenleitenkogel hinauf sind’s dann allerdings wieder 239Hm.
11:29 Uhr. Wieder einmal der Ötscher. Den gibt’s noch öfters, weil der von hier aus so schön ist.
Alter Bekannter aus unserer Nebelaktion im Oktober 2021
11:56 Uhr. Ötscher im Aufstieg zum Bärenleitenkogel. Rechts von uns ist es sausteil.
Wunderschöner Ausblick direkt über die Buchalm zur Gemeindealpe
Schaut aus wie eine flache Wiese? Glaubt mir, da ist nix flach.
Da hinten sind Scheiblingstein und Scheibe zu erkennen.
12:39 Uhr. Bärenleitenkogel 1635m. Mit dieser Höhe ist er heute die höchste Erhebung der nördlichsten Ausläufer des Dürrenstein. Das war nicht immer so.
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Namensgebung, Höhenangaben und Karten im Wandel: Eine Zeitreise von 1880 bis 1960
Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen stellt auf der Webseite Austrian Map detailgenaue Karten in digitaler Form von 1880 bis in die Gegenwart zu Verfügung. So kann man sich auch als Privatmann ohne großen Aufwand sozusagen auf Ahnenforschung begeben, und die ist nicht uninteressant. Hier die Karte von 1880 mit unserem GPS-Track. Dort, wo sich heute der Hochreiserkogel mit vermessenen 1484m befindet, war damals ein Hochreichs-Kogel mit 1456m und dort, wo heute der Bärenleitenkogel mit 1635m als höchster Punkt der nördlichsten Ausläufer des Dürrenstein steht, war eine Hacker Mauer mit 1622m eingezeichnet. Die Höhe des Scheiblingstein war mit 1629m vermessen und somit die höchste Erhebung dieses Ausläufers. Die heutige Durchlaßalm gab es an der selben Stelle schon damals als Durchlaß-Alpe.
1910 wurde aus dem Hochreichs-Kogel der Hoch Reichskogel, der Rest blieb gleich. Zu dieser Zeit war Österreich noch immer ein Kaiserreich.
In den Karten von 1930 waren ebenso große Veränderungen erkennbar, wie sie nach dem verlorenen 1. Weltkrieg sicher auch für die Österreicher im täglichen Leben erkenn- und erlebbar waren. Der Scheiblingstein war zwar noch immer am selben Fleck und mit gleicher Höhe der höchste Punkt, die Hackermauer mußte allerdings einem Reiserkogel 1622m weichen und aus dem Hoch Reichskogel war ein Bärenleitenkogel geworden.
Weitere, teils wesentlich gravierendere Veränderungen brachte nicht nur ein weiterer verlorener Weltkrieg mit sich, sondern auch das Kartenmaterial von 1960. Bärenleitenkogel und Hochreiserkogel tauschten nicht nur die Plätze, sondern die ehemalige Höhe 1622 wurde noch dazu um weitere 12m höher angegeben, was den nunmehrigen Bärenleitenkogel mit 1634m nun zum höchsten Punkt machte. Seitdem sind zwar einige Flurnamen und Vermessungspunkte komplett aus den Karten verschwunden und der Bärenleitenkogel ist um einen Meter gewachsen, dramatisches, beispielsweise Wanderungen von Flur- oder Bergnamen über größere Distanzen, gab es in den letzten 64 Jahren nicht mehr. Wir haben in diesem Zeitraum auch keinen weiteren Weltkrieg verloren.
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Da ist wieder gut, daß das Geschirr vom Eddie einen Henkel hat wie eine Aktentasche und auch drei statt zwei Unterzüge. Damit ist er wirklich gut gesichert. Das hier wäre für ihn ein wenig zu hoch und zu steil.
Schwammerl auf über 1500m Seehöhe. Wir haben aber auch schon wesentlich höher welche gefunden.
Da liegt eine verendete Hummel.
Das ist so eine richtige, für den Dürrenstein typische, Kugelmugellandschaft. Die Orientierung ist hier nicht schwer. War es schon früher, ohne Weg, nicht. Rechts fällst du runter und links darfst du nicht absteigen. Immer entlang des Abbruch und dort, wo du dich traust. Auch heute, bei diesem ausgetretenen Weg, sind manche Stellen nicht jedermanns Sache, aber die kann man umgehen.
Sag “Bleib stehen” und sie bleibt stehen. Sag “Stop!” und sie friert mitten in der Bewegung ein. Ich muß immer lachen, weil es mich an “Glockstoppers” erinnert.
13.34 Uhr. Das ist für uns eine entscheidende Stelle. Hier zweigt unser Abstieg (ein alter Vieh-Auftriebsweg) vom Normalweg zu Scheiblingstein und Scheibe rechts ab. Wenn man die Stelle einmal gesehen hat, erkennt man sie immer wieder.
Der Abzweig ist mit einem Steinmann gekennzeichnet. Aber gut, wenn man nicht weiß, wo man schauen muß, geht man daran sicher vorbei. Ist mir jahrzehntelang passiert. Bis heuer am 10. August hab ich diesen Weg nur von den Karten gekannt, in Original aber noch nie gesehen. Wie oft bin ich hier schon vorbei gegangen? Oft! Dann haben wir ihn gesucht und auch recht leicht gefunden. Heute ist dieser Weg sehr gut mit Steinmännern gekennzeichnet und auch schon ausgetreten. Man kann da nix mehr falsch machen. Bisher gingen wir allerdings nur bergwärts. Beim Runtergehen schaut das alles noch viel schöner aus.
Karte von 1930. Hier war der Vieh-Auftriebsweg schon klar eingezeichnet. Ich hab ihn mit blauen Punkten verdeutlicht. Der Weg, den wir jetzt hinunter gehen, ist bzw. war ein Teil dieses Auftriebsweges.
Hier auf der Karte von 1960 ist der Auftriebsweg mit einer im unteren Teil anderen Wegführung (strichliert) eingezeichnet. Wir haben uns vorgenommen, daß wir einmal nachschauen gehen, wie weit von diesem Steig am Grat und weiter runter noch etwas zu finden ist. Vor allem wäre interessant, den Wegverlauf am Grat zu finden und diesem dann komplett hinunter bis zur heutigen Forststraßenkehre zu folgen. Einfach einmal schauen, ob das geht.
Wenn man diesen Quergang abwärts geht, hat man immer eine schöne Aussicht.
Blick entlang der Osthänge zurück zum Alpl (etwa Bildmitte)
Schön ist hier der lange Kamm vom Alpl zum Gugazipf zu erkennen. Waldschöckl, Alpl und Gugazipf haben wir am 9. Mai bewandert. Solche, stellenweise mühsamen Touren waren eine gute Vorbereitung auf den Dürrensteigkamm.
Diesen von der Natur gemachten Trog hätte ich gerne im Garten. Wenn das Ding nicht so schwer wäre!
Diese Steinmänner zeigen den Kreuzungspunkt zwischen Direktanstieg zu Scheibe und Scheiblingstein und dem Auftriebsweg an, den wir grade gingen.
13:57 Uhr. Hier führt der direkte Anstieg rauf, der südlich unter der Scheibe in der Senke am Grat mündet.
Viel zu schnell haben wir die Querung wieder hinter uns gebracht. Die letzten Blicke in die Runde noch, …
… dann verlassen wir das Paradies …
Blick zur Brennmauer, ehemals Breunmauer 1182m (Karte von 1960), die genau am Grat liegt, auf dem einst der Auftriebsweg nach oben führte.
Blick zur felsigen Gipfelregion des Saurüssel, die von hier aus recht imposant wirkt.
Die erste Forststraße auf rund 1120m Seehöhe, der wir ein Stück folgen (müsste nicht sein, wir tun es aber) und dann queren.
14:39 Uhr. Wir sind an der zweiten Forststraßenquerung in etwa 1000m Seehöhe beim “hölzernen Steinmann” und entscheiden, weil es noch nicht spät ist, wir gehen einen kleinen Umweg, der um etwa drei Kilometer länger ist als der direkte Abstieg. Wir wissen von unserer Querüberschreitung, daß diese Forststraßen teilweise sehr schöne Aussichtspunkte haben, also wird uns ganz bestimmt nicht langweilig. Diese Möglichkeit haben wir schon bei der Planung in Betracht gezogen, deshalb ist auch ein passender Track am Navi gespeichert.
In der ersten Kehre unterm Holzsteinmann machen wir pause und packen unsere Stöcke zusammen. Die brauchen wir heute nicht mehr. Hier ein schöner Ausblick zum gegenüber liegenden Kleinen Ötscher.
Von hier aus haben wir noch etwas mehr als 300 Höhenmeter und gut 5.4 Kilometer bis zum Ausgangspunkt zurückzulegen.
Blick zwischen Kleiner Ötscher und Saurüssel in den Winkelbachgraben. Da sind wir reingegangen, als wir den Saurüssel erstiegen und dabei (fast) umrundeten. Auf der Straße da unten werden wir dann gleich weiter wandern.
Am letzten Teilstück unserer Tour
Begegnung mit einem Außerirdischen
Donald Sutherland aus “Die Körperfresser kommen” wäre neidisch gewesen.
Der Saurüssel einmal ganz anders.
Auch ein Hammer. Das Bild 155555, aufgenommen um 15:55 Uhr zeigt mich, …
… wie ich, ebenfalls um 15:55 Uhr, das Bild mit der Nummer 155554 aufnehme.
Weitwinkelaufnahme Einmündung der Forststraße in die Bundesstraße 71
600m legen wir unmittelbar neben der Bundsstraße zurück, …
… dann sind wir nach gut acht Stunden …
… Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück. Wieder einmal ist ein wunderschöner Tag in der Natur zu ENDE gegangen. Dann pfüat Gott, auf Wiedersehen und bis zum nächsten Mal, irgendwo und irgendwann.