Am Mittwoch, dem 8. Dezember 2021 haben wir bei herrlichen, winterlichen Bedingungen am Sonnberg eine Runde gedreht. Wir haben zum Weißen Kreuz auf 969m die erste Spur gezogen und waren ganz alleine am Berg unterwegs. Es ist kein Wunder, daß ich diese kleine, aber wunderschöne Tour “Wintertraum” genannt hab. Fast genau ein Jahr später hab ich am selben Berg bei fast den selben Bedingungen wieder so eine winterliche Traumrunde gedreht und die Begeisterung über die schöne Landschaft war nicht geringer als im letzten Jahr. Groß war einzig der Unterschied in der Temperatur beim Abmarsch. Hatten wir bei der Bahnunterführung westlich von Oberland im vorigen Jahr moderate -6°C, zeigte die Außentemperaturanzeige heuer -21°C an. Der Himmel war vollkommen wolkenlos und es wehte nicht das geringste Lüftchen. Kaiserwetter! Diesmal war nicht Sonja, sondern Fred mein Begleiter. Ich glaub, wir haben beide diese kleine Tour herzlich genossen.
Ich hatte ein wenig länger geschlafen und als ich wach wurde, leuchtete der blaue Himmel beim Schlafzimmerfenster herein und die Temperaturanzeige stand auf -12°C. “Das scheint ein toller Tag für eine kleine Wanderung zu werden” dachte ich und hab den Fred kontaktiert. Wir waren uns gleich einig, ich hab meinen Krempel zusammengesucht und dann Abflug in den Süden.
Treffpunkt beim Fred. Temperatur -10°C, Kaiserwetter. Im Hintergrund ist der Höhenzug des Sonntagberg (nicht zu verwechseln mit dem Sonnberg bei Oberland! Letzterer ist höher!)
Parkplatz bei der Unterführung westlich von Oberland.
Ab der Kuppe bei der Firma Harreither ist die Temperatur von zuvor -15°C rapide in den Keller gesunken und stand bei der Unterführung auf Minus einundzwanzig Grad Celsius!
Aber wir wussten ja, was wir tun und waren dementsprechend ausgerüstet.
Genau um 9 Uhr geht es los. Wir verfolgen diese verschneite Forststraße bis vorne bei der Verengung am Waldrand, wo der Steig gleich steil rechts in den Wald abzweigt. Es gibt ein paar Fußspuren, die sich aber bald verlieren und wir sind die einzigen, die hier Spuren ziehen.
Hinter uns die Berge der Forsteralm vom Wetterkogel über Hirschkogel bis hinüber zum Gaflenzer Kaibling, einen Höhenzug, den wir am 28. Juli überschritten haben.
Gleich sind wir beim Eck, wo der Steig rechts abzweigt. Die Forststraße ist zwar nicht befahren, der Schnee in der Spurrinne ist allerdings wesentlich weniger tief als neben der Straße und somit, bis hierher zumindest, für Eddie leichter zu begehen. Eddie ist mein Yorkie, der mich selbstverständlich auch bei dieser Tour begleitet.
Ein bissl versteckt und verschneit zeigt dieses Schild den Weg an.
Und hier ist mein kleiner Schlumpfhund Eddie, der schon voller Begeisterung voraus eilen will.
Wir sind noch nicht einmal eine Viertelstunde unterwegs und schon beginnt Eddie, dem jungen Reinhold Messner immer ähnlicher zu werden.
Der Aufstieg führt uns querend auf einen Kamm, der uns zu einer Schulter unterm Gipfel des Weißen Kreuz bringen wird. Unterwegs gibt es auch ein paar Punkte mit einer hübschen Aussicht, wie hier. Da kann man sich davon überzeugen, daß was weiter geht.
Wir ziehen zwar die erste Spur, der Schnee liegt aber nicht sonderlich tief und wir können auch schön die Kontur de Steiges erkennen, dem wir folgen. Trotz der Kälte muß man seine Schritte aber recht genau setzen, weil der Schnee nicht so griffig ist wie im letzten Jahr, sondern in steileren Passagen mitunter recht rutschig. Vor allem die versteckten Wurzeln sind total vereist.
Eddie hat Dank Vierradantrieb keine Traktionsprobleme und zieht vor Freude wie ein Verrückter an der Leine. Die Landschaft ist märchenhaft schön.
Kleine Pause, einmal trinken, ich zieh mir die Fleece Jacke aus, weil der Pulli alleine auch warm genug ist. Fred fühlt sich mit Jacke, Handschuhen und Überfäustlingen noch immer recht wohl.
Wir nähern uns dem oberen Plateau, rund um uns nur steiler, verschneiter Wald.
10:11 Uhr. Knapp über eine Stunde bis hierher ist in Anbetracht der Umstände recht gut. Jetzt haben wir nur mehr eine kleine Senke zu überwinden und dann geht’s die letzten Meter rauf zum Gipfel.
Hier weiß ich, daß die Sicht gleich wunderschön wird. Fred kann das nicht wissen, weil der noch nie hier war. Der Schnee wird hier recht tief, bis Mitte Unterschenkel, so daß ich meinen Hund hinter mir gehen lassen muß, sonst verausgabt er sich beim Vorwärtsgraben.
Wo der Schnee nicht ganz so tief ist, lass ich dem kleine Schlumpf gerne den Vortritt. Es ist immer wieder unglaublich, welche Begeisterung Eddie bei jeder Tour mit bringt.
Wenn man sich jetzt beim Aufstieg zum Gipfel umdreht, kann man diese schöne Aussicht bewundern. Blick gen Südwesten. Etwas rechts der Bildmitte die Haller Mauern mit Großem Pyhrgas 2244m, Scheiblingstein 2197m bis zur Bärenkarmauer (Hexenturm) 2172m
Blick nach Nordwesten zur Lindaumauer 1103m (rechts der Bildmitte)
Ein Stück noch, dann hamas geschafft.
10:24 Uhr. Weißes Kreuz 969m (Die Höhenangaben sind unterschiedlich. Ich hab meine von der Karte 1:25 000 des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen.1971/89
Immer wieder erschütternd das Schicksal des David Hartlieb, der drei Söhne an den “Größten Führer aller Zeiten” verloren hat.
… bei so einem Wetter, in so einer Umgebung, ein Traum.
Blick über den Lugerbach-Graben nach Nordosten. Da gradeaus und irgendwo da unten ist Waidhofen an der Ybbs. Ganz hinten das Donautal ist schneefrei.
Grenzstein von 1849. Von hier bis hinunter über den Sulzkogel und wieder rauf zum Redtenberg zieht sich die Landesgrenze zwischen Niederösterreich und Oberösterreich.
Ein letzter Blick über diese herrliche Winterlandschaft, dann geht es wieder runter.
Wir gehen zurück bis zu der Stelle, wo wir herauf gekommen sind und dort steigen wir nicht links nach Oberland runter, sondern gehen gradeaus weiter, wo wir ebenfalls einige Höhenmeter absteigen. Wir bleiben allerdings am Kamm, der sich nach Südwesten zieht.
Hier stehen zwar auch immer wieder Grenzsteine, aber es handelt sich dabei nicht um die Landesgrenze. Bezirksgrenze, Besitzgrenze, was weiß ich, jedenfalls gibt es auch hier, wie bei jeder Grenze, eine Schneise, die den Steinen folgt.
Einer von mehreren Mugeln ohne Namen, die man entlang des Kammes findet. Wir bleiben immer am Kamm, auch wenn es ab und zu ums Eck geht.
Nicht links, nicht rechts, sondern gradeaus auf den nächsten Mugel ohne Namen.
11:40 Uhr. Jagdunterstand oberhalb eines Kahlschlages, von dem man schön auf Oberland und Umgebung sieht.
Unter uns liegt Oberland und Gaflenz, im Hintergrund kann man bis zum Scheiblingstein, zum Dürrenstein und zu den Bergen des Skigebiet Forsteralm sehen, die genau gegenüber von uns liegen.
Vom Kahlschlag geht’s nochmals kurz eine Mugel hinauf, dann sind wir am Sonnbergspitzl auf 900m.
11:53 Uhr. Sonnbergspitzl 900m
Hier gibt es auch einen Wegweiser, der den Weg zum Weißen Kreuz weist. Auch einen anderen Weg gibt es hier, nämlich den, der zum westlichen Ende des Sonnberg führt. Den kenn ich noch nicht und wir werden wohl in nächster Zeit oder im Frühling einmal den letzten Abschnitt des Sonnberges erkunden, den wir noch nicht kennen.
Vom höchsten Punkt des Sonnbergspitzl gehen wir gleich zum etwas niedriger gelegenen Gipfelkreuz weiter und hier trifft mich fast der Schlag. Das Gipfelkreuz ist noch da, aber unter Dach! Da steht eine riesige, offenbar relativ alte Seilwinde mit all ihren Verspannungen unter einem Holzdach. Möchte wissen, wie man diese Winde hierher gebracht hat? Die hat da keiner herauf geschleppt, das kann ich mir nicht vorstellen. Hubschrauber fällt mir da ein.
Da gibt es jetzt auch einen Kahlschlag und dadurch eine schöne Aussicht, die vorher nicht da war. Ich war allerdings schon eine Weile nicht mehr hier beim Sonnbergspitzl und das wird nicht die einzige Überraschung des Tages bleiben.
Die Seilwinde ist auf einen Holzschlitten montiert, fällt uns dann auf.
Die schleppen hier offenbar die geschlägerten Bäume mit Hilfe der Winde nach unten. Rauf hätte ja keinen Sinn, weil hier gibt es keine Straße, weiter unten aber schon.
Da haut es dir den Vogel raus.
Wir suchen uns jetzt einmal um und über die ganzen Verspannungen herum und hinweg einen Weg am Kamm nach unten.
Das Gelände ist mittelprächtig steil, aber der Schnee beginnt durch steigende Temperaturen (noch immer weit unter dem Gefrierpunkt, aber in der Sonne doch recht warm) immer mehr zu rutschen.
Das hier ist ein wichtiger Punkt, wenn man auf den Kohlbachkamm will, weil das hier der Abzweig ist. Entweder man achtet auf die Markierung am Baum (was immer die bedeuten mag) oder man schaut nach links, bis man den steilen Abstieg und den schönen Kamm unterhalb sieht. Hier direkt einfach runter.
Am Anfang muß man ein wenig aufpassen, weil da viele Holztrümmer unterm Schnee verborgen liegen, auf denen man ausrutschen kann, aber dann wird die Sache einfach und schön.
Da beginnt plötzlich eine Spur, die von unten hier her führt und dann wieder runter. Irgend jemand hat diese Stange mit rosa Farbe besprüht. Selbst der Schnee ist noch ganz rosa. Das kann nur vor ganz kurzer Zeit gewesen sein, gesehen haben wir jedoch niemand.
Die Spuren führen zum Ende einer neuen Forststraße, dann sind wir wieder mit Wildspuren alleine. Niemand ist hier gegangen, nur Wild.
Skigebiet Forsteralm gegenüber.
Der Kamm scheint ein recht gut begangener Wildwechsel zu sein.
Blick zum Schrabachauerkogel
Der letzte steile und rutschige Abschnitt, bevor wir wieder im Tal sind.
Nur mehr ein Stück, dann hamas.
Das ist allerdings steiler, als es auf den Bildern ausschaut. Und rutschig.
Da steht er noch, der Fred. Ich frag, “Wie geht es hier mit den Grödeln?” weil es hier so rutschig ist. “Super”, sagt Fred, “absolut kein Problem!”, dann hör ich sowas wie “Bumpf”, dreh mich zur Seite und mir kommt vor, da liegt einer hinter mir.
Da hatte es den Grödel am rechten Schuh dermaßen mit Schnee verpappt, daß er keinen Halt mehr geboten hat und Fred nahm eine Bodenprobe. Nix passiert, nur gelacht.
Wir sind wieder am Boden. Jetzt müssen wir noch da vorne zur Brücke, weil der Graben zu tief und immer mit Wasser gefüllt ist, um in einfach so zu überqueren, dann biegen wir gen Osten ab.
Eddie ist hier ein wenig arm dran. Seine kurzen Beinchen sind total mit Eiskugeln verklebt und er kann nur mehr schwer vorwärts steigen. Ich helfe ihm, das Gröbere zu beseitigen, damit er wieder halbwegs gehen kann. Den Rest werden wir daheim mit warmen Wasser beseitigen.
Dank der im Winter abgebauten Weidezäune können wir von hier aus (Gehöft Kohlbach) gleich quer über die Weiden fast bis zur Unterführung in Oberland gehen.
Die letzten zweihundert Meter auf einem Güterweg neben der Bundesstraße.
Jetzt haben wir auch Zeit, uns gegenseitig zu fotografieren.
13 Uhr. Nach genau vier Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück. Die Temperatur beträgt jetzt -8°C, der Himmel ist noch immer strahlend blau, ein paar schöne Stunden in der Natur haben ihr Ende gefunden. Fred, war schön, daß Du mit warst. Bis zum nächsten Mal.