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7. Februar 2023

2023. 02. 06. Oberland OÖ/Türkenschanze – Weißes Kreuz 969m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 11:55

Die Phase der Temperaturen um und über null Grad ist vorbei, es ist wieder kalt. In der Nacht um die -8°C oder weniger sind keine Seltenheit, Tageshöchstwerte um die – 2°C  die Regel und außerdem hat es ein paar Tage lang geschneit. In den Niederungen keine weltbewegenden Mengen, in höheren Lagen aber teilweise erheblich. Auf der Forsteralm beispielsweise waren die Skipisten grün. Jetzt sind dieselben Pisten im Schnee erstickt. Und genau gegenüber liegt der Sonnberg mit dem Weißen Kreuz 969m als höchstem Punkt. Wie es zu dieser Tour überhaupt kam, wäre ja eine eigene Geschichte, aber ich hülle mich lieber in gnädiges Schweigen. Jedenfalls war das keineswegs geplant, sondern hat sich durch verschiedene saublöde Umstände dann so ergeben. Wir standen dann halt bei der Unterführung in Oberland, und weil wir schon da waren, beschlossen wir, einfach dem Weißen Kreuz aufs Dach zu steigen. Wie am 23. Mai 2022, als ich auf der Viehtaler Alm draufgekommen bin, daß ich die falschen Schuhe eingepackt hatte und wir daraufhin, mit einem Umweg von über 100km, eine noch tollere Tour als geplant erlebten, so wurde auch diese vollkommen ungeplante Tour ein wunderschönes Erlebnis.

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Wir hatten ja gottlob alles im Auto, was wir brauchten und so war es schlussendlich egal, wo wir waren. Dazu brauchst du nur ein Seelchen wie die Sonja, dann gibt’s keinen Aufstand, sondern es spielt alles keine Rolle. 9:23 Uhr Abmarsch bei der Unterführung in Oberland. Temperatur -6°C, leicht bewölkter Himmel, etwas Sonnenschein und gute Laune waren die Zutaten für diese kleine Tour, die wir ja nach Bedarf ausweiten konnten. Uns schwebte eigentlich vor, den Sonnberg bis an sein westlichstes Ende zu überschreiten und dann mit dem Bus zum Bahnhof Oberland zurück zu fahren. Beim Abmarsch begegneten wir genau hier einer junge Dame beim Joggen und die meinte, wir sollten oben etwas aufpassen, es wäre sehr viel Schnee oben. Sie war, so sagte sie, am Vortag, also am Sonntag, oben.

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Hier, beim Zustieg zum Aufstieg, waren ja deutlich zahlreiche Spuren von Wanderern zu sehen die, wie wir annahmen, wohl alle am Sonntag da hinauf gewandert waren. Das heißt, selbst wenn viel Schnee liegt, müssten wir nicht die erste Spur ziehen, was manchmal schade, manchmal aber recht angenehm ist. In diesem Fall sollte sich das als erheblicher Vorteil herausstellen. Wir wussten noch nicht, wieviel Schnee da wirklich liegt.

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Schon der Feldweg, der zum Waldrand führt, war einigermaßen mit Schnee gefüllt. Das war kein Schnee, der uns tragen könnte, es war Schnee, der Eddie trägt. Wir mussten entweder in den Spur der Anderen gehen oder wir sind ständig eingebrochen, was dir einfach Nerven kostet.

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Hier, bei der Bank, wo der eigentliche Aufstieg beginnt, wurde es besser. Etwas weniger Schnee, dafür hart und tragfähig. Im gleich darauf folgendem steileren Stück lag wieder deutlich mehr Schnee, was den Aufstieg um einiges erleichterte! Im Schnee kann man hier Stufen steigen, was man ohne Schnee nicht kann. Das ist recht bequem, stellte sich heraus.

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Bei der Querung zum Grat wurde schon klar, daß wir hier deutlich mehr Schnee hatten, als wir das hier jemals erlebten. Aber es hatte uns ja jemand am Vortag die Spurarbeit abgenommen. Deutlich war aber auch zu erkennen, daß die Anzahl der Personen, die den Aufstieg tatsächlich in Angriff nahmen, um einiges geringer war als die Anzahl der Personen, die zum Waldrand wanderten. Das waren offenbar nicht wenige, die schon beim Einstieg den Hut draufgehaut haben.

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9:55 Uhr. Wir haben das Ende des ersten Steilaufschwung und damit den Waldgrat erreicht, der uns jetzt nach oben führen wird. Selbst wenn niemand eine Spur vor uns gezogen hätte, müsste man von hier aus nur dem Grat folgen, um hinauf zu kommen, ohne dabei in unliebsames Gelände abzudriften. Rechts geht’s ziemlich steil hinunter, links etwas moderater.

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Der Schnee war hier vielleicht so um die 20 bis 25 Zentimeter tief, schön hart und tragfähig. Es müssen gut sechs Leute gewesen sein, die diese Spur im Auf- und Abstieg (wie sich später zeigte) getreten haben. Am Sonntag muß der Schnee auch um einiges weicher gewesen  sein als heute. Das erkennt man daran, daß manche Fußabdrücke um einiges tiefer eingebrochen sind als andere. Heute war das wesentlich tragfähiger.

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An guter Laune hat es jedenfalls nicht gemangelt. Waldorf & Statler

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Der zweite Aufschwung ist flacher, aber deutlich länger als der erste und führt, dem Grat folgend, wunderschön durch den verschneiten Wald.

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Mein Schlumpf schaut schon wieder aus wie Reinhold Messner.

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Wie gut es war, daß jemand am Vortag diese Spurarbeit geleistet hatte, zeigte sich ab hier. Der Schnee war seit dem Vortag Dank den tiefen Temperaturen hart gefroren, neben der Spur…

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… schaust du dann schon ein wenig älter aus, wenn du kein Yorkie bist. Hier waren es gut 60 Zentimeter Schnee, Tendenz steigend.

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Das Tempo wurde deutlich langsamer, aber der Laune hat das nicht geschadet.

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Das Ende des letzten Steilaufschwung. Hier war der Schnee schon fast einen Meter tief und auch nicht mehr so tragfähig. Sonja und ich hatten ja die Spur, die hier wohl nur mehr von sechs Leuten getreten wurde, Eddie hingegen wühlte oft wie ein Dachs durch den Schnee. Der muß sich in unserer Spur vorgekommen sein, als ginge er in einer Künette.

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Wir sind einem kurzen Flachstück gefolgt, das dann sanft abfallend in diese (wo wir grade sind) kleine Senke vor dem Gipfelanstieg führt.

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Als wir hier ankamen, hab ich mich gefragt, “Was ist da passiert?” Hier kann man zählen, wie viele Personen hier waren und wie viele sich bis zum Gipfel durchgewühlt haben. Da vorne an einer harten Firnplatte enden die Spuren bis auf zwei, die auf und wieder abgestiegen sind. Der Rest, vermutlich nicht mehr als drei Personen, haben es hier gut sein lassen, warum auch immer.

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Die Sonne ist zwar verschwunden und es ist recht kalt, aber kaum windig. Die Landschaft ist ein herrlicher Anblick.

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11 Uhr. Weißes Kreuz 969m. Die Schneehöhe ist beachtlich, wenn man bedenkt, daß hier auf einem Felsabsatz eine Banks steht. Absatz und Bank, die unterm Schnee verschwunden sind.

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Nachdem wir uns ins Gipfelbuch eingetragen haben, rasten wir auf der Bank unterhalb und bewundern die Aussicht.

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Der alte Rechen gehört einfach dazu. Keine Ahnung, wie lange der da schon heroben ist. Der würde mir direkt schon fehlen.

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Rauftierfütterung. Jetzt macht sich auch bezahlt, daß ich wieder einmal die schwere Thermosflasche (Aladdin Stanley 1984 Made in USA) mitgeschleppt hab. Ich hänge an dem Ding und hab die Originalverpackung dazu, aber manchmal muß sie einfach an die frische Luft und das tun, wofür sie gebaut wurde. Und das tut sie ausgezeichnet. Nur schwer ist das Ding halt (1241g)

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Baumstämme dick vereist.

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11:33 Uhr. Frisch umgezogen und dick verpackt steigen wir wieder nach unten.

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Genau in Bildmitte hinterm Baum die Lindaumauer 1103m, rechts Spindeleben 1066m

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Dieser Teil ist für Eddie sehr unangenehm, weil er hier immer wieder einbricht. Unserer Spur kann er auch kaum folgen, weil unsere Fußstapfen so tief sind, daß er rein fällt. So wühlt er sich halt wie ein Dachs durch den Schnee. Das ist in diesem Fall kein Problem, weil dieser Zustand nicht weit anhält, bevor der Schnee wieder tragfähig wird. Das war auch der Grund, warum wir, erstmals, seit wir zum Weißen Kreuz hoch steigen, am selben Weg zurück gehen wie im Aufstieg. Wir müssten neu spuren und für Eddie wäre es viel zu kräfteraubend, uns zu folgen.

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Wir hatten eigentlich vor, hier gradeaus weiter zu gehen bis zum Sonnbergspitzl und dann noch weiter bis zum westlichsten Ende des Sonnberges. Da kämen wir ganz in der Nähe der Bahnunterführung auf einer Forststraße wieder raus. Bei dieser Schneelage und mit Eddie konnte davon allerdings gar keine Rede sein.

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Ach herrje, jetzt hat sie den Baum kaputt gemacht.

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Wir haben uns gefragt, wo der her kommt. Da war kein Stumpf, zu dem er gehören könnte. Hier sieht man es. In ungefähr fünf Meter Höhe hat es diesen Baum abgerissen. Nach den letzten Schneefällen war das nicht der Wintertraum, wie wir in am 8. Dezember 2021 hier vorgefunden haben. Damals war es zwar bitter kalt und es hatte ebenfalls frisch geschneit, aber das waren keine Schneemassen und der Schnee war leicht wie Daunen. Der Schnee der letzten Schneefälle war schwer, blieb darum auch nicht auf den Bäumen und Sträuchern liegen und das Gewicht hat einige Bäume um- oder abgerissen. Wir haben einige liegen gesehen.

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Glei sama wieder unten.

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Wir sind wieder beim Bankerl am Anfang, und diesmal tun wir was, was wir hier noch nie getan haben.

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Weil wir hier zwar schon oft auf, aber noch nie abgestiegen sind, sind wir auch noch nie auf dieser Bank gesessen. Das änderten wir heute. Sitzen, rasten, die Gegend anschauen und den Rest aus der Thermoskanne trinken. Und Eddie bekommt nochmals was zu fressen.

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Nochmals über den verschneiten Feldweg…..

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… und dann hat um 13 Uhr nach dreieinhalb Stunden unser winterlicher Ausflug aufs Weiße Kreuz ein Ende gefunden. Ja, was wäre gewesen, wenn ich meinen Stecken nicht vergessen hätte?

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