Der Wetterbericht spielt, wie seit rund drei Jahren, wieder verrückt. Nein, nicht das Wetter! Der Wetterbericht. Innerhalb von 24 Stunden kann sich die Vorhersage um 360° ins Gegenteil verkehren (©Annalena Bearbock, deutsche Außenministerin). Darum hat es auch wenig Sinn, am Vortag bei ZAMG nachzuschauen, welches Wetter dich morgen beim Wandern erwartet. Um 7 Uhr in der Früh steht sowieso was anderes dort und die Realität schaut nochmals anders aus. Ergo haben wir uns angewöhnt, wir planen etwas, fahren ins Zielgebiet und schauen dann, ob das Geplante möglich ist, sonst machen wir halt was anderes. Und das hat am Montag, dem 3. April dazu geführt, daß wir nicht bei Schlechtwetter den Gamingstein bestiegen, sondern ich bei recht passablem Wetter der Sonja den Urmannsberg zeigte. Diese Tour ist fast mit der vom 7. März identisch, als ich erstmals den Urmannsberg bestieg und erkundete. Der Hauptunterschied ist, daß wir beim Abstieg den gesamten Südwestgrat bis hinunter zu den Stacheldrahtverzäunten Weiden verwendeten. Ach ja, und ein Unterschied war noch der ganz leichte Schneefall, der die Wanderung teilweise fast märchenhaft machte.
8:06 Uhr. Blick vom Neuhofner Hochkogel in den Süden.
9:07 Uhr am Parkplatz im Ortszentrum neben dem Gamingbach. Wetter: Stark bewölkt, die Wolken sind aber hoch. Kein Nebel. Temperatur um 0°C. Adjustierung passt, Hund an der Leine, Auto versperrt, es kann los gehen.
Über die Eisenstiege und dann zum Hofsattel
Aha, Anfangsdatum eingetragen, aber kein Enddatum. Ungültig. Hätte wir Motorsägen gehört oder etwas von Arbeiten bemerkt, wären wir hier nicht gegangen. So viel Hausverstand haben wir selber und lebensmüde sind wir auch nicht. Aber so gehen wir weiter. Da stand noch auf einem Zettel, der Kirchsteinweg ist gesperrt. Diesen Weg wollen wir nicht gehen. Wir gehen zum Hofsattel.
Bei einer Linkskehre mit Bank das nächste Schild. Anfang und Ende richtig ausgefüllt. Passt. Wir haben nicht vor, vorige Woche hier zu gehen. Wir haben auch nicht vor, heute hier zu gehen, weil wir hinter der Bank ein schlecht sichtbares Steiglein nehmen, das eine Abkürzung ist.
Wir haben die steile Abkürzung geschafft und sind wieder am regulären Weg. Nirgends Arbeiten zu sehen, nirgends Motorsägen zu hören. Kein Mensch hier, außer wir und Eddie.
Hübscher Ausblick entlang der Starkstromleitung zwischen Gamingstein und Fadenauberg
Der erste Blick zum Urmannsberg, der so weit hinten liegt, daß er von der Hauptstraße aus nur an zwei Stellen zu sehen ist, wenn man weiß, wo man schauen muß.
Am Abzweig nach rechts unten sind wir vorbei gegangen und haben ein paar hundert Meter weiter hier auf 600m Seehöhe den Hofsattel erreicht.
Weg neben dem Hofsattel. Da unten ist ein Baum mit einer schwarz/weiß Markierung. Dort der Steigspur und den Markierungen folgen.
Rückblick zum Hofsattel. Vom Hofsattel aus sind noch ungefähr 200 Höhenmeter zu überwinden, etwa in der Mitte ist eine Forststraße zu queren. Oder man macht es so wie wir.
Wir sind auf der Forststraße, die offenbar nur mehr selten benützt wird. Deutlich ist die Querung des Steig zu erkennen. Wir sparen uns diese Querung und gehen im Uhrzeigersinn auf diesem Waldweg weiter bis zum seinem Ende.
Da hinten ist das Ende der Forststraße. Wenn man bis ganz nach hinten geht, kann man rechts am Hang Steigspuren erkennen. Diesen Spuren folgen wir aufwärts. Bei nassem Wetter muß man dort ein wenig aufpassen. Das Gelände neben dem Steig ist recht steil.
Etwas trüber Blick zum Industriegebiet von Kienberg. Es schneit ständig leicht, als würden Daunen vom Himmel fallen.
Recht flott hat man die steile Böschung überwunden und erreicht wesentlich gemütlicheres Gelände.
Das Gröbere vom Aufstieg haben wir geschafft. Ab jetzt überschreiten wir den Urmannsberg von Osten nach Westen. Da links vorne gäbe es noch einen Steig, der steil nach unten führt. Viel Laub liegt dort, das recht nass war.
Schon nach wenigen Metern verengt sich der breite Rücken, auf dem wir aufstiegen, zu einer schmalen Schneide. Links ein durchwegs steiler, tiefer Abbruch, rechts ist die Hangneigung meist deutlich moderater.
Das ist einer der Gründe, warum ich der Sonja unbedingt den Urmannsberg zeigen wollte. Von hier aus sieht man wunderschön zu Wieskogel, Naskogel, zum Schwarzenberg und in den Haindlgraben. Wir haben ja zusammen (mit Fred) am 6. Juli vorigen Jahres den Steig entlang der alten Holzriese im Haindlgraben erkundet und ich wollte ihr zeigen, wie der Haindlgraben vom Nachbarberg aus aussieht. Außerdem kann man dort drüben eine schöne Runde um den Naskogel herum wandern und dabei den Wieskogel, den Naskogel und den Schwarzenberg besteigen, wie ich das am 16. März gemacht hab. Bei dieser Wanderung ist es vorteilhaft, vorher am Urmannsberg gewesen zu sein, weil man dann weiß, wie das vom Nachbarberg aus ausschaut.
Was man leider am Bild nicht festhalten konnte, war der ständige, leichte Schneefall, der so märchenhaft schön war.
Steinhaufen mit kleinem Holzkreuz. Wenn man den Aufstiegsweg vom Hofsattel mit der Lage dieses Steinhaufen vergleicht, dann ist das sicher nicht der höchste Punkt des Urmannsberg, sondern ein Privatgipfelkreuz. Macht aber nichts. Es ist hübsch und schön gelegen.
Das Steiglein führt uns hart am südlichen Abbruch entlang weiter, dem westlichen Ende des Berges entgegen…
… wo sich auf einem Felszinken diese kleine, eiserne Gipfelkreuz befindet. Dies entspricht schon eher der auf den Karten eingezeichneten Lage des höchsten Punktes. Im Grunde ist es aber egal. Die Suche nach dem höchsten Punkt hier ist bestenfalls eine Macke, aber nicht so wichtig.
Jetzt verengt sich der Bergrücken noch weiter und kündigt so das Ende des Berges an.
Nochmals ein Blick zurück zur deutlich ausgeprägten Nase, die dem Naskogel (vermute ich) den Namen gab.
Gaming unter uns, rechts hinten in Bildmitte der Zürnerberg, rechts im Vordergrund unser Nachbar, der Dreieckberg.
Wir haben das Ende des Urmannsberg erreicht. Ab jetzt geht es bergab.
Den ersten Teil des Abstiegs bis zur Forststraße kenn ich schon, der weitere Verlauf ist mir neu.
Abstiegsroute ungefähr. Man quert dabei zweimal eine Forststraße. Die Fortsetzung auf der anderen Seite ist mit ein wenig Geschick und Phantasie jedes Mal leicht zu finden.
Der erste Teil des Abstieges ist nicht zu verfehlen. Deutlich führt ein schönes Steiglein nach unten.
Schön und unschwierig mäandert das Steiglein durch den steilen Wald.
Der erste und mir bekannte Teil neigt sich dem Ende zu. Da unten ist die Forststraße zu erkennen, die wir gleich queren.
Wir queren die Forststraße und gehen sofort bis zum steilen Abbruch weiter. Dort folgen wir der Abbruchkante nach rechts, bis ein schmales Steiglein entlang des Abbruches nach unten führt. Genau diesem Steiglein folgen wir wieder.
Hübscher Ausblick entlang der Tormäuerstraße nach Osten.
Man findet auch die eine oder andere Markierung, der Weg ist aber nirgends eingezeichnet.
Unter uns eine steile Felswand, gegenüber von uns die Parkplätze und der Holzplatz am Filzmoossattel und der Schwarzenberg.
Man muß hier aufpassen. Es gibt einen schönen, breiteren und recht deutlich zu erkennenden Steig, der durch den Wald abseits der Steilabbrüche nach unten führt. Wo der hin führt, weiß ich nicht. Wir bleiben immer am Grat nach unten.
Jetzt kann man auch schon in die Hofrotte sehen.
Dieser Abstieg macht richtig Freude.
Da unten ist die nächste Forststraße zu erkennen.
Dieses Kreuz ist auf richtigen Landkarten eingezeichnet. Am 18. Dezember 1933 ist hier um halb zehn am Vormittag ein Bundesförster bei Arbeiten von einer Lärche erschlagen worden. 33 Jahre ist der arme Karl nur geworden. Wenn man der Forststraße nach links folgt, kommt man genau zum Parkplatz am Filzmoossattel.
Wir wollen aber nicht zum Filzmoossattel, sondern weiter da runter. Nach etwas Nachschau halten hinterm Kreuz finden wir auch Steigspuren nach unten.
Hier findet sich auch ein nettes Plätzchen zum Rasten.
Nun ja. Wir sind dann diesen Steigspuren weiter nach unten gefolgt und auch tatsächlich bis ganz nach unten auf eine Weidefläche gekommen. Das Steiglein nach unten ist kein Problem, dafür der viele Stacheldraht um die Wiesen. Das beginnt schon am Waldrand. Stacheldraht, wohin man schaut. Wir steigen am westlichen Ende einer Felswand wieder einige Höhenmeter nach oben, weil wir glauben, weiter östlich wäre kein Stacheldraht. Das war ein Irrtum. Es ist egal, was man hier tut, überall ist Stacheldraht. Wir sind dann durch dieses Loch unterm Zaun gekrochen (vermutlich nicht die ersten), haben die Weide gequert und mußten dann nur noch einmal einen Stacheldraht überqueren, dann waren wir auf der Tormäuerstraße ein Stück westlich unterm Filzmoossattel.
So, Rucksack wieder auf den Rücken und weiter geht’s zum nächsten Stacheldraht.
Wir dachten, das wäre sowas wie ein Viehgatter, wo man durchgehen kann. Falsch. Das ist ein Jägeransitz, links und rechts mit drei Reihen Stacheldraht gesichert.
Der letzte Stacheldraht des Tages ist leicht zu überwinden.
Genau am Abbruch entlang dieser Felswand da drüben führt das Steiglein nach unten.
Pffff, jetzt einmal eine kleine Rast.
Blick zu Hofsattel und Urmannsberg.
Das kleine, alte Häuschen fasziniert mich.
Getränkebrunnen am Fischteich.
Verlassenes (aber nicht verwahrlostes) Häuschen, bei dem ich mich frage, wann zum letzten Mal jemand durch diese Tür ging oder durch diese Fenster nach draußen geschaut hat.
Das Gamingbachaquädukt ist ein Teil der II. Wiener Hochquellenwasserleitung, die mit einer Länge von 182km Wien mit Trinkwasser versorgt und im Dezember 1910 von Kaiser Franz II. eröffnet wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob wir mit unserem ganzen politischen Schwachsinn heute noch in der Lage wären, sowas zu bauen. Innerhalb von 10 Jahren wurde der Bau durchgezogen! Kann man sich unter heutigen politischen Bedingungen (Technik-, wissenschafts- und menschenfeindlich durch die Grünen) gar nicht mehr vorstellen.
13:10 Uhr. Nach rund fünf Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück und ein paar schöne Stunden in der Natur sind zu ENDE.