Am Montag hat das Wetter für Dienstag schlecht ausgeschaut, also was mach ma? Der Gamingstein wäre eine Option. Keine Aussicht, Wetter also egal. Ich war vor zwanzig Jahren letztmals oben, Sonja noch nie. Oder Ybbskogel. Haben wir vom Nachbarberg aus gesehen, oben waren wir beide noch nie. Vermutlich auch keine Aussicht, ergo Wetter egal. Am Dienstag in der Früh fällt mir etwas anderes ein. “Gehen wir in Weyer auf den Kreuzberg (611m) und anschließend weiter auf das Mühleck (648m). Da führen laut Karte Wanderwege hin, ergo spielt das Wetter sicher keine große Rolle”. Also fahren wir im frühen Vormittag nach einer Kaffeepause nach Weyer.
Karte zur Tour. Einige Passagen und Wege, die wir gingen, sind offenbar auf keiner Karte eingezeichnet und darum ist die gegangene Strecke nicht hundertprozentig mit der eingezeichneten identisch.
Bei der Abfahrt ist es noch schwer bewölkt, bei Kematen beginnt es zu regnen und in Gleiß hört es auf zu regnen. Es beginnt zu schütten. Unbeirrt fahren wir weiter. Wenn’s in Weyer noch immer so schüttet, haben wir ausgemacht, dann drehen wir um, kaufen in Kematen beim Poldi ein paar schöne Stück Schopfbraten und lassen die Kochtöpfe glühen. In Gaflenz lässt der Regen nach und in Weyer hört er ganz auf. Wir parken am öffentlichen Parkplatz beim Bahnhof und ziehen uns um. Sicherheitshalber gleich von Anfang an mit GTX Jacke und Hose. Der Rucksack ist so recht leicht, weil außer Wasser für mich und Eddie praktisch nix mehr drinnen ist, Eddie wird angeleint und es kann los gehen. Ah, ja. Wir kennen uns beide nicht aus, haben aber eine Karte und ein paar Ausdrucke von digitalen Karten mit, also zuerst einmal schauen, wo wir hin müssen.
9:35 Uhr. Zuerst einmal auf der Bahnhofspromenade nach links (Südwesten) bis zu einer Unterführung und dort nach rechts durch.
Hier folgen wir diesem Wegerl ein Stück.
Wir wissen absolut nix vom Kreuzberg, nur soviel, wie die Karten hergeben. Da sind ein ganzer Haufen Steige eingezeichnet, aber wie die heißen und wo die genau hin führen, wissen wir nicht und können uns nur auf unsere Karte und auf das Gefühl verlassen.
Ein Zug rumpelt unter uns vorbei. Im Hintergrund das Rapoldeck 1195m, der Vorgipfel vom Schrabachauerkogel sozusagen.
10 Uhr. Unter der GTX Jacke wird es heiß. Wir packen sie in die Rucksäcke, lassen die Hosen aber noch an. Man weiß ja nie. Ich witzle noch, “Wir werden wohl den ganzen Tag keinen einzigen Regentropfen mehr sehen!” Wir hatten noch keine Ahnung, welche Sauerei diese Tour noch werden sollte.
Die Wanderwege sind hier wunderschön (weiter unten hatte es einen Baum umgerissen und damit den halben Weg mit, aber daran wurde grade gearbeitet), topfeben und auch von alten, einigermaßen fitten Menschen (wie mich zum Beispiel) gut zu begehen. Hier zweigt allerdings ein hübsches Steiglein nach oben ab und wir werden neugierig. Ziel steht keines drauf, nur ein Namen. Aber ist ja egal. Er führt nach oben, ergo in die richtige Richtung.
Alleine diese kleinen Taferl zeigen, wie viel Liebe zum Detail da drinnen steckt, und so sind die Steige des ganzen Kreuzberg angelegt. Unglaublich liebevoll gebaut und gepflegt.
Das Königsbankerl am Königswegerl
Hier hatte offenbar ein Sturmschaden einen Baum mitsamt dem Weg weggerissen.
Nachdem wir ein normales Wanderwegerl (Wanderautobahn) queren, geht’s in gleicher Art aufwärts weiter. Diesmal heißt das Steigerl Himmelstufen.
Das Steigerl ist angenehm steil und steht einem durchschnittlichem Alpinsteig in nichts nach, und tatsächlich, hier gibt es Stufen.
Die führen gottlob nicht direkt in den Himmel, sondern zum Gipfel des Kreuzberg.
Blick über Weyer in Richtung Gaflenz (Nordosten).
Blick in Richtung Süden zum Kuhberg 1415m.
Waldorf & Statler. Die Laune ist bestens, die Regenhosen haben wir schon abgelegt und im Rucksack verstaut. Die Welt ist schön.
Hinter den Gekreuzigten geht’s gleich flach weiter in Richtung unserem nächsten Ziel, das Mühleck (zumindest hatten wir das vor). Ob man den linken oder rechten Weg nimmt, spielt keine Rolle. Beide treffen sich weiter hinten wieder und führen in die gleiche Richtung.
Das Steiglein führt durch einen herrlichen Wald…
… zu dieser Kreuzung. Laut unserer Karte wäre es egal, ob wir der Forststraße links folgen oder dem Waldweg in der Mitte. Wir folgen dem Waldweg in der Mitte, der zu einem schönen Steig wird.
Diese Taferl und Markierungen sind nur für diejenigen hilfreich, die im Besitz einer Karte sind, auf der diese Nummern und Steige verzeichnet sind. Aber wer Augen im Kopf hat und eine Karte, der braucht diese Taferl eigentlich nicht. Äh, ja, theoretisch zumindest. Auf einem dieser Hinweisbäume war dann ein Holztaferl, auf dem Stand “Feichteck” und zeigte nach links. Ein Feichteck hatte ich nicht geplant und ich mußte nachschauen, was das ist und wo das ist. Es stellte sich dann heraus, das Feichteck ist mit seinen 1114m der höchste Gipfel dieses gesamten Berges. Ein Blick genügte, dann war unser ursprüngliches Ziel, das Mühleck, kein Thema mehr. Unser nächstes Ziel hieß ab sofort Feichteck. Sofern wir den Weg dorthin finden!
Das Weg hier ist ein absoluter Wahnsinn. Da kannst du fast mit Rollschuhen fahren.
Jetzt gibt es auch immer wieder eine schöne Aussicht. Hier beispielsweise zum Dürrensteigkamm und zum Ennsberg.
Wir sind wieder bei einer Forststraßenkreuzung, gehen an den Rand der Geländekante und schauen, was es zu sehen gibt.
Zwei Forststraßen zweigen nach links ab, eine nach rechts. Wir nehmen den Steig in der Mitte…
… unter der Hochspannungsleitung durch (die man zur Orientierung auf der Karte verwenden kann)
Hier ist nicht das Parlament. Hier werden keine großen Versprechungen gemacht und nicht gehalten.
Rechts der Ennsberg, in Bildmitte der Kuhberg und links hinten die schneebedeckten Gipfel des großen und kleinen Buchstein.
Wir kamen zu einem Abzweig. Rechts hätte ein schönes Steiglein in großem Bogen zum Mühleck geführt. aber gradeaus führen Steigspuren einem Kamm entlang nach oben. Wir wollen ja inzwischen zum Feichteck und dazu müssen wir nach Westen, ergo passt dieser Anstieg am Kamm recht gut zu unserem Vorhaben. Markierungen gibt es hier nur sehr wenige und man weiß eigentlich nicht, was sie markieren beziehungsweise, wohin dieser markierte Weg führt.
Dieser Kamm da hinauf hat es in sich. Bezaubernde Blumen…
… Hammer Aussicht! Links im Vordergrund der Heiligenstein, dahinter der Kamm, der vom Holzerkogel bis zum Wetterkogel oder zur Amstettner Hütte führt. Ganz rechts das Rapoldeck.
Ein Stück weiter oben wird die Aussicht noch besser. Links Rapoldeck, in Bildmitte (schneebedeckt im Hintergrund) die Buchsteingruppe und rechts der Ennsberg. Genau vor und unter uns der Kamm zum Kreuzberg.
Eine lange Querung führt uns nach links und erinnert ein wenig an den Knappensteig in Eisenerz.
Wir gewinnen immer mehr an Höhe und die Aussicht wird immer besser. Rechts im Hintergrund der Hegerberg (Lärmerstange 1477m), den wir am 19. Juli 2022 überschritten und auch so schon öfters besucht haben.
Dieses Schild sagt, hier geht’s (rechts) in einer Stunde zum Feichteck. Ein Stück weiter steht nochmals so ein Schild, daß genau das selbe verspricht. Markierungen gibt es hier keine mehr. Karte und Gefühl bestimmen hier den Weg.
große Überraschung!, zu einer Almwiese. Die Fußspuren im Schnee sagen mir, wir sind hier richtig. Um diese Jahreszeit geht hier keiner, weil hier so eine schöne Wiese ist. Da gehen Leute, weil sie zum Feichteck wollen oder von dort kommen.
Hier bekommen sogar die Bäume kalte Füße. Wir nutzen diese Bäume kurz als Deckung, weil es leicht zu regnen begonnen hat. Nur leicht, und darum ziehen wir auch die Regenhosen nicht an, sondern nur die Jacken.
Blick zum Ennsberg und zum Dürrensteigkamm (Almkogel bis Burgspitz)
Ein steiler Karrenweg führt weiter hinauf.
Grenzstein von 1851. Wieder einer mehr in meiner Sammlung (NEIN, ich hab den nicht mitgenommen! Nur fotografiert!)
Langsam, ganz langsam wird die Witterung rund um uns herum unwirtlicher.
Vor und über uns breitet sich eine riesige Almwiese aus. @monsieurpeter hat in seinem Blog eine interessante Geschichte zu dieser Wiese.
Selbst mitten in der Wiese steht einer dieser Grenzsteine.
Irgendwie hab ich das Gefühl, da kommt ein Sauwetter auf uns zu und wir machen ein wenig schneller, weil wenn uns auf so einer großen, uns ungekannten Wiese der Nebel überrascht, dann wird’s lustig.
Dort beim Wald wird das Gelände noch höher, also dort hin. Wir sind auf der Suche nach dem Gipfel.
Stacheldraht hatten wir schon lange nicht mehr….
Zum ersten Mal ein Blick nach Nordwesten. Ich hab hier keine Ahnung, was was ist.
Nachdem wir hier vollkommen fremd sind, freuen wir uns auf ein paar Felsen und einen kleinen Grat…
… aber das Gelände ändert sich gleich wieder und es geht, irgendwie wider Erwarten, immer weiter aufwärts. Es ist ein wenig schwer zu sagen, wie hoch wir hier sind, aber ganz offensichtlich noch lange nicht am Gipfel. Da vorne wird es immer höher und höher.
Erinnert alles irgendwie ein wenig an den Kamm des Schrabachauerkogel
Wir sind richtig gespannt, wie’s weiter geht. Der leichte Regen stört uns nicht, fällt gar nicht mehr auf. Nur mehr Neugierde, was als nächstes kommt.
Der Mugel da drüben (gleich hinterm Baum) könnte der Reutkogel 1025m sein, sagt die Karte.
Da vorne wird’s noch um einiges höher.
Das am rechten Bildrand könnte die Lindaumauer sein.
Es ist hier zwar rundherum sehr verwachsen, aber das (unmarkierte) Steiglein ist tadellos zu begehen.
Ganz klar nein! Da vorne ist es noch um einiges höher.
Aber jetzt! 12:47 Uhr. Feichteck 1114m gradeaus.
Den Stein hat die Sonja mitgenommen. Der hat jetzt ein gutes Zuhause. Ob der jemals wieder auf Reise gehen wird, ist fraglich. Auch bei mir lagern solche Steine auf diversen Fensterbrettern und erinnern mich an schöne Touren.
Gleich daneben finden wir noch einen kleinen Steinhaufen und ein improvisiertes Gipfelzeichen.
Es wäre ja recht schön hier. Besonders bei schönem Wetter. Unser Wetter wird leider immer miserabler und darum halten wir uns nicht lange auf und gehen gleich weiter.
Weiter geht’s in östlicher Richtung und damit überschreiten wir den gesamten Kamm des Feichteck.
Nochmals ein Blick zurück, dann müssen wir leider weiter.
Der Schnee ist sehr unangenehm sulzig. Das rutscht wir Schmierseife.
Wir sind im Osten auf diese Schotterstraße getroffen und folgen dieser im Uhrzeigersinn praktisch um den halben Berg herum. Da oben irgendwo sind wir vorhin herumgestiefelt.
Jetzt heißt es nur mehr, einen Weg zu finden, auf dem wir sinnvoll zurück nach Weyer kommen.
Da hat es einen Baum abgerissen, dessen Stamm und Trümmer quer über der Straße liegen.
Passt. Da vorne sind wir von links unten herauf gekommen und dann über die Wiese am Waldrand nach oben gestiefelt. Jetzt gehen wir da wieder runter.
Dieser Karrenweg ist jetzt schon ein alter Bekannter.
Nochmals ein Blick zurück, dann geht’s abwärts.
Zumindest vorerst einmal bis zu diesem Jagdunterstand. Hier rasten wir, weil das die einzige trockene Gelegenheit dazu ist. Eddie bekommt was zu fressen und wir trinken einmal. Fressen und trinken kommt heute irgendwie ständig zu kurz.
Forststraße Holzlucke. Hier waren wir schon und ich hatte mich gefragt, wo den dieses Feichteck sein könnte? Jetzt wissen wir es.
Auch hier waren wir heute schon einmal, aber diesmal sind wir im Abstieg, es regnet schon recht ordentlich und wir wollen einen Weg nehmen, den wir noch nicht kennen. Also steigen wir einem schmalen Pfad (Weyer Abzweig Kreuzberg) folgend nach unten.
Die Richtung kann nicht so falsch sein. Vor uns im Dunst das Rapoldeck.
Jetzt sehen wir auch, wo wir uns da bewegen. Wir sind auf einem Nebenkamm und links neben uns ist der Kamm des Kreuzberg. Das kann ja heiter werden. Wo kommen wir da unten raus und warum stand dort etwas von einer Kreuzung zum Kreuzberg?
Die Auflösung ist ganz einfach. Wenn man diesem Pfad folgt, kommt man zu einer Forststraße und wenn man links abbiegt und der Straße folgt, erreicht man die Kreuzung bei der Hochspannungsleitung, wo wir heute schon einmal waren. Laut Karte sollte eigentlich schon vorher ein Steig zum Kreuzberg abzweigen. Wir machen allerdings etwas komplett anderes. Wir queren die Forststraße und gehen durch eine Art Hohlweg (durch die Nässe sehr rutschig!) schnurgrade nach unten weiter…
… bis wir auf die nächste Forststraße treffen. Hier biegen wir links ab und folgen ihr nach unten. Dabei kommen wir an einer Kreuzung vorbei, die wir kennen. Man kann dort ein Auto parken und zu Rotmauer und Falkenstein gehen.
Hier steht wieder einmal ein Schild. Wo Neudorf ist, weiß ich, aber mit Grossberg kann ich nichts anfangen. Wir gehen weiter, bis die Asphaltstraße beginnt.
Das ist hier. Und dies ist gleichzeitig das letzte Foto des Tages. Nein, es ist nicht deswegen, weil ich keinen Film mehr mit hatte. Der Regen war inzwischen so stark, daß unsere Hosen pitschnaß waren. Die Überhose hätte keinen Sinn mehr gehabt. Mein Mobiltelefon war ebenfalls schon nass und ich schaltete es hier aus und steckte es in den Rucksack. Von hier aus zurück zum Bahnhof ist aber nicht schwer zu finden. Der Straße über eine Links- und eine Rechtskehre nach unten folgen, nach der Rechtskehre einem Feldweg folgen, der links abzweigt (jetzt im Frühling kann man über die Wiese abkürzen), bis ,man wieder auf eine Asphaltstraße kommt. Dort kurz links und dann über eine Rechtskehre ein Stück hinauf. Der Straße bis kurz vor ihr Ende folgen und links auf einen schmalen Weg (Schild “Weyer”) zurück nach Weyer. Man kommt genau bei der Bahnpromenade heraus und folgt dieser bis zum Bahnhof in Richtung Nordosten. Schade finde ich, daß ich die Baustelle der Umfahrung nicht fotografieren konnte. Der Eingang des neuen Tunnel schaut wirklich gut aus. Um 15 Uhr waren wir nach gut fünf Stunden und fünfundzwanzig Minuten wieder am Ausgangspunkt zurück. Wir waren unterm Nabel bis zu den Schuhen pitschnaß, aber wir hatten Spaß. Wieder waren ein paar schöne Stunden in der Natur zu ENDE gegangen. Und was mir in letzter Zeit auffällt? Die Touren, die gar nicht geplant waren, die gehören zu den Besten.