Das Wetter ist grade sehr unbeständig. Sonnenschein wie im Sommer, regen wie im Regenwald gemischt mit Schneefall oder Graupel, kommt ganz auf’s Wetter an. Oder Klimawandel im Minutentakt, wie die Grünen Deppen meinen. Dann kommt noch dazu, daß ab rund 1300m Schnee liegt. Das wäre ja kein Problem, aber es ist sehr sulziger, unangenehmer Schnee. Ergo suchen wir uns in letzter Zeit kleinere Ziele, die uns ja recht zahlreich vor der Nase herum stehen. Zum Beispiel die Lindaumauer, die uns in letzter Zeit gradezu nervt, weil wir sie von allen möglichen Mugeln aus sehen. Wir waren beide schon oben, aber nicht zusammen und bei beiden ist es schon etwas länger her. Sonja war vor fünf Jahren letztmals auf der Lindaumauer, ich vor zwanzig Jahren. So haben wir gestern am Abend beschlossen, wir steigen der Lindaumauer und ihren Trabanten aufs Haupt.
Wir fahren über Waidhofen in den Redtenbachgraben bis zur Kreuzgruberhöhe (Neustiftsattel) und biegen dort links in Richtung Weyer ab. Nach wenigen hundert Metern parken wir bei der Bushaltestelle vor der scharfen Linkskurve (Marterl, Ausgangshöhe 725m) und machen uns abmarschbereit. Genau vor uns der Oswaldenkogel, links hinten (nur schwer zu sehen) die felsigen Abstürze der Lindaumauer. Wetter: Temperatur 7°C, teilweise bedeckt.
8:22 Uhr Abmarsch. Von hier aus führt ein markierter Weg zur Lindaumauer hoch. Den haben wir allerdings nur eine sehr kurze Strecke benützt und sind dann unsere eigene Wege gegangen.
Schon nach wenigen Minuten haben wir einen schönen Rückblick auf unsere nähere Umgebung. Rechts am Bildrand die Lonegger Mauer, die wir am 20. März 2022 nach der Rückkehr vom der Spindeleben noch spaßeshalber überschritten haben.
Wir folgen der Asphaltstraße nur bis zu diesem ersten Bauernhaus da oben, dann biegen wir links auf eine Forststraße ab und steigen auf dieser relativ weit nach oben.
Blick zum Höhenzug von Spindeleben 1066m und Redtenberg 1028m, den wir am 28. November bis zum Schnabelberg bei Waidhofen überschritten haben.
Rückblick zu Lonegger Mauer und Elmkogel 898m
Nicht weit nach dieser Jagdhütte zweigen wir von dieser Forststraße auf einen alten Weg ab.
Meine Karte ist 30 Jahre alt, die Digitalkarten aus dem Internet sind teilweise sehr ungenau und daher verlassen wir uns auf unsere Nasen und steigen diesem alten Pfad entlang höher.
Der dichte Wald ist teilweise mit massiven Felsblöcken durchzogen. Hier, an dieser Stelle beginnt es zu prasseln. Was? Massiv sogar zu prasseln. Graupel! Genau da vorne verschwinden wir im dichten Wald und ziehen uns um. GTX Jacke und Hose, schnell einmal trinken und dann die Rucksäcke wasserdicht machen, dann geht unsere Wanderung fröhlich und beschwingt weiter. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung (na ja, kommt aufs Gelände an).
Wir sind oben irgendwo zwischen Lindauer Berg und Lindaumauer angekommen und gehen vorerst einmal nach links in Richtung östliches Ende des Berges.
Der zuerst recht breite Rücken verengt sich zusehends und wird ein schöner Kamm.
Das ist also der Sendemast, den man von überall schon von weitem sieht. Das Gelände östlich dieses Mast schaut aber recht einladend aus und so gehen wir weiter.
Hier neben dem Mast ist eine Markierung. Ob das die höchste Stelle des Linauer Berg 1084m sein soll oder ob das nur eine x-beliebige Vermessungsmarkierung ist, weiß ich nicht.
Das ist ein recht markantes Kerlchen.
Jetzt wird der Kamm sehr schmal, felsig und dadurch noch interessanter. Also weiter gen Osten.
Hier muß man ein wenig kraxeln, wenn man weiter kommen will. Der Fels ist naß und bemoost, ergo recht rutschig. Aber es ist lustig.
Die felsige Barriere ist überwunden (man könnte sie auch ein wenig umständlich umgehen, oben drüber ist aber unterhaltsamer)
Kugel mugel gehts noch eine Weile weiter.
Da gehts ganz schön runter und wir denken dabei an den verunglückten Schwammerlsucher am Fadenauberg. (Was? Am Fadenauberg abgestürzt? Gibt es nicht! Doch, das gibt es!)
10:03 Uhr. Ich hab ja seit dem Sendemast das Gefühl, wir steigen Stück für Stück höher. Keine weltbewegenden Höhenunterschiede, aber dem Gefühl nach doch einige Meter höher. Hier befindet sich ein Vermessungsstein. Ob das der richtige Gipfel des Lindauer Berges ist? Mein Gefühl sagt ja, das ist er. Lindauer Berg 1084m
Ab hier zieht sich der scharfe Grat abwärts und wir sind froh, daß wir unsere Stöcke beim Sender gelassen haben, sonst wären wir jetzt schwer in Versuchung, diesem Grat weiter zu folgen. Wenn man auf der Karte schaut, dann scheint sich dieser Grat nach Süden in Richtung Pöchberg zu drehen, was nicht mehr recht weit von Weyer oder Gaflenz entfernt wäre. Wir drehen hier wieder um und gehen zum Sender zurück.
Diesmal nehmen wir über die Felsbarrieren einen etwas anderen Weg. Wir haben ja Zeit.
10:16 Uhr. Zurück beim Sendemast.
Am Weg zur Lindaumauer ein Grenzstein von 1849. Wieder einer mehr in meiner (virtuellen!) Sammlung. Keine Sorge, der steht noch immer dort. Ich nehm die nicht mit.
Sehr rustikale und etwas wurmstichige Sitzgruppe mit Tisch.
Jetzt sind wir wieder bei dieser Wiese, die wir beim Aufstieg schon gesehen haben. Da ganz hinten und unten hört der alte Waldweg auf, dem wir aufwärts folgten.
Schaut so aus, als hätten wir da den höchsten Punkt unserer Wanderung vor uns? Noch sehen wir nicht genau, was das ist und ob es dahinter noch höher wird.
10:46 Uhr. Recht schnell ist uns klar, das ist die Felskanzel der Lindaumauer. Wir sind oben.
Der Ausblick ist wunderschön. Ganz links das Feichteck 1114m und davor der Reutkogel 1025m
Blick über den Halsberg zum Hieberg, unsere nächsten Ziele.Etwas rechts der Bildmitte im Hintergrund ist die lange Schneide des Schieferstein zu sehen.
Von den Meisten unbemerkt, existiert selbst in diesen Gipfelfelsen eine eigene, kleine und wunderschöne Welt.
Das Gipfelkreuz steht um einige Meter weiter westlich und tiefer.
Eigentlich wollten wir beim Weitermarsch zum Halsberg noch die Höhlen unter der Lindaumauer besuchen. Irgendwie bin ich aber (die Sonja hat es gewusst!) durcheinander gekommen und wir sind zur Forststraße abgestiegen, auf der wir weit unter der Lindaumauer zum Halssattel querten. Grumpf!
Seit dem Graupelsturm beim Aufstieg war es schön. Jetzt braut sich in unserer Nähe wieder etwas zusammen. Das schaut gar nicht gut aus.
Östlich hinter uns ragt der Sendemast in die Höhe, heißt, wir befinden uns in der Südflanke des Berges. Ich hatte da wirklich durch extreme Unaufmerksamkeit kurz die Orientierung verloren und wusste nicht, wo sich Halsberg und Hieberg befinden. Aber geklaut wird die ja keiner haben, also müssten sie noch da sein. Die Frage ist nur, wo?
Da vorne haut es den Regen runter, was das Zeug hält. Hoffentlich bleibt das dort!
Ah, da oben ist die Lindaumauer. Jetzt wissen wir wenigstens, wo wir sind.
Blick zu Feichteck und Reutkogel, dahinter der Ennsberg und das östliche Ende des Dürrensteigkamm.
Bildmitte der Kuhberg. Fast immer, wenn wir den von weitem sehen, ist er schwarz eingehüllt.
Der Forststraßenhatscher ist lang, aber abwechslungsreich. Außerdem haben wir grade eh nix besseres zu tun.
Jetzt liegt die Lindaumauer schon ein ganz schönes Stück hinter uns. Bald müssten wir den Hals erreichen.
11:51 Uhr. Da vorne ist der Hals 882m. Erst dort begreife ich, daß wir genau zwischen Halsberg und Hieberg sind, weil eigentlich wollte ich ja oben drüber gehen. Nun ja, dann machen wir das eben anders.
Die Rucksäcke haben wir bei einem Strauch untergestellt und sind jetz zum Halsberg unterwegs. Unter uns die Forststraßenkreuzung am Hals.
Am linken Rand eines steilen Kahlschlages führt ein Steiglein (würde man nicht brauchen, ist aber da) verdammt direkt nach oben.
Wir haben ja sowas von Glück mit dem Wetter. Die dunstige Suppe hat sich wieder verzogen und wir haben schöne Aussicht. Jetzt ist der Hals schon weit unter uns.
Wie ein altes Dampfross schnaube ich da hoch.
Blick zu Feichteck, Schrabachauerkogel und Hegerberg.
So, frisieren, Rotz abwischen, wir sind heroben.
Hier liegt dieser bezaubernde Stein, der jetzt ein neues Zuhause gefunden hat. Ich glaub kaum, daß der jemals wieder auf Wanderschaft geht.
Kaum am Hals angekommen, geht’s auch schon wieder weiter. Gleich da drüben am Waldspitz zwischen den Straßen auf einem Steiglein rein ins Gelände.
Hier haut es mir fast den Vogel raus und ich muß stehen bleiben. GTX Hose aus, Pullover raus, alles in den Rucksack. Es ist zwar kühl, aber viel zu warm für eine dreilagige Hochtourenhose. Ich schmore wie ein Gulasch im eigenen Saft. Ohne dem Ding und mit Durchlüftung ist das gleich ganz was anderes.
Wir hirschen hier zwar durch den Wald, langweilig ist es aber nicht. Da und dort ein hübscher Ausblick und das Steiglein windet sich auf einem Kamm immer höher hinauf. Wer Wälder mag, hat hier seine Freude.
Nachdem es eine Weile recht gemächlich dahin ging, steilt sich vor uns das Gelände merklich auf. Nähern wir uns dem Ziel. Das ist im Wald immer etwas schwer zu sagen.
Rund um uns herum wieder keine Aussicht, weil alles verzogen ist. Es regnet dort wie Sau, aber bei uns hält sich der Regen in Grenzen. Wir werden kaum nass.
13:16 Uhr. Hieberg 1018m. Jetzt, hinterher, weiß ich, wo sie da hingeschaut hat. Liegt jetzt nicht mehr dort.
Da haben wir auch jeder einen gegrabscht.
Hinter dieser Bank führt, sehr verführerisch, ein Steinmannweg (viele große Steinmänner) nach unten. Wir müssen aber in eine ganz andere Richtung.
Schnecken haben die hier, die würden wo anders als Schlangen durchgehen.
Zurück am Hals. Jetzt folgen wir dieser Straße da vor uns zur ersten Kehre hinunter.
Da vorne zweigt rechts ein schmaler Waldweg ab, dem wir folgen.
Querung eines nicht all zu tiefen Wassergrabens auf einem sehr, sehr rutschigem Holzbrett. Dann auf einer ebenso rutschigen Überstiegshilfe aus Holz über einen Stacheldrahtzaun.
Das gehörte schon zu einer Fleißaufgabe. Wir sind da bis zu einer Kehre runter gegangen, weil wir dachten, da kommen wir wieder zur Gegend Hochramskogel rüber. Leider haben wir uns da geirrt. Bei der Kehre konnten wir in einen tiefen, rund einen halben Kilometer breiten Graben schauen, den wir nicht überqueren konnten, ohne ganz runter abzusteigen. Gleich, nachdem wir den Wassergraben am Holzbrett überquert hatten, schaute ich nach rechts hinauf zu einer Wiese und dachte noch, “Da müssen wir rauf zum Sattel und auf der anderen Seite runter”. Das war auch richtig, aber zuerst kam diese Fleißaufgabe, die uns schöne Ausblicke bot.
Wir sind wieder hinaufgestiefelt bis kurz vor dem Wassergraben und dann auf dieser Wiese zum Sattel hoch.
Rückblick, bevor wir auf die andere Seite wechseln.
Der Sattel liegt genau zwischen Halsberg und einem namenlosen Trabanten, den wir leider nicht bestiegen haben. Ich war ein wenig in Sorge wegen dem Wetter und wir mussten auch noch den Weiterweg finden, was sich als recht einfach heraus stellte. Bei einem rot markierten Holzpflock über den Stacheldraht und dann auf einem schmalen Steiglein zum Anfang dieser Forststraße, die schon ein wenig verwildert ist.
Der Oswaldenkogel vor uns. Was für eine Freude. Wir sind wieder auf der richtigen Seite vom Berg.
Unglaublich, welches Glück wir mit dem Wetter haben. Es hat gegraupelt, leicht geregnet, rund um uns herum hat es geschüttet und gekracht, aber uns hat es nicht oder nur ganz leicht erwischt und jetzt wird der Himmel schon wieder blau.
Blick zur Lindaumauer aus dem Norden.
Wir haben nicht mehr weit zum Bio-Bauernhof.
Und eine tolle Aussicht gibt es hier auch.
Ein paar von unseren Bergln von heute: ganz rechts hinten das Gipfelspitzl des Hieberg, links davon der unbenannte Trabant (von uns unbestiegen) des Halsberg und links daneben der Halsberg.
Nachdem wir am Bauernhof vorbei waren, sind wir da unten bei der Straßengabelung schnurgrade auf der Südseite des Oswaldenkogel über die Wiese hier herauf zu einem offenen Stück am Weidezaun gewandert. Blick über den Bio-Hof zur Lindaumauer.
Nordöstlich von uns ganz links der Elmkogel und weiter östlich (rechts) Spindeleben und Redtenberg
Der Oswaldenkogel ist ein sehr schöner Kegel, aber ein steiles Ding. Hier macht man bei jedem Schritt ordentlich Höhenmeter.
Gleich haben wir den Wiesenrand erreicht, dann ist nicht mehr viel Berg über uns.
Eddie inspiziert den Leckstein.
Wir schauen uns ein wenig um da heroben, aber viel gibt es nicht zu sehen, also gema wieder.
Wir folgen dem schön ausgeprägten Grat, der uns genau zur Straße runter führen sollte, nach unten (würde ich so keinem empfehlen!)
Ein großes Feld voller Bärlauch. Tipp: Am Ende dieses Bärlauch Feldes sollte man schauen, daß man sich rechts durch den Wald zur Wiese durchschlägt, weil grade runter wird’s richtig Scheiße! Das ist verwachsen, daß man (vor allem mit Hund!) kaum durch kommt.
Gottlob sind wir wieder aus dem Dschungel heraußen. Links von uns sieht man noch die Büsche, die sich entlang des Grat weit nach unten ziehen. Da hindurch dem Grat entlang nach unten zu wollen ist einfach nur Schwachsinn. Verwachsener Busch, Lianen wie Seile, Dornenstauden Meterhoch und alles dicht verwachsen. Eddie ist ein paar Mal wie gefesselt stecken geblieben. Nie wieder. Zum Oswaldenkogel nur über die Wiese und durch den Wald, aber nicht durch die Stauden am Grat!
Schwitz, keuch, fluch, Pause! Jetzt muß ich den Eddie einmal von den Stauden befreien und an Durscht hob ich, i kunt kan Grünen anspucken.
Ein paar Minuten noch. Da drunten steht’s Auto.
Fast am Ziel. Im Hintergrund die Lonegger Mauer.
Grade, wie wir uns fertig umgezogen hatten, begann es zu regnen. Wir fahren weg und nach ein paar hundert Meter bleib ich nochmals stehen und schau zurück. Links der Höhenzug vom Lindauer Berg zur Lindaumauer, in Bildmitte der Halsberg und rechts groß der Oswaldenkogel. Wir haben heute eine ganze Menge über diese Gegend gelernt und werden diese Bergln, wenn wir mit den Motorrädern wieder vorbei fahren, mit ganz anderen Augen sehen. Sechseinhalb Stunden bei diesem Wetter unterwegs und kaum nass geworden, das grenzt fast an ein Wunder. Bis Waidhofen regnet es, dann wieder blauer Himmel. Die panierten Fische mit Reis haben daheim hervorragend geschmeckt.