22. Mai 2022. Eddie, mein kleiner Riese hat Geburtstag. Sieben Jahre ist der kleine Racker heute alt. Passt genau für unser Vorhaben. Wir fahren zeitig in der Früh zum Campingplatz nach Wildalpen und stellen unser Zelt auf, dann geht’s gleich ohne weitere Zeitverschwendung nach Hinterwildalpen. Ziel des Tages wird der Buchberg sein, den wir über den Goßsattel ersteigen. Unseren Abstieg haben wir über die Heimmoseralm in den Lurgbachgraben geplant. Ich bin diese Runde genau so am 8. Oktober 2001 schon einmal gegangen, konnte mich aber mit Ausnahme des kleinen Holzschrein am Goßsattel, an nichts mehr erinnern. Oder ja, doch. Ich konnte mich erinnern, daß es recht schön war. Wäre gespannt, was sich in über zwanzig Jahren alles verändert hat. Eine interessante Veränderung, die in den vergangenen zwanzig Jahren stattgefunden hat, ist mir schon vor der Tour in der Planungsphase aufgefallen. In den neuen Karten steht überall Goss oder “Auf der Goss”. Auf einem Foto meiner damaligen Wanderung ist ein Holzschild, das ich bei der Holzkapelle auf der Goß fand, zu sehen, auf dem geschrieben steht:
Also bleibt es auch zwanzig Jahre später für mich “Auf der Goß” und nicht Goss.
8:44 Uhr in Hinterwildalpen. Gleich gegenüber des Feuerwehrdepot haben wir für’s Auto ein Plätzchen gefunden, wo wir nicht stören. Im Hintergrund ist der Große Geiger 1723m zu sehen. Wir ziehen uns die Schuhe um, Rucksack auf den Rücken, Eddie an die Leine und es kann los gehen.
Wir stiefeln an der Feuerwehr und am Gasthof Krug vorbei zu dieser Kreuzung mit den Wegweisern. Zur Goß geht es rechts weiter.
Hier ein weiteres aufschlußreiches Schild.
Der erste Kilometer von einem Ortsende zum anderen ist Asphaltstraße.
Unmittelbar nach einer Brücke über den Lurgbach beginnt ein markierter Steig, …
Der Anblick des Geiger wird uns heute aus allen möglichen Richtungen den ganzen Tag lang begleiten.
Eigentlich ist dieses erste Steiglein nur eine (markierte) Abkürzung zu einer Forststraße, der wir nun aufwärts folgen. Hier ein (unmarkierter) Abzweig eines Jagdsteiges, der zum Hochklemm (1306m) führt. Diese Wanderung hatte ich in Reserve, falls das Wetter in höheren Lagen schlecht sein sollte.
Bis zur Goß sind wir nicht ganz alleine. Zwei Deutsche und eine Österreicherin, die sie führt (oder führen sollte) wandern ebenfalls in Richtung Goß.
Erste felsige Szenarien tun sich auf.
Das Ende der Forststraße geht ganz unspektakulär in einen Pfad über, der durch den Wald immer steiler werdend nach oben führt.
Erste begeisternde Ausblicke tun sich auf.
Eddie, unser Geburtstagskind, ist in seinem Element.
Der Pfad ist bestens markiert und betreut. Ich frag mich immer, wer sich diese Arbeit antut, mit Motorsägen immer wieder den Weg begehbar zu machen und zu erhalten. Eine Arbeit für Fremde, die einem nie (zumindest persönlich) gedankt wird. Hiermit sag ich einmal DANKE an all die, die mit so viel Leidenschaft, Herzblut und Schweíß die Wege pflegen und erhalten, damit wir “Pflasterhirsche” die Natur gefahr- und mühelos genießen können.
Hier wurde mittels Holztafeln und Pflöcken direkt eine kleine, abrutschsichere Treppe gebaut.
10:37 Uhr. Da oben wird es Licht. Haben wir die Goß erreicht?
Herrliche Aussicht zu Hochstadel, Riegerin, Ebenstein und zahlreichen mit unbekannten Mugeln.
Natürlich haben wir uns auch ins Besucherbüchlein eingetragen.
Blick zu den noch schneebedeckten Gesäusebergen Gr. Buchstein und Tamischbachturm.
Wir sind zwar nicht über der Baumgrenze, die Wanderung erfolgt hier aber großteils in freiem Gelände ohne große Sichtbehinderungen. Aber hier geht es sich praktisch von selber, weil man immer so viel zum Schauen hat.
Eine unglaublich neugierige Gams lässt uns bis auf gut 30m an sich ran. Wir bleiben stehen, sie bleibt stehen, wir schauen uns an und dann gehen wir, Menschen wie Gams, ganz unaufgeregt wieder unsere eigenen Wege. Sowas ist immer eine wunderschöne Begegnung.
Hier zu gehen ist einfach nur eine Freude.
Wieder einmal ein Blick zum Großen Geiger neben uns.
Schöne Schneerosen stehen hier praktisch neben Frühlingsblumen.
Eddie wälzt sich mit Vergnügen im Schnee.
Wir wandern an der Gögalalm vorbei und ich denk mir, “Da müsste doch auch irgendwo der Kleine Buchberg sein?” Das ist keine auffälliger Gipfel, aber einen Vermessungsstein sollten wir hier schon finden und so schau ich auf die Karte und wir steigen westlich der Alm ins Gelände. Recht schnell und unkompliziert finden wir dieses Schild und den Vermessungsstein (unten).
Blick vom Kleinen Buchberg zur Gögalalm, zu der keine Straße führt. Die beiden Männer, die dort arbeiten, müssen wohl zu Fuß hierher gegangen sein.
Hier blinzelt auch unser höchstes Ziel des Tages, der Buchberg, hinter den Bäumen (links der Bildmitte) hervor.
Der Weg zum Buchberg ist nicht (oder schlecht) markiert, der Weg ist aber klar zu sehen und außerdem (bei guter Sicht) sowieso nicht zu verfehlen, weil der Berg von weitem sichtbar ist. Hier ein Blick in die Gegend um Gams bei Hieflau (wenn ich nicht komplett irre, was möglich ist)
Wer bei guter Sicht den Buchberg nicht findet, sollte ohne Betreuung sein Blindenheim wirklich nicht verlassen.
Das Schöne ist, wir haben alle Zeit der Welt. Wir müssen heute nicht einmal nach hause fahren, und so trödeln wir überall endlos herum und genießen jede Minute.
Alter Schwede, da haut’s dir den Vogel raus.
Der spitze Lugauer (rechts der Bildmitte etwas vom Baum verdeckt) und der breite Gebirgsstock des Kaiserschild (links der Bildmitte)
Zeiritzkampel, Lugauer, Tamischbachturm, Gesäusegrößen und alles was in der Umgebung Rang und Namen hat versammelt sich vor uns.
Aber es nützt ja alles nix. Wir müssen wieder weiter. Zuerst einmal ein schönes Stück am Aufstiegsweg zurück und dann gen Süden zur Heimmoseralm.
Die sumpfige Wiese da unten macht mir wieder Sorgen. Wir finden zwar kein Boot für die Überfahrt, dafür tummeln sich riesige Kröten. Es ist lustig, denen zuzuschauen.
Auch hier weist ein Wegweiser zum Buchberg.
Bei schlechter Sicht wäre dieses Gelände sicher recht ungut, weil unübersichtlich, bei guter Sicht kein Problem. Da vorne ist schon wieder ein Wegweiser.
Das wird unsere Abstiegsroute. Zuerst zur Heimmoseralm, dann zur Pumpernickelalm (Pumperlniederalm eigentlich) und weiter nach Hinterwildalpen. Die zweieinhalb Stunden schlagen wir leicht und machen mehr draus.
Wir kommen hier dem Geiger recht nahe. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich (schon lange her gleich nach’m Krieg oder so) am Geiger gesessen bin und mit zwei alten Männern (damals ungefähr so alt wie ich heute) über die Almen unter uns geredet hab. Pumperlniederalm, Heimmoseralm usw.. War recht unterhaltsam.
Ohne Schabernack geht überhaupt nix.
Den Weg von der Heimmoseralm zur Pumperlniederalm zu finden ist ein wenig blöd. Sollte ein markierter Weg sein und man findet auch Markierungen. Aber spät und dann, wenn man den Einstieg zum Abstieg eh schon gefunden hat. Im Osten wird die Heimmoseralm von sehr, sehr steilen Abbrüchen ins Bärenloch begrenzt. Der Steig ist ein wenig schwierig zu finden, weil Kuhspuren genau so ausschauen wie der Steig. Man wird hier schnell in die Irre geführt. Auf keinen Fall vermeintlichen Wegspuren in die Tiefe folgen! Der Richtige Weg ist dann ganz klar als solcher zu erkennen.
Da schaut es so aus, als könne man hier runter gehen. Dem ist aber nicht so!
Gebäude der Heimmoseralm, die heute, wie wir hier draufkommen, …
… RADSTATTMOAR ALM heißt. Natürlich wurde in den Karten der alte Name beibehalten, sonst kennt sich ja keine Sau mehr aus.
Das schaut ja recht einfach aus. Einfach diesem Wegweiser folgen. So einfach ist das in der Praxis aber nicht.
Erst, nachdem wir einen großen Bogen um die Ränder der Alm gezogen haben, finden wir den Abstieg…
14:07 Uhr. Hier, und nur hier (!) geht’s runter.
Lange quert man die Hänge am Bärenloch zur Pumperlniederalm
Nördlich von uns die Lurgmäuer
Die senkrechten Abstürze des Geiger.
Wir haben zwar noch einigen Abstieg vor uns, aber die wunderschöne, bizarre Landschaft entschädigt dafür.
Wir können hier zum Hochstadl raus schauen und was wir sehen wirkt auf den ersten Blick etwas beunruhigend. Es wird duster da draußen.
Wir steigen auf eine Felsnase raus und bewundern die Abbrüche der Lurgmäuer gegenüber.
Da oben etwa in Bildmitte ist die Heimmoseralm. In dieses Gelände steigt man ab, falls man eine Wildspur für den Steig nach unten halten sollte. Das sollte man wissen, bevor man sich da oben zu einer unbedachten Entscheidung verleiten lässt.
Nochmals ein Blick hinaus aus dem Lurgbachtal. Noch immer schaut es da draußen recht duster aus. Ich bin mir nicht sicher, ob wir trocken nach Hinterwildalpen kommen. Wäre aber nicht mehr so schlimm. Wir haben gute Kleidung und es ist nicht mehr recht weit bis in den Talgrund. Die steilsten Streckenteile haben wir hinter uns.
15:02 Uhr. In knapp einer Stunden sind wir von der Heimmoseralm in den Talgrund abgestiegen. Jetzt kommt noch der Marsch nach Hinterwildalpen, dann haben wir es geschafft. Das Wetter scheint zu halten.
Letzter Blick, jetzt von unten, zu den Lurgmäuern.
Ein Hund kommt uns bellend entgegen und zieht den Schwanz ein, als Eddie ihn scharf anschaut, ein anderer Hund reißt einen Holzstuhl mit seiner Leine mit, als er Eddie begrüßen will und hier kommen uns die Kühe neugierig entgegen. Die Zivilisation hat uns wieder.
Sobald man die Knipse hoch hält, lächelt dieses Holzbauwerk, so oft wurde es schon fotografiert und im Web veröffentlicht.
Am meisten fasziniert mich das Dach.
Die ersten Gebäude der Ortschaft
Da setzten wir uns kurz her, weil wir hier noch nie gesessen sind.
Es wimmelt hier nur so vor Marterl
16:05 Uhr. Nach sieben Stunden und zwanzig Minuten hat unser Tour zum Buchberg ihr Ende gefunden. Jetzt fahren wir zum Campingplatz nach Wildalpen lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Rocker in Wildalpen. “Warm beer, lousy food, ugly waitress, biker welcome” hab ich irgendwo in den USA einmal auf einem Schild gelesen. Ich weiß nicht, ob sich diese Gepflogenheit bis Wildalpen herumgesprochen hat?
Campingplatz in Wildalpen. An Wochenenden ist dieser Platz jetzt schon total ausgebucht, unter der Woche waren wir, ein Paar aus Ungarn und zwei belgische Damen mit einem Wohnmobil und Hund die Einzigen. Preise sind sehr günstig, alles ist blitzsauber, vieles wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Nur die Salza nebenan muß man mögen.
Zuerst unser Geburtstagskind verpflegen.
Dann kommt für uns das große Fressen. Uns fehlt nix und wir sind total unabhängig.