Eigentlich hätte es ein ganz normaler, kurzer Spaziergang vom Zellerain zur Gemeindealpe werden sollen, weil ich jetzt, ein paar Tage vor unserer Motorradtour nach Tirol keinen Kopf mehr hab für Neuentdeckungen. Weil das Wetter aber recht gut war und wir gut drauf und neugierig, hat sich dieser “Spaziergang” zu einer richtigen Tour entwickelt, die uns einige Neuheiten vermittelte.
Tiefster Punkt: Zellerain 1125m
Höchster Punkt: Gemeindealpe 1623m
Höhenunterschied gesamt: etwa 800Hm
Zeitbedarf: rund 7 Stunden
Streckenlänge: zirka 13.5km
Wetter: Sonnig und warm bis 23°C
Karte zur Tour Austrian Map mit GPS-Track
opentopomap mit Höhenprofil und GPS-Track
Geländeübersicht mapy.cz mit GPS-Track
5:58 Uhr Parkplatz beim Gasthof Engleitner (geschlossen) am Zellerain. Wir sind abmarschbereit. Rucksäcke am Rücken, Eddie an der Leine. Es kann losgehen.
Genau hier am Sattel verläuft die Grenze zwischen Niederösterreich und Steiermark
Blick vom Gastgarten ins Steirische Bergland. Hier bin ich gerne und oft gesessen, wenn ich vorbeigekommen bin. Der Schweinsbraten war hervorragend.
Wir starten unsere Tour mit einem Marsch entlang einer Forststraße zum Hochbauer (aufgelassen) hinauf.
Gleich am Anfang findet sich wieder so ein Drängler, der sich mit uns Rittern will. Keine Chance, wir sind schneller.
Bergsteigende Schnecke im Abstieg.
Altes Holzschild, das ich bisher noch jedes Mal übersehen hatte. Gut, ich geh da erst seit rund 25 Jahren rauf.
6:22 Uhr. Wir sind beim Hochbauer …
… und steigen über einen ausgemähten Weg zum Waldrand.
Blick vom Waldrand über den Hof zum Dürrenstein
Dieser Ausblick in die steirische Bergwelt fasziniert immer wieder. Rundblick vom Hochschwab bis ins Gesäuse.
Vom Waldrand gehen wir zuerst steil, dann flacher werdend der Brunnsteinalm entgegen.
Kurz, bevor wir die Almwiesen erreichen, kreuzen wir eine neue Forststraße. In den letzten zwei Wochen (glaub ich) war die Zellerainstraße an Werktagen von Früh bis Abend täglich wegen Forstarbeiten gesperrt.
Die haben tatsächlich in dieser Zeit eine komplett neue Forststraße gebaut.
Ich war schon lange nicht mehr hier, wenn Vieh auf der Weide stand und darum war ich etwas erstaunt, daß wir wieder einmal über einen Weidezaun steigen müssen.
Die Brunnsteinalm und im Hintergrund die Gemeindealpe.
Am besten geht man jetzt entlang der Schotterstraße bis zum Eisernen Herrgott auf der Brachalm, weil man hier immer die beste Aussicht hat.
So wie hier. Blick zum Erlaufsee.
Wir lassen uns dann zu einer Abkürzung am markierten Pfad (auf der Forststraße ist der Weg unwesentlich länger) hinreißen und wieder einmal fällt mir auf, daß sich das nicht auszahlt. Ja, es ist um ein paar Meter kürzer. Dafür gibts hier praktisch keine Aussicht.
Junge Kühe und Stiere schauen einen nur neugierig an, mehr passiert nicht. Eddie macht sich sicherheitshalber ganz klein. Der weiß, wer hier im Ernstfall den Kürzeren zieht.
Wir schließen das Weidetor hinter uns und steigen in eine Scharte ab. Höhenunterschied ungefähr 50Hm
Die Gemeindealpe genau vor uns.
Auch von der Senke aus bietet sich ein schöner Ausblick
Nachdem wir ja zur Gemeindealpe wollen, müssen wir nach dem Abstieg natürlich auch wieder einmal hinauf.
Am breiten Kamm angekommen, tauchen wir ins Blumenparadies ein.
Die Zeller Hüte sind zum Greifen nah und selbst der Hochschwab scheint nicht fern zu sein.
Jetzt haben wir unser Ziel immer genau vor uns…
… und eine paradiesische Bergwelt um uns herum.
Dieser Anblick ist immer ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber wir leben nun einmal nicht mehr in der Steinzeit. Nur die Grünen wollen wieder dorthin zurück. Ach so, ja. Das stimmt natürlich so nicht. Sie selber wollen natürlich nicht in die Steinzeit zurück. WIR, das Fußvolk, sollen in die Steinzeit zurück. Die wollen weiterhin leben wie die Maden im Speck!
Dieser Anblick wird mir zumindest nie langweilig.
Mir kommt es hier heroben immer ein wenig vor wie am Deck eines Flugzeugträger.
Der Lift wir dann auch bald eingeschaltet und schleppt die ersten “Wanderer” herauf.
Wir denken uns diesen neuzeitlichen Kram einfach weg und gehen zum Gipfel.
Nach den Fotos halten wir Rast und essen eine Kleinigkeit, dann kommt eine Gruppe sportlicher Schülerinnen mit Sportlehrer herauf (39 Minuten, keine Ahnung, wo der Startpunkt war) und wir gehen wieder.
Ein letzter Blick zum Gipfelkreuz, dann ab nach unten.
Da hinten ist es nochmals zu sehen.
Am Rückmarsch haben wir natürlich die ganze Pracht der Berge immer vor uns.
Beim Jagdansitz kommt uns ein Wanderer nach, grüßt und entfleucht flott in Richtung Brachalm.
Es wimmelt hier nur so von Trollblumen, nur sind die recht schwer zu fotografieren, weil sie das Sonnenlicht so stark reflektieren. Sonja spielt sich eine Weile und bring etwas zustande. Mit einem Telefon fotografiert!
Jetzt müssen wir wieder durch die Senke …
… nachdem wir das Tor wieder hinter uns geschlossen haben …
… beim Eisernen Herrgott in der Brach, der sich zumindest …
… seit 1880 an dieser Stelle (damals mit 1463m Seehöhe) in österreichischen Kartenwerken findet. Hier die Karte von 1880, für jeden frei zugänglich vom Amt für Eich- und Vermessungswesen in Austrian Map
Die Lage des Eisernen Herrgott in der Brach am Eck der Alm kurz vor der tiefer gelegenen Engstelle am Weg zur Gemeindealpe.
Blick auf’s Navi. Wir haben schon beim Aufstieg, schon lange vor der Brachalm, beschlossen, daß wir beim Rückweg noch zur Breimaurer gehen. Die würden wir natürlich auch ohne GPS finden. Was hätten wir den früher gemacht? Dieses Navigationssystem ist allerdings insofern hilfreich, weil wir hier, im oft unübersichtlichen Gelände, Abstecher zu interessanten Punkten machen können, ohne gleich den Leitfaden zu verlieren. (Außerdem zeichnet es unseren gegangenen Weg auf, was hinterher oft interessant ist) Wir haben nach dem Besuch der Breimauer nämlich noch eine Fleißaufgabe vor. In dieser Gegend gibt es einen zweiten Eisernen Herrgott, den ich vor über zwanzig Jahren schon einmal gefunden hatte. Den wollen wir heute wieder besuchen. Aber zuerst zur Breimauer.
Hier stehen zwar die Kühe auf der Weide, Probleme gibt es jedoch keine. Mein Hund würde nie eine Kuh angehen. So blöd ist der nicht und diese Kühe haben offenbar noch keine schlechten Erfahrungen mit Hunden gemacht. Die ignorieren Eddie einfach.
Es ist schön, einfach über die weiten Wiesen zu stapfen.
Jagdhütte im nordwestlichsten Winkel der Brachalm
Vor uns liegt ein kahlgeschlagener Mugel, der uns bekannt vorkommt. Gehen wir nachschauen.
Der Kahlschlag fand schon vor Jahren statt, die Trümmer liegen noch immer herum wie Panzersperren.
Ja, hier waren wir schon einmal.
Die Gemeindealpe ist schon wieder weit weg.
Meiner Einschätzung nach (die auch komplett falsch sein kann) ist hier einmal was passiert. Vielleicht bei den Arbeiten zum Kahlschlag.
Ich hab das schon einmal, am 1. Jänner 2023, fotografiert, als das fehlende Holzstück noch dran war. Da steht drauf:
Franz Robert Höhe
1462m
In
ewiger
Erinnerung
F.P.
In ewiger Erinnerung lässt mich auf ein Unglück schließen.
Diese “Franz Robert Höhe”, die in kartographischen Werken nicht existiert und auch keine amtlich vermessene Höhe zu haben scheint, bietet einen wunderschönen Ausblick in die Bergwelt.
Aber nicht nur die weiter entfernte Bergwelt ist von hier aus schön zu sehen, sondern auch unser nächstes Ziel, die Breimauer. Links der Bäume ist im Hintergrund, wenn man genau schaut, ein grasiger Kamm zu erkennen. Der ist unser nächstes Ziel.
Der kahle Hügel liegt schon wieder hinter uns.
Eine Baumleiche, auf der Bäume wachsen.
Blick in Richtung Ötschergräben
Wir gehen zur Breimauer in Richtung Nordwesten, in der Nähe des Weidezaun, der hart am nördlichen Abbruch steht.
Die Zeller Hüte hat man hier über weiter Strecken immer wieder im Blickfeld.
Links der Hochstadl und dahinter der Hochschwab, rechts der Dürrenstein und nah vor uns die Breimauer.
Was sehen meine trüben Augen? Da steht ja ein richtiges Gipfelkreuz!
Nicht nur ein richtiges Kreuz (vorher stand da, wenn überhaupt etwas, ein provisorisches Kreuz aus Ästen), sondern auch ein Postkastl mit Gipfelbuch findet sich jetzt hier.
Das ist alles recht lieb und gut, aber in einem irrt der Buchhinterleger. Breinmauer hat die Breimauer nie geheißen. In allen Karten des Amt für Eich- und Vermessungswesen von 1880 bis in die Gegenwart steht hier immer nur Breimauer (in den Karten von 1880 bis 1930 Breimäuer) und niemals Breinmauer.
Blick von der Breimauer entlang der Abbruchkante zur Gemeindealpe.
10:18 Uhr. Wir halten uns aber auch hier nicht lange auf und wandern weiter, dem nächsten Ziel entgegen. Wie ich weiter oben schon einmal sagte, gibt es hier in diesem Gebiet noch einen weiteren “Eisernen Herrgott”, und zwar auf einem Hügel mit vermessenen 1409m. Ich war dort schon einmal, bin damals aber von einer anderen Seite gekommen, weil ich extra mit Karte danach gesucht hab. Heute, mit GPS, sollte das eine recht einfache Übung sein.
Oben die Breimauer, unten im roten Kreis unser nächstes Ziel. Warum das Kreuz ein “Eiserner Herrgott” sein soll, obwohl auf der Karte (neueste Version) nix davon steht, dazu später, wenn wir dort sind.
Unser Track von der Breimauer zum Kreuz auf 1409m
Unser Weg (der natürlich keiner ist) führt uns über weite, teils steinige Wiesen ein wenig bergauf und bergab und Dank Navi recht direkt, sofern es das Gelände zulässt, zum Ziel. Wenn man auf den Forststraßen oder markierten Wegen bleibt, weiß man nichts von dieser Wunderwelt abseits des Mainstream (Tschuldigung, aber das mußte jetzt sein). Es wimmelt in Wahrheit hier ja nur so von Höhlen, Dolinen und anderen seltsamen Gebilden.
In der opentopomap ist da unten eine Eisdoline eingezeichnet. Schaut fast aus wie das Grünloch im Dürrensteingebiet.
Dank Navi kann ich am Weg zum nächsten Ziel dem Gelände so folgen, daß wir so wenig Höhenmeter wie möglich verlieren und trotzdem keine Irrwege beschreiten. Das ist hier alles eine recht verwinkelte, wellige Landschaft, in der man leicht Um- oder Irrwege geht.
Es ist aber auch Kuhlandschaft. Überall, wo du als Wanderer hingehst, waren auch schon die Kühe.
Es schaut oft nicht ganz einfach aus
Aber wir finden doch immer wieder einen gehbaren Weg.
So schaut das Gelände unmittelbar neben uns aus. Also alles andere als einfach. Das Navi und eine brauchbare Karte dazu sind eine riesige Hilfe und spart viel Zeit und Nerven.
Laut Navi haben wir noch ein paar hundert Meter zum Ziel, und zwar recht genau in diese Richtung. Da wir ja schon öfters die Ungenauigkeiten von Karten in der Praxis demonstriert bekamen (wie sollte den auch jede Kleinigkeit auf Karten, egal ob digital oder Papier, dokumentiert sein? Das ist ja praktisch ein Ding der Unmöglichkeit!) und die Richtung stimmen würde, halten wir das Ding da vorne im Steinhaufen anfangs für ein Kreuz. “Das kann aber unmöglich das Kreuz sein, das wir suchen!” sag ich, weil das Gelände nicht dazu passt. Wenn es auch schon lange her ist, aber so gut kann ich mich schon noch erinnern.
Schöner Ausblick zum Schwarzkogel, der wie eine Pyramide am Grenzkamm NÖ/ST steht.
Aus der Nähe ist das Ding im Steinhaufen kein Kreuz, sondern ein Wegweiser.
Und auf einem einzeln stehenden Baum ganz in der Nähe findet sich diese Plankette. Jetzt kenn ich mich überhaupt nicht mehr aus.
Das Navi sagt jedenfalls, wir haben noch rund 300m bis zum Ziel und dazu müssen wir durch dieses Hindernis hindurch.
… und dann kann ich mir auch vorstellen, wo das Kreuz verborgen steht. Da drüben auf diesem bewaldeten Hügel muß es sein. Und, soweit ich das in Erinnerung hab, ist das ein recht felsdurchsetzter Hügel.
Am Weg zu diesem Hügel fällt links von uns die Wiese steil nach unten ab und unten können wir die Schotterstraße erkennen, auf der wir zur Brachalm hoch stiegen. Jetzt wissen wir auch, von wo das Gebimmel her kam, daß wir da unten vernahmen. Da heroben stehen oder wandern ja auch vierbeinige Rindsviecher herum. Das kann man von da unten aus nicht wissen, weil man keine Ahnung hat, wie es hier heroben ausschaut.
Aus den zahlreichen Steinen hier wurde ein lange Mauer gebaut, damit die Rindsviecher nicht ausbüchsen können.
Beim Aufstieg zum Waldmugel läuft mir, noch in der Wiese, diese Kröte über den Weg. Ich will sie fotografieren, aber sie will weg und versteckt sich hier in einer kleinen Mulde. Nach diesem Foto lassen wir den Kleinen aber auch schon wieder in Ruhe. Könnte mir nicht im Traum einfallen, dem Kleinen was zu tun.
Der Aufstieg durch den Wald ist eigentlich recht einfach, dann kommt mir vor, ich sehe Steigspuren.
Viel Mugel scheint nicht mehr über uns zu sein und jetzt stoßen wir nicht nur auf Steigspuren, sondern auf ein kleines Viehtürl.
Und durch das Viehtürl führt auch ein richtiger, ausgetretener Steig herauf.
Da ist es ja, das Kreuz, das wir suchen!
11:22 Uhr. Eiserner Herrgott auf 1409m
Nach gut zwanzig Jahren bin ich wieder da. Seltsames Gefühl.
Es gibt hier sogar eine recht hübsche Aussicht.
Waldorf & Statler einmal anders.
“Mach ‘ne Pause, trink ‘ne Brause” hieß es früher einmal in einer Werbung. Wir machen jetzt ohne Brause Pause.
Dieses Kreuz hier auf 1409m findet sich erstmals in den Karten von 1960 (oben) und wird als “Eiserner Herrgott” bezeichnet.
Bis zu den Karten von 2010 (oben) bleibt die Bezeichnung erhalten, ab dann verschwindet sie wieder spurlos, nur das Kreuz und die Höhe sind weiterhin verzeichnet.
Wir steigen wieder auf die Wiese ab, von der wir gekommen sind und wandern dann zur Forststraße hinunter, die uns zur Brunnsteinalm bringt.
11:43 Uhr. Zurück bei der Brunnsteinalm. Es ist noch nicht spät. Fast zu früh für eine Rückkehr zum Zellerain!
Weit ist es nicht mehr bis zum Weidezaun, dann käme der Abstieg am selben Weg, auf dem wir gekommen sind. Vielleicht noch zweihundert Meter oder so.
Auf der Weide, die von Jahr zu Jahr größer zu werden scheint, weiden die Kühe und rechts vor uns in einigen hundert Metern Entfernung findet sich der Fuß eines bewaldeten Mugel mit einer ausgewiesenen Höhe von 1407m. Das Dreieck in der Karte lässt auf einen Vermessungspunkt schließen, also, “gehen wir schauen?” Sonja schaut mich nur an und ich weiß Bescheid. Wir wollten ja schon einmal, vor zwei Jahren vielleicht, da rauf, ließen es dann aber sein. “Was soll schon da oben sein?” dachten wir. Heute war uns egal, was da oben ist. Wenn wir raufkommen und da ist nix, dann wissen wir ab dann, daß da nix ist. “Los, gehen wir!”
Wir suchen uns eine nette Aufstiegsmöglichkeit und haben rasch den Verdacht, daß wir hier nicht die ersten sind, die diesen Mugel besteigen. Da sind Steigspuren! Da wird gegangen! Ergo, so schlussfolgere ich, ist da mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nix.
Hinter uns ragt die Gemeindealpe prominent empor.
Wird der Wald hier dichter oder lichter?
11:58 Uhr. Oiiidaaa, des is krass! I believe, I spider.
Von Westen, also von dort, wo der Höchbauer sein sollte, zieht ein gut ausgetretener Steig hier herauf und wendet sich nach da oben. Was ist dort?
11:59 Uhr. Gipfel …… von was eigentlich?
Brunnsteinmauer 1336m. Alter Verwalter, da will uns schon wieder einer was vom Pferd erzählen!
Großer Zeller Hut, Hochschwab, Schwarzkogel, Hochstadl und seine Trabanten, alles auf einen Blick. Das ist schön.
Weiter in Richtung Süden kann man hier nicht. Zu verwachsen, zu steil.
Blick zurück zum Gipfelkreuz, das, von mir aus gesehen, entlang der Abbruchkante genau in Richtung Norden liegt.
Ich schau auf der Karte nach, was hier nicht stimmt. Irgendwas stimmt hier nicht. Der Name? Kann ich nicht sagen. Von einer Brunnsteinmauer hab ich noch nie gehört, aber die Brunnsteinalm liegt nordöstlich unter uns, also ist der Name plausibel. Gar nicht plausibel ist die Höhe von 1336m. Die ist nicht nur nicht plausibel, die ist falsch! Wir sind hier auf amtlich vermessenen 1407m Seehöhe.
Es gibt hier auch ein (eigentlich zwei) Gipfelbuch. In diesem (das ich mir angeschaut hab, das Zweite hab ich nur kurz überflogen) Büchlein steht etwas von 1407m, ergo weiß zumindest der, der das schrieb, wovon er redet.
Teufel auch. Am 12. Mai 2017 schrieb hier jemand, in Taschelbach sei gestern seit langer Zeit wieder einmal ein Kind geboren worden. Muß hier ein seltenes Ereignis sein.
Ich hab mich daheim dann gefragt, was es mit dieser Höhe, vor allem mit dieser Brunnsteinmauer auf sich hat und bin dabei auf folgendes gestoßen.
Karte von 1880 mit unserem GPS-Track. An diesem Punkt auf der Höhe 1407 (damals 1403) war tatsächlich eine Brunnstein-Mauer kartographiert.
Auch 1910 war an der selben Stelle mit der selben Höhe eine Brunnstein-Mauer kartographisch verzeichnet.
Noch 1930 betrug die Höhe an dieser Stelle 1403m und wurde als Brunnstein-Mauer bezeichnet.
1960 allerdings geschah ein Wunder. Die Höhe 1407 hatte keinen Namen mehr, dafür taucht etwa 600m weiter im Süden eine Höhe mit (angeblich) vermessenen 1336m auf, die den Namen Brunnsteinmauer trägt.
In den Karten ab 1980 ist diese ominöse Brunnsteinmauer mit 1336m Höhe rund 600m südlich der Höhe 1407 wieder verschwunden und der Name Brunnsteinmauer taucht ab dann nie wieder auf. Ich frag mich nicht, wie das zustande kam. Irrtum? Wichtigtuerei im Amt? Ich hab keine Ahnung und es ist jetzt auch egal. Was ich mich allerdings frage ist, wie kommt einer, der hier ein Kreuz aufstellt und den Namen Brunnsteinmauer kennt, auf die Höhe von 1336m? Wie kommt der auf die Idee, auf der Höhe 1407, die in amtlichen Karten nachweislich seit zumindest 124 Jahren verzeichnet ist, ein Kreuz aufzustellen mit der Höhenangabe 1336, die es nur einmal, nämlich in den Karten von 1960, gegeben hat, aber 600m weiter südlich. Das der nur die Karten von 1960 kannte und vor Ort nicht wusste, daß er auf der Höhe 1407 steht, wäre recht komisch. Ich werde wohl nie wissen, wie das zustande kam.
12:11 Uhr. Wir machen uns wieder auf die Socken und folgen nun dem steilen, aber schönen Steig, der in leicht südwestlicher Richtung nach unten führt. Lassen wir uns überraschen, wo der hinführt.
Der Steig ist in einem hervorragendem Zustand, wird mit Sicherheit gut begangen und ist nicht übermäßig steil. Er führt in einer einmal breiteren, dann wieder schmäleren Schneise fast, so scheint es zumindest teilweise, schnurgerade hinunter.
Man quert im Abstieg zwei Forststraßen. Nach der zweiten folgt eine direkte Verbindung zu einer weiteren, die sich als die entpuppt, die man vom Aufstieg kurz vorm Höchbauer her kennt!
Ich steh da schon auf der Straße kurz vorm Höchbauer, Sonja kommt nach.
Jetzt latschen wir nur mehr der Straße folgend einen Kilometer weit bis zum Zellerain
Sonja findet immer was schönes.
12:46 Uhr. Nach sechsdreiviertel Stunden sind wir wieder am Ausgangspunt zurück. Es war lustig, es war lehrreich, es war schlicht und einfach schön. Ist kein Wunder. Mit Sonja ist alles schön. Dann füat Gott und bis später, irgendwann und irgendwo in den Weiten dieser schönen Welt.