Wieder einmal eine Chaostour. Was in unserem Fall heißt, die Tour war bis kurz vor Beginn nicht geplant. Das Wetter war in den letzten Tagen recht instabil und wir waren seit dem 18. Juni auf keinem Berg mehr. Oder ja, doch, aber mit dem Motorrad. Bei unserer Pässetour 2024 sind wir sehr viele schöne und hohe Pässe gefahren. Danach hatten wir einige Pläne geschmiedet, aber wieder verworfen. Irgendwie wussten wir momentan nicht recht, was wir als nächstes machen sollen. Ich dachte dann, Abwechslung könne nicht schaden. Wir waren noch nie zusammen in den Haller Mauern. Beide waren wir, wie es der Teufel haben will, überhaupt noch nie im südöstlichen Ende dieser Bergkette unterwegs. Diese Ecke war uns beiden fremd. Also, worauf warten wir? Auf geht’s.
Strecke: Buchauersattel 861m-Grabner Alm-Admonter Haus 1723m-Natterriegel 2065m-Mittagskogel 2041m-selbe Strecke retour
Streckenlänge: rund 14km
Tiefster Punkt: 861m
Höchster Punkt: 2065m
Höhenunterschied gesamt: rund 1230Hm
Wetter: Am frühen Morgen 17°C und Nebel bis rund 1200m, dann blauer Himmel und Sonnenschein mit bis zu 28°C
mapy.cz mit 3D Grafik und GPS-Track
Geländeübersicht Sat. mapy.cz mit GPS-Track
opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Um vier Uhr Tagwache, um 5:40 Uhr beginnt der Ernst des Lebens, der in der Hauptsache daraus besteht, Steuern, Abgaben und Gebühren zu bezahlen. Hier, am Wanderparkplatz in der Buchau, kann man sein Fahrzeug nur dann parken, wenn man seinen Obulus entrichtet. Das sind hier €6.- pro Tag inkl. Spende von einem Euro, die gleich zwangsweise mit verrechnet wird zur Erhaltung der Steige und Wege. Das finde ich durchaus in Ordnung. Parkraumbewirtschaftung. Atemluftbewirtschaftung (CO2 Steuer) ist ja auch vollkommen in Ordnung. [/sarc]
5:50 Uhr. Rucksack am Rücken, Eddie an der Leine, wir sind abmarschbereit. Trotz 17°C hab ich die Jacke an, was mir nach wenigen Metern den Vogel raus haut und ich sie wieder ausziehe. Hätten wir am besten im Auto lassen sollen.
Gleich nach dem Parkplatz biegen wir rechts auf eine Schotterstraße ein und folgen ihr, an einem weiteren kleinen Parkplatz (der tagsüber genau in der gleichen prallen Sonne liegt wie unserer weiter unten) vorbei, in den Wald.
Bei einer Linkskehre führt ein breiter Steig gradeaus in den Wald, eine Abkürzung des markierten Weges. Was man hier sieht, schaut recht hübsch und angenehm aus. In Wahrheit ist es ein grausliger Hohlweg, den wir uns hätten sparen können. Beim Abstieg gehen wir den markierten Weg ohne diesen Abschneider.
Dieser grausliche Hohlweg ist gottlob nicht sonderlich lang und mündet bei einer Forststraßenkurve in eine weitere Abkürzung, die angenehm zu gehen ist. Fernsicht ist nicht nur wegen dem Wald so gut wie null, der Nebel verbreitet eine gespenstische Stimmung.
Ich bin heute von Anfang an recht K.O. und konzentriere mich drauf, regenmäßig meine Luft zu bekommen. Meine gute Fee Sonja hingegen achtet auf unsere Umgebung und hält die Schönheiten der Natur bildlich fest.
6:58 Uhr. Rastbankerl mit einer hübschen Aussicht.
Die Nebeldecke liegt jetzt unter uns.
Des öfteren stehen irgendwelche Taferl herum, die uns irgendwas erklären wollen. Ich hab heute schon genug damit zu tun, regelmäßig meine Luft zu bekommen. Nach drei Wochen Wanderpause fühle ich mich heute einfach schwach, hab aber keine Zweifel, daß ich da rauf komme. Hier sehen wir erstmals die Felswände über uns.
Drei Wochen Wanderpause und die hohe Luftfeuchtigkeit stehen uns ins Gesicht geschrieben. Nein, daß sind nicht unsere Großeltern, das sind Waldorf & Statler.
Wir nähern uns mit einer langen Hangquerung langsam der Grabneralm.
Admonter Reichenstein und Gesäuseberge südöstlich von uns.
Da gäbe es einen alten Steig zum Buchauersattel runter.
Diese Wände gehören zu den westlichen Ausläufern des Grabnerstein.
Käserhütte unter der Grabneralm
Blick zum Admonter Reichenstein
Die Gegend ist wunderschön, aber ich fühle mich matt. “Die sind rund 1800m hoch und wir müssen dann noch um mehr als zweihundert Meter höher hinauf” denk ich mir bei diesem Anblick. “Das wird heute zäh!” Ich hab allerdings nicht die geringsten Zweifel, daß ich da rauf komm.
Die Vegetation wird spärlicher, das Gelände felsiger.
Während ich hechle und meine Lungen rasseln, dokumentiert Sonja die Schönheit der Natur.
8:22 Uhr. Unser erster Blick zum Admont Haus. Ich hab’s ja noch nie gesehen und kann nur sagen, wui. Sehr schön gelegen.
Das Admont Haus zum Greifen nahe.
Blick vom Grabnertörl zum Großen Seeboden
8:38 Uhr. Wir halten uns bei der Hütte nicht auf und steigen sofort weiter aufwärts. Hier ein Rückblick auf Admont Haus 1723m und Admonter Warte 1804m.
Genau über uns, etwas rechts der Bildmitte, ist das Gipfelkreuz des Mittagskogel zu erkennen. Jetzt schau ma einmal, wie wir da rauf kommen. Scheint einfach zu sein, schaut aber sauweit aus. In Wirklichkeit sind das nur dreihundert und ein paar Höhenmeter. Das ist eigentlich nicht viel. Ich schwächle noch immer merkbar.
Blick zum Hausberg vom Fred, dem Grabnerstein 1847m
Erster Blick zum nordwestlichen Ende der Haller Mauern. Großer Pyhrgas, mit 2244m der Höchste und rechts daneben der Scheiblingstein, mit 2197m der zweithöchste der Haller Mauern. Am Großen Pyhrgas war die Sonja schon mit 15, hab ich auf einem alten Foto gesehen.
Das ist die einzige Stelle, an der man über etwas steileren Fels muß, und selbst das ist recht moderat. Sowas wie eine Schlüsselstelle gibt es am Weg zum Natterriegel nicht.
Nach der Steilstufe durch die Latschengasse ist der Weg frei zum Gipfelsturm. Serpentinenreich geht es aufwärts bis zum Gipfel. Das Navi sagt, wir sind hier zumindest auf gleicher Höhe wie die Admonter Warte.
Der Blick über das Admont Haus zur Warte bestätigt, es ist unglaublich schön hier! Ich kann nur immer wieder sagen, “Das ist der Grund, warum wir in die Berge gehen!”
Seltsam, aber ich hab die schlimmste Schwäche überwunden. Das links Knie macht ein wenig Mucken, aber sonst ist alles gut. Wir haben ja Zeit und es gibt genug zum Schauen.
Jetzt liegt der Weg klar vor uns. Kehre für Kehre hechle ich hoch.
Bei einer kleinen Einsattelung gehen wir nicht rechts zum Mittagskogel, sondern links in Richtung Natterriegel. Meiner Ansicht nach ist der Mittagskogel nur ein Vorgipfel des Natterriegel und kein eigenständiger Gipfel. Nichts desto Trotz hat er eine schöne Aussicht und wird selbstverständlich von uns ebenfalls besucht. Im Hintergrund ist das Gipfelkreuz des Mittagskogel zu erkennen.
Geschafft. Dank der Geduld von Sonja bin ich da heute irgendwie hochgedampft.
Unser Burzelbär am Natterriegel. Unglaublich, wo der kleine Kerl schon überall war.
Ich wäre sooo gerne da rüber zum Hexenturm gegangen. Am Normalweg müsste das auch mit dem Burzelbär machbar sein. Da muß man aber so weit runter und dann weit hoch, ich wäre da heute verhungert. Aber was. Kommt Zeit, kommt Hexenturm. Man kann nix erzwingen.
So, und jetzt rüber zum Mittagskogel. Für den Mittagskogel sind wir aber heute früh dran. Es ist erst zehn Uhr und das ist nicht weit.
Man könnte diesem schönen, breiten Grat noch weit bis Nordosten folgen und dann, schätze ich, dort drüben irgendwo absteigen und durch diese Senke da unten hierher zurückkehren. Leider wird es jetzt sukzessive wärmer und wärmer, was für Eddie hier im ungeschützten Gelände gar nicht gut ist. Am besten wir sein, wir steigen ab.
Der Ausblick vom Mittagskogel über das Admont Haus ist traumhaft. Da müssen wir jetzt wieder runter.
Nochmals ein kurzer Blick hinüber zum Natterriegel
Da hinten, rechts oben, trifft einer Startvorbereitungen für einen Gleitschirmflug.
Ich höre das Rauschen, wie der Gleitschirm startet.
Da entfleucht der Gleitschirmflieger in der Ferne.
Abwärts durch die steile Latschengasse
Nicht mehr weit zum Admont Haus. Hier üben wir den alten Einkehrschwung.
11:03 Uhr. Unsere Bestellung ist aufgegeben.
11:16 Uhr. Wir sind wieder unterwegs.
Wir steigen ganz gemütlich ab und ich fühle mich wieder recht fit. Alles paletti. Waldorf & Statler.
Ich hab einige Tourenberichte über Natterriegel und Mittagkogel gelesen. Zumindest das mit dem Blumenmeer war nicht übertrieben.
Hier setzten wir uns jetzt her, weil wir da noch nie gesessen sind.
12:09 Uhr. Blick über die Käserhütte zum Buchstein 2224m
Blick über die Käserhütte ins Gesäuse und zu den Admonter Bergen
Abstieg zum Buchauersattel. Wir nehmen nicht genau die gleiche Strecke wie im Aufstieg, viel Unterschied besteht allerdings nicht. Wir nehmen einmal eine steile, aber schöne Abkürzung, dafür lassen wir den elenden, dreckigen Schluf aus, den wir im Aufstieg nahmen.
Steiler, aber schöner Abstieg durch den Wald
Mit 28°C (in der Sonne) ist es im Abstieg schon sehr warm für Eddie. Immer wieder rasten wir im Schatten, es gibt was zu trinken und wie hier zu fressen. Wären wir erst später aufgestiegen, hätten wir wahrscheinlich die Tour beim Admont Haus abbrechen müssen. Temperaturen über 25°C sind für Eddie ungesund. Dafür fühlt er sich im Winter auch bei -20°C pudelwohl.
13:30 Uhr. Wir sind wieder im Tal (auf Höhe 861 des Buchauersattel).
Ein paar hundert Meter noch, dann ist die Tour …
… ENDE. Es war schön, wir kommen gerne wieder. Ein paar Rechnungen haben wir ja noch offen. Grabnerstein, Admont Warte und Hexenturm. Also bis dann, pfüat Gott und bis zum nächsten Mal, irgendwann und irgendwo.