Wir haben uns wieder einmal zu einer reinen Navi-Tour aufgemacht. Navi-Tour? Was soll das sein? Das funzt bei uns folgendermaßen: Wir fahren von daheim zur Tankstelle, tanken voll und anschließend trinken wir einen Kaffee um einen Euro. Der ist genau so gut wie der um dreizwanzig im Kaffeehaus, kostet nur einen Bruchteil, dafür ist es mehr Kaffee. Und während wir so da sitzen und trinken, hab ich das Navi in der Hand und überlag, wo wir ungefähr hinfahren wollen. Heute entschieden wir uns für’s Mühlviertel. Also gab ich Käfermarkt ein. Käfermarkt liegt im Mühlviertel. Das heißt jetzt nicht, daß wir auch wirklich nach Käfermarkt fahren. Das heißt nur, daß ich Käfermarkt ins Navi eingebe und dann auf “Kurvenreiche Strecke” drücke. Und damit das noch ein wenig unberechenbarer wird, kann man dann auch noch die Funktion “Reisen über….” verwenden. Und selbstverständlich muß man dann den Anweisungen nicht folgen, sondern kann jederzeit anders fahren, wobei das Navi dann eine neue Streckenführung berechnet. Unsere Erfahrung ist, daß man so in Regionen, in Landstriche kommt, in die man ohne Navi kam kommen würde, sofern man sich nicht verfahren hat. Es sind Straßen, auf die man nie abbiegen würde, Gräben und Höhen, die man nie sehen würde, weil man nicht wüsste, ob diese oder jene Straße, schmal und unbedeutend, wie sie aussieht, nicht einfach irgendwo bei einem Bauernhaus endet. Das kann mit dem Navi zwar auch passieren und ist schon passiert, kommt aber selten vor. So ein Navi kann schon Spaß machen und macht vieles einfacher.
Wenn ich mich jetzt recht erinnere, dann hab ich mein erstes Navi 2012 kurz vor der Pässetour gekauft und anschließend wieder zurückgegeben. Nein, nicht weil ich ein Betrüger bin, sondern weil das Ding bei der Rückfahrt aus Italien ab dem Reschenpass keinen Satellit mehr empfangen konnte und sich gleich drauf nicht mehr einschalten ließ. Ich konnte das ohne Komplikationen beim großen Internetversender am Amazonas (oder so) umtauschen, hab Ersatz erhalten und damit bin ich bis heute absolut zufrieden. Das Navi, mit dem wir heute diese Tour drehten, ist also 12 Jahre alt. Ja, sicher, das Streckennetz ist nicht mehr am neuesten Stand, aber das macht nix. Für die Zwecke, für die ich es brauche, reicht es jederzeit.
Ich will hier keine langen und ausführlichen Geschichte über diese Touren erzählen. Das hab ich mir bei “Corona” abgewöhnt und ich mach nur mehr wenige Ausnahmen. Was ich in diesen Jahren erlebt hab, diese menschlichen, charakterlichen und seelischen Abgründe, haben mir den Spaß am Erzählen unserer Touren versaut. So sollen diese kurzen Beiträge eher als Erinnerung für mich, für uns sein, was wir so treiben mit unseren Motorrädern und wo wir waren, als Geschichten für andere. Ohne diese kleine Krücken könnten wir uns ja in Kürze gar nicht mehr erinnern, wo man war.
Austria Map von 1960 mit GPS-Track. Ich hab diese alte Karte deshalb genommen, weil bei neueren Jahrgängen dieser digitalisierten Karten die Detailtreue immer mangelhafter wird und man sich, je neuer die Karten in diesem Maßstab sind, das durchfahrene Gelände immer weniger vorstellen kann.
Zusätzlich noch von mapy.cz eine leichte 3D Version mit GPS-Track, auf der man sich vielleicht noch ein wenig mehr vorstellen kann.
Und dann noch die Karte von opentopomaps, die zwar wenig Detailtreue besitzt, dafür aber ein Höhenprofil.
Die Tour führte uns, so weit es ging, über Landstraßen, Gemeindestraßen oder Güterwege. Bundesstraßen haben wir, so gut es ging, vermieden.
Strecke: Tankstelle Weißes Kreuz-Spiegelsberg-Hauptmannsberg-Öd-Schweinberg-Wallsee-Kraftwerksbrücke-Neuhütting-Baumgarten-Perg-Lanzenberg-Niederlebing-Kriechbaum-Tragwein-Erdleiten-Gutau-Herzogenreith-St.Leonhard bei Freistadt-Maasch-Pieberbach-Kaltenberg-Windhing-Tannermoor-Komau-Arbesbach-Perwolf-Kitzlermühle-Ulrichschlag-Prettles-Reitzendorf-Martinsberg-Thumling-Grub-Pöggstall-Krumling-Prinzelndorf-Oberbierbaum-Bruck am Ostrong-Rappoltenreith-Pargatsstetten-Oberla-Marbach-Persenbeug-B3-Grein-Ardagger-B1-Ludwigsdorf-Tankstelle Weißes Kreuz
Streckenlänge: rund 212km
Höhenunterschiede: alles in allem mehr als 3000Hm
Zeitdauer: 5 Stunden
Wetter: leicht bewölkt und warm
Was man ohne Navi kaum finden würde, wenn man sich nicht speziell dafür interessiert: Die Bergbauaustellung Kaolinum in Kriechbaum im Mühlviertel. Nähere Infos gibt es auch noch in einer PDF “Historischer Überblick über die Kaolingewinnung in Kriechbaum, Gemeinde Allerheiligen im Mühlkreis”.
Eigentlich wären wir fast vorbei gefahren, ohne es zu bemerken, aber diese Attrappe eines Bergwerkstollen hat mich aufmerksam gemacht.
Orte, von denen wir noch nie gehört haben.
Wunderschöner Brunnen mit frischem, kalten und sauberem Trinkwasser.
Standort und Koordinaten des Brunnen.
Wir sind schon im Waldviertel in der Nähe von Ulrichschlag
Standpunkt oberes Foto mit Koordinaten
Auch wenn zweihundert Kilometer nicht weit erscheint, nach so einer Tour, die sich über einige Stunden dahin zieht, kann man schon rechtschaffen müde sein. Diese engen, teils recht unübersichtlichen Straßen verlangen hohe Konzentration, machen aber unheimlich Spaß. Die Schnitte sind nicht hoch, der Erlebnisfaktor aber, sofern man neugierig ist, sehr wohl.