Zur Abwechslung ist wieder einmal eine Schlechtwetterfront im Anmarsch, wir wollen aber wandern gehen. Was mach ma? Ein paar Sachen hab ich für solche Fälle ja normal in Reserve und eine dieser Reserven ist der Hennesteck. Der Hennesteck? Die Hennesteck? Das Hennesteck? Ich weiß es nicht. In Tourenbeschreibungen liest man “Die Hennesteck”, bei Wikipedia steht “Das Hennesteck”, aber warum die oder das statt der, steht nirgends. Vielleicht die wegen der Henne? Und was ist dann mit das? Ist egal. Ich hab also eine Tour zum Hennesteck geplant, Ausgangspunkt Sägemühle vor Annaberg, dann hab ich aber eine andere Idee, und weil mir die auf der Karte recht gut gefällt, kommt, wie ich finde, etwas recht brauchbares heraus. Und falls das Wetter einmal schön sein sollte und wir nichts besseres zu tun haben, dann gehen wir wieder zum Hennesteck und schauen uns die Aussicht an.
Strecke: Wanderparkplatz Ötscherblick unweit von Wastl am Wald in Fahrtrichtung Bundesstraße 20, die nach Annaberg und auch nach Josefsberg führt – Hochstadelberg 1285m – Hüttenfeld 1257m – Anna Alm – Hennesteck 1334m – Anna Alm – Am markierten Weg zurück zum Ausgangspunkt.
Streckenlänge: etwa 12km
Niedrigster Punkt: 1109m
Höchster Punkt: 1334m
Höhenunterschied mit allen Gegensteigungen: rund 580m
Dauer: 5 Stunden mit allen Pausen
Wetter: Durchwegs dichter Nebel, vom Startpunkt bis kurz vorm Hochstadelberg Regen, dann nachlassender Regen. Temperatur am Ausgangspunkt 13°C, am Hochstadelberg 16°C, am Hennesteck 13°C und am Zielpunkt wieder 13°C.
Fazit: Wir haben keine Ahnung, wie der Hochstadelberg ausschaut, wir wissen nicht, wie die/der/das Hennesteck ausschaut, wir hatten wegen des dichten Nebel keine Aussicht, aber schön war es!
Geländeübersicht mapy.cz mit GPS-Track
opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil.
Seit die digitalen Karten des Amt für Eich- und Vermessungswesen mit den historischen Karten unter Austrian Map für jedermann frei zugänglich sind, schau ich mir bei jeder Tour schon in der Planungsphase an, was sich so seit ungefähr 1880 verändert hat. Es ist interessant, wie sich das Forststraßennetz (nicht nur das) entwickelt hat, es ist aber noch viel interessanter, wie sich die Flurnamen verändert haben. Und genau so interessant finde ich, wie sich die Qualität der Karten verändert. Ich will das jetzt nicht unbedingt kommentieren, aber besser werden die seit einigen Jahrzehnten nicht. So hab ich mir auch vor der Tour zum Hennesteck die alten Karten angeschaut und fand unter einigen anderen Dingen folgendes:
Karte von 1880. Der Hochstadelberg wurde damals Hoch Stadelberg geschrieben und statt Hennesteck stand auf der Karte “Hennestek”
Karte von 1910. Der Hochstadelberg hieß nun nicht mehr Hoch Stadelberg, sondern Hoch Stadel Berg und aus Hennestek wurde Hennesteck.
1930, also am Vorabend der Nazi-Zeit, passiert etwas kurioses. Der Hoch Stadel Berg bleibt zwar gleich, aus Hennesteck wird aber Hennest Eck (!) und aus “Auf den Boden” nördlich vom Hochstadelberg wird “Auf den Böden”.
Karte von 1960. Aus Hoch Stadel Berg wird Hochstadel Berg und aus Hennest Eck Hennesteck.
Die Karte von 1980 kann man schon als Vorläufer unserer heutigen Karten erkennen. Die Grafik wird immer schlichter, Flurnamen verschwinden und aus dem Hochstadel Berg wird endgültig Hochstadelberg. Im Laufe der weiteren Jahre und Jahrzehnte wird das Netz der Forststraßen immer dichter, allerdings auch das Netz der markierten Wanderwege.
9:46 Uhr Wanderparkplatz “Ötscherblick” nach Wastl am Wald. Wir haben uns im Schutz der Bäume die Regenkleidung angezogen, Rucksäcke regendicht am Rücken, Eddie an der Leine. Unsere Tour kann beginnen.
Der Weg zum Hennesteck ist blau bezeichnet, der zum Hochstadelberg gar nicht. Es gibt aber, wie wir später sehen werden, hilfreiche Steinmännchen und ausgetretene Pfade, die zum Ziel und darüber hinaus führen. Ein GPS ist hilfreich, aber nicht notwendig. Eine gute Karte würde genügen. Den Hennesteck findet man auch ohne Karte.
Den Anfang vom Pfad kann man auf keinen Fall übersehen.
Sanft ansteigen führt und der Steig höher und in den Wald.
Nach ungefähr 500m erreichen wir eine Forststraße, der wir ein Stück folgen.
Dort oben steht ein Hochstand neben der Straße, da müssen wir hin.
Da die Aussicht miserabel ist, konzentrieren wir uns auf unsere nächste Umgebung und finden auch hier Schönheiten, die es zu bestaunen Wert sind.
Leider etwas unscharf, nichts desto Trotz faszinierend, diese quitschgelbe Spinne.
Dank Navi und etwas Aufmerksamkeit ist dieser direkte Aufstieg zum Hochstadelberg leicht zu finden. Kurz vorher macht ein kleiner Steinhaufen auf den Weg aufmerksam, für blindere Kollegen …
… liegt auch noch ein Richtungspfeil aus Ästen am Boden. DA geht’s lang! Dieser Abzweig zum Gipfel ist gut achthundert Meter vom Parkplatz entfernt.
Der Weg nach oben ist nicht steil und immer gut zu erkennen. Kein Problem.
An manchen Stellen herbstelt es schon ganz schön.
Nach etwa 250m erreichen wir eine Forststraße, folgen dieser ein kurzes Stück aufwärts und steigen dann auf einem deutlich zu erkennenden Steig weiter dem Gipfel entgegen.
10:25 Uhr. Nach vierzig Minuten und gut eineinhalb Kilometer haben wir das Gipfelkreuz vor uns.
Temperatur am Hochstadelberg 16°C
Der liegt auch heute (vermutlich) noch dort.
Über den Hochstadelberg verläuft eine Gemeine- und vermutlich auch eine Verwaltungsbezirksgrenze, daher trifft man immer wieder auf solche Grenzsteine, die allerdings, im Gegensatz zu anderen Grenzsteinen, soweit ich das erkennen konnte, keine Nummern tragen.
Dieser Stein unterscheidet sich von allen anderen Steinen, indem etwas drauf steht.
Ab Gipfel Hochstadelberg folgen wir Wegspuren zuerst genau nach Osten und dann einem breiten Waldrücken entlang nach Nordosten in eine Senke hinunter.
Nebel, hohe Luftfeuchtigkeit und Spinnennetze ergeben wahre Wunderwerke der Natur.
Schöner Platz für eine kurze Rast, egal, bei welchem Wetter.
Der Weg führt genau entlang der Grenzlinie, daher immer wieder diese Steine.
Eddie und sein Meisterwerk. Sonja passt nicht auf, Eddie umkreist zweimal Sonjas Beine, bumpf! und schon liegt sie da. Die Beine Gefesselt! Nix passiert, nur gelacht.
Vom Gipfel wandern wir etwa 1.2km und 150 Höhenmeter abwärts nach Nordosten, bis wir auf den markierten Weg zur Hennesteck treffen.
Es hat inzwischen aufgehört zu regnen, wir trauen der Sache aber nicht und lassen Hose wie Jacke angezogen. Es ist sowieso alles rund um uns herum pitschnaß, da schützt zumindest die Hose und die Jacke hält den Wind ab.
3.3km nach dem Abmarsch queren wir diese Forststraße. Man könnte ihr auch folgen, die Regenfälle der letzten Zeit haben diese Straße allerdings in einen dreckigen Sumpf verwandelt. Ein Steig, der leicht zu erkennen ist, führt etwas östlich der Straße durch den Wald und ist viel schöner zu gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein rotes Herz am Baum befestigt, auf dem …
… Anna Alm steht. Der Weg zur Anna Alm und zum Hennesteck.
Man folge einfach den roten Herzen. Auch wir tun das eine Weile.
Ehrlich gesagt, den Herzen oder Markierungen zu folgen ist die bessere Variante, nur wussten wir das vorher noch nicht. Wir folgen normal weitgehend unseren eigenen Wegen und Vorstellungen.
Auf der Karte ist ein Waldweg eingezeichnet, der zum Kamm und zum Punkt 1257 hinauf führt. Wir denken, es wäre eine gute Idee, diese Variante zu gehen, weil wir solche Kämme gerne überschreiten. Was theoretisch und auf der Karte recht gut ausschaut, trifft in der Realität auf unvorhergesehene Schwierigkeiten.
Unmarkierter Aufstieg zum Kamm und zu einer Alm, die auf der Karte AEV den Flurnamen “Hüttenfeld” trägt.
Wir haben den Punkt erreicht, von dem aus wir auf den Bergrücken steigen.
Das schaut am Anfang auch recht gut aus und erinnert uns ein wenig an die Großwiese am Hegerberg.
Das Vergnügen dauert jedoch nur kurz, genau bis hierher. Da steht eine Alm- oder Jagdhütte, alles eingezäunt und Tafeln angebracht, “Betreten der Alm verboten!” Gut, jetzt könnte man sagen, “Komm, bist ja auch sonst nicht so zimperlich mit Regeln und Geboten”. Ja, ja, das stimmt schon. Es gibt Regeln, die mir unter bestimmten Umständen wenig bis nichts bedeuten, weil ich der Meinung bin, wo niemand ist, gibt es auch nichts zu regeln. Das hier ist aber ganz was anderes. Hier geht es um den Besitz fremder Menschen, die mit Zäunen und Tafeln drauf hinweisen, daß sie ihr Grundstück nicht betreten haben wollen. Und ehrlich gesagt würde ich mein eigenes Grundstück nötigenfalls mit der Waffe in der Hand verteidigen. Hätten wir diesen Zaun überklettert, wäre ich mir wie ein Einbrecher vorgekommen. Das da machte uns nicht den Eindruck einer normalen Alm, wo mit dem Zaun nur die Kühe am abhauen gehindert werden. Was tun? Wir haben das Grundstück eine Weile links im Wald umgangen.
Wir sind so lange hier im Wald gegangen, bis alles zu mühsam wurde. Dank Navi querten wir mit einem kleinen Umweg zum nicht weit entfernten, markierten Wanderweg links unter uns und folgten diesem in weiterer Folge durch den Wald in Richtung Anna Alm.
Hier haut es dir den Vogel raus. Wie am Rummelplatz. Gottlob war so schlechtes Wetter.
Die Kühe müssen hier an ordentliches Remmi Demmi gewöhnt sein.
Die Hütte hat geöffnet, der Lift ist in Betrieb.
Echte Mutterliebe. Das Kalb ist schon ganz naß von Mamas Zunge.
Vorbei am Wasserspeicher für die Beschneiungsanlage
Erst kurz vorm Gipfel kommen wir erstmals in Kontakt mit Fels. Der ist naß allerdings so speckig, wie mit Schmierseife eingepinselt.
Auch Eddie ist inzwischen pitschnaß.
Den Spaß hat allerdings von uns noch keiner verloren. Eddie macht ein schönes Männchen.
13:01 Uhr. Nach einer kurzen Rast und umziehen gehen wir wieder. Sehen tut man ohnehin nix.
Ich sag “Halt!” und mein Schlumpf spielt Flamingo
Wir gehen ein wenig nördlich an der Hütte vorbei, weil den ganzen Blödsinn da oben muß man sich nicht zweimal geben.
Da muß die Liebe ganz große gewesen sein. Ob es diese Beiden noch gibt?
Hier ist wieder der Steinhaufen am Baumstumpf, da müssen wir runter zur Weide mit den Kühen.
“Hallo Mädels, wie geht’s?” “Muh!” Ok, alles bestens.
Sehr viel besser ist die Sicht noch immer nicht geworden.
Irgendwo links von uns müsste der Hochstadelberg sein. Wir waren zwar oben, gesehen haben wir ihn nie.
Wenn es keine Fernsicht gibt, beschäftigt man sich eben mit den Dingen in der Nähe. Die sind um nichts weniger schön.
14:32 Uhr. Der Kreis hat sich geschlossen. Hier, beim Holzpfeil am Boden, sind wir auf den Hochstadelberg gestiegen. Jetzt haben wir nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt.
14:47 Uhr. Genau nach fünf Stunden und rund 12 Kilometern sind wir am Ausgangspunkt zurück.
Noch bevor ich irgend etwas anderes tu, wird der Track abgespeichert. Erst dann ziehen wir uns komplett um und fahren Heim. Einen Kaffee kaufen wir uns noch, dann kochen wir einen großen Topf Spagetti und fressen alles zusammen. Also dann, bis zum nächsten Mal, irgendwo und irgendwann.