Vom Ennstal ins Steyrtal. Nicht vom Ausgangspunkt zu einem Ziel und zurück wandern, sondern vom Ausgangspunkt zu einem Ziel, von dem aus man Bus und/oder Bahn für die Rückkehr benötigt. Ohne zwei Autos, die man umständlich und zeitaufwändig platzieren muß. Sowas gefällt uns in letzter Zeit immer besser und darum waren wir gleich Feuer und Flamme, als wir sahen, wir könnten von Trattenbach aus über drei eintausend Meter Hügel ins Steyrtal wandern. Gut, das Wetter war, bedingt durch Nebel, nicht sonderlich und die Aussicht daher ebenfalls nicht, dafür wurden wir Dank Minusgraden mit Kunst aus Eis entschädigt. Insgesamt hat uns die Tour sehr gut gefallen, den Ostgrat zum Herndleck würde ich jedoch (speziell bei Nässe) nur jenen empfehlen, die auch bei Nässe und rutschigem Untergrund in steilem, weglosem Gelände trittsicher sind.
Strecke: ÖBB Haltestelle Trattenbach-Ostgrat Herndleck-Teufelskirche-Kruckenbrettl-Schneeherrgott-Oberbrandl-Brandhof-Steinbach an der Steyr-Bushaltestelle Untergrünburg Museumsbahnhof
Rückkehr zum Ausgangspunkt: Bus 433 bis Steyr Bahnhof (fährt 14:38 Uhr bis 18:38 Uhr alle 60 Minuten). Ab Steyr Bahnhof REX1 15:12 Uhr alle 60 Minuten.
Streckenlänge: rund 14km
Tiefster Punkt: 320m
Höchster Punkt: 1080m
Höhenunterschied: rund 850Hm mit allen Gegensteigungen
Zeit unterwegs: 6 Stunden 30 Minuten
Wetter: Stark bewölkt, Nebel, Temperatur 6°C bis -4°C
opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Geländeübersicht Google Earthpro mit GPS-Track
8:23 Uhr, Parkplatz bei der ÖBB Haltestelle Trattenbach. Hier herrscht nur leichter Nebel, die Temperatur beträgt 3°C. Rucksäcke sind am Rücken, Eddie an der Leine, es kann losgehen.
Da wir ein Stück auf der Straße zurückgehen müssen, auf der wir kamen, kraxeln wir gleich hier über die Böschung hoch und ersparen uns dabei einige Meter. Sollte uns dieser Aufstieg Schwierigkeiten machen, wäre es besser, wenn wir umdrehen, Heim fahren und uns ins Bett legen. Wir erinnern uns, wir wollen ja eigentlich am Ostgrat zum Herndleck hochsteigen.
Wir nehmen einen Feldweg hinter einem Haus, um die unübersichtliche Linkskurve auf der Landstraße zu umgehen und haben dabei einen schönen Ausblick auf die Enns.
Hier hat sich jemand eine Zwergenwelt eingerichtet.
Der Feldweg, rechts unter uns die Landstraße, die wir da vorne, gleich nach dem Bagger, wieder erreichen.
Da steht nicht, wie sonst üblich, dieses mysteriöse INRI drauf, sondern ausgeschrieben “Jesus Nazarenus, Rex Judaeorum”, Jesus von Nazaret, König der Juden.
Jetzt noch ein Stück auf der Straße
Wenn man diese Tour aus Trattenbach startet und über den Ostgrat zum Herndleck will, findet man im www ja kaum Infos, daher ist es besonders wichtig, vorab die Karten genau zu studieren und dann vor Ort und in der Realität zu vergleichen, was geht und was nicht. Bei opentopomap ist hier bei einem Wassergraben eine Abkürzung eingezeichnet, die man in der Realität als Weg nicht findet, es ist allerdings (um diese Jahreszeit ohne Vieh) möglich, über die Wiese zur Forststraße zu gehen. Hier unser Track zu dieser Stelle.
Da unten sind wir vorm Wassergraben links über die Wiese hierher zur Forststraße gegangen.
Blick nach Nordwesten. Hierher wären wir ohne die Abkürzung auf dieser Forststraße gekommen.
Blickrichtung Südosten. Das ist die Richtung, die wir einschlagen.
Die Feuchtigkeit des Nebel legt sich (hier herunten) wie glitzernde Perlen auf die Pflanzen.
Blick in Richtung Trattenbach.
Orientierungspunkt erste scharfe Rechtskehre. Hier steht eine Maschinenhütte.
… zu einer langen Linkskurve …
Blick zur Beisteinmauer 632m genau südlich von uns.
Markanter Orientierungspunkt: Linkskurve Ausgang.
Am Ausgang besagter Linkskurve wollen wir die Abkürzung finden, die hier bei opentopomap eingezeichnet ist.
Wir finden auch einen Steig, der allerdings nur zu einem Hochstand führt.
Wir suchen herum, finden aber nix. Kein Weg, nur Dornen und dichtes Strauchwerk. Reumütig kehren wir zur Straße zurück …
… und folgen dieser um die nächste Rechtskehre herum.
Nochmals ein Blick in Richtung Trattenbach.
Nach der Rechtskehre beginnen wir links in der Böschung zu suchen und finden rund 150m nach der Kehre …
… diese Steigspuren, die uns zum Ostgrat bringen werden. Keine Markierungen, kein Steinmann, die Spuren sind allerdings deutlich. Der Wald, den wir hier zum Grat queren, ist steil, erdig und der Boden nass.
Ferner liegt viel Laub am Steig. Es ist sehr rutschig hier.
9:10 Uhr. In fünf Minuten haben wir den Hang gequert und sind beim Grat.
Das ist er, der Ostgrat zum Herndleck. Er beginnt recht pomale und steilt im Verlauf des Aufstieges deutlich auf. Felsen sind hier, leider, rar, der Untergrund besteht in der Hauptsache aus Erde, Wurzeln und feuchtem Laub. Im unteren Bereich spielt die Feuchtigkeit oder Nässe noch keine Rolle, sie wird mit zunehmender Steilheit allerdings immer mehr zu einem Risikofaktor.
Schon nach kurzer Zeit entpuppt sich dieser Grat in der Vorausschau wie im Rückblick zu einer wunderschönen Sache, die sich allerdings nicht so einfach geht. Die nasse Erde, das nasse Laub, die nassen Wurzeln, alles wird mit zunehmender Steilheit immer rutschiger.
Hier finden wir einen dick mit Moos bewachsenen Steinmann, der schon Asbach Uralt sein muß.
Nicht recht viel später finden wir auch den ersten, blau markierten Stein …
… und auch ein Schwammerl versucht, sich vor uns zu verstecken.
Wir sehen schon zu einem Teil, der flacher wird, aber leider müssen wir noch hier rauf. Steil, nass, rutschig wie Sau. Bei den paar Felsen, die man hier findet, muß man immer aufpassen, daß die belastbar sind und nicht einfach nur im Dreck stecken. Es ist hier wesentlich steiler, als es am Bild ausschaut.
Irgendwie geht es aber doch immer wieder vorwärts. Hier umdrehen wäre eine ganz schlechte Idee! Steil, nass und rutschig ist es ohnehin schon, nach oben hin wird es flacher!
Wir können hier jetzt endlich schön queren, um dem Gelände die Steilheit zu nehmen. Bei Trockenheit würde ich (vielleicht) auch direkt am Grat bleiben. Gleich wird das Gelände wesentlich flacher.
Man sieht hier schön den Unterschied in der Steilheit.
9:32 Uhr. Wenn nix unvorhergesehenes mehr kommt, dann haben wir den Ostgrat (das Steilere davon jedenfalls) geschafft.
Noch einmal ein Blick zurück …
… und dann ein kleines Andenken hinterlassen. Keine Sorge, ist nur Filzstift.
Ab jetzt wird alles wieder wesentlich entspannter und hat wieder mehr mit wandern zu tun. Es hat aber irgendwie doch auch Spaß gemacht.
Da und dort finden wir auch wieder Steinmännchen …
… und auch schwarz/weiße Markierungen, die man überall findet und nie weiß, was sie bedeuten. Diese Markierungen leiten uns allerdings …
… zu einer Forststraße, die auf den Karten, die wir kennen, nirgends eingezeichnet ist.
Hier (im Kreis) stoßen wir auf die Forststraße, die in den Karten, die wir kennen, nicht eingezeichnet ist. Hier ist unser Aufstieg am Grat auch beendet, weil der Rest, bedingt durch diese Straße, keinen Sinn mehr ergibt.
Überraschung auf der Forststraße
Wir sehen keinen Sinn darin, über die Böschung in den nächsten Waldabschnitt zu kraxeln und auf der anderen Seite wieder das selbe Spiel und folgen der Straße …
… bis zu dieser Stelle, an der wir in die Weide ausweichen und am Waldrand höher steigen.
Der Nebel wird nicht weniger, aber gottlob auch nicht mehr.
Wieder ein Weg, der nirgends eingezeichnet ist. Wir gehen am Waldrand weiter.
Weidezaun, der kein Hindernis ist.
Die Realität bestätigt die Karte. Wir sind hier (im Kreis)
Ab hier tauchen wir auch in eine Wunderwelt der Natur ein. Die Luftfeuchtigkeit des Nebel und die Kälte erzeugen bizarre Gebilde.
Wieder über eine Wiese zu einem Zaun.
Hier ist der geplante Weg ein wenig schwierig zu finden, was nicht nur am Nebel liegt.
Für uns überraschend (aber gut, wir kennen hier ja überhaupt nichts) finden wir diesen Steig.
Ein Vermessungsstein mit Stange.
Ein Zaun und ein Markierungsstein. Wir folgen dem Pfad jetzt rechts vom Zaun.
Da vorne steht ein Kreuz! Irgendwie schaut es hier aus wie am Grestner Hochkogel.
Eintrag ins Gipfelbuch, Temperatur -4°C
11:13 Uhr. Wir bleiben aber nicht lange. Die Kälte und der Nebel treiben uns weiter.
Mit nur sehr geringen Höhenunterschieden folgen wir nun dem Steig durch unsere neblige Märchenwelt in Richtung Teufelskirche, die 54 Höhenmeter höher liegt als das Herndleck. Ohne größere Belastung ist uns jetzt so kalt, daß wir die GTX-Jacken über die Westen ziehen, aber auch Handschuhe und Stirnbänder verwenden.
Ist das das Werk der berüchtigten Alpenbiber?
Schau dich an. Die bauen Wanderwege, anstatt sich auf die Straße zu kleben. Die Welt scheint doch noch nicht ganz verloren zu sein.
Recht weit sehen wir ja nicht voraus bei diesem Nebel.
11:46 Uhr. Teufelskirche 1080m
11:55 Uhr. Wir sind schon wieder unterwegs. Weiter, in Richtung Kruckenbrettl, etwa 1.4km von der Teufelskirche entfernt. Dabei werden wir rund 100Hm im Abstieg und dann wieder 60Hm im Aufstieg bewältigen.
Kreuzungspunkt einiger Wanderwege. Angeblich sollen es von hier aus nur mehr zehn Minuten zum Kruckenbrettl sein. Wir brauchen mit allen Fotos und ganz gemütlich knapp eine halbe Stunde. Na und?
Wer lieber daheim bleibt von wegen Nebel und Kälte, der weiß nichts von dieser Wunderwelt.
Woodhenge? Ist im Sommer sicher ein schöner Rastplatz.
Passt. Wir gehen nach Steinbach. Ohne es bei der Planung zu wissen, folgen wir weitgehend einem Weitwanderweg.
Hier, in einer Senke, steht eine Hütte. Genau hier begegnet uns ein Läufer mit Hund, den wir später noch einmal treffen. Aber ganz wo anders!
12:28 Uhr. Kruckenbrettl 1020m
Hier machen wir ein paar Minuten länger Pause. Eddie hat Durst und Hunger.
Am Dreieckberg in Gaming steht wegen solcher “Schnitzkunst” ein Spruch im Gipfelbuch, der sinngemäß so geht: “Ritzt eure Kunstwerke in eure eigene Haut und nicht in die der Bäume!”
12:43 Uhr. Wir sind wieder unterwegs.
Der Abstieg vom Kruckenbrettl erfolgt hier durch durchwegs steilen Wald auf einem Steig, der zwar bei Nässe rutschig ist, aber die Steilheit mit langen Querungen und Kehren entschärft. Im großen und ganzen ist es hier recht angenehm zu gehen.
Großen Respekt und Dankeschön für diejenigen, die diese Steige errichten und erhalten. Namen- und Gesichtslose bauen für Namen- und Gesichtslose. Dieser Enthusiasmus ist wirklich unglaublich.
13:10 Uhr. Genau jetzt, als ich warte, bis Sonja ins Bild kommt, rennt der Kerl mit seinem Hund, den wir vor 55 Minuten in der Senke vorm Kruckenbrettl getroffen haben, hier auf der Forststraße grinsend und grüßend an uns vorbei. Ich hab geglaubt, ich spinne! Der ist dann zum Schneeherrgott gelaufen und auf selber Strecke, die wir dann gingen, verschwunden.
Wo wir aus dem Wald herunter kamen, links abbiegen und einige Meter später da vorne vorm Hochstand rechts.
Nach dem Sattel folgen wir diesem Güterweg in westlicher Richtung (Flurname Oberbrandl)
Rückblick zum Sattel beim Schneeherrgott
Den eisigen Wald des Kruckenbrettl lassen wir hinter uns im Nebel zurück.
Hier ist der Nebel so nass, daß wir die Kapuzen der GTX-Jacken aufsetzen. Als ginge man durch eine Waschanlage.
Wir befinden uns hier in diesem Bereich (Kreis) …
… und folgen weiter dem Weitwanderweg 09 in einen Graben hinunter
Der Feldweg geht in einen von Blättern bedeckten Waldweg über
Dieser Hof da unten ist der im roten Kreis.
Mein Schlumpf hat wieder nur Faxen im Kopf. Darum hab ich Sie so irrsinnig gerne. Nebel? Kälte? Kein Problem. Immer gut drauf, wenn wir unterwegs sind.
Das finden wir beim Bauernhof. Irre!
Da hat jemand außergewöhnlichen (und guten) Geschmack. Spiegelverglast ist da ein Bett drinnen. Was für ein Schlafzimmer! Man stelle sich das im Winter bei Schneefall vor. Ein Traum!
Aber wenige Minuten später wird uns das Staunen und Lachen vergehen. Über diese Wiese hätten wir hinunter gehen sollen! Kein Zaun, kein Vieh! Und wir Deppen halten uns an die Markierung am “Weg”.
Rückblick zum Haus mit extravagantem Schlafzimmer (rechts der dunkle Würfel).
Der markierte Weg ist ein unglaublich dreckiger Kuhsteig, in dem es dir fast die Schuhe auszieht.
Der Dreck bleibt uns bis hinunter zum nächsten Bauernhof treu.
Jetzt noch über diese Wiese und dann auf der Straße bis Steinbach an der Steyr. Von hier aus haben wir noch rund 2.6km bis zum Ziel.
Da hinten beim Bauernhof hab ich etwas übersehen. Gottlob ist Sonja aufmerksam.
Das ist sicher interessant, ….
… aber die Hauschronik ist noch wesentlich interessanter. Sie reicht zurück bis 1547
Underberg hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen.
So schaut dieser Hof heute aus.
14:25 Uhr. Geschafft. Wir sind im Steyertal. Jetzt noch durch Steinbach und zur Bushaltestelle am Museumbahnhof in Untergrünburg.
Eine MT01 hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Der Poldi aus Kematen hatte eine.
Das war einmal die Messer- und Stahlfabrik Pils. Ich hab so ein Messer in meinem Besteck, das ausschließlich aus alten Fabriken in Österreich stammt.
Wird nächstes Jahr angeschaut. Da fahren wir einmal mit den Motorrädern her.
Na hoffentlich können die Fische lesen!
Wir lassen Steinbach hinter uns und gehen über die Brücke nach Grünburg.
Auch Grünburg endet bald und wir haben nur mehr wenige Meter bis zum Ziel.
14:55 Uhr. Jetzt ist noch bis 15:38 Uhr Zeit, dann erst kommt unser Bus. Wir ziehen uns frische Leiberl an, essen etwas und ich schau ein wenig herum.
In der Firma, in der ich dreißig Jahre lang war, hatten wir eine alte, ölbefeuerte Dampflock, die hieß Hermine.
Die Steyrtalbahn wurde am 28. Februar 1982 eingestellt. Seitdem gibt es nur mehr Museumsbetrieb.
Mit solchen Waggons, allerdings auf der Normalspur, sind wir zur Schule gefahren.
Genau so haben die drinnen ausgeschaut.
Da sind wir oft während der Fahrt draußen gestanden.
Geht, wie es sich für eine Bahnhofuhr gehört, sehr genau.
Da stand die Verspätung noch mit Kreide geschrieben drauf, nicht digital. Damals konnte auch noch jeder schreiben.
Den alten Schildern nachempfunden.
15:32 Uhr. Unser Bus muß gleich kommen. Krempel zusammenpacken, nichts vergessen!
Wir fahren mit dem Bus nach Steyr.
16:07 Uhr. Noch fünf Minuten, dann geht unser Zug nach Trattenbach.
Da ist er schon. Pünktlich wie die ÖBB.
16:34 Uhr. Der Zug verlässt die Haltestelle Trattenbach und wir gehen zum Auto.
16:35 Uhr. Nach etwas mehr als acht Stunden sind wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück. Trotz Nebel und Kälte, oder vielleicht grade deswegen, war es eine wunderschöne Tour, die wir nicht so schnell vergessen. Also dann pfüat Gott und bis zum nächsten Mal, irgendwann und irgendwo.