Pässetour 2024
Übersicht auf mapy.cz 3D 1. bis 3. Tag mit GPS-Track
Montag, 24. Juni 2024
Strecke: Amstetten – Waidhofen-Weyer-Altenmarkt bei St. Gallen-Buchauersattel 861m – Admont-Liezen-Schladming-Radstadt-Wagrain-St. Johann im Pongau-Mittersill-Neukirchen am Großvenediger-Wald im Pinzgau-Alte Gerlos Straße- Gerlospass 1531m-Hippach im Zillertal-Zillertaler Höhenstraße 2020m-Aschau im Zillertal-A12 Inntalautobahn-Innsbruck-Brennerautobahn-1. Ausfahrt Mutters-Götzens-Axams-Grinzens-Tanneben-Sellrain-Gries im Sellrain-Praxmar-Lüsens-Gries im Sellrain-St.Sigmund im Sellrain Alpengasthof Ruetz
Streckenlänge: 453km
Zeit unterwegs: 9 Stunden 30 Minuten
Wetter: Leicht bewölkt und durchwegs schön.
Opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil Amstetten-St.Sigmund im Sellrain
Maps Austria mit GPS-Track Anreise nach St. Sigmund im Sellrain
“Dreimal noch schlafen”, haben wir am Freitag Abend gesagt, “und dann geht es ab nach Tirol!” “Einmal noch schlafen, dann geht’s los!” sagten wir uns am Sonntag Abend. Wir waren ein wenig aufgeregt. Für Sonja wird es die erste große Motorradtour ihres Lebens, für mich die erste Pässetour seit neun Jahren. Mit Pässetour meine ich eine Tour in die Berge Tirols, der Schweiz oder Italiens mit Ausgangs- und Endpunkt St. Sigmund in Tirol. Von 2008 bis 2015 sind wir, Motorradkumpels aus Deutschland, Luxemburg, Polen und ich, sechs Mal zu solchen Touren aufgebrochen, kamen dabei in die Dolomiten, zum Gardasee und ans Mittelmeer, dann hat sich dieser schöne Brauch durch verschiedenen Umstände von selbst erledigt. Meinerseits waren das 2016 ein süßer kleiner, aber alter und kranker Hund, den ich nicht mehr alleine lassen wollte, 2017 meine Pensionierung und dann 2019 der Tod meiner Eltern. Im selben Jahr, in dem meine Eltern kurz hintereinander verstarben, hab ich die Sonja kennengelernt. Zuerst nur als Motorrad- und Bergkumpeline, dann als guter Freund und schlussendlich, mit langem Anlauf, mehr. Jetzt, neun Jahre nach meiner letzten Pässetour wollte ich der Sonja, die leidenschaftlich gerne Motorrad fährt, die Schönheit der Bergwelt außerhalb Österreichs zeigen und hab mir eine kleine, aber feine Runde zusammengestellt. Ausgangs- und Endpunkt Alpengasthof Ruetz in St. Sigmund im Sellrein. Genau wie damals.
Um fünf Uhr läutet der Wecker. “Es ist soweit” geht mir durch den Kopf. “Heute geht’s wieder los. Auf nach Tirol”. Duschen, Zähne putzen, Motorradkleidung anziehen. Gepackt war schon alles. Wir mussten nur mehr die Tankrucksäcke auf die Motorräder schnallen, ich dann noch das Motorradnavi und das Wandernavi (für die Aufzeichnung der Strecke) einschalten und es kann losgehen.
Fünf Uhr und fünfzig Minuten. Ich zieh mir die Handschuhe an, setzt mich auf’s Motorrad, dreh den Zündschlüssel um und drück den Startknopf. Bei gezogenem Choke erwacht der Vierzylinder brummend zum Leben. Ohne Choke, weil Benzineinspritzung, wummert der dicke Motor der Corvette neben mir los. Ich kann mir nicht helfen, aber immer, wenn Sonja die GSX1400 startet, denke ich, jemand hat eine Corvette zum Leben erweckt. Unsere Tank sind randvoll, ergo können wir ohne umschweifen die Reise antreten. Vorbei an unserer Stammtankstelle brummen wir in Richtung Waidhofen an der Ybbs. Ich hab mir Daumen x Pi ausgerechnet, daß wir, wenn wir so gegen sechs Uhr losfahren, mit einer Kaffeepause in Admont dem Berufsverkehr in Liezen ein Schnippchen schlagen könnten. Es wurde allerdings irgendwie alles ganz anders, als erwartet.
7 Uhr. Blick zum Gesäuseeingang
Rasch waren wir in Waidhofen und genau so rasch waren wir in Weyer. Praktisch kein Verkehr auf den Straßen! Altenmarkt haben wir ohne irgendwelchen verkehrsbedingten Komplikatione hinter uns gelassen und kehren, nach einer kalten Nebelfahrt über den Buchauersattel, aus Gewohnheit, oder aus Tradition, keine Ahnung, in Admont bei der OMV Tankstelle zu einer Kaffeepause ein. Ich sag’s jetzt ganz ehrlich, aber €3.- für einen Pappbecher gruselig schmeckenden Kaffee wird wohl der Anlaß, diesen schönen Brauch zu begraben. Man muß nicht bei jeder Depperei mitmachen. Bisher gab es wenigstens noch Porzellangeschirr, aber Pappbecher um drei Euro? Hab ich einen Vogel?
7:10 Uhr. Kaffeepause an der Tankstelle in Admont, im Hintergrund die Haller Mauer
Normal kommt jetzt bei so einer Tour der harte Teil. Fahrt nach Liezen, dann fahrt durch das Ennstal bis Schladming und Radstadt. Die Gegend ist schön, keine Frage. Die Straße ist gut ausgebaut, auch keine Frage. Der Verkehr ist unter normalen Umständen verheerend! Von Admont bis Schladming wird dir normal das Hirn sauer! Heute war das überhaupt kein Problem. Ich fragte mich tatsächlich, wo die Leute hingekommen sind, die normal um etwas diese Uhrzeit zur Arbeit fahren? Haben wir tatsächlich so ein ideales Zeitfenster erwischt, daß kaum Verkehr auf den Straßen ist? Scheinbar ja! Ohne Stau, ohne jede Verkehrsbehinderung erreichten wir Schladming, Radstadt und dann über Wagrain St. Johann im Pongau. Hier wird mir ein wenig Wehmütig ums Herz. Wir haben am Sonntag Abend meinen Hund, den Eddie, zu meiner Nichte Sabrina gebracht. Ich weiß genau, bei der Sabrina geht es ihm prächtig. Er hat zwei Hundekumpel (Toni und Chester) zum Spielen und Sabsi wird sich rührend um ihn kümmern. Aber hier, in St. Johann im Pongau, wurde mir wehmütig ums Herz. Eddie ist aus dieser Gegend. Eddie ist ein echter Pongauer. Nur wenige Kilometer von hier entfernt, von einer kleinen Siedlung am Berg, hab ich ihn am 6. September 2016 geholt. Aber andererseits, ja, mein Gott, ein paar Tage werden wir und wird Eddie es auch so schaffen.
10:22 Uhr. Parkplatz bei einer kleinen Kirche in Wald am Schoberpaß. Wir rasten ein wenig und essen einmal was. Motorradfahren ist anstrengender, als man glauben könnte.
10:35 Uhr. Rückblick auf Wald am Schoberpaß. Auffahrt auf der alten Schoberpaß Bundesstraße, die, für mich erstaunlich, neu asphaltiert ist. Ich dachte mir damals, vor neun Jahren eigentlich, man würde die Straße so lange offen halten, wie man sie noch mit Enduro Motorrädern oder Geländewagen befahren könne und dann komplett sperren. Es gibt ja noch die neue Bundesstraße, die mautpflichtig ist, kurvenärmer und breit. Falsch. Man hat die alte Bundesstraße saniert! Im Winter ist diese Straße allerdings, soweit ich weiß, gesperrt.
Der steckt auch schon seit ewigen Zeiten in der Böschung. Ein alter Bekannter sozusagen.
Der Gerlos-Stausee ist auch immer wieder ein schöner Anblick
Kurz vor halb elf waren wir schon am Anfang der alten Gerlos Bundesstraße in Wald am Schoberpaß und ich dachte mir, “Wenn wir so weiter machen, sind wir um 13 Uhr beim Ruetz!” Ganz egal, wo wir auch hin kamen, überall war dermaßen wenig Verkehr, daß wir so problemlos wie noch nie zuvor vorwärts kamen. “Na, wenn das so ist” dachte ich, “dann schau ma einmal, wie spät es ist, wenn wir im Zillertal ankommen. Wenn es passt, fahren wir heute noch über die Zillertaler Höhenstraße”. Gesagt, getan, und gegen halb zwölf waren wir noch auf der Zillertaler Höhenstraße unterwegs.
11:39 Uhr. Auffahrt zur Zillertaler Höhenstraße
Mautstelle Schwendberg Beleg Nr: 113358 Gebühr €7.-
Höchste Stelle Aussichtspunkt Melchboden 2000m
Die Fahrt aus dem Zillertal wieder raus zur A12 Inntalautobahn dauert dann doch etwas länger, als man anfangs meint. Das liegt nicht an der Verkehrsdichte, sondern an der Streckenlänge. Dieses Zillertal ist länger, als man denkt und man fährt eine ganze Weile, nicht zuletzt auch wegen der Geschwindigkeitsbeschränkungen. In weiser Voraussicht haben wir uns beim ÖAMTC digitale Autobahnvignetten gelöst mit zehn Tage Gültigkeit. Wir müssen bei dieser Tour auch noch nach Landeck und zurück und die Bundesstraße 171, die parallel zur A12 verläuft, ist keine denkbare Alternative. Für eine Einsparung diese paar Euro müsste man auf der Bundesstraße fürchterlich büßen! Kilometerlange, durchgehende Sperrlinien, 70er und 60er Geschwindigkeitsbeschränkungen bis zum Abwinken. DA WIRD DIR DAS HIRN SAUER! Ich hab diesen Fehler einmal gemacht und nie wieder!
Fahrt durch’s Zillertal in Richtung A12. Neben uns eine Garnitur der Zillertaler Lokalbahn.
Nachdem wir auf der Inntalautobahn Innsbruck erreicht hatten, bogen wir in Richtung Brennerpaß ab und fuhren bei der ersten Ausfahrt in Richtung Mutters raus. Noch einmal Tanken an der Tankstelle direkt bei der Ausfahrt, dann Start zum letzten Teil unserer Anreise. Mutters, Götzens, Axams, Tanneben und dann Sellrain. Ich hab zwar zur Kontrolle auf’s Navi geschaut, die Strecke hab ich allerdings auch so sofort wieder erkannt und ich hätte auch ohne Navi auf Anhieb wieder nach Sellrain und nach St. Sigmund gefunden. Neun Jahre war es her, daß ich auf dieser Strecke zum letzten Mal gefahren war. Ich hab mich hier sofort wieder wie daheim gefühlt. Heute fahren wir allerdings nicht sofort nach St.Sigmund, sondern von Gries aus ins Lüsenstal und nach Praxmar. Das Lüsenstal ist ein südliches Nebental des Sellraintal und für Wanderer interessant. In all den Jahren, in denen ich Touren ab St.Sigmund gefahren bin, war ich nicht einmal in diesem Tal. Im Herbst wollen wir von Praxmar aus einen Berg besteigen und darum schauen wir heute, wie es dort überhaupt ausschaut.
Fahrt über Mutters, Götzens und Axams nach Sellrain
Wir sind schon nach Praxmar unterwegs. Hier stehen keine Kühe auf der Straße, sondern Pferde.
Da ist er, der Wegweiser auf die Lampsenspitze, auf die wir im September rauf wollen. Dreieinhalb Stunden hört sich nicht wild an, und selbst, wenn wir fünf Stunden für hinauf brauchen sollten, wäre das vollkommen in Ordnung. Da haben wir, in tieferen Lagen, schon was schlimmeres erlebt.
In Praxmar kehren wir bis zu einer Weggabelung um und fahren dann in den hinteren Winkel des Lüsenstal.
Von Mugel kann im hinteren Lüsenstal keine Rede mehr sein. Das sind Berge mit teils über 3000m Höhe und gehören damit zum Höchsten, was Österreich überhaupt zu bieten hat.
Blick von der Lüsener Alm nach Praxmar
Etwas kribbelig wurde dann die Fahrt nach St. Sigmund. Zuerst fuhren wir, wie schon gesagt, nach Gries und links ins Lüsenstal hinein. Wieder in Gries zurück, legen wir dann die letzten paar Kilometer nach St.Sigmund zurück. Mit Schmetterlingen im Bauch, muß ich zugeben. Wenn ich früher diese letzten Kilometer fuhr, fühlte sich das immer so an, als wenn ich kurz vor daheim wäre. “Wie wird sich das heute, nach neun Jahren Pause, anfühle?” fragte ich mich.
Um viertel nach drei sind wir dann, genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte, kurz vor St.Sigmund, die Motorräder auf der letzten Kuppe am Fahrbahnrand abgestellt, auf der Holzbank gesessen, auf der ich bei jeder Anreise nach St.Sigmund gesessen bin, und haben zur Kirche in St.Sigmund geschaut. Jahr für Jahr hab ich mir bei dieser Bank gedacht “Ich bin wieder daheim!” Heute war ich mit Sonja hier “Wieder daheim”. Wir sind eine Weile auf dieser Bank gesessen, dann stiegen wir wieder auf die Motorräder, fuhren durch den Ort und kurz vorm Ortsende bogen wir nach links von der Straße ab. Eine kleine Steigung noch, eine kurze Rechtskurve an der Pension Praxmarer vorbei, dann lesen wir “Gasthaus Pension Ruetz” an der Hauswand. Jetzt war ich wirklich wieder daheim in Tirol.
15:14 Uhr. Bankerl mit Blick auf St.Sigmund im Sellrain
Waldorf & Statler in St.Sigmund
Bergüßung, Zimmer übernehmen und dann ein kleiner Spaziergang, der uns zur Gleirschalm führte, daß waren die nächsten Punkte nach unserer Ankunft. Eigentlich war alles so, als hätte es diese neun Jahre Unterbrechung nie gegeben. Man kennt sich, man traut und vertraut sich, man kennt den Hausbrauch und die Gewohnheiten. Schlussendlich, man fühlt sich geborgen und daheim.
Blick über St.Sigmund in Richtung Osten
Von hier, vom Gasthof Ruetz aus, möchten wir im September zumindest die Hausberge Mute und Freihut, von Praxmar aus auch, wenn möglich, die Lampsenspitze, erwandern. Wir sind schon recht gespannt, wie das wird.
Spielplatz am Weg zur Gleirschalm
Blick in Richtung Mutenkogel – Rotkogel (wenn ich nicht komplett daneben liege)
Was sich die wohl denken? “Bisch a Tiroler, bisch a Mensch. Bisch koa Tiroler, bisch a Oaschloch”.
Mit diesem idyllischen Blick über St.Sigmund beschließen wir den heutigen Tag. Ab jetzt wird’s privat. Jetzt kommt noch ein deftiges Abendessen und dann geht’s in die Heia. Morgen wird ein langer, anstrengender und, wie wir hoffen, erlebnisreicher Tag. Morgen geht’s zum Stilfserjoch und nach Livigno. Also dann, bis morgen.
Dienstag, 25. Juni 2024
Strecke: St. Sigmund 1550m-Kühtai 2020m-Oetz-A12 Inntalautobahn-Landecktunnel-B180-Pfunds-Nauders-Grenze-SS40-Graun im Finschgau-Glurns-Prad am Stilfserjoch-Stilfserbrücke/Ponte Stelvio-Trafoi-Passo dello Stelvio/Stilfserjoch 2758m-SS38 Molina Bagni (vor Bormio)-SS301-Passo Foscagno 2291m-Passo Eira 2208-Livigno 1816m-Munt la Schera Tunnel (Maut)-28-Zernez-27-Susch-Flüelapass 2383m-Susch-Scuol-Ramosch-Martina-B184-Ried im Oberinntal-L17-Pillerhöhe 1559m-Wenns-Arzl im Pitztal-B171-Oetztalerstrasse-Oetz-Kühtai 2020m-St.Sigmund im Sellrain Alpengasthof Ruetz 1550m
Steckenlänge: 412km
Zeit unterwegs: 10 Stunden 50 Minuten
Wetter: Auffahrt Stelvio leicher Regen, dann durchwegs Sonnenschein
Opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Austrian Map mit GPS-Track des Kernstück der Tour.
Geländeübersicht Mapy.cz mit GPS-Track
Fünf Uhr in der Früh, der Wecker läutet. Pfff, mitten in der Nacht aufstehen? Ja, klar! Wir sind hier, um Motorrad zufahren, und nicht, um die Zeit tot zu schlagen oder gar tot zu schlafen! “Hase”, sag ich, “bleiben wir noch ein paar Minuten zusammengekuschelt liegen als Vorbereitung auf die Tour? Das wird heute ein langer Tag!” Sie lässt sich breitschlagen. Zehn Minuten Zugabe. “Auf! Raus aus den Federn!” Pfffff. Das Leben kann so hart sein.
5:50 Uhr. Wir sind angezogen, haben nur den Tankrucksack mit der Regenhose und ein paar Kleinigkeiten mit. Zwar hat der große Tankrucksack, den jeder bei der Anreise auf der Rücksitzbank festgezurrt hatten, nicht wirklich gestört, das Auf- und Absteigen wird ohne allerdings auf jeden Fall einfacher. Lustig ist nur, daß wir bei der Anreise so geübt wurden im Fuß gaaaanz hoch heben, um aufs Motorrad zu steigen, daß dies zur Gewohnheit wurde und auch jetzt, ohne Gepäck am Heck, nur schwer abzugewöhnen ist. Eventueller Zuschauer an Tankstellen beispielsweise wissen dann nicht recht, was sie davon halten sollen, wenn sie zwei Motorradfahrer sehen, die ohne augenscheinlichen Grund beim Auf- und Absteigen das rechte Bein gaaaaanz hoch aufheben und sich so etwas grotesk aufs Motorrad schwingen. Na ja, dann unterhalten wir die Leute halt so ein wenig, wenn sie sonst nix zu lachen haben.
5:48 Uhr. Wir düsen gleich los. Nur mehr die Jacke schließen, den Helm aufsetzen und die Handschuhe anziehen.
Vom Ruetz auf die Hauptstraße und dann nicht rechts in Richtung Kematen in Tirol, sondern links in Richtung Kühtai. Im Sellraintal, einem Paralleltal zum Inntal, etwas südlich gelegen, ist es um diese Zeit noch recht kühl und wir schalten die Griffheizung ein. Die läuft übrigens öfters bei dieser Tour.
In Kühtai werden wir gleich bei der Ortseinfahrt von Pferden begrüßt. Kühtai ist ein typischer Wintersportort, der im Sommer den gleichen Charme ausstrahlt wie das Postamt Christkindl am 14. Juni oder wie ein Freibad im Winter. Dafür liegt es auf 2000m Seehöhe und ist ein guter Ausgangspunkt für einige Wanderungen auf höhere Berge wie zum Beispiel auf den Sulzkogel mit 3016m.
Bei der Abfahrt von Taxegg nach Oetz kommen wir an dieser schön gelegenen, kleinen Kirche bei Oetzerau vorbei. Hier gleich eine Anmerkung zu den Schreibweisen. Auf den Karten heißen die Orte oder Ortsteile (seit den Karten von 1980, vorher Ötz) Oetz oder Oetzerau, der Bach hingegen, der dem Tal den Namen gibt, heißt Ötz und das Tal heißt Ötztal. Es wäre wirklich kein Wunder, wenn man sich da beim Schreiben einmal verheddert.
Blick über Oetz ins Ötz- und Inntal
Wir erreichen Oetz und fahren zur Inntalautobahn, auf der wir in relativ kurzer Zeit bei Landeck den Abzweig in Richtung Reschenpaß erreichen. Erlebnisreich gestaltet sich nicht nur die tunnelreiche Fahrt durchs Inntal, sondern auch der fast acht Kilometer lange Landeck Tunnel. Ich meine, wer die Phyrnautobahn von Admont bis Sattledt mag, der erfreut sich auch an der Inntalautobahn von Oetz bis Landeck. Rund 17km unter Tag haben seine eigenen Reize.
Reschenpaß-Bundesstraße 180 zwischen Ried im Oberinntal und Pfunds
Bundesstraße 180 nach der Kajetanbrücke mit Blick nach Süden und (rechts unten) zur Bundesstraße 184, auf der wir in ein paar Stunden aus der Schweiz zurück zur Kajetanbrücke fahren werden.
Selbe Stelle, Blick nach Norden
Scheint mir eher wie Ghost Town Altfinstermünz als ein lebender Ort.
Taktisches Tanken und Kaffeepause in Nauders. Bei einem Durchschnittsverbrauch von um die fünf Liter haben wir so eine Reichweite von gut 350km mit einer Reserve zum Erreichen der nächsten Tankstelle. Der Chopper von Sonja, den sie vor der GSX hatte, besaß eine Reichweite von 160km inklusive Reserve. Dann war schieben angesagt. Wie ich immer sag, Chopper sind was zum Anschauen, aber nicht zum Fahren.
Meine Maus zum ersten Mal in Italien
und beim Kirchturm von Graun, der …
… noch heute so gut wie möglich ausgeschlachtet wird. Zum Beispiel im Cafe zum Turm.
Heiß diskutiertes Kriegsdenkmal bei Burgeis/Mals
8:43 Uhr. Wir haben Prad am Stilfserjoch (und damit auch das Freilichtmuseum von Lorenz Kuntner, den ich vor einigen Jahren kennenlernen konnte) hinter uns gelassen und erreichen Stilfserbrücke/Ponte Stelvio. Jetzt geht es bald los. Sonja erstmals am Stelvio. Ich freu mich drauf und sie weiß noch nicht, was auf sie zukommt.
Eine der letzten Siedlungen unterm Stelvio
9:09 Uhr. Bei den ersten Tornanti (Spitzkehren) noch im Wald beginnt es leicht zu regnen. Wir ziehen sofort die Regenhosen an und verpacken die Tankrucksäcke wasserdicht. Eigentlich bin ich schon bei schlechterem Wetter über den Stelvio gefahren, frag mich aber, wie kalt es oben werden wird. Davon hängt ab, ob es Wasser bleibt oder Schnee wird. Ich hab auch schon Schnee am Stelvio erlebt. Gottlob nur leichter Schneefall. Bei einem Paß mit einer Höhe von über 2700m muß man schon etwas vorsichtig sein, was die Anzeichen von Schlechtwetter betrifft. Die Bedingungen scheinen mir allerdings recht brauchbar zu sein.
Ich kann mich noch recht gut erinnern, wie ich da zum ersten Mal runter geschaut hab. Das war am 15. Juni 2008 abends mit dem Horst aus München im leichten Schneetreiben. Hammer! Jetzt steht Sonja erstmals hier und schaut da runter. Ich freu mich ehrlich von ganzem Herzen, daß ich ihr das zeigen kann und mit ihr hier unterwegs bin. Jemand, der so gerne Motorrad fährt wie sie, muß einfach einmal zum Stelvio fahren.
9:27 Uhr. Wir sind auf der Paßhöhe angekommen.
Beim Remi Demi auf der Paßhöhe halten wir uns nicht lange auf und fahren ein Stück in Richtung Bormio runter. Da wollen wir sowieso hin.
Da steht nochmals eine Tafel für ein Foto. Wohl für all diejenigen, denen der Klimbim direkt am Paß zu blöd ist.
Ich hab extra für solche Aufnahmen eine kleine, alte Canon Kompaktkamera mitgenommen, wie ich sie früher bei den Pässetouren immer mit dabei hatte, als es noch keine Telefone gab, die bessere Fotoapparate sind als die kleinen Kameras damals. Mit diesem Ding kann man auch während der Fahrt fotografieren. Muß man halt die Handschuhe ausziehen und ein wenig jonglieren. Ich war da recht schnell wieder in Übung.
Ursprünglich hatte ich ja die Auffahrt zum Stelvio über Santa Maria im Münstertal geplant, weil die Zufahrt über Prad noch am Donnerstag gesperrt war. Am Freitag war sie allerdings als offen gemeldet und ich disponierte sofort um. Aus Santa Maria über das Wormser Joch (auch Umbrail Paß, benannt nach dem Piz Umbrail 3033m in der Nachbarschaft) ist die Auffahrt zwar ebenfalls sehr schön, aber die über Prad ist nicht zu schlagen. Jetzt fahren wir weiter in Richtung Bormio und dann nach Livigno.
Die alten Gebäude der Grenzkontrolle (2512m) Schweiz/Italien stehen zwar noch da, Dienst schiebt hier jedoch keiner mehr.
Es ist hier zwar traumhaft schön, aber der irre Teil nach Bormio runter kommt ja erst noch.
Der beknackte Teil beginnt grob hier.
Es ist immer wieder erstaunlich, wo und wie die damals diese Straße gebaut haben.
Nach dem serpentinendurchsetzen Steilstück kommt der Abschnitt mit den Tunnel. Da gibt es jetzt ein paar Dinge, die ich nicht kannte. Diese Tunnel sind jetzt beleuchtet und in dem einen engen Tunnel, in dem man sich immer fragte, was passiert, wenn dir hier einer entgegen kommt, ist eine Ampel installiert.
Das ist der Tunnel mit der Ampel und hier hab ich einen Stau verursacht. Nur einen kleinen Stau zwar, aber immerhin. Und ich glaub, die hinter mir haben das gar nicht bemerkt. Das kam so. Wir kommen hierher und die Ampel ist rot. Gut, wir bleiben stehen und warten. Es kommen Autos und Motorräder, auch Fahrräder, aber diese Ampel will und will einfach nicht umschalten. Ich dachte, wenn die zwei oder drei Minuten den Verkehr in jede Richtung frei gibt, dann passt das schon. “Sind das gar zwanzig oder dreißig Minuten?”, hab ich mich dann langsam gefragt? Mir wurde langweilig, und weil mir langweilig wurde, hab ich meine nähere Umgebung erforscht. So auch einen Pfahl mit einer Tafel, auf der in fünf Sprachen etwas drauf stand. Einen großen Teil dieser Aufschrift konnte man wegen zahlreicher Aufkleber nicht lesen, aber einen Teil davon. “Push Button for Green” oder so stand auch drauf. Als ich das sah, fragte ich mich “Äh? Wie jetzt?” Ich schaute jetzt nicht mehr gelangweilt, sondern neugierig. “Was steht da? Ich soll den Knopf drücken, wenn ich will, daß es grün wird?” Mir wurde mulmig und ich schaute in den Spiegel, während ich das Motorrad so unauffällig wie möglich zu diesem Pfahl mit dem grünen Knopf rollen ließ und drückte. Höchsten eine Minuten später wurde die Ampel bei uns grün. Ein Stau ist zwar insgesamt Scheiße, peinlich wird er allerdings, wenn man im Stau der Erste ist.
Die SS38, auf der wir über den Stelvio fuhren, mündet ein wenig nördlich von Bormio in die SS301, die uns ohne Umweg nach Livigno bringen wird. Hier ein Blick nach Westen in Richtung Isolaccia.
Kurz vor Semoga Blick zurück auf Isolaccio
Kleiner See in der Nähe des Hotel Interalpen am Passo Foscagno
Passo Foscagno 2291m. Die SS309, die Bormio mit Livigno verbindet, ist ganzjährig auch für Schwerfahrzeuge befahrbar und die einzige Straße, mit Ausnahme des engen Munt la Schera Tunnel, die Livigno auch im Winter versorgbar macht. Die 2311m hohe Forcola di Livigno ist im Winter nicht befahrbar.
Einheimische zählen nur den Passo Foscagno als Paß, Päßesammler zählen aber auch gerne den Passo Eira (im Bildhintergrund) als echten, eigenständigen Paß, obwohl er nur durch eine größere Mulde vom Passo Foscagno getrennt ist.
So, jetzt fahren wir ins Tal nach Livigno runter. So schaut es zumindest aus, wenn man nur nach den optischen Eindrücken geht. Man beachte: Livigno liegt auf 1800m Seehöhe! Da kann man sich vielleicht vorstellen, wie hoch die Berge sind, die man hier sieht!
Wir sind schon von Livigno auf der Fahrt zum Tunnel, also in Richtung Schweiz. Leider darf man hier auf dieser Straße kaum irgendwo stehenbleiben. Man lotst die Leute ganz bewusst in den Ort hinein, wo man dann auch immer stehenbleiben darf. Um zu konsumieren beispielsweise. Livigno lebt hauptsächlich vom Tourismus. Durch seine Lage ist es auch als Zollfreizone deklariert. Benzin kostet dort momentan um die €1.3, also soviel wie bei uns vorm Krieg, äh, ich meine vor Corona (Das vielleicht erste, aber mit Sicherheit größte globale medizinische Verbrechen in der Geschichte der Menschheit).
Hier, beim Stausee, halten wir eine für unsere Verhältnisse lange Pause und fressen einmal den Speck zusammen, den wir mitgenommen haben.
Picknick im Tal auf 1808m Seehöhe.
Die Staumauer. Auf der anderen Seite kommt dann das Mauthäuschen und die Ampel vorm Tunnel. Genau auf der Staumauer verläuft die Grenze Italien/Schweiz
Die Abflußseite der Staumauer. Vorm Tunnel wird von der Engerdinger Kraftwerks AG für Motorräder eine Maut von SF13.- eingehoben, bezahlbar bar oder mit Bankomatkarte. Euro werden nicht genommen, was mich nicht wundert. Der Dreck ist ja nix mehr Wert. Zur Erinnerung. Bei Einführung des Euro war ein Euro 13.76 Österreichische Schillinge. Ein Schweizer Franken waren damals ÖS 8.-. Heute, Juni 2024, steht der Franken zum Euro 1:1. Wir werden belogen, betrogen und verarscht, wo immer man hinschaut!
Der Munt la Schera (Berg mit 2586m Höhe) Tunnel ist grade so breit, daß ein Autobus durchfahren kann und 3.3km lang. Es ist recht kalt in diesem Tunnel, wie ich ohne Handschuhe zum zweiten Mal feststellen mußte.
Schweizer Bundesstraße 28 in Richtung Zernez
Auf der anderen Seite des Tunnel trifft man auf die Schweizer Bundesstraße 28, der wir bis Zernez folgen. Rechts könnte man zum Ofenpaß und nach St.Maria fahren, links, also dort, wo wir fahren, kommt man nach Zernez und weiter auf der 27 nach Susch, wo man wieder nach Österreich zurückkehren kann. Der Phantasie und den Runden wären ab hier keine Grenzen gesetzt.
Ich bin schon bei der Planung aufmerksam geworden, aber bei der Durchfahrt durch Susch konnte ich nicht anders. Davos 16km stand auf einem Schild. Ich bin hier schon einmal gefahren und weiß daher, wo man da hinkommt. Auf halbem Weg, also nach ungefähr 8km kommt man zu einem Paß, dessen Name mir im Normalfall nicht und nicht einfallen will. Flüelapaß. Da fahren wir jetzt hin. Den nehmen wir mit.
Zurück in Susch, folgen wir der 27 bis zur österreichischen Grenze und dann der Bundesstraße 180 bis kurz vor dem Anfang der A12. Dort bringt uns das Navi über die Piller Landstraße zur Pillerhöhe auf 1559m. Hier die Auffahrt zur Pillerhöhe.
Echt witzig, aber unsere XJR und GSX haben immer wieder für Aufregung und Bewunderung gesorgt.
In der Gegend von Langegerte in Richtung Wenns
Irgendwo verlassen wir, den Anweisungen des Navi (Kurvenreiche Strecke) folgend, die Pillerstraße auf die Obermühlbachstraße und erreichen Wenns. Bei Artzl verlassen wir das Pitztal, fahren auf der verhassten 171 wenige Kilometer ins Ötztal und über Kühtai zurück nach St.Sigmund.
Haggen kurz vor St.Sigmund. Von hier aus könnte man auf’s Seejoch 2808m steigen und erspart sich rund 100 Höhenmeter.
Selbe Stelle im Rückblick. Da unten wäre der Wanderparkplatz.
16:38 Uhr. Zurück in St.Sigmund.
Jetzt kommt die große Mampfe …
Berner Würstel und Zwiebelrostbraten. Mahlzeit.
Dann kredenzt uns Rosi einen Sprengstoff, bei dem es uns fast die Schuhe auszieht….
.. dann hama an Almrausch und geh’n in die Heia. Gute Nacht. Morgen wird nochmals ein langer Tag.
Mittwoch, 26. Juni 2024
Strecke: St. Sigmund im Sellrain-Gries im Sellrain-Sellrain-Tanneben-Axams-Götzens-Mutters-B182 Brenner Bundesstraße-Schönberg im Stubaital-B183-Kampl-Neustift im Stubaital-Grawa Wasserfall Stubai bis Talschluß-Schönberg im Stubaital-A12 Brennerautobahn (Maut)-Abfahrt Brenner-Brennerpaß 1370m-SS12-Sterzing-SS44-SS508-Penser Joch 2215m-Sterzing-SS44-Jaufenpaß 2094m-St.Leonhard in Passeier-Timmelsjochstraße-Timmelsjoch 2474m-B186 Oetztalstraße-Oetz-L237-Kühtai-L13-St.Sigmund im Sellrain Alpengasthof Ruetz
Streckenlänge: 317km
Zeit unterwegs: 8 Stunden 45 Minuten
Wetter: Bewölkt, aber durchwegs trocken und schön.
Opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Geländeübersicht mapy.cz mit GPS-Track
6:20 Uhr. Heute haben wir, im Vergleich zu den letzten beiden Tagen, ein eher ruhiges Programm und darum sind wir ein paar Minuten länger liegen geblieben. Als erstes werden wir jetzt nach Sellrain fahren und dann über Tanneben, Götzens, Axams und Mutters zur Brenner Bundesstraße. Wir haben heute vor, das Stubaital zu besuchen. Ich bin weiß Gott wie oft die Brenner Straße gefahren, aber im Stubaital war ich noch nie. Dann fahren wir weiter nach Sterzing und aufs Penserjoch. Von dort müssen wir wieder zurück bis kurz vor Sterzing und links weiter zum Jaufenpaß. Von St.Leonhard unterm Jaufenpaß erklimmen wir dann noch das Timmelsjoch und fahren durch’s Ötztal bis Oetz und über Kühtai zurück nach St.Sigmund im Sellrain. Das sollte eine schöne Tagestour werden und Spaß machen. Schau ma einmal. Also los. Foa ma.
De Bleami gehören noch zum Ruetz
Zwischen Grinzens und Axams ein Rückblick nach Westen zum Inntal
Blick von der Brenner Bundesstraße zur Europabrücke auf der Brenner Autobahn.
Wir fahren ins Stubaital. Hier in der Nähe von Telfes im Stubai
Im hinteren Stubaital finden wir dann noch die Stubai Gletscherstraße. Laut Schild ist es eine Privatstraße ohne öffentlichen Verkehr. Wir sind hier gefahren, wurde aber von niemandem beanstandet. Da steht auch nirgends, daß man hier nicht fahren dürfte.
Ohne großes Ah und Oh erreichen wir den Talschluß des Stubaital. Man kann nicht sagen, es wäre hier nicht schön. Was ich persönlich sagen kann ist, dem Stubaital fehlt das Besondere. Da ist nichts, was man gesehen haben muß. Da ist nichts, was dir fehlt, wenn du nicht hier warst. Das Stubaital ist schön, aber mehr als Durschnitt ist es nicht. Es ist mit praktisch jedem anderen Tal beliebig austauschbar.
Der Grawa Wasserfall im hinteren Stubaital ist eine regionale Attraktion.
Aufnahme bei Schönberg im Stubaital.
Hier lasse ich mich hinreißen und fahre auf die Brenner-Autobahn. Ich dachte, wir sparen uns einiges an Zeit bis zum Brenner, weil die Bundesstraße fast durchgehend stark geschwindigkeitsbeschränkt ist. Wir fahren also hier auf die Autobahn und kommen sofort an eine Mautstation. “Ja kruzi Türken!” denk ich mir, “wir sind doch schon hinter der Europabrücke!” Ich frag am Mauthäuschen die nette Dame, wofür wir hier Maut bezahlen? “Ja, ja”, sagt sie, “viele glauben, man bezahlt hier nur wegen der Europabrücke. Das stimmt aber nicht. Die Brenner-Autobahn ist ab der Europabrücke eine Mautstraße!” Oha. Da hab ich heute was dazu gelernt. Es ist ja nicht so, daß ich hier noch nie gefahren wäre. Erstmals war ich hier 1985 unterwegs, wenn ich nicht irre. Oder war’s 86? Jedenfall sind wir damals über den Brenner zur Rally Valle Camonica gefahren. Der Pokal (2. in der Ausländerwertung) steht heute in der Küche neben dem von der Saturnus Rally.
Das war aber noch nicht alles. Was uns als nächstes aufgefallen ist, war ein bomben Stau in Richtung Brenner, daß uns die Kienladen bei Fuß hingen. Wir waren aber schon auf der Autobahn und konnten nicht mehr umdrehen. “Wieso ist den da so ein Stau?” frug ich die nette Dame. “Da vorne hat ein LKW gebrannt” klärt sie mich auf. “Alter Schwede, daß kann ja heiter werden. Wieviele Stunden werden wir jetzt hier auf der Autobahn verbringen?”
Es ging dann aber recht flott. Der Brand war schon lange gelöscht, der LKW geborgen, es mußte nur mehr die Brandstelle gereinigt werden, und das dauerte alles in allem keine zwanzig Minuten. Inzwischen, wir sind in Österreich, haben wir uns bis in die zweite Reihe vorgeschlängelt, was eine ganz schöne Wegstrecke war. Sobald der Verkehr wieder freigegeben war, gaben wir Gas und waren alleine auf der Autobahn. So kamen wir dann, schätze ich, doch noch mit einem Zeitvorsprung gegenüber der Fahrt auf der Bundesstraße zum Brenner. Ich glaub, die, die als erstes dort zum Stillstand kamen, müssen mehrere Stunden auf der Autobahn verbracht haben.
Ohne sonderliches Ereignis haben wir Sterzing erreicht und fanden auch ohne Mühe die Zufahrt zum Penser Joch, unserem nächsten Ziel.
Wir sind hier noch im ganz untersten Teil der Strecke und haben teilweise eine schöne Aussicht.
Es muß hier vor kurzen stark geregnet haben. Die Straße ist teilweise noch naß und der Dunst steigt auf.
Wenn man hier einfach weiter fährt, kommt man nach Bozen.
Wir wollen allerdings nicht nach Bozen und fahren dort drüben wieder zurück bis kurz vor Sterzing.
10:50 Uhr. Wir sind wieder auf Seehöhe Sterzing und biegen da vorne nach links zum Jaufenpaß ab. Auch da kann nichts schiefgehen, weil man bis St.Leonhard im Passeier nirgends von der SS44 abzweigen kann. Man fährt da zwangsweise über den Jaufenpaß.
Zehn Minuten später sind wir am Fuß der Ostrampe des Jaufenpaß. Das ist das Schöne hier. Rauf auf den Berg, runter vom Berg und gleich wieder rauf auf den nächsten Berg.
Bei der Fahrt durch den Wald (ohnehin keine Aussicht) geraten wir in einen leichten Nebel, der sich aber rasch lichtet.
Irgendwie wird die Suppe hier immer dicker.
Die Nebelsuppe wurde dann so dicht, daß wir Mühe hatten, die Straße zu erkennen, deshalb sind wir ohne weitere Pause bis zu dieser Aussichtskanzel oberhalb von St.Leonhard gefahren.
Ohne Kaffeepause in St.Leonhard eilten wir gen Passo Rombo, dem Timmelsjoch. Darauf hab ich mich heute schon wesentlich mehr gefreut als auf einen Kaffee.
Bis zu diesem Tunnel mußten wir eine steile, aussichtsreiche Auffahrt bewältigen, auf der anderen Seite des Tunnel tut sich eine ganz andere Welt auf.
Im Gedenken an meine lieben kleine Maus Trixi, mit der ich am 11. Oktober 2014 am Timmelsjoch war. Hätte ich sie nicht gehabt, hätte ich Eddie nicht.
Waldorf & Statler am Timmelsjoch
Ein Italiener, der eine neue Z900 fährt, interessiert sich sehr für unsere Motorräder.
Nachdem man uns auf der österreichischen Seite €17.- pro Nase abgeknöpft hat, fahren wir weiter.
Dokumentation alter Schmugglerwege
Wir sind in Oetz. Jetzt fahren wir noch über Kühtai nach St.Sigmund, dann ist der größte Teil dieser Pässetour vorbei und wir bereiten uns auf die Heimfahrt vor.
Nun stellt sich nur mehr die Frage, ob uns diese Schlechtwetterfront noch vor St.Sigmund erwischt, oder nicht?
15:12 Uhr. Wir rollen zum Ruetz und stellen die Motore ab. Jetzt duschen, packen, was wir nicht mehr brauchen und dann kommt Abendessen. Zu regnen beginnt es rund 20 Minuten nach unserer Ankunft.
Ganz gemütlich lassen wir den Tag ausklingen und gehen früh zu Bett. Morgen fahren wir wieder Heim.
Donnerstag, 27. Juni 2024 Heimreise
Strecke: St.Sigmund im Sellrain Alpengasthof Ruetz-Kematen in Tirol-A12/E45-Kufstein-Kiefersfelden-A93-A8-Grenzübergang Walserberg-A1-Haag-B1-Strengberg-Ludwigsdorf-Mauer-Amstetten
Streckenlänge: 385km
Zeit: 5 Stunden
Wetter: Ab St.Sigmund leichter Regen bis Innsbruck, bei Rosenheim kurz starker Regen, ab Walserberg trocken und sonnig.
Tag der Heimreise. Wir schlafen uns ordentlich aus, dann stehen wir auf und stellen fest, es regnet. Nicht stark, aber es regnet. Das ist irgendwie beruhigend, weil mir ohnehin niemand glauben würde, daß es in St.Sigmund nie geregnet hat. Bei all unseren Pässetouren, bei denen wir den Alpengasthof Ruetz als Ausgangspunkt gewählt hatten, regnete es zumindest einmal am Abend. Den größten Teil unserer Ausrüstung hatten wir schon am Abend des Vortages verstaut, so blieb und eigentlich nur mehr, unser Frühstück einzunehmen, dann umziehen, Motorräder reisefertig machen und uns verabschieden.
7:36 Uhr. Dicke Regenwolken verhängen den Himmel über St.Sigmund
Wir nehmen unser Frühstück ein, dann Abschied von der Familie Ruetz. Sonja mit Rosmarie und Engelbert. Liebe Familie Ruetz, es war uns, ganz besonders mir, eine große Freude, wieder einmal bei euch zu Gast zu sein.
8:35 Uhr. Die Motorräder sind bepackt, unsere Stimmung ist bestens, wir sind bereit für die Abreise.
In Gries im Sellrain tanken wir voll, dann geht’s nach Kematen in Tirol und auf die Inntalautobahn.
11:32 Uhr. Kurze Trinkpause irgendwo auf der Autobahn.
12:55 Uhr. Noch ein paar Kilometer, dann sind wir wieder daheim.
13:20 Uhr. Vor 1567km sind wir von hier weggefahren. Nun, zahlreiche Alpenpässe später, sind wir zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Es war wunderschön!
Statistik
Tanken:
24. Juni 9:12 Uhr Turmöl St.Veit im Pongau 11.19L = €20.- (kein Retourgeld wegen Restguthaben, das ich nie einlösen kann) (€1.559/L) 216km
24. Juni 13:38 Uhr Shell Brennerstraße 4 Innsbruck. 10.2L = €17.60 (€1.739/L) 200km
25. Juni 7:33 Uhr BP 6543 Nauders 7.97L = €14.91 (€1.659/L) 142km
25. Juni 15:27 Uhr Avanti 6471 Arzl im Pitztal 13.76L = €22.90 (€1.664/L) 275km
26. Juni 8:43 Uhr OMV 6167 Neustift/Kampl 6.94L = €11.79 (€1.699/L) 130km
27. Juni 8:46 Uhr Santer 6182 Gries im Sellrain 12.64L = €20.72 (€1.639/L) 233km
27. Juni 12:21 Uhr Shell 4052 Ansfelden 5L = €10.75 (€2.149/L) 325km
27. Juni 13:04 Uhr BP Wagner 13.68L = €22.42 (€1.639/L) 52.6km
Maut und Gebühren:
Autobahn-Vignette 10 Tage – €4.60
Zillertaler Höhenstraße – €7.-
Munt la Schera Tunnel – SF13.-
Brenner Autobahn – €11
Timmerljoch – €17.-
Kilometerleistung: 1567km
Treibstoffmenge: 81,3L
Treibstoffkosten: €141.-
Durchschnittsverbrauch: 5.2L
Gesamtkosten inkl. Nächtigung und Essen – €389.-/Nase
Allen Liebhabern des Stilfserjoch möchte ich ein Buch empfehlen:
PORSCHE DRIVE – PASS PORTRAIT
STELVIO/STILFSERJOCH
Bildband mit 335 Seiten Deutsch/Englisch
Delius Klasing Verlag
ISBN 9 783667 110862