Diese Tour ist wieder einmal ohne jede Vorkenntnis rein auf der Karte entstanden, so, wie wir uns das vorstellten. Um den Winter zu überbrücken und um die weitere Umgebung der Heimat besser kennen zu lernen, setzten wir uns öfters vor den Rechner, schauen die digitalen Karten des Amt für Eich- und Vermessungswesen an und planen. Wir planen Touren auf Mugel, die eigentlich keine Sau interessiert. Außer uns natürlich. Ja, und seltsam, wie es zu sein scheint, der unbekannteste Mugel zeigt immer wieder Steigspuren, die von neugierigen Einheimischen stammen dürften. Ich sag’s ja immer. Es spielt keine Rolle, wie hoch ein Berg ist, welchen Namen er trägt, ober er bekannt ist oder nicht. Wenn er begehbar ist, dann geht da auch jemand rauf. Und genau zu dieser Art von Mensch gehören auch wir. Der einzige Grund, warum wir auf solche Mugel gehen, warum wir überhaupt auf Berge steigen ist, weil sie da sind.
Die Straße über die Kripp kenn ich seit Jahrzehnten vom Motorradfahren, die Straße von Maria Seesaal nach Kleinprolling durch einen Zufall beim Spazierenfahren, das Gelände in diesem Gebiet ist uns, bis auf Friesling und Alpl, vollkommen fremd. Weil das so ist, und weil es nicht sein kann, daß wir uns in einem so großen Gebiet dermaßen nahe unserer Heimat überhaupt nicht auskennen, beschlossen wir, das zu ändern. Ein paar solcher Kennenlern-Touren haben wir geplant und eine davon werden wir heute realisieren. Also auf geht’s nach Kleinprolling bei Ybbsitz.
Streckenlänge: knapp 11km
Tiefster Punkt: rund 530m
Höchster Punkt: 901m
Höhenunterschied gesamt: 630m im Auf- und Abstieg
Zeitaufwand alles in allem: 4 Stunden 30 Minuten
Wetter: Temperatur -7°C bis 6°C, leicht bewölkt, kaum Wind.
Charakteristik: Obwohl sich die Tour über weite Strecken auf Forststraßen abspielt, würde ich sie nicht als herkömmliche Wanderung bezeichnen. Die Strecke von Kleinprolling bis zum Wildzaun südlich unter Zinken ist ein markierter Wanderweg, der Rest ist unmarkiert. Es gibt hier auch keine Steige! Wildzäune können unter Umständen große Probleme bereiten, es ist kaum möglich, sie zu umgehen und wenn, dann nur sehr umständlich. Vom Zinken steiler Abstieg entlang eines Wildzaunes ohne Ausweichmöglichkeit. Der Zinken ist allerdings bezüglich Wildzäune harmlos gegen den Hoferberg. Wer dort an der falschen Seite des Zaunes ist, hat ein Problem. Ferner wird der Hoferberg mit Wildkameras überwacht, die den Aufseher sofort alarmieren. Der kommt dann auch tatsächlich mit dem Auto nachschauen. Es stehen zwar nirgends Tafeln, die den Zutritt, aus welchen Gründen auch immer, verwehren, Wanderer sind am Hoferberg aus Rücksicht gegenüber dem Hochwildes allerdings nicht willkommen. Es gibt auch praktisch keinen Abstellplatz für ein Fahrzeug, ohne irgendwo auf einem Privatgrund zu stehen.
Opentopomap mit GPS-Track und Höhenprofil
Geländeübersicht mapy.cz mit GPS Track
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Flurnamen und andere Angaben im Wandel der Zeit
Karte 1880. Auf dieser Karte ist die Krennmühle als Krenmühle schon eingezeichnet. Der Zinken trug noch keinen Namen und der Hoferberg hieß Annaberg.
Karte 1910. Aus Annaberg wird Anna Berg
Karte 1930 Aus der Krenmühle wird die Krennmühle
Karte 1960. Erstmals wird der Zinken 901m namentlich erwähnt und aus dem Anna Berg wird wieder der Annaberg.
Karte 1980. Aus dem Annaberg wird der Hoferberg
Karte 2000. Generelle Vereinfachung der Grafik in den Karten
Karte 2010. Rückkehr zu einer gefälligeren und plastischeren Darstellung, die in den neuesten Karten leider schon wieder entfallen ist.
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9:24 Uhr vor der Krennmühle. Wir haben bei ein paar Häusern versucht, eine Parkgenehmigung für den Opel zu erbitten, trafen aber niemand an. Erst bei der Krennmühle wurde sie mir zuteil. Herzlichen Dank dafür.
Krennmühle, in den Karten schon 1880 erwähnt.
Blick in Richtung Ybbsitz (Süden)
Blick in Richtung Norden (Kleine Kripp)
9:30 Uhr. Die Rucksäcke sind am Rücken, Eddie an der Leine, wir sind bereit.
Der Güterweg neben dem Theuretzbach führt zur Reiterstube.
Dieser erste Abschnitt ist ein markierter Wanderweg, dem wir bis zum Südanstieg des Zinken folgen.
Zunächst gehen wir bei einem Hackschnitzelhersteller vorbei …
… in das breite Tal des Theuretzbach. Rechts hinten ist der Zinken zu erkennen.
Rückblick über Kleintheuretzbach
Das Gut Theuretzbach ist nicht umsonst der Reiterhof. Hier stehen auch bei dieser Kälte Pferde auf der Wiese und werden betreut.
Gleich nach dem Reiterhof beginnen die Wildzäune, die uns während der gesamten Tour immer wieder mehr oder weniger unangenehm begleiten. Wir folgen hier der Markierung und dem linken Ast.
Auch hier ist die Kälte unser ständiger Begleiter.
Gut zwei Kilometer nach dem Start erreichen wir diesen Abzweig. Eine alte Waldstraße führt teils steil bis unter den Südgrat des Zinken.
Diese Markierung ist zwar erst ein Stück weiter oben an einem Baum, bei guter Sicht aber kaum zu übersehen.
10:09 Uhr. Aus. Pause! I hab an Durst!
Senna! Tee, frisch aus der Thermosflasche.
Frisch gelabt geht’s gleich wieder besser.
Da geht die Phantasie schon wieder mit mir durch. Ein Schnapserl, ein Furz und eine Zigarette. Bummm!
Knapp drei Kilometer nach dem Start haben wir eine kritische Stelle erreicht. Wir sind kurz unterm Kamm, die markierte Forststraße knickt hier scharf nach rechts. Wenn wir keinen weiten Umweg in Kauf nehmen wollen, müssen wir hier jetzt direkt hinauf. Auf der anderen Seite soll eine Forststraße bis unter den Nordgrat des Zinken führen. Dort wollen wir rauf. Von hier bis hinüber wären es laut Plan horizontal rund 100m und ein paar Höhenmeter.
Doch in der Praxis wird alles anders. Wie wir jetzt schon erkennen, führt ein schmale Waldstraße links vom Zaun direkt zum Kamm. Wer jetzt eine lange Schleife rechts vom Zaun drehen will, der hat in der Folge das Problem, daß er durch den Zaun permanent vom Zinken abgeschnitten ist. Warum das so ist, sehen wir beim Abstieg.
Rückblick. Unten kann man den “Eingang” ins eingezäunte Gelände erkennen.Das Tor stünde heute sogar offen.
Durch den Zaun können wir jetzt natürlich nicht auf die andere Seite des Kamm und zur Forststraße, wie wir das vorgesehen hatten, dafür aber unmittelbar neben dem Zaun direkt auf den Zinken. Damit hatten wir nicht gerechnet. Hier wurde scheinbar für die Errichtung des Zaunes extra eine schmale Waldstraße errichtet, auf der man ausgezeichnet gehen kann. Nur darf man nicht auf der falschen Seite des Zaun sein.
Blick in Richtung Osten zum westlichen Ende des Eggerberg.
Vom Sattel am Kamm über den Südgrat (na ja, die Südstraße, die wir vorfanden) zum Zinken hinauf legen wir etwas mehr als 200 Höhenmeter und gut 400m horizontal zurück.
10:45 Uhr. Über uns blauer Himmel und kein Berg? Das schaut gut aus.
Ja, der Zinken ist ein kleiner Gipfel. Noch nicht einmal ein richtiger Berg. Andererseits, die Landschaft ist von dort oben schon sehr schön. Das ist der Grund, warum wir Berge besteigen, egal ob klein oder groß. Schauen, wie die Welt von da oben ausschaut. Sehen, was dahinter ist!
Beim Abstieg ist Aufmerksamkeit erforderlich. Es ist direkt ein wenig so wie am Schwarzkogel östlich des großen Zellerhut. Man ist nach einer längeren Gipfelrast schnell versucht, in die falsche Richtung abzusteigen.Am Abstiegsweg entlang des Nordgrat findet man genau die selbe “Servicestraße” wie am Südgrat. Es ist alles wesentlich einfacher, als wir uns vorgestellt hatten. Vom Gelände her keinerlei Schwierigkeiten.
Ständig am Zaun entlang nach unten. Gottlob war im Gipfelbereich keiner!
Blick zum Prochenberg
Mehr oder weniger steil geht es noch immer nach unten, der Boden ist jedoch schön griffig.
Bei einem Geländeknick hätten wir einer Forststraße nach rechts folgen sollen, was wegen der Einzäunung nicht möglich war. Wir entschieden uns, dem Zaun entlang weiter nach unten zu steigen. Es wird immer steiler und steiler.
Es wird dermaßen steil, daß wir uns am Zaun festhaltend nach unten handeln müssen. Diese angenehme “Servicestraße” für den Zaun findet man hier nicht mehr.
Ein Stück weit geht es dann auf Steigspuren durch den Wald, bis wir …
… endlich wieder bei der Forststraße sind, von der wir durch den Zaun abgeschnitten waren und die uns gemütlich weiter nach unten bringt.
Einfach auf der Forststraße an diesem Haus verbeigehend käme man nach Großtheuretzbach. Wir biegen allerdings scharf rechts ab in Richtung Hoferberg.
Auch die Forststraße zum Hoferberg bietet immer wieder eine schöne Aussicht.
Blick zum Eggerberg mit seinen Trabanten.
Hier verlassen wir die Forststraße. Diese endet laut Karte nicht weit von hier irgendwo im Südhang. Wir steigen direkt am Kamm weiter.
Wieder begrenzt ein hoher Wildzaun rechts (nördlich) unsere Bewegungsfreiheit.
Weiter aufwärts, bis wir da oben etwas belämmert dastehen. Der Zaun, der die ganze Zeit rechts von uns war, biegt plötzlich im rechten Winkel nach links ab und zieht sich durch steiles, verwachsenes Gelände nach unten. Unser Ziel, der Gipfel des Hoferberg, liegt etwa 500 bis 600m hinterm Zaun und etwas nordwestlich von uns. Wir können gar nichts anderes machen, als …
… den Herrn im Himmel um Rat fragen. Herr, was sollen wir tun?
Weiter, direkt am Kamm, kommen wir zu einem Mugel mit Vermessungs- oder Grenzstein.
… bis zu dieser Stelle, an der eine Forststraße endet, die in der Karte verzeichnet ist. Von hier aus, sagt mein Navi, sind es noch rund 370m bis zum Gipfel.
Hier gibt es auch einen schönen Ausblick.
Wir lassen unsere Rucksäcke bei der Straße liegen und gehen direkt am Kamm weiter.
Wieder ein nummerierter Stein.
Ein markierter Stein ist alles, was sich hier findet.
Beim Anblick des Westgrat ärgert es uns ein wenig, daß wir die Rucksäcke liegen ließen. Hier könnte man schön zu einer Forststraße runter steigen, die uns zum Ausgangspunkt zurück brächte. Sogar Markierungen mit einem roten Punkt gibt es hier. Aber leider ….
Trotzdem der Gipfelbereich bewachsen ist, bieten sich doch einige schöne Ausblicke.
Nachschauen, ob es für den Abstieg Alternativen gäbe. Aber ach, die Rucksäcke!
Sonja baut noch einen kleinen Steinmann auf den Gipfelstein drauf, ….
Weißer Stock einige Meter östlich des Gipfel
Nach zehn Minuten gehen wir wieder.
Nur mehr wenige Meter, und wir sind zurück beim Straßenende
Von hier aus sind es noch, oder nur mehr, gut 2.5km bis zum Ausgangspunkt.
Da unten ist schon Kleinprolling
13:55 Uhr. Zurück bei der Krennmühle. Hier angekommen, unterhalte ich mich noch eine Weile mit einem Herrn, der früher Jagdaufseher war, über das Hochwild, über Rückzugsorte des Wildes und über Tourismus. Es war eine sehr freundliche Unterhaltung, die beide Standpunkte gegenüberstellte. Wie gesagt, Verbotstafeln gibt es hier nirgends, aber Freude hat man mit Wanderern auch nicht wirklich. Andererseits, der Hoferberg ist eh kein beliebtes Ausflugsziel und die Tiere haben wieder ihre Ruhe. Somit waren wieder einmal einige schöne Stunden in der Natur zu ENDE gegangen. Also dann ….