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19. Juli 2008

2007.09.22. – Rund um den Moldaustausee (CZ)

Filed under: Touren International — Benzin @ 9:03

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Ausgangspunkt: Bad Leonfelden im Mühlviertel
Bad Leonfelden – Vorderweißenbach – Grenzübergang Guglwald – Lipno – Frymburk – Horni Plana – Volary – Lenora – Strazny – Grenzübergang Philippsreut – Bischofsreut – Haidmühle – Grenzübergang Breitenberg – Ulrichsberg – Aigen im Mühlviertel – Haslach a.d.Mühl – Bad Leonfelden
Länge der Rundfahrt:
ca. 200km Länge – Gesamte Tour mit Anreise: ca. 400km

Mit schön warmer Wäsche unter´m Leder bekleidet, machte ich mich gegen 9:30 Uhr mit der blauen Elise auf, um an die schöne Moldau in der Tschechischen Republik zu fahren. Nicht, dass wir hier keine Stauseen hätten. Alleine die Donau besitzt einige Staustufen.
Die Moldau hat aber ganz andere Reize, alleine durch die Größe der Staufläche und durch die wunderschöne Lage in einem reichlich bewaldeten Gebiet, zu bieten. Dazu kam allerdings noch, dass ein gewisser Spanier aus dem GE.Board einen Tourbericht über die Tschechei schrieb, ich den gelesen hatte und auch Lust auf Böhmische Luft bekam. Da ich sowieso andauernd in die südlichen Bundesländer fahre, konnte Abwechslung auch nicht schaden. Immer nur zwischen den Bergen herumfahren sättigt ja auch, und man sehnt sich nach etwas anderem.

070922_moldauxjr01Die Anreise sollte Ruckizucki über Grein bis Linz, die Donau entlang, und dann die schön kurvige B126 über Hellmonsödt und Zwettl an der Rodel stattfinden.
Ganz so flott ging´s dann doch nicht, denn gestern hatte ich den extremen Bummelmodus eingeschaltet, wie´s schien. So machte ich alleine neben der Donau schon mehrere Male Rast. In Linz war ich dann aber doch flott genug, um an einer Ampel eine etwas zu groß geratene Honda (klang nach 2 Zylinder ) mit Amstettner Kennzeichen (wie ich) einzuholen.

In Bad Leonfelden machte ich noch im schönen Ortskern eine Pause, dann fuhr ich westlich weiter Richtung 070922_moldauxjr05 Vorderweißenbach. Am Abzweig zum Grenzübergang Guglwald begann für mich Neuland. Ich bin die Moldau Runde zwar schon zweimal gefahren, aber nicht über diesen Übergang.
Anstatt, wie früher, bewaffnete Wachen, Stacheldraht und bürokratischer Schikanen, sind dort scheinbar nur zwei Mann beschäftigt. Ein Polizist auf der Österreichischen Seite und einer auf der Tschechischen. Wird nicht mehr lange dauern, und auch das wird der Vergangenheit angehören. Unglaublich, wie sich die Zeiten ändern. Europa wächst wirklich zusammen, ohne Waffengewalt. Hoffentlich bleibt das so. Nach dem vorzeigen des Passes also auf, zu den Böhmen.

Beinahe schnurgerade aus über einige Kuppen ging´s vorerst mal nach Predni Vyton. Dort kurz den großen Wegweiser studiert, irgendwie kam mir alles Böhmisch vor, und weiter, Richtung dem mir bekannten Ortsnamen Lipno.
Zu meiner großen Freude erreichte ich über die schmale Straße entlang des südlichen Moldauufers genau die Staumauer, den Beginn des Moldau Stausees! Schon heftig, wenn man die riesen Wasserfläche des Stausee anschaut und auf der anderen Seite rinnt ein schmales Bächlein weg.

070922_moldauxjr16 Vor zwei Jahren, glaube ich, war ich diese Runde letztmals gefahren. Es hat sich, wie´s scheint, einiges geändert. Oder kommt mir das nur so vor? Nahezu jedes Haus wirbt mit freien Zimmern, Pensionen und Hotels gibt’s haufenweise. Einige schrecken wirklich vor nichts zurück und bieten unglaubliche Unterkünfte an. Eine sah verdächtig danach aus, als wäre das früher mal ein Trafo gewesen! Sachen gibt´s!

Man hätte hier viele Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung. Boote werden zum Verleih angeboten, Minigolf, 070922_moldauxjr18 Tennis, Fressen, bis die Wampe platzt, mit allem Drum und Dran. Alles zu einem ganz vernünftigen Preis, wie es scheint, den Fahrzeuge stehen überall genug, Deutsche wie Tschechen. Ich selber hab´ mir die Preise allerdings gestern nicht angeschaut. Örtliches Geld hatte ich keines mit und auch irgendwie keine Lust, mich in einen Gastgarten zu setzen. Solange man sich an der Moldau befindet, genießt man immer wieder schöne Ausblicke. Abseits davon könnte man meinen, man habe das Mühlviertel nie verlassen.
Na ja, nicht ganz, den in einigen kleinen Dörfern geht es schon sehr ärmlich zu. Als wäre die Zeit vor 30 Jahren stehen geblieben. Dafür wird Richtung Deutsche Grenze eine neue 4- spurige Straße gebaut und statt der vielen Nutten an der Kreuzung B39/B4 stand sich diesmal nur eine einzelne, seltsam bekleidete und bemalte „Dame“ ,die Füße platt.

070922_moldauxjr21 Motorradfahrerisch hat die Strecke abseits der Moldau ebenfalls durchaus seine Reize. Der Belag ist relativ neu, die zahlreichen Schlaglöcher von früher gehören endgültig der Vergangenheit an, die Streckenführung könnte man teilweise als genial bezeichnen. Ordentlich kurvenreich geht’s dahin, über Hügel und durch Senken, nur vor einigen extremen Kuppen sollte man sich tunlichst hüten. Das könnte zu einem mörderischen Abstieg führen, wenn man da die richtige (oder falsche) übersieht!!!

Am Grenzübergang nach Bayern fühlte ich mich dann wieder wie zu Hause. „An Moment! (schaut auf´s Kennzeichen) A, a Östareicha. Geht scho, foa weida.“ Fast schon wieder daheim also. Wenige Kilometer nach der Grenze bog ich gegen Haidmühle ab. Irgendwo kam ich an einem „Märchenwald“ 070922_moldauxjr23 vorbei, so verkündete zumindest eine Tafel, (durch Wälder bin ich gestern genug gefahren mies ) wo einem auf einem Schild ein schönes Panorama und ein Restaurant versprochen wird. Also fuhr ich da rein, um meinen Durst zu stillen. Und was war dort? Nix! Einen großen Gasthof gab´s zwar schon, aber scheinbar war die Saison bereits zu Ende. Jedenfalls war es dort so was von tot, dass ich wieder gefahren bin.

In der nächsten Ortschaft hab ich allerdings einen Gasthof mit Garten erspäht. Also die Dicke herumgerissen und auf den Parkplatz, wo schon eine große Honda mit Amstettner Kennzeichen stand, gestellt. Ich hab´ momentan geglaubt, ich spinn. Diese Mühle kam mir doch bekannt vor?! Sitzt da ein älterer Herr in Moped Kluft an einem Tisch.

Frag ich: „Sag einmal, haben wir uns heute nicht schon mal gesehen?“ „Klar, du hast mich doch in Linz überholt“ sagt er. Kommt der Wirt, schaut mich an, schaut die beiden Moped an und sagt mit Blick auf die Kennzeichen: „Ah, seids ihr zwei eh miteinander g´fahren?“ „Na, sama ned“ (nein, sind wir nicht), sagt der Andere. Wirt: „Aber des stimmt schon, dass ihr aus der gleichen Ortschaft kommts, aus Amstetten. Kennt´s ihr euch?“ Nein, sag ich, wir kennen uns nicht, sind aber vom gleichen Bezirk. Der Honda Fahrer will dem Wirt erklären, dass Amstetten weiter östlich von Linz gelegen ist, sagt der Wirt: „A geh, I kenn eh Linz und in Amstetten wor I a scho amol“.(ich kenne Linz und war auch schon einmal in Amstetten) Da haben jetzt wir zwei Österreicher blöd geschaut. Dann haben wir ein wenig geplaudert und einen guten Kaffee geschlürft.

070922_moldauxjr25 Wieder in Österreich, entdecke ich in Klaffer am Hochficht (soll sogar ein Skigebiet dort sein, auf irgend so einem bewaldeten Hügel) eine nette Kirche und einen schattigen Platz zum Rasten.
Inzwischen ist mir meine warme Unterwäsche schon ordentlich auf den Geist gegangen. Es war um einiges wärmer als bei der letzten Tour, vor ein paar Tagen, am Donnerstag. Nach einer Zigarette und einem Foto will ich eben weiterfahren. Was kommt da auf der Strasse daher? Richtig, die Honda mit dem Amstettner Kennzeichen! Ich frag mich, warum wir nicht gleich gemeinsam gefahren sind. Aber das war dann die letzte Begegnung mit diesem netten Herrn.

Wieder zurück in Bad Leonfelden, hatte ich aber aus unerfindlichen Gründen die Schnauze voll vom Motorradfahren.
Ich hatte einfach keine Lust mehr, auch wenn die Straße noch so schön und kurvenreich war. Das Mühlviertel wäre ja eine sehr reizvolle Gegend. Sanft hügelig und sehr kurvenreich schwingen sich die Straßen dahin. Ich war aber nur mehr froh, zuerst bis Linz und dann bis Amstetten zu kommen. Ich bin die letzten Wochen einfach genug Motorrad gefahren. So ging gegen 17:00 Uhr eine schöne Tour – Hundemüde – zu Ende.

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