Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

22. März 2009

Ausfahrt mit der RD400 – Heimfahrt mit dem Pannenwagen

Filed under: Geschichten um´s Motorradfahren — Benzin @ 17:50

Was man mit einem Motorrad so alles erleben kann, wenn man Pech hat.

20090322_panne_rd01Unverhofft kommt oft, sagt man. Heute war es zum Beispiel unverhofft schön. Die letzten Tage schneite es wie zu Weihnachten und es war so kalt, dass man keinen Hund aus dem Haus gejagt hätte. Heute Vormittag verzogen sich überraschend die Wolken und wunderbar blauer Himmel bedeckte das Mostviertel. Ungläubig wartete ich bis gegen 10:30 Uhr, nur sicherheitshalber, den ich dachte, die nächsten dunklen Wolken wären bestimmt schon hinter´m Sonntagberg im Anmarsch. Aber nein, es wurde immer schöner. Kurz im Freien die Lage bepeilt und wieder zurück, um mich für eine gemütliche Tour mit der kleinen RD400 vorzubereiten.

Es war trotz des Sonnenschein sehr kalt, aber nichts desto Trotz würde ich eine Runde fahren. Ich hatte das Herumsitzen einfach satt. Sicher hätte ich noch die eine oder andere Kleinigkeit an der FZR machen können, oder irgend etwas anderes sinnvolles. Aber genau genommen hab ich jetzt frei und mit der RD zu fahren ist ja was sinnvolles. Oder etwa nicht? Bilder links und rechts: Am Sonntagberg

Zuerst führte mich der Wind einige Kilometer nach Süden, bis Rosenau, wo ich der Straße rauf auf den 20090322_panne_rd02 Sonntagberg folgte. Ab etwa 400m Seehöhe wird es bitter kalt und Schnee liegt auf den Wiesen. Wenn man Pech hat, auch auf der Straße. Eine der Kehren war total verweht, aber an der Innenseite konnte ich mich gerade noch am Asphalt durchzwängen, ohne auf´s Eis, der sich unter der Schneewehe befand, ausweichen zu müssen. Weiter, zügig die Gänge ausdrehend, knatterte ich der Walfahrtskirche entgegen. Herrlich, der Ausblick nach Norden ins Waldviertel und nach Süden in die Steiermark, so wie man überhaupt in jede Himmelsrichtung einen schönen, weiten Ausblick genießen konnte.

Nach einer Pause und einer Rundschau ging die Fahrt wieder runter und über Amstetten, der B1 folgend, bis Kemmelbach und Ybbs an der Donau. An der nördlichen Seite der Donau befindet sich, gleich nach der Überfahrt über das Kraftwerk, in Richtung Grein gelegen, ein Parkplatz, auf dem ich nochmals zu einer kleinen Rast hielt, ein Zigarretchen paffte und beschwingt die Fahrt fortsetzte.

Zwischen Persenbeug und Grein bilden die nahe an der Donau liegenden Hügel einen richtigen engen Schlauch, durch den meist recht kräftig der Wind pfeift. So auch heute. Weder den 6. noch den 5. Gang wollte die Kleine richtig ziehen, so kräftig blies uns der Wind entgegen. So schaltete ich in den 4. Gang zurück und hielt das Motorrädchen nahe der 100km/h Marke. Eilig hatte ich es nicht und recht lustig war die Fahrt durch diesen Windkanal auch nicht. Ich fuhr gerade so vor mich dahin, näherte mich einem großen Holz Lagerplatz, da ändert sich das Motorengeräusch meiner kleinen Yamaha dramatisch! Sofort spitzte ich die Ohren und zog gleichzeitig die Kupplung. Wie im Fluge war der Leerlauf im Getriebe, dann verstummte der Motor mit einem letzten, polterndem Geräusch. Langsam ließ ich das Motorrad am Parkplatz, der sich neben dem Lagerplatz befindet, ausrollen.

20090322_panne_rd03 „Seltsam, was war den das?“, durchfuhr es mich. Äusserlich war nichts zu erkennen. Weder war ein Auspuffkrümmer locker geworden, noch schaute ein Kolben ins Freie. Nichts war zu sehen. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass dies ein gröberer Schaden wäre, denn es hatte sich gar nicht gesund angehört, bevor ich sie abstellte. Beziehungsweise, bevor sie von selber ausging. Trotzig versuchte ich, mit dem Kickstarter wieder Leben ins Motörchen zu hauchen, aber sofort war mir klar, ohne fremde Hilfe komme ich heute nicht mehr nach Hause. Der Motor steckt! Irgend etwas klemmt da drinnen. Mit etwas herumruckeln ließ sich der Kickstarter noch ein Stück bewegen, dann war Ende im Gelände. Nichts rührt sich mehr.

Gut, dachte ich, jetzt rufst du den ÖAMTC an und lässt dich gemütlich mit dem Abschleppwagen heimwärts karren. Was bleibt mir anderes übrig. Also den Notruf betätigt und mein Sprüchlein aufgesagt. „Ich bin mit einem 33 Jahre alten Motorrad am nördlichen Ufer der Donau zwischen Persenbeug und Grein liegengeblieben, der Motor steckt. HIIILFEEEEEEE“. Oder so ähnlich.

Die Dame war recht freundlich, wollte aber Dinge von mir wissen, die mich im Moment überhaupt nicht interessierten. Meinen Namen beispielsweise und wo ich überhaupt genau stehe. Rasch hatten wir diese unsinnigen Formalitäten erledigt, dann sagte sie mir Hilfe innerhalb der nächsten 90min zu. Ich dankte und tat das einzige, was ich nun tun konnte. Ich wartete. 20090322_panne_rd04

Die Zeit verging wie im Fluge, denn ich beschäftigte mich damit, herauszubekommen, was ich alles abmontieren würde, damit ich den Motor aus dem Rahmen ausbauen kann. Wenig erbaut war ich beim Blick in die Zigarettenschachtel. Nur mehr 4 Stängel. Ich würde haushalten müssen, den 1 1/2 Stunden können sich ziehen. Aber die zugesagte Hilfe konnte ja auch wesentlich früher auftauchen als vorausgesagt. Zuerst schaute ich noch jedem größeren Auto erwartungsvoll entgegen, aber langsam wendete ich mich interessanteren Tätigkeiten zu. Der riesige Holzhaufen neben mir war zum Beispiel sehr interessant. Ich fand einen dicken, in der Sonne liegenden Stamm, auf den ich mich legte und der Phantasie freien Lauf ließ.

20090322_panne_rd16 War ich in einer schlimmen Lage? Nein, sicher nicht. Der Pannendienst würde kommen, mein Motorrad aufladen und mich nach Hause bringen. Es gab schlimmeres. Aber was? Nun, mir hätte ja auch passieren können, dass ich hier einen Motorschaden hab, aber auch gleichzeitig Durchfall, nur so als Beispiel. Was dann? Ich hatte ja kein Klopapier mit. Das wäre wirklich schlimm. Oder den Motorschaden mit Durchfall, und es beginnt, in Strömen zu regnen! Das wäre noch viel schlimmer! Obwohl da vielleicht das fehlende Klopapier nicht so eine große Rolle spielen würde. Ich konnte mich nicht entscheiden, was schlimmer wäre. Durchfall mit, oder ohne Regen.

So verbrachte ich die folgenden Stunden damit, mich mit so wichtigen Fragen zu beschäftigen. Genau wusste ich nicht, wie spät es war, denn ich hatte ja keine Uhr mit. Aber plötzlich fiel mir ein, auf dem Telefon befindet sich eine Uhr, da könnte ich nachsehen. Als ich hier stehen blieb, hatte ich auch daheim angerufen und so nebenbei gefragt, wie spät es den sei. Da war es 5min vor 13 Uhr. Also müsste es jetzt, grob geschätzt, um die 15 Uhr oder etwas später sein. Ergo, so folgerte ich, hatte der Pannendienst heute eine ganze Menge zu tun und es würde bestimmt noch weitere Stunden dauern.

Der Blick auf die Uhr ließ mich stutzig werden. Wenn mich das verflixte Ding nicht anlog, waren erst 35min seit der Panne vergangen! Du meine Güte. 20090322_panne_rd11 Dann sitze ich also noch mindestens eine Woche hier fest, bis die restliche Stunde bis zum Eintreffen des Pannenfahrers vergangen ist. Das kann ja heiter werden. Auf dem dicken Baumstamm, den ich mir schon zum Bau eines Einbaumes ausgesucht hatte – damit ich mitsamt dem Motorrad wenigstens die drei oder vier Kilometer nach Persenbeug stromabwärts gelangen könnte – legte ich mich nun wieder in die Sonne und übte mich im Meditieren, denn ohne Taschenmesser wurde aus der Idee mit dem Einbaum nichts. Ich hab nie ein Taschenmesser mit, wenn ich mit dem Motorrad fahre. Das wird sich in Zukunft ändern, aus Fehlern soll man schließlich lernen.

20090322_panne_rd12 Angst vor Kälte brauchte ich nicht zu haben, denn im Notfall würde mich der Holzhaufen hier mindestens eine Woche, wenn nicht gar ein ganze Jahr vor dem Erfrieren schützen. Wie das in der Praxis, im Notfall, wirklich aussehen würde, das wusste ich aber nicht so genau, denn es konnte durchaus sein, dass, durch ungünstige Winde, der ganze Haufen auf einmal abbrennt. Dann wäre mir anschließend, nachdem die Feuerwehren abgezogen sind, wieder kalt.

Plötzlich wurde ich aus meinen abenteuerlichen Planungen für den Kampf ums Überleben gerissen, den das Telefon läutete. Der Pannenfahrer war am Rohr und ließ mich wissen, er wäre in 5 – 10min bei mir. Gottlob, ich war gerettet! Hoch erfreut empfing ich ihn in meiner kleinen, bescheidenen Klause, wir luden das Motorrad auf und los gings, der Autobahn und dann der rettenden Heimat entgegen. Ich hatte es geschafft und war wieder in der 20090322_panne_rd13 Zivilisation.

Jetzt brauche ich nur mehr den Motor zu zerlegen und nachsehen, was die Ursache für den Schaden ist. Dann ziehe ich, wir haben eh eine Wirtschaftskrise, die geplanten Investitionen für den nächsten Winter eben vor, mach den Motor gleich neu, mit Lagern und neuen Kolben usw, und hab, falls das Wetter weiterhin so schlecht bleibt, gleich eine schöne Beschäftigung. So hat sich mir jetzt bestätigt, was andere schon lange vorausgesagt hatten. Mit 3 Motorrädern wird einem nie langweilig, denn eines ist fast immer kaputt.

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