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6. März 2016

Uhren aus Shanghai – Shanghai 851-5

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 13:01

Die Geschichte der Shanghai Watch Factory, wie sie heute besteht, und wenn man ihre Entstehungsgeschichte in Betracht zieht, ist ein wenig kompliziert darzustellen. Uhren wurden in Shanghai seit den 50er Jahren gebaut. Die Uhrwerke wurde importiert und in eigenständig hergestellte Gehäuse verbaut. Das Ziel war aber, in China eine eigenständige, von Importen unabhängige Uhrenindustrie zu gründen. Deshalb my_chinese_watchblog_shanghai_581_5_001wurde gegen Ende der 50er Jahre auch in Shanghai eine Uhrenfabrik gegründet, die darauf abzielte, eigenständig komplette Uhren herzustellen. Die Entwicklung dieser Uhrenindustrie in Shanghai kann man HIER nachlesen. Grob gesagt entwickelte sich im Raum Shanghai eine ganze Reihe von Uhrenfabriken, die bis in die Zeit der Quarzuhren hinein den Produktionsausstoß ständig vergrößerte. Bis 1990 betrug der Gesamtausstoß aller Produktionsstätten Shanghais weit mehr als 100  Millionen Uhrwerke und Uhren. Den Sowjets, die sich technologisch den Chinesen immer weit überlegen fühlten – über weite Zeiträume hinweg nicht zu unrecht – müssen bei diesen Zahlen die Augen übergegangen sein. Durch politische und wirtschaftliche Veränderungen in China fand aber auch die Pleite Einzug in die chinesische Wirtschaft. Um 1990 lag trotz der immensen Produktionszahlen die Shanghaier Uhrenindustrie am Boden. Ihre Art zu arbeiten rechnete sich nicht mehr, der Markt war my_chinese_watchblog_shanghai_581_5_002weitgehend gesättigt, Chinesen kauften auch lieber ausländische Uhren. So kam es zum großen Umkrempeln. Weite Teile der Uhrenfabriken wurden zu neuen Firmen zusammengefasst, unprofitable Teile verkauft oder stillgelegt. Der direkte Nachfolger der ursprünglichen Shanghai Uhrenfabrik/en soll die heutige Shanghai Watch Industrie Co. sein. Offenbar gibt es im Raum Shanghai aber auch heute noch einige andere, private Uhrenfabriken. Wer genauer nachforschen will, dem wünsch ich viel Spaß und noch mehr Ausdauer dabei. Nun zu dieser Uhr.

my_chinese_watchblog_shanghai_581_5_003Der Händler aus Shanghai, bei dem ich sie kaufte, schreibt zu dieser Uhr, die Uhrenfabrik hätte sie zur Erinnerung an das erste selbstständig in Shanghai gefertigte Uhrwerk “Shanghai A851” auf den Markt gebracht und deshalb das neueste 35 Steinige Shanghai Kaliber RK4 für diese Uhr in “Shanghai 851-5” umbenannt. Ob das zu einem bestimmten Zeitpunkt anlässlich eines Jubiläums statt fand, oder weil einfach grade Zeit dazu war, ist mir unbekannt. Ich hatte dieses Modell beim Stöbern gefunden und irgendwie sofort ins Herz geschlossen. Ich trag sie auch jetzt, während ich dies schreibe, und ich trag sie schon seit Tagen. Sie geht auch sehr genau. Was ich an dieser Uhr so reizvoll finde, ist eine Kombination aus mehreren Dingen.my_chinese_watchblog_shanghai_581_5_005

Erstens die angenehme Größe. Ich mag keine riesigen Uhren, wie sie teilweise heute modern sind. Der Durchmesser beträgt, mit einem Maßband ohne Krone gemessen, 38mm. Die Dicke wird offiziell mit 13mm angegeben, beträgt mit der Schiebelehre gemessen aber 14.4mm. Rein Optisch, in der Hand gehalten, scheint das ein ziemlich dicker Brocken zu sein, auf den Arm geschnallt, was mit der Butterfly-Schließe sehr flott und bequem geht, schaut das ganz anders aus. Sie trägt sich bequem und wirkt dann durch ihre gestufte Bauweise – die untere Hälfte hat eine wesentlich geringeren Durchmesser als die obere Hälfte – sogar sehr flach. Was mir persönlich sehr gut my_chinese_watchblog_shanghai_581_5_006gefällt, ist das Zusammenspiel aus der Gestaltung des Ziffernblattes, den langen, schlanken Zeigern für Stunde und Minuten, dem gepfeilten und gebläuten Sekundenzeiger, der bei richtigen Lichteinfall wunderschön blau aufleuchtet, dem kleinen, gewundenen Zeiger der 24 Stunden Anzeige und den römischen Ziffern, die zusammen mit dem fünften Zeiger für die Anzeige des Datum ein wunderbar abgerundetes Bild ergeben. Sicher, Aussehen ist Geschmackssache, und über Geschmack kann man wunderbar streiten. Mit gefällt’s jedenfalls.

Ob die 24 Stunden Anzeige sinnvoll ist oder nicht, auch darüber kann man streiten. Beim Einstellen des Datum macht sie sich jedenfalls angenehm bemerkbar, weil man weiß, wann der Zeiger springen wird und ob er springen wird, was hilfreich sein kann, wenn die Uhr länger gelegen ist. Hilfreich ist auch, dass es sich bei diesem Uhrwerk um ein Automatikwerk handelt, sonst müsste man sich eine andere, etwas größere Krone wünschen. Aber zum Ankurbeln des Uhrwerkes und zum Einstellen der Uhrzeit wie des Datum reicht die vorhandene Krone bei weitem aus. Wem wirklich langweilig ist, der nimmt die Uhr ab und dreht sie um. Durch den Glasboden kann man dem Werk beim Werkeln zusehen. Ob das zu sehende Uhrwerk schön genug verziert ist oder nicht, ist Ansichtssache, in der Hauptsache aber eine Preisfrage. Wie viel Aufwand darf man für $265.- erwarten? Wem das Gebotene zu schlecht ist, der kann ja einmal bei einem Schweizer oder Deutschen Hersteller nachfragen, was er für diese Summe bekommt. Ich finde, wenn man die knallrote, dick gepolsterte Kunstlederschatulle öffnet, in der sie geliefert wird, hat man schon ein Prachtstück vor Augen. Das liebevoll gestaltete User Manual, das zugleich Garantiekarte ist, rundet das Bild angenehm ab. Man sollte sich von dieser Bedienungsanleitung aber nicht zu viel erwarten. Neben den Worten “Shanghai” und “USER MANUAL” gibt es nur mehr ein paar Worte des Garantie-Teiles, die sich mit Englischkenntnissen lesen lassen, der Rest ist in Chinesisch gehalten. Viel Spaß beim Lesen und………..

 

Einen schönen Tag noch………………….

12. Februar 2016

Uhren aus Peking – Beijing Beihai Ltd. und Zhufeng II

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 18:50
Beijing Beihai 50th Anniversary 1958 – 2008 Limited Edition

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, nicht wahr? Wer kennt das nicht? Wahl zur Schönheitskönigin. Wahl zum Adonis des Jahres. Was auch immer. Miss Austria, Miss Germany, Miss World, Miss oder Mister Universum, die schönste Frau, der tollste Mann der Welt. Man schaut das Foto an, nickt und blättert weiter. Plötzlich hält man inne, starrt gebannt auf das Bild. Das Herz pocht bis zum Hals, der Blutdruck steigt, die Luft wird knapp. Was ist passiert? Auf Seite irgendwas ist ein Mädl abgebildet, deren Anblick einem den Atem raubt. Keine Schönheitskönigin, keine Miss irgendwas, ein Mädl aus einem unbekannten Dorf. “DIE ist die schönste auf der Welt!” denkt man sich heimlich und hofft, dass nicht gerade jetzt die Alte (ja, ja, ich bin ein Mann……) über die Schulter schaut. Guggen wird man ja noch dürfen, oder? Schnell blättert man weiter, aber der Anblick dieser Schönheit bleibt noch im Gedächtnis, wenn man Miss World längst vergessen hat.

my_chinese_watchblog_beihai_ltd_002Ja, Schönheit ist nicht genormt. Da gibt’s keine Schablone. Schönheit soll zwar angeblich, bei technischen Produkten wenigstens, planbar sein, aber ob etwas tatsächlich als schön befunden wird, hängt von vielen, vielen Faktoren ab. Vor allem von dem, der schaut. Was mir gefällt, kann bald jemandem gefallen, ich kann aber mit meiner Ansicht von Schönheit auch sehr alleine sein. Das macht nichts. Dadurch wird die Welt nicht langweilig, und dadurch bekommt auch jeder etwas. Vielleicht sogar jeder etwas anderes. Und jetzt zu dieser Uhr, die nicht jedem gefallen muß.

Ich hab ja schon immer was auf schöne Uhren gehalten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals nur einfach so eine Uhr gekauft zu haben, damit ich weiß, wie spät es ist. Mir lag immer sehr viel daran, dass sie auch gefällig aussah. Aber selbst meine teuerste Uhr, der Tag Heuer 6000 Chronometer, war nicht Liebe auf den ersten Blick. Sie hat mir gefallen, keine Frage. Sonst wäre sie gar nicht in Betracht gekommen. Bis zum tatsächlichen Kauf war das aber eine längere Prozedur. Ich überlegte mir recht genau, was ich da kaufe. Nicht nur wegen des Preises. Ich hatte damals gar kein Interesse dran, noch eine Uhr und noch eine Uhr zu kaufen. Eine genügt, sagte ich mir. Eine, dafür die Richtige. Das war sie damals, und ich liebe sie noch heute. Die Uhr, bei der es einfach PENG machte – “Muß ich haben!” –  war sie nicht.

PENG, machte es, als ich diese Beijing Beihai Ltd. sah. Das Herz schlug bis zum Hals, die Luft wurde knapp, ich wurde von einer Sekunde auf die andere nervös. Ich kenn dieses Gefühl sehr gut. Mein erstes Motorrad hab ich wegen diesem Gefühl ge- und verkauft. Der Auslöser für den Verkauf war eine Silber Metallic farbene Alfetta GTV 2.0 mit schwarzen Ledersitzen. PENG, und ich hatte keinen Bock mehr auf meine Honda CB750Four, die bis dahin mein Traum war. Diesen Alfa wollte ich haben. Ich hab ihn auch gekauft, und ich hab es nie bereut. PENG machte es auch, als mir ein rothaariges Mädchen nachlief. Ich hätte nie gedacht, dass die mich mag. Ich hab sie auch bekommen, aber ich Trottel hab sie wieder stehen gelassen. Das hab ich bereut. Aber das Leben geht weiter. Und ein paar Jahrzehnte später machte es wieder einmal PENG. Das war diese Uhr. Natürlich hab ich sie gekauft.my_chinese_watchblog_beihai_ltd_003

Der Name Beihai bezieht sich auf den nördlichen See in Peking, hab ich irgendwo gelesen. Dort war ich schon einmal. Den Beihai-Park und den Beihai-See hab ich schon einmal gesehen, und zwar im Zuge meiner Reise durch China vor 18 Jahren. Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Ich hab keine Ahnung, welche Kriterien bei der Namensgebung dieser Uhr ausschlaggebend waren, aber wenn sie der Uhr nur einen Namen einer schönen Landschaft in Peking, dem Sitz der Firma, geben wollten, haben sie genau den richtigen gewählt. Manchmal wussten die chinesischen Kaiser wirklich, was schön ist. Manchmal aber auch nicht. Parks oder Gärten können die Chinesen jedenfalls auf eine Art anlegen, das können höchstens noch die Japaner. Sonst niemand. Ob es irgendwie zusammenhängt, dass man besonders kunstvolle, verschnörkelte Gärten anlegt, wenn man eine besonders verschnörkelte Schrift schreibt? Irgendwie ist es aber schon verdächtig, dass ausgerechnet die Chinesen und Japaner so schreiben und solche Gärten und Parks anlegen. Im Vergleich zu diesen prachtvollen Parkanlagen schaut der Park im Schloß Schönbrunn in Wien eher so aus, als hätte Franz Josef dort Kartoffel und Gurken angebaut. Nein. War nur Spaß. Schönbrunn ist auch schön. Aber ganz anders.

An dieser Uhr stimmt einfach alles. Es spielt dabei keine Rolle, wer sie baut. Es spielt auch keine Rolle, aus welchem Land sie kommt. Und schon gar keine Rolle spielt es dabei, was sie kostet. Die Beijing Beihai Ltd ist eine der schönsten Uhren, die ich je gesehen hab. Wenn nicht DIE Schönste. Ich kann nicht beschreiben, was mich daran dermaßen fasziniert. Es ist einfach alles stimmig! Ich konnte auch nie sagen, was mich am Alfa so fasziniert hat, dass ich dafür mein über alles geliebte Motorrad verkaufte. Beides zusammen ging damals nicht, also zog das Motorrad den Kürzeren. Wie gesagt, ich hab es nie bereut. Das Ding fuhr sich wie ein Kart.

my_chinese_watchblog_beihai_ltd_001Bei dieser Uhr was das einfacher. Ich mußte dafür nichts verkaufen. Erstens hab ich heute etwas mehr Geld als damals, und zweitens, so teuer ist die gar nicht. Sie ist ja aus China, und nicht aus der Schweiz. Wie wir wissen, lebt der gemeine Chinese ja von einer Hand voll Reis am Tag. Ok. Heute nicht mehr. Und für diesen Preis könnte man sich auch schon etwas mehr als eine Hand voll Reis kaufen. Ich kenn die Reispreise jetzt nicht auswendig, drum hab ich grade gegoogelt. Je nach Geschäft und Packungsgröße gehen sich zwischen 260 und 1200 Packungen Reis aus. Österreichische Preise wohlgemerkt. In China ist das vielleicht eine ganze LKW Ladung Reis. Drum hab ich mir lieber diese Uhr gekauft. Ich esse zwar sehr gerne Reis, aber was mach ich mit so viel? In den Garten kippen? Außerdem hätte auch kein Chinese eine LKW Ladung Reis statt der Uhr gekauft. Vielleicht nicht einmal diese Uhr. Die kaufen heute lieber Schweizer oder Japanische Uhren, und wenn sie genug Geld haben, am liebsten Rolex. Ich persönlich würde mir für den Preis einer Rolex lieber einen ganzen Haufen günstigerer, schöner Uhren kaufen. Zum Beispiel von der Beijing Watch Facroty. Die tollsten Uhren dieser Firma, die mit Email-Ziffernblatt und komplexen Tourbillon Werken, kosten aber zumindest genau so viel wie eine Rolex. Oder mehr. Die Welt ist soooo ungerecht.

Nein. Quatsch. Ich bin froh, in dieser Ecke der Weltkugel geboren und aufgewachsen zu sein. Es gibt absolut keinen Grund, unzufrieden zu sein. Hier kann man wirklich noch seines eigenen Glückes Schmidt sein. “Jeder soll nach seiner Fasson selig werden”, soll schon der Preußenkönig Friedrich II gesagt haben. Genau das versuch ich. Mit Erfolg. Und außerdem muß man nicht alles haben. Ich glaub auch gar nicht, dass es glücklicher macht, alles haben zu können. Wovon sollte man dann noch träumen?my_chinese_watchblog_beihai_ltd_004

Diese auf 2008 Stück limitierte Uhr gibt’s es bis dato in zwei Versionen. Das ist deshalb möglich, weil die BWAF nicht die gesamte Serie auf einmal baute, sondern je nach Nachfrage kleinere Serien auflegt. Dadurch können im Laufe der Zeit Verbesserungen einfließen, dadurch ergibt sich aber auch, dass innerhalb der Serie Unterschiede bestehen. Dass freut vielleicht die zukünftigen Sammler. Die Urversion sah geringfügig anders aus. Vor allem unterscheiden sie sich durch das neue Uhrwerk. Wie der Vorgänger ist auch dies ein Handaufzugkaliber, das neue B18 besitzt im Gegensatz zum Vorgänger SB18 jedoch auch eine Datumsfunktion. Die man verwenden kann, oder auch nicht. Bei dieser limitierten Beihai wird sie nicht verwendet. Man braucht aber für ein Datum kein eigenes Uhrwerk mehr, man kann ein und das selbe verwenden. Ist bei den eher kleinen Stückzahlen der Pekinger Uhrenfabrik vielleicht gar nicht so unwesentlich.

my_chinese_watchblog_beihai_ltd_zhufeng_01Der für mich persönlich interessanteste Unterschied ist die fehlende englische Aufschrift der Originalversion. Bei der Erstversion stand am Ziffernblatt unter dem stilisierten Tiān’ānmén  “Beijing Watch” drauf. Bei den neuen Modellen, und zwar nicht nur bei der Beihai, sondern bei allen neuen Modellen der BWAF, sind an derselben Stelle chinesische Schriftzeichen zu finden, die vermutlich das gleiche bedeuten, aber wesentlich besser aussehen. Es schaut einfach chinesischer aus. Hierbei handelt es sich ja nicht um einen “China-Kracher”. Dies ist kein von billigen Arbeitskräften zusammengeschusterter Schrottwecker. Die ist eine wunderschön gefertigte Uhr einer chinesischen Manufaktur, und da kann man, verdammt noch einmal, als Chinese auch stolz drauf sein! Und das kann man durch chinesische Schriftzeichen auch zeigen! Für so ein wunderbares Produkt ist es auch keine Schande, wenn “China Made” drauf steht. Ein chinesischer Uhrmacher ist nicht zwangsweise ein schlechterer Uhrmacher! Es gab auch einmal eine Zeit, als Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha ausgelacht wurden. Die, die am lautesten lachten, gibt’s heute nicht mehr oder nur mehr in stark verkleinerter, unbedeutenderer Form. Heute lacht keiner mehr. Es gibt auch in China Hersteller, über die man nicht lachen sollte. Es wäre vielleicht besser, sie sehr ernst zu nehmen, sonst erstickt man früher oder später an der eigenen Selbstgefälligkeit, wie das zahllosen europäischen Motorradherstellern gegangen ist. Natürlich gibt es auch Schrott aus China. Nicht einmal selten. Nicht selten steht heute aber ein europäischer Name drauf.

Beijing Zhufeng II

Zhūmùlǎngmǎ Fēng ist der chinesische Name des höchsten Berges der Welt, des Mount Everest. Es ist (lt. Wikipedia) die phonetische Widergabe des tibetanischen Namens Qomolangma, “Mutter des Universums”. Zhufeng ist die Abkürzung. Was für ein Name für eine Uhr! Der höchste Berg der Erde! Nach offizieller chinesischer Auffassung ist das auch legitim. Der Everest steht auf chinesischem Gebiet. Egal, wie das der Rest der Welt sieht. Manche Europäer sehen das zwar ganz anders, aber das liegt vermutlich auch nur im Auge des Betrachters. Die meinen, China hätte Tibet und Nepal besetzt. Das gehörte nie zu China. Die chinesische Kultur ist allerdings rund 4000 Jahre alt. Da sind die Germanen noch im Neandertal herum geirrt und die Vorfahren der heutigen Amis lebten noch auf den Bäumen Europas, etwas spitz formuliert. In diesem Zusammenhang frag ich mich, wie es Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts zum sogenannten “Boxeraufstand” kam? Was hatten die alle in China zu suchen? Noch dazu bewaffnet. Urlaub wird das ja wohl nicht gewesen sein? Soviel zu Ansichten in Sachen Weltpolitik. Und nun wieder zu Uhren.my_chinese_watchblog_beijing_zhufeng_2_003

Ich gestehe, die Zhufeng war nicht Liebe auf den ersten Blick. Sie hat mir gefallen, aber das Gefühl “Will ich haben” begann sich erst nach und nach zu regen. Ausschlaggebend dafür war wohl die Beihai. Die Everest ist ihr nicht unähnlich, aber doch irgendwie ganz anders. Reden wir einmal über die Gemeinsamkeiten. Der Durchmesser ist etwa gleich. Ich hab nicht nachgemessen, aber wenn ich sie nebeneinander halte, sind sie gleich groß. In beiden werkelt auch das gleiche Uhrwerk, das B18 Handaufzugkaliber. Hier zeigt sich auch der erste große Unterschied. Die Everest hat ein Datumfenster, die Beihai hat keines. Wir erinnern uns, das B18 ist ein datumfähiges Kaliber. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass die Beihai kein Datumfenster hat. Es gibt eine unlimitierte Ausführung mit Datum, wie es auch eine Ausführung mit Automatikwerk mit Datum gibt. Ohne Datum gefällt sie mir aber wesentlich besser. Seltsamerweise stört es mich an der Everest nicht wirklich. Trotz einer gewissen Ähnlichkeit sind es einfach zwei total unterschiedliche Uhren. Die Urausführung besaß kein Datum. Das war mit dem SB18 Kaliber auch gar nicht möglich.

my_chinese_watchblog_beijing_zhufeng_2_002Ein großer, und auch in gewisser Hinsicht irreführender Unterschied besteht an der Rückseite der Uhr. Die Rückseite der Beihai ist am Rand nur etwas abgeschrägt, ansonsten schmiegt sich der Glasboden eng und eben über die gesamte Fläche der Rückseite ans Uhrwerk. Der Glasboden ist also nicht einfach nur drauf geschraubt, wie bei anderen Uhren, er ist integraler Bestandteil der Konstruktion und gibt den Blick absolut unverzerrt auf das gesamte Werk frei. Das ist auch bei der Everest so, nur ist die Rückseite der Everest nicht komplett flach, wie bei der Beihai. Beide Uhren sind um einiges größer als das Uhrwerk, beide Uhren sind, nachgemessen, 10mm dick. Die Everest schaut wesentlich dicker aus! Bei der Everest besitzt nämlich nur der obere Teil, ich würde sagen, die obere Hälfte, der Uhr den großen Durchmesser des Ziffernblattes. Die unteren 5mm sind auf den Durchmesser des Uhrwerkes verengt, womit sich ein Absatz ergibt, der, zufällig oder gewollt, das Aufziehen der Uhr erleichtert. Wobei man hier anmerken muß, dass sich die Beihai aufgrund der größeren Zwiebelkrone genau so einfach aufziehen lässt. Die Everest besitzt diese Krone aber nicht. Braucht sie auch nicht.my_chinese_watchblog_beijing_zhufeng_2_007

Die Ur-Everest wurde mit einem Lederband mit Faltschließe ausgeliefert, die Everest II kommt mit einem feingliedrigen Stahlband mit der selben Faltschließe, mit der auch das Band der ZunDa ausgestattet ist, die ich vielleicht ein anderes Mal gesondert vorstelle. Funktionell wie optisch gibt’s da nichts auszusetzen. Selbstverständlich befindet sich, wie auf der Aufzugskrone, auch auf der Faltschließe das Markenzeichen der Firma, das stilisierte Tor zum himmlischen Frieden. Das Uhrband lässt sich unter Zuhilfenahme einfacher Werkzeuge, sofern man nicht zehn Daumen besitzt, auch leicht selbst auf die passende Länge kürzen. Dazu braucht man keinen Uhrmacher.

Das hochglanzpolierte Stahlband ist Geschmackssache. Ich finde, es passt ganz gut zur Everest. Wer gerne Milanaise Bänder trägt, dem wird auch dieses Band gefallen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich es nicht eines Tages gegen ein Lederband tausche, wenn mir das richtige über den Weg läuft. Ich glaub, es täte der ganzen Uhr gut, wenn das Band nicht gar so glänzt. Auf Bildern hab ich sie mit einem Python Band gesehen, da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Andererseits weiß ich nicht, wie man zur Haut eines Python kommt, um daraus ein Uhrband zu machen. Wenn das nur die Überreste vom Häuten sind, macht das nichts. Wenn deswegen eine Schlange dran glauben müsste, würde mir das sehr viel ausmachen. So viel, dass ich verzichte. Ich liebe Schlangen. Vor allem Python. Ich hatte schon eine in der Hand. Toll, kann ich nur sagen. Fühlt sich noch toller an, als die Everest mit Python Band, da bin ich sicher.

Einen schönen Tag noch………………..

2. Februar 2016

Uhren aus Peking – Blue Hong Ru Automatik

Filed under: صنع في الصين - anihC ni edaM — Benzin @ 16:34

my_chinese_watchblog_beijing_hong_ru_blue_001Gestern hab ich diese Uhr bekommen. Schon als ich sie aus der hübschen Verpackung nahm, einer braunen, mit Samt ausgelegten Schachtel mit dem goldenen Aufdruck des symbolisieren Tiān’ānmén, dem Markenzeichen der Beijing Watch Factory Co. Ltd., wusste ich, Bilder können die Wirklichkeit einfach nicht wiedergeben. Ich kannte sie ja nur von den Bildern des Verkäufers und von Bildern, die man so in Uhrenforen sieht. Die Bilder zeigen nicht, wie diese Uhr in Wirklichkeit aussieht. Nicht annähernd. Das liegt wohl daran, dass unsere Augen bei weitem nicht das Auflösungsvermögen eines modernen Objektives, vielleicht sogar eines hochauflösenden Makro Objektives, haben. Gottlob haben sie das nicht. Einmal wären wir mit Details konfrontiert, die wir zum Leben nicht brauchen, und zum Zweiten würde uns eine Menge entgehen.my_chinese_watchblog_beijing_hong_ru_blue_003

Heute am Vormittag war ich in einem Kaffeehaus, einen Kaffee trinken. Ich trug dabei diese Uhr. Es war sozusagen die Premiere. Ich saß wie immer an der Schank und schlürfte genüsslich meinen Kaffee. Im Licht der kleinen Spots, die im Oberteil der Schank montiert sind, leuchtete das Ziffernblatt in einem fluoreszierenden Blau, dass einem direkt den Atem verschlug. Ich konnte mich an diesem Ziffernblatt gar nicht satt sehen. Ich kann mich sogar jetzt, am Computer sitzend und schreibend, nicht an diesem Ziffernblatt satt sehen. Immer wieder fällt mein Blick auf dieses blaue Leuchten, dass sich mit dem Blickwinkel ständig verändert und teilweise Strahlen bildet, als würde im Inneren eine UV-Lampe leuchten. Unglaublich! Nur wenn man ganz genau, vielleicht sogar mit einer Lupe, nachschaut, fällt einem der Grund für dieses Leuchten auf. Es ist der Schliff des Ziffernblattes, der das Licht bricht. Objektive können offenbar dieses wunderschöne, blaue Leuchten nicht einfangen, lösen allerdings den Wellenschliff so deutlich auf, dass der wunderschöne, optische Reiz unter den Tisch fällt. “Bilder sagen mehr als tausend Worte”, heißt es. Oftmals schon. In diesem Fall nicht. Nicht annähernd.

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Ich glaub nicht, dass man sich diese Uhr kauft, nur um zu sehen, wie spät es ist. Es ist, für mich zumindest, ein mechanisches Schmuckstück. Paßt zu meinem Spielzeugauto. Das ist nämlich Lazurblau. Dies ist genau die passende Uhr zum Auto, würde ich sagen. Sie ist, wie jede Uhr der BWF, bis in kleineste Details ausgezeichnet verarbeitet, da gibt’s nichts zu meckern. Aber mein Gott, es wird bestimmt zahlreiche Leute geben, die diese Uhr nie tragen würden. Erstens, weil sie aus China ist, und zweitens, weil zu viel Blinke, Blinke und zu bunt. Na ja. Ist ja gut, dass wir unterschiedliche Ansichten haben. Wäre ja schade und langweilig, wenn wir alle das gleiche wollten. Ich trag grade ein rotes Hemd. Ist auch nicht jedermanns Sache. Übrigens, wenn man die Bilder nicht vergrößert, also nicht anklickt, kommt der Lichteffekt der Wirklichkeit am nächsten. In der Vergrößerung ist man von der Wirklichkeit am weitesten entfernt. Diese Details sieht man mit freiem Auge nicht.

 

Einen schönen Tag noch……………..

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